Zielbereich bei Kranken mit bekannter Hypertonie: 180/105 mmHg
Zielbereich bei Kranken ohne vorbestehende Hypertonie: 160-180/90-100 mmHg
Absenkung des Blutdrucks bei Werten >220 mm Hg systolisch oder >120 mmHg diastolisch
Bei Durchführung einer Lyse-Therapieoder Antikoagulation sollte RR systolisch nicht >185 mmHg sein (Blutungsgefahr)]
Hinweis:
Bei „Hypertonie“ vor Einleitung einer antihypertensiven Therapie zuerst „Ursachen-Forschung“ (z.B. Herzrhythmusstörungen/Vorhofflimmern/AV-Block usw., verminderte Herzauswurfleistung oder verminderte zirkulierende Blutmenge (Hypovolämie, z.B. infolge Blutverlust)) – bei Hypovolämie unbedingt vor Lyse erforderlich eine Kompensierung der Hypovolämie!
e)Herz-Kreislauf-Funktion (erforderlichenfalls) stabilisieren
f) Thrombolyse-Therapie (s.u.)
g)Weitere Maßnahmen
1. Neuro-protektive Maßnahmen
[Neuroprotektion = Maßnahmen, die eine Schädigung oder das Absterben (Apoptose) von Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark verhindern/verringern und geschädigte Nervenzellen regenerieren. Durch neuroprotektive Medikamente können Nervenschäden ( Neuropathien) verhindert oder gelindert werden; z.B. Glutamat-Antagonisten, Calcium-Antagonisten oder sogen. Radikalenfänger. Sie reduzieren nachweislich den ischämischen Zellschaden, bremsen die entzündlichen Vorgänge und sogar den Zelltod]
2. Blutzucker-Management
[obligat für Diabetiker! Ziel: stabile Normoglycämie]
Thrombolyse-Therapie (Fibrinolyse-Therapie) (kurz: „Lyse“)
d.i. die die Auflösung eines Thrombusmit Hilfe von Medikamenten(sogen. Fibrinolytika).
Dies ist in der Regel nur bei kleinen, frischen Thromben möglich.
Unterschieden werden die
1) s ystemische Thrombolyse ,
bei der das Medikament intravenösverabreicht wird und die
2) lokale Thrombolyse ( Katheterlyse)
bei der das Medikament über einen Katheter direkt in das betroffene Gefäßappliziert wird.
Indikation:
Ischämischer Hirninfarkt innerhalb Zeitfenster unterhalb 4,5 Std., das sogen. „Lyse-Zeitfenster“ .
I.Kontraindikationen für eine Lyse-Therapie:
Insb. bei erhöhtem Blutungsrisiko; u.a.:
- Aktive oder anamnestisch stattgehabte intrazerebrale Blutung
- Ausgedehnter schwerer ischämischer Schlaganfall ( NIHSS>25)
- Gerinnungsparameter: Thrombozyten<100.000, INR>1,7, Quick <50%
- Erkrankungen mit erhöhtem Blutungsrisiko (Malignom, akute Pankreatitis, Ösophagus-Varizen)
- Gewebedefekte:
OP oder Trauma innerhalb der letzten zwei Wochen, nicht-komprimierbare Punktionen (Organ-, Gefäß- oder Lumbalpunktion) innerhalb der letzten Woche
- Schwangerschaft/Entbindung/ Wochenbett
- Nicht kontrollierbare arterielle Hypertonie>185/110 mmHg
- Bakterielle Endokarditis
II.Komplikationen
- Blutungen, insbes. intrakraniell
- Oro-linguales Angiödem mit Gefahr der Atemwegsverlegung
Interventionelle Therapie (mechanische Rekanalisation)
D.i.
die artifizielle (künstliche) Dilatation/Gefäßweitung, Stent- Implantationoder (patho)physiologische Wiederöffnung eines obliterierten(verschlossenen) Gefäßesoder Hohlorgans.
Indikation:
a. Akuter Verschluss der großen hirnversorgenden Arterien des vorderen Kreislaufs
b. Akuter Verschluss der A. basilaris
Hinweis:
Nur 1-5% aller Patienten mit einem ischämischen Schlaganfall kommen für eine interventionelle Therapie infrage!
Hinweis:
Der Schlaganfall-Patient verbleibt weiterhin auf der Stroke Unit und zwar solange, bis sich sein Gesundheits-Zustand stabilisiert hat; d.h. zumindest für die gesamte Zeit der sich an die Akut-Intervention anschließende „Therapie in der Frühphase nach Hirninfarkt“ .
Therapie in der Frühphase nach Hirninfarkt
Die Versorgung in der Frühphase nach Hirninfarkt dient der Vermeidung von Rezidiven und sekundären Komplikationen.
