Es ist auch eine egoistische und narzisstische Art, später im Leben der Kinder Einfluss zu nehmen und diskrete “liebevolle“ Kontrolle auszuüben. Denn wenn erwachsen das Kind es nur mit großen Anstrengungen schafft den Alltag zu meistern, kommen solche Eltern angerannt, um zu helfen und somit die Macht über die Person zu haben und sich selbst als etwas Besonderes zu sehen.
Überbehütung führt zu Burnout. Programmiert um völlig auszubrennen:
Menschen, die ausgebrannt sind, sind nicht nur überfordert und überlastet, sondern sie können einfach nicht mehr. Die Ursache für diese Schwäche, die zu extremer Erschöpfung führt, liegt nicht, wie oft gesagt wird, in der Überforderung selbst – weil es zu viel ist- oder in den hohen täglichen Anforderungen, z.B. am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Schule, im Sport, sondern in der Unfähigkeit diese Anforderung an seine Bedürfnisse anzupassen.
Aber die Frage ist: Warum brennen manche Menschen aus und andere nicht? Kann man Kinder programmieren, dass sie als Erwachsene schneller ausbrennen?
Nicht zu viel Druck, zu viel Stress oder zu viel Arbeit verursachen Burnout, sondern falsche Arbeit, falsches Verarbeiten von Druck und Stress, Dialog- und Kontaktverlust mit sich selbst, Verlust oder Missachtung der inneren Stimme.
Das bedeutet, dass der Hauptgrund viel mehr in bestimmten Persönlichkeitsdefiziten zu finden ist. Diese werden durch eine ungeeignete Erziehung in der Kindheit angelegt. Eine Vergleichsanalyse verdeutlicht, wie bestimmte Persönlichkeitsmerkmale dazu führen, dass die Einen ausbrennen, die Anderen aber nicht, egal wie hoch und stressig die Anforderungen sind. Kinder überbehüten, ihnen keine Grenzen aufzeigen, keine Werte mitgeben, prädestiniert zur Burnout-Anfälligkeit. Diese Fallschirmerziehung stößt die Kinder unvorbereitet in das wahre Leben, das sie dann nicht meistern können.
"Heutzutage werden Kinder wie Fallschirmspringer erzogen, wie Menschen, die aus einem Flugzeug hinausgeworfen werden und dann alleine schauen müssen, wo und wie sie auf dem Boden landen und wie sie dann unten mit der Realität klarkommen. Wenn ein Kind gelernt hat, dass es alles auch ohne Mühe und Leistung bekommen kann, dass seine (absichtliche) Verfehlungen keine Konsequenzen haben, wie soll es in der Arbeitswelt und in dem wahren Leben, weit weg von Mama und Papa, zurechtkommen, wo alles erkämpft und verdient werden muss, wo Fehler bestraft werden und wo ihm Grenzen gezeigt sind? Eine gute Erziehung ist der beste Schutz gegen Burnout und nicht ein guter Therapeut."
Menschen, die trotz hoher Anforderungen, vieler Arbeit, trotz Druck und Stress nicht ausbrennen, haben seit ihrer Kindheit gelernt ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen, sie in gesundem Maß zu überschreiten, bewusst ja oder nein zu Anforderungen zu sagen und auf sich selbst zu hören. Sie sind bereit, alles zu geben, wissen aber auch genau, wann es zu viel ist. Menschen, die all dies nicht können, laufen Gefahr, sich ausbeuten zu lassen, sich zu überfordern und völlig auszubrennen. Diese Unfähigkeit wird in der Kindheit durch eine falsche Erziehung einprogrammiert.
Burnout passiert nur, wenn wir Selbstzerstörung zulassen, egal ob von außen oder durch uns selbst. Die Gene dieser Selbstzerstörung entstehen schon sehr früh im Leben. Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Erziehungsfehlern in der Kindheit und Stressprogramm, Ich-kann-Nicht-Denkweise, Erschöpfungsmentalität, Antriebslosigkeit und Burnout-Anfälligkeit im Erwachsenenalter.
In der Kindheit legen die Eltern den Grundstein für eine spätere Burnout-Anfälligkeit. Im Erwachsenenalter werden diese Kinder dann zu Menschen, die leichter ausbrennen, nicht weil die Anforderungen zu groß sind, sondern weil sie unabhängig von den Herausforderungen erschöpft sind und nicht mehr können – sie haben es einfach nicht gelernt, mit den Ansprüchen des Lebens zurechtzukommen.
