Norman Dark - Doppelt

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In Warschau geht eine sogenannte Schwarze Witwe um, die ihre Beischlafpartner nach dem Akt tötet. Die schöne Fremde besticht durch ihr möndänes Äußeres, sodass sie leichtes Spiel mit den männlichen Gästen der angesagten Clubs und Bars hat. Kommissarin Karina Mazur und ihr Team tun sich schwer, sie zu stellen. Ist es die exentrische Marlena, die unscheinbare Ewa, die selbstbewusste Teresa, die geheimnisvolle Joanna oder doch eine ganz andere?
Auch die Kommissarin wird verfolgt. Deshalb hat sie sich von Krakau nach Warschau versetzen lassen. Dort dort geht das Spiel von vorne los.
Spannung, Mystery und viel Warschauer Lokalkolorit bietet dieser Krimi, der noch länger nachwirkt.

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Ewa versteckte sich hinter den Mülltonnen und bekämpfte ihren Brechreiz, der sich bei dem vielen Unrat bemerkbar machte. Ihre Position ermöglichte ihr, die Tür zum Hof im Auge zu behalten. Die Fremde verließ kurz darauf den Hausflur und strebte mit festen Schritten zur Straße. Die Absätze ihrer High Heels erzeugten einen stakkatoähnlichen Klang auf dem größtenteils beschädigten Pflaster. Sie trug enge, schwarze Latexhosen, die ihre wohlgeformten Beine zur Geltung brachten, und ein glitzerndes Oberteil unter ihrem weiten, roten Mantel. Eine große, schwarze Handtasche hing über ihrem angewinkelten Arm, die ein wenig unpassend wirkte, aber bestimmt ihren Zweck erfüllte. Ihre Haare waren jetzt weißblond und fielen glatt wie eine silberne Matte über ihre Schultern, und das Gesicht war auffällig, fast etwas dämonisch geschminkt. Die tiefschwarzen Smokey Eyes und der grellrote Mund waren echte Hingucker.

Fasziniert folgte Ewa der geheimnisvollen Frau in einigem Abstand. Sozusagen in deren Dunstkreis, denn der Duft ihres außergewöhnliche Parfüms hing wie eine Wolke in der Luft und begleitete seine Trägerin. Hoffentlich nimmt sie kein Taxi, dachte Ewa, denn das hätte verhindert, ihr auf den Fersen zu bleiben. Doch ihre Sorge war unbegründet. Die Frau bog nur von der Brzeska in die Ząbkowska ein und blieb nach etwa hundert Metern vor einer der gerade angesagten Bars namens Phoenix stehen, wo sie ohne Umschweife vom Türsteher durchgewunken wurde.

Ewa nahm all ihren Mut zusammen und steuerte ebenfalls auf den Eingang zu. Der bullige Türsteher mit südländischem Aussehen versperrte ihr sogleich den Weg.

»Du kommst hier nicht rein«, sagte er barsch, »das ist ein Club nur für Mitglieder.«

»Vielleicht kann ich ja Mitglied werden …«

Ein taxierender Blick, der die gesamte Erscheinung Ewas erfasste, war die Reaktion.

»Wohl kaum. Sieh dich mal an. Oder hast du keinen Spiegel zu Hause?«

Tief gedemütigt ließ sich Ewa auf keine weitere Diskussion ein und machte kehrt. Einige Häuser weiter postierte sie sich auf der anderen Straßenseite in einem dunklen Durchgang und konnte nur abwarten. Insgeheim hatte sie die Hoffnung, die Fremde würde nach einer gewissen Zeit alleine herauskommen, um entweder die nächste Bar aufzusuchen, oder direkt nach Hause zu gehen.

Nach zirka eineinhalb Stunden, die Ewa wie eine Ewigkeit vorkamen, verließ die Schöne die Bar. Aber nicht allein, sondern in Begleitung eines attraktiven Mannes mit über der Brust geöffnetem Hemd, sodass seine üppige Brustbehaarung sichtbar wurde, und kurzen, ölig glänzenden Haaren. Eng umschlungen küssten sie sich immer wieder oder lachten lauthals, wie zum Hohn.

Ewas Enttäuschung war grenzenlos, als das Paar wenig später einen weißen Audi A1 Sportwagen bestieg und mit aufheulendem Motor davonfuhr. Das hast du nun davon, dachte Ewa. Stundenlang die Beine in den Bauch stehen und dann hilflos den sich entfernenden Rücklichtern des Wagens nachsehen müssen. Sie wusste selbst nicht, woher sie die Hoffnung genommen hatte, gleich beim ersten Mal etwas zu erreichen. Aber warum sollte sie nicht einmal Glück haben? Dabei hatte sie nicht die geringste Vorstellung, wie der Kontakt verlaufen sollte. Konnte sie es wagen, die Fremde einfach anzusprechen und würde dabei riskieren, sich eine ebensolche Abfuhr wie bei dem Türsteher zu holen? Ein anders verlaufener Abend hätte die Frau vielleicht milde gestimmt. Vielleicht hätte sie es sogar begrüßt, sich mit einer anderen Frau auszutauschen? Schwer vorzustellen, denn die geheimnisvolle Schönheit mit ihrem sicheren Auftreten hatte es bestimmt nicht nötig, sich mit einem Mauerblümchen zu unterhalten. Aber einen Versuch wäre es wert gewesen.