Sie beinhaltet:
1. Vitalparameter-Monitoring
[d.s: 1. Herzfrequenz/Puls, 2. Atemfrequenz, 3. Blutdruck, 4. Körpertemperatur und 5. Sauerstoffsättigung/pO 2– solange erforderlich]
2. Kontrolle des neurologischen Befundes
[Dokumentation des NIHSS-Scores]
3. Regelmäßige Laborparameter-Kontrollen
[Blutzucker, Elektrolyte, Gerinnungs-Screening, kleines Blutbild und zeitweise zusätzlich: Entzündungsparameter, Nierenretentionswerte und auch sogen. „Infektionsparameter“]
4. Infekt-Therapie (fakultativ)
[entsprechend den ermittelten Befunden: gezielte und frühzeitige Antibiose. Vorsicht: aber kleine antibiotische Prophylaxe!]
5. Neuroprotektive Maßnahmen (s.o.)
a. Blutzucker-Management (fakultativ)
[Ziel: stabile Normoglycämie – entsprechend den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft]
b. Blutdruck-Management (fakultativ)
[entsprechend den Leitlinien der Deutschen Hochdruckliga/Deutsche Gesellschaft für Hypertonie: an-zustreben ist eine stabile Einstellung im normotonen Bereich mit konstanten Werten <130/85 mmHg]
c. Beginn mit antikogulativer Therapie und Thrombose-Prophylaxe
[initial Weiterführung der Therapie mit einem Niedermolekularen Heparin (NMH) – nicht bei Blutungsneigung bzw. hämorrhagischen Infarkt! – nachgehend zur Rezidiv-Prophylaxe mit einem oralen Thrombozytenaggregationshemmer – z.B. ASS 100mg alternativ mit Clopidogrel 75mg (insbesondere, wenn mehrere Risikofaktoren vorliegen) –.
Hinweis: Bei Vorliegen von Herzrhythmusstörungen bes. Vorhofflimmern ist eine durchgängige Therapie mit einem oralen Antikoagulanz wie z.B. Warfarin, Coumadine erforderlich! // während der Zeit der Bettlägerigkeit und bei Risiko für Beinvenenthrombose auch danach: Tragen von Kompressionsstrümpfen / bei Gefahr einer Beinvenenthrombose während der Zeiot der Bettlägerigkeit außerdem Hochlagern der Beine und entsprechende Übungen für die Beine]
d.Therapie mit Statinen
[zur Senkung und Stabilhaltung der Blutfette / z.B. Atorvastatin, Pravastatin u.a.]
8. Dysphagie-Screening („Schluckversuch“) vor der ersten oralen Kost
Alternativ:
a. Wasserschluck-Test nach Daniels
[bei vorliegenden Schluckstörungen. Solle sich der Verdacht auf Schluckstörungen bestätigen, sollte umgehend eine HNO-fachärztliche Untersuchung erfolgen mit ‚instrumenteller Diagnostik‘ mittels Transoraler Lupenendoskopie, Transnasaler Videoendoskopie bzw. Videokinematographie]
b. Gugging Swallowing Screen (GUSS)
[d.i. ein Dysphagie-Screening zu raschen Einschätzung der Schluckfähigkeit und der Aspirations-gefahr (Verschlucken von Nahrung fest/flüssig) nach akutem Hirninfarkt]
9. Weitere (fakultative) Maßnahmen
a. Ausgleich von Elektrolyt-Störungen
b. Erwägung einer naso-gastralen (Nasen-Magen-)Sonde zur Ernährung
Dazu die immens wichtige
10. Früh-Mobilisierung
[wichtig zur Vermeidung von: Dekubitus, Aspirations-Pneumonie, tiefer Beinvenen-Thrombose, Lungenembolie]
Ebenso wichtig wie unerlässlich
11. Früh-Rehabilitation nach akutem Schlaganfall
[d.s. Reha-Maßnahmen, die bereits während der akut-medizinischen Behandlung einsetzen – z.B. Physiotherapie auf neurophysiologischer Basis, Ergotherapie, Logopädie, Sehtraining (Augen- & Seh-Übungen)
Wichtig:
Schnellstmöglich mit der frühen „Sekundär-Prophylaxe“ nach einem
ischämischen Schlaganfall beginnen!
Hinweis:
Mit Erreichen einer gesundheitlichen Stabilisierung kann dann die Verlegung von der Stroke Unit auf eine neurologische Station erfolgen.
Unter fortlaufender neurologischer Überwachung und Behandlung – und erforderlichenfalls zusätzlicher internistischer, HNO-fachärztlicher und bei Auftreten von psychischen Störungen z.B. frühe Post-Stroke-Depression (PSD / Depression nach Schlaganfall) auch psychiatrische Mitbetreuung – erfolgt dort die …
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