Eine Hauptursache liegt in einer Unfähigkeit, die Anforderungen an die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten anzupassen. Dies passiert vor allem, wenn man den Kontakt zu sich selbst verliert und diesen Kontakt nicht wieder herstellen kann, wenn man keine gesunde Beziehung zu sich selbst und zu seiner Welt hat, wenn man keine Einheit findet zwischen seinem Verstand, seinem Gefühl und der realen Welt, wenn alles in einem falsch verschaltet ist. So spürt man nicht mehr, wann etwas zu viel ist, wann man nicht mehr kann, wann man sich zurückziehen soll und muss, wann man ja oder nein sagen muss, wenn man die innere Stimme nicht mehr hört oder sie ignoriert, wenn man Druck falsch verarbeitet und wenn man verlernt hat, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen – oder es nie gelernt hat, wann man ein Leben lebt, dass der eigenen Identität nicht entspricht, weil man eine Erziehung in sich trägt, die der Realität fremd ist. Stattdessen hat man Persönlichkeitsmerkmale entwickelt, die die Burnout-Anfälligkeit drastisch erhöhen wie Perfektionsdrang, Konkurrenzgeist, Egoismus, Unzufriedenheit, mangelndes Selbstvertrauen und Selbstliebe, Unfähigkeit nein zu sagen und einige mehr.
Setzt man den Kindern keine Grenzen, gibt man ihnen die Macht zu Hause, bestimmen sie über ihre Eltern und werden gar Eltern der Eltern, lernen sie auch nicht, Grenzen wahrzunehmen, anzuerkennen und zu respektieren, sowohl äußere wie innere Grenzen. Eine solche Erziehung bereitet die Kinder nicht auf das wahre Leben vor, das ständig Grenzen aufzeigt, die den Erwachsenen dann völlig unvorbereitet treffen. Er hat nicht gelernt, Grenzen zu überwinden, sich anzustrengen, um etwas zu erreichen und zu bekommen, denn meist werden in einer Erziehung ohne Grenzen auch keine Leistungen eingefordert. Da dem Kind außerdem nie beigebracht wurde, die eigenen inneren Grenzen zu spüren und zu respektieren, wird es diese auch als Erwachsener drastisch überschreiten, um doch noch irgendwie mit diesem wahren Leben fertigzuwerden. Es wird für ihn zu viel sein. Das ist, was ich "Fallschirmerziehung" nenne, weil das Kind ohne Vorbereitung - wie bringe ich Leistung so, dass ich äußere Grenzen überwinden kann, aber meine inneren respektiere und schütze - in das Leben in der echten Welt gestoßen wird und dort dann alleine zurechtkommen muss.
Aus meiner Arbeit mit zahlreichen Menschen, habe ich auch klar festgestellt, dass es ein weiterer zentraler Erziehungsfehler ist, keine guten Werte zu vermitteln. Gute Werte geben Ruhe, Halt, Stabilität und Orientierung. Sie sind effektive Werkzeuge im Kampf gegen Überforderung und Überlastung. Sie schützen gegen innere und äußere Ausbeutung und helfen, Ziele zu erreichen, ohne sich selbst zu schaden. Beispiele für gute Werte sind: (Selbst)Liebe, Demut, Dankbarkeit, Gerechtigkeitssinn, Respekt, Disziplin, geben, teilen, Freiheit, Gesundheit, Freude. Ein weiterer unerlässlicher Wert ist der Glaube, der eine Grundhaltung des Vertrauens und der Zuversicht ermöglicht. Mangelnder Glaube verringert das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Mangelndes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl führen dazu, dass die innere Stimme nicht ernst genommen wird. Man ist leichter manipulierbar und übernimmt zum Beispiel mehr Arbeit als einem guttut.
Neben diesen zentralen Erziehungsfehlern gibt es noch weitere, die es Erwachsenen schwer machen mit den täglichen Anforderungen und Herausforderungen des Lebens zurechtzukommen. Dazu zählen Unterforderung, Angst vor Leistung, negativer Leistungsdruck, Konsummentalität, ungesunde Ernährung, zu frühe Selbstständigkeit, negatives Denken, sexueller Missbrauch, besonders dieser, der subtil verläuft und keine Beweise hinterlässt.
Man kann deswegen laut sagen, dass Burnout „verhütbar“ ist.
Keine Wertehygiene: Erziehung ohne positive Wertevermittlung, Vermittlung von falschen Werten und Normen
Werte stehen für das, was uns absolut wichtig ist und wofür wir uns sehr anstrengen würden. Unsere Werte geben uns einen Rahmen. Sie geben uns wichtige Werkzeuge, um in dieser Welt einigermaßen zurechtzukommen.
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