Trotzdem die Sache kaum weniger rätselhaft war, klärten sich dennoch einige Dinge. So war die Frau also nicht vor drei Tagen zu Besuch gegangen, sondern wohnte offensichtlich selbst in der Wohnung. Allein oder mit einem Partner? Der konnte ja zur Arbeit oder verreist sein. Dann mussten die beiden eine sehr lockere Beziehung führen, wenn sie die Abwesenheit nutzte, um sich in ein Abenteuer zu stürzen. Oder war der Sportwagenfahrer der Freund und hatte nur in der Bar auf sie gewartet? Fast ebenso grotesk. Wer solch einen Wagen fuhr, wohnte bestimmt nicht in einer so verkommenen Umgebung. Aber das tat die Fremde schließlich auch, oder? Aus welchen Gründen auch immer.

Ewa trat den Heimweg an und musste feststellen, der Lösung des Rätsels keinen Schritt näher gekommen zu sein.

Der leicht angetrunkene Mann konnte es gar nicht erwarten, sich und seine Eroberung zu entkleiden. In Boxershorts und langen Socken bot er eine eher lächerliche Erscheinung, wie ihm augenblicklich bewusst wurde, deshalb zog er schnell einen Morgenmantel an.

»Wie wär’s mit einem Drink?«, fragte er und betrachtete lüstern sein Gegenüber in aufreizenden Dessous.«

»Ja, gern, was hast du denn zu bieten?«

»Alles, was du auch in der Bar bekommen hast, außer Cocktails, natürlich.«

»Dann nehme ich einen Whiskey on the rocks.«

»Wie die Dame befiehlt.«

Er holte Eiswürfel aus dem Gefrierfach des Kühlschranks und ließ sie klirrend in zwei Kristallbecher fallen. Dann goss er jeweils eine gehörige Menge der bernsteinfarbenen Flüssigkeit darauf, reichte eines der Gläser weiter und prostete mit seinem zu.

»Gibt es hier auch ein Badezimmer?«, fragte sie, nachdem sie an ihrem Glas nur genippt hatte.

»Ja, was denkst du denn? Das ist zwar ein sehr altes Haus, aber die Zeiten der Außentoilette sind Gott sei Dank Geschichte. Ich kann zwischen Dusche und Wannenbad wählen.«

»Dann lass uns ein gemeinsames Bad nehmen. Wir sind beide vom Tanzen erhitzt.«

»Viel lieber würde ich dir den Schweiß ablecken.«

»Das bleibt dir unbenommen. Geh schon mal das Wasser einlassen!«

Während der Gastgeber grinsend verschwand, sah sich die Frau aufmerksam um. Die Fenster des Wohnraums mit seinen teuren, aber nichtssagenden Möbeln, waren vorsorglich mit schweren Vorhängen verhüllt, sodass keine neugierigen Blicke von gegenüber eindringen konnten, was ihr sehr entgegen kam. Das Schlafzimmer würde ähnlich eingerichtet sein, dachte sie, doch wenn alles gut ging, würde sie es nicht einmal in Augenschein nehmen, geschweige denn benutzen.

Als er zurückkam, war sein Drink schon präpariert, aber er schüttete ihn ahnungslos hinunter. Ihre Augen blitzten ob des guten Verlaufs der Dinge auf. Er missverstand freilich die Situation in seiner grenzenlosen Selbstüberschätzung.

»Na, du kannst es wohl gar nicht erwarten? Ich sehe die Lust in deinem Blick. Komm, setz dich auf meinen Schoß, solange das Wasser noch einläuft, damit ich dich schon etwas in Stimmung bringen kann!«

Sie setzte sich auf seine fleischigen Schenkel und bemerkte, dass er keinen Slip mehr trug. Gierig tastete er nach ihren Brüsten und stimulierte die Spitzen mit seiner Zunge.

»Die sind so recht nach meinem Geschmack«, sagte er, »weil sie echt sind. Ich habe einen Blick dafür. Die Mädels, die der Natur mit Silikon nachhelfen, lassen mich weitgehend kalt. Da kann ich mir auch gleich eine Gummipuppe nehmen.«

»Das, worauf ich gerade sitze, ist hingegen vom Gefühl her kaum von einem Dildo in beachtlicher Größe und Härte zu unterscheiden.«

»Meine Rede, bei mir hat sich noch keine beschwert. Ich habe schon immer außergewöhnliches Stehvermögen bewiesen.«

»Dann lass uns nicht so lange mit der Vorrede aufhalten und lieber rübergehen!«

Im Bad schwankte er schon etwas, als er in die Wanne stieg, doch er tat, als bemerke er nichts. Vielleicht machte er auch den Whiskey für seinen leichten Schwindel verantwortlich.

»Komm her, du! Damit zusammenkommt, was zusammengehört. Der Schwengel sehnt sich nach den Glocken.« Zu dieser leicht vulgären Ausdrucksweise verleiteten ihn ihre üppige Oberweite und seine kaum noch zu übersehende Erregung.

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