1 ...6 7 8 10 11 12 ...47 Stationäre Früh-Rehabilitation nach Hirninfarkt
Zu und neben den ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen und Kontrollen sollten dabei folgende Therapiemaßnahmen – individuell angepasst an die jeweiligen Erfordernisse des Schlaganfall-Patienten – zur Anwendung kommen (in der Übersicht und in Kurzform):
I. Physiotherapie auf neurophysiologischer Grundlage
[z.B. Bobath-Konzept, Training der Aktivitäten des Täglichen Lebens, Pusher-Therapie, Brunkow-Stemmführung, Eutonie nach G. Alexander, Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation (PNF); außerdem zusätzlich Physiotherapie im medizinischen Bewegungsbad und zu einem späteren Zeitpunkt auch Medizinische Trainings-Therapie (MTT) // bei Wahrnehmungsstörungen/Neglect wirkungsvoll: Lösungstherapie nach Schaarschuch-Haase bei Spastik sehr gut wirksam: „Brugger-Biofeedback“; bei Koordinationsstörungen wirkungsvoll: Gyrotonic Expansion System Therapy® (GEST®)]
II. Ergotherapie
[dieses Therapieverfahren ist indiziert bei Störungen der Motorik und der Sensomotorik, z.B. infolge eines Schlaganfalls
III. Logopädie
[dieses Fachgebiet befasst sich mit Funktionen & Störungen des Sprech- und Sprachapparates, also die Bereiche Stimme, Sprechen, Artikulation und außerdem der Schluckakt. Einsatzgebiete z.B. zur Therapie nach einem Hirnschlag sind: Störungen der Artikulation, der Sprachbildung und/oder des Schluckaktes]
IV. Elektro-physikalische Therapien
[hierbei wird elektr. Strom zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. Der elektrische Strom hat dabei unterschiedliche Wirkungen auf das Gewebe:
a) Förderung der Durchblutung,
b) Anregung der Muskelaktivität beziehungsweise Lockerung der Muskulatur,
c) Beeinflussung der Schmerzleitung, d) Erwärmung von Hautund tieferen Gewebeschichten,
e) Anregung des Stoffwechsels.
Zu unterscheiden sind:
1. Gleichstrom-Therapie,
2. Niederfrequenz-Therapie,
3. Mittelfrequenz-Therapie,
4. Hochfre-quenz-Therapie,
5. Elektrotherapie zum Einbringen von Medikamenten (Iontophorese)]
Zusätzlich bei psychischen Störungen infolge Schlaganfall:
V. Psychiatrische Therapien
[u.a. Gesprächstherapien zur Verarbeitung des Traumas „Schlaganfall“]
Ggfls zusätzlich oder anstelle:
a. Progressive Muskelentspannung (PMR) nach Edmund Jacobson
b. Konzentrative Bewegungs-Therapie (KBT) nach Prof. Helmuth Stolze
c. Feldenkrais-Methode nach Moshe Feldenkrais
d. Respiratorisches Biofeedback nach Prof. Dr. HansCarl Leuner
e. Atemtherapie („Erfahrbares Atmen“) nach Prof. Ilse Middendorfu.a.m.
f. Kreative Therapien
Es versteht sich von selbst, dass in einer stationären Reha ein waches Auge gerichtet werden muss auf die „bestmögliche“ Einstellung des Blutdrucks, des Blutzuckers, der Blutfette, der Blut-Gerinnung und so erforderlich auch der Nieren-Retentionswerte und der Serum-Elektrolyte und bedarfsweise weiterer Parameter (z.B. Schilddrüse).
Auf ein Wort zu Arzneimitteln …
Immer wieder werden – bona fide (gut gemeint) – nach einem Hirnschlag/ Schlaganfall „Durchblutungs-fördernde Arzneimittel“ verordnet bzw. vom Kranken eingenommen.
Um es kurz zu machen:
Weder für chemisch-definierte Wirkstoffe – u.a. Cinnarizin, Naftidrofuryloxalat, Pentoxifilin – noch für die zahlreichen biologisch-naturheilkundlichen Wirksubstanzen – phytotherapeutisch wie homöopathisch; wie u.a. Ginkgo biloba, Tabacum, Secale cornutum – findet sich in der wissenschaftlichen Literatur ein nachprüfbarer Hinweis auf die Wirksamkeit bei zerebralen Durchblutungsstörungen einerseits ganz allgemein und speziell zur Nachbehandlung nach einem Schlaganfall!
