Am Himmel werden keine Vögel schweben,
Maschinen beben, in Raumschiffen dröhnen,
an Cybersex wird man sich bald gewöhnen,
Embryonen harren im Glas aufs Leben.
Über menschlichem Kopf strahlt keine Sonne,
Chemikalien sind's, die Licht dann spenden,
Träume von der alten Welt niemals enden.
Es gibt kaum Willen und freudige Wonne.
In ferner Zeit, im Jahre dreitausendzehn.
Menschen sich in leblosen Chips wiederseh'n.
Es pulst ein greiser Strom der Zeitenwende
in den Venen, strebt dem Jahrtausendende
stetig entgegen, Uhren niemals stehen,
Jahre verbrennen, Epochen verwehen.
Atome zu Kreaturen sich reihen,
wenn sie sterben, kommt erneut ein Befreien.
Ein Meer der Augenblicke und Äonen,
sind fließende Wasser der Zeitdämonen.
Lebewesen treiben, die Dämme brechen,
frohe Sekunden sich mit Jahren rächen
am Ende der verkrümmten Lebensleiter.
Das Herz der Weltuhr schlägt ungerührt weiter,
es gibt den Anfang nicht und auch kein Ende,
ein töricht Wort, was heißt Jahrtausendwende?
An den November zur Jahrtausendwende
November, du bist mein Monat, schön und grau,
deine Luft ist schon kühl, zuweilen noch lau.
Dein Gewölk ist lebhaft, vom Wind getrieben,
deine Tage kurz, vom Lichte geschieden.
November, die Straßen schimmern blau, sind nass,
die Gesichter vieler Menschen scheinen blass.
Novembergeister lieben Nebelschleier,
eine zarte Eisschicht glänzt auf dem Weiher.
Die meisten Tage des Jahres sind gezählt,
sprühend' Feuer im Morgentau längst verschwelt.
Tauben über rauchenden Schloten gurren.
Katzen leis' an warmen Kaminen schnurren.
November, du lässt das Jahr schon bald enden,
dabei ein Jahrtausend auf sich bewenden.
Raketen steigen auf, in die Nacht hinaus,
Menschen stehen stolz vor dem eigenen Haus.
Rauchschwaden harmlos durch die Straßen wallen,
man hört Gelächter und Sektkorken knallen.
Feiernde tanzen im erleuchteten Saal,
die Domglocken schlagen jetzt zum zwölften Mal.
Sektkelche - mit Sehnsucht gefüllt - erklingen,
der schwarze Vogel weitet seine Schwingen.
Unten am Meeresgrund toben die Schollen,
eine Warnung hat keiner hören wollen.
Papst Paul erteilt den Christen seinen Segen.
Seismographen sprechen von einem Beben.
In Fluten sterben nicht mehr und nicht minder
Einhundertfünfzigtausend Gotteskinder .
An die anarchistischen Kinder
So einfallsreich, mit blitzend forschen Augen
können Kinder den Eltern Nerven rauben.
Mit faustischem Lachen, völlig ungerührt
wird die Welt zu ihrem Spielzimmer gekürt.
Ihr küsst die Hand, die sich gegen euch erhebt,
seid so lebendig, schlau und unüberlegt.
In euren Herzen pocht Gesetzlosigkeit,
zum Aufgeben seid ihr keinesfalls bereit.
Die Zukunft ruht auf euren schmalen Rücken.
Idealismus und Mut machen euch reich,
ihr verzaubert die Welt und könnt entzücken.
Doch Erwachsene und Kinder sind nicht gleich.
Wenn die Kinderseelen zerbrochen werden,
erlischt die letzte Hoffnung hier auf Erden.
Wenn Lehrer und Sophisten kaum noch fragen,
was Gedanken mit dir tun, wie es dir geht.
Nur versprechen, du wirst es besser haben,
man dein Universum aber nicht versteht.
Dann ahnst du wohl, es sind nicht die richtigen
Menschen an deiner Seite, die gestalten
die neue Seele zu einem wichtigen
Wesen in der Welt der gescheiten Alten.
Spielzeug und Rat werden sie dir auch geben,
aber keine Formel für wahres Leben.
Die zarte Ahnung, sie wächst in dir heran.
Eine Einsicht, die die Welt entfalten kann.
Wenn du nur Courage hast, nachzudenken,
werden Götter dir ein Bewusstsein schenken.
Von den ungeborenen Kinderseelen
Im Nirgendwo erstreckt sich ein leerer Raum,
in ihm ruht sanft und einsam ein hehrer Traum.
Kinderchöre, verlassen von Verrätern,
Stimmen, die rufen nach Müttern und Vätern.
Vom Nichtexistieren ganz matt und träge
sind hohle Atemzüge und Herzschläge.
Die Zeit dämmert, alles wartet auf Leben,
man behielt es und wollt’s nicht weitergeben.
Äonen, Lebensläufe, ganze Meere
von Menschenworten hocken in der Leere,
und allmählich wird es leiser und leiser.
Das Licht erlischt, die Rufe klingen heiser.
Eine Umarmung steht verwaist noch im Raum,
körperlos verwachsen mit dem Lebensbaum.
Es war so still in der Nacht, alle schliefen,
als Schicksalsgötter Höllenboten riefen.
Ein dünnes Kabel in der Decke glühte,
bis es sich entflammte und Funken sprühte.
Gegen Morgen des grünen Donnerstags dann
im Dachstuhl ein Feuer zu wüten begann.
Den Geruch der brennenden, heißen Gase
spürte nicht ein Schlummernder in der Nase.
Die Flammen leckten gierig an den Betten,
Ein blinder Mann konnte sich nicht mehr retten.
Wer hat Mut, diesen Toten zu beklagen.
Hört ihr ein Seufzen, eine Glocke schlagen?
Haus, in der Nacht noch warst du erhellt und rot,
am Tag danach abgebrannt, ganz schwarz und tot.
Ist Zeit des Aufbruchs in eine neue Welt,
in der du verlässt den engen warmen Schlund,
wirst brutal in dein eig’nes Leben gestellt,
so klein, völlig ausgeliefert, schutzlos und
als Kreatur, die nicht weiß, was Leben ist.
Wächst auf in einer glanzvollen Gesellschaft.
Wirst schlauer und schlauer, weil du denkend bist,
trägst zum Weltwandel die geniale Kraft.
Der Wille, glaubst du, bestimmt den Weg, das Wort,
du bist eben gekommen und gehst schon fort,
stürzt aus deinem Lebenstraum wie buntes Laub.
Ist erreicht das End’ von diesem kurzen Sein,
da bist du nur ein elendes Häufchen Staub,
nicht viel mehr, als nur ein kleiner, runder Stein.
Zum Hals steht Uncle Sam das pochende Blut,
in den Slums verrecken Menschen, deren Wut
schmeichelnden Drogen anheim gefallen ist,
in den Bundesstaaten herrscht der Antichrist.
In New York schweben Geier in den Lüften,
Indianer heben sich aus den Grüften.
Die Herzen der Menschen verkohlen schon bald
in der Gier nach Macht, und es gibt keinen Halt.
Über ihren Köpfen schweben Axt und Beil.
Schauspieler verkünden den Fortschritt, ein Heil
dem Wahnsinnigen, der dies noch glauben kann.
Wenn alle Seelen aufgestiegen sind, dann
folgen auch die letzten bösen Gedanken,
und ein ganzes Weltbild gerät ins Schwanken.
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