Hinweis:
Bei etlichen Schlaganfall-Patienten bestehen auch nach einer stationären Früh-Reha und auch noch nach einer intensiven „stationären“ Behandlung weiter behandlungs-bedürftige Ausfälle/Defizite.
Für und bei diesen Kranken ist eine anschließende stationäre Rehabilitations-Behandlung in einer entsprechenden Fachklinik – neben der unerlässlichen neurologischen Ausrichtung sollte eine psychiatrische/ psychomotorische Fachdisziplin zumindest konsiliarisch vorhanden sein – unumgänglich und sicherlich ist bei vielen „Schlaganfall-Patienten“ eine ambulante Langzeit-Therapie erforderlich.
Stationäre Sekundär-Rehabilitation nach Hirninfarkt
In einer speziellen Reha-Fachklinik unter stationären Bedingungen mit einer Zeitdauer von mindestens 3-4 Wochen.
Entsprechend den nach der Früh-Reha noch bestehenden Ausfälle/ Defizite/Störungen nach akutem Schlaganfall muss/sollte die Gesamt-Therapie sich darstellen (Maßnahmen wie oben).
Außer den o.gen. therapeutischen Maßnahmen bewährt sich auch in der Schlaganfall-Reha-Therapie das
Therapeutisches Reiten („Hippo-Therapie“)
[ „Therapeutisches Reiten“ ist ein eigenständiger Begriff, dem eine historische Entwicklung zu Grunde liegt und der sich vor allem gesellschaftlich etabliert hat. Im weiteren Sinne umfasst Therapeutisches Reiten Förderung, Therapie und Sport; im engeren Sinne umfasst es pferdgestützte Förderung und Therapie.
Beim Therapeutischen Reiten steht die Heilung und Förderung der geistigen, sozialen und körperlichen Entwicklung im Vordergrund. Der Erwerb reiterlicher Grundkenntnisse ist zweitrangig.
Das Therapeutische Reiten umfasst folgende Fachbereiche:
Hippotherapie (DKThR)® (ärztlich verordnete Fachbehandlung), durchgeführt von Physiotherapeuten mit entsprechender Zusatzausbildung
Heilpädagogische und pädagogische Förderung mit dem Pferd, durchgeführt von Pädagogen oder Psychologen mit entsprechender Zusatzausbildung
Ergotherapeutische Behandlung mit dem Pferd, durchgeführt von speziell ausgebildeten Ergotherapeuten
Pferdesport für Menschen mit Behinderungen ergänzt als paralleler Ansatz die oben genannten Fachbereiche. Die Reiterei gehört dabei zu den wenigen Sportarten, die Menschen mit Behinderungen und Nichtbehinderte zusammen ausüben können]
(Quelle: Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V.)
Bleibt noch
Ambulante Nach- & Weiterbehandlung nach einem Schlaganfall
Was die Weiterbehandlung von Residuen nach einem stattgehabtem Schlaganfall angeht, so entscheidet dies der Neurologe in Kooperation mit dem Hausarzt/hausärztlichen Internisten; dies betrifft einmal die medikamentöse Behandlung (z.B. Antikoagulanzien, Thrombozyten-Aggregationshemmer, Antihypertensiva, orale Antidiabetika bzw. Insulin) und andererseits die erforderlichen Fachtherapien (u.a. Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Therapeutisches Reiten).
Sollte es bei dem Schlaganfall-Patienten infolge des Hirninfarkts zu „psychischen Auffälligkeiten/Störungen“ kommen, dann sollte in keinem Falle ‚zugewartet‘ werden und es dann evtl. zu einer manifesten „Post-Stroke Depression“ (Depression nach Schlaganfall) kommen lassen!
Hier sollte frühestmöglich eine Zuweisung zu einem Facharzt für Psychiatrie erfolgen.
In vielen Fällen hat sich für Schlaganfall-Patienten die Einbindung in eine „helfende Einrichtung“ wirkungsvoll bewährt, so z.B.
1. Schlaganfall-Ring – Die Patientenorganisation
2. Selbsthilfegruppen Schlaganfall
[Infos im Internet]
Schlaganfall-„Verlauf & Prognose“
Der Krankheitsverlauf und die Chancen auf eine (Aus-)Heilung hängen beim Schlaganfall in erster Linie vom Ort und der Größe der dauerhaften Hirnschädigungen ab.
Einer von 5 Patienten stirbt innerhalb der ersten 4 Wochen.
Weiter eine traurige Reralität:
Jeder Zweite, der einen Schlaganfall überlebt, bleibt aufgrund der eingetretenen Schädigungen des Gehirns pflegebedürftig und schwerstbehindert.
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