Laura J. Colerman
Isabellas Plan vom Glück
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Inhaltsverzeichnis
Titel Laura J. Colerman Isabellas Plan vom Glück Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41Sechs Monate später
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 42
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Impressum neobooks
Der Wecker klingelte. Ohne zu zögern schwang er sich aus dem Bett und legte sich auf den Fußboden. Routiniert begann er seinen Oberkörper anzuheben, um seine morgendlichen hundert Sit-ups zu absolvieren. Gabriel war jetzt vierunddreißig Jahre alt und einen nicht unerheblichen Abschnitt seines Lebens begann er mit diesem Ritual. Er wusste nicht mehr genau, wann er damit angefangen hatte, er wusste jedoch, dass er es brauchte.
Jeden Morgen.
Tag für Tag.
So war er, das war sein Leben. Nach genau hundert Wiederholungen stand er auf und ging zügig in das geräumige Badezimmer, ohne auch nur ansatzweise außer Atem gekommen zu sein. Die jahrelange Disziplin zahlte sich eben aus. Da Disziplin die Maxime seines Lebens war, stellte er nie infrage, ob es eine andere Möglichkeit gab, den Tag zu beginnen. Warum auch? Seine Lebensweise war optimal für ihn und auf effektivste Weise an seinen Alltag angepasst, also beließ er es dabei.
Jeden Morgen.
Tag für Tag.
Als Gabriel das Bad betrat, waren die anthrazitfarbenen Natursteinfliesen bereits durch die Fußbodenheizung vorgewärmt worden, sodass er sofort mit seiner Morgentoilette anfangen konnte. Wie immer putzte er als Erstes seine Zähne, die exakt in Reih und Glied in reinem Weiß erstrahlten. Das Richten lassen vor einigen Jahren hatte ihn ein kleines Vermögen gekostet. Der angesehenste Zahnästhetiker von ganz Manhattan hatte äußerste Perfektion an den Tag gelegt und ihn schlussendlich zu diesem überragenden Ergebnis geführt. Und Perfektion war für einen Dallaway McAllister gerade gut genug. Gabriel sah auf die Digitalanzeige an der Steinablage und stellte fest, dass er in der Zeit lag. Er hätte allerdings auch nichts Anderes erwartet. Also zog er seinen Pyjama aus und stieg in die Dusche. Für das Waschen und die vollständige Enthaarung seines Körpers durfte er ganz genau zwölf Minuten brauchen, denn auch für die Rasur seines Gesichts musste er im Anschluss noch etwas Zeit einplanen. Acht Minuten. An diesem Morgen gab es keine Unterbrechungen und er konnte die Dusche planmäßig verlassen und sich der Rasur widmen. Gabriel neigte zu einem dichten Bartwuchs, was ihn massiv störte und was dazu führte, dass er bei spontanen Abendterminen oft noch einmal im Vorfeld den entstandenen Schatten von seinen Wangen entfernen musste. Das war eine jener unvorhergesehenen Situation, die er nicht mochte, denn sie machten ihn nervös. Gabriel behielt gern die Kontrolle, war gern Herr der Lage. Nur dann konnte er hundert Prozent geben.
Mit langsamen kreisenden Bewegungen trug er den sahnigen Schaum auf seinen Wangen auf und schabte anschließend in langen akribischen Streifen die dunkelblonden Stoppeln der Nacht von seinem markanten Kiefer. Anschließend bewegte er zur Kontrolle seine manikürten Finger über die weiche Stelle. Nur, wenn sie präzise genug bearbeitet worden war, nahm er sich die nächste Partie vor.
Einschäumen, Schaben, Prüfen. Einschäumen, Schaben, Prüfen.
Nachdem er seinen Unterkiefer auf diese Weise behandelt hatte, befand er das Ergebnis als hundertprozentig gelungen und spülte sich gründlich die noch verbliebenen Schaumreste von seiner makellosen Haut. Jetzt konnte er sich seinen Haaren widmen. Dazu nahm er eine kleine Menge Haarwachs und verrieb es zwischen seinen großen Handflächen bis es warm wurde. Dann verteilte er die herb männlich riechende Paste mit gespreizten Fingen in seinem festen Haar und strich es zu einem angedeuteten Seitenscheitel nach hinten. Gabriel kaufte das Wachs bei seinem hauseigenen Coiffeur, der ihm immer sonntags den Nacken frisch ausrasierte und die Konturen bereinigte. Obwohl ihm sein hellbraunes Haar beim Duschen bis über die Augen fiel, so saß jetzt nach dem Stylen jede Strähne an seinem Ort. Nach der Prozedur im Badezimmer, steuerte er in langen gezielten Schritten sein Ankleidezimmer an, das sich direkt an den Master Bedroom anschloss. Insgesamt hatte er in diesem Penthouse drei Schlafzimmer.Wen interessierte das schon. Er lebte hier völlig allein und nutzte nur circa ein Drittel der vierhundertachtzig Quadratmeter, die sich in der siebzehnten Etage mitten an der Upper East Side befanden. Durch das große Panoramafenster konnte man selbst in seinem Ankleidezimmer den Ausblick über die Skyline von New York genießen, was er jedoch nie tat. Gabriel war kein Genussmensch – eher fokussiert und zielstrebig, was ihn in seinem Arbeitsleben oft weitergebracht hatte. Genuss war Zeitverschwendung und deshalb völlig nutzlos. Er schob einige Kleiderbügel zur Seite, die mit einem hölzernen Geräusch aneinanderschlugen. Seine Haushälterin war angewiesen, die Anzüge und Hemden nach Farben zu sortieren, weshalb das Anziehen nie lange dauerte. Er musste nur noch die Farbe von Hemd und Anzug kombinieren. Da er als Sponsor für verschiedene Galerien schon früh ein ausgeprägtes Verständnis für Farben und Formen entwickelt hatte, war dies eine seiner leichtesten Aufgaben. Viel schwieriger hingegen war es, erstklassige Designeranzüge zu bekommen, die Gabriels Ansprüchen entsprachen. Er war äußerst wählerisch und legte Wert auf einen perfekten Sitz. Da er mit einem Meter einundneunzig relativ groß war, lag sein Augenmerk verstärkt auf den Hosenbeinen. Er hasste es, wenn die Hose auch nur einen Zentimeter zu kurz war. Deshalb nahm der Familienschneider oft einige Zeit in Anspruch, die ausgewählten Exemplare auf einen makellosen Sitz anzupassen. Wenn Geld jedoch keine Rolle spielte, bekam man über kurz oder lang eben alles, was man wollte.
„Alles außer Glück“, vervollständigte Gabriels Unterbewusstsein den Satz, blendete das Gesagte aber unverzüglich wieder aus, denn für Hirngespinste hatte er erst Recht keine Zeit.
„Guten Morgen Mister McAllister, Sir. Ich hoffe Sie hatten eine gute Fahrt.“
Gabriel begrüßte den Securitymann am gläsernen Haupteingang der Dallaway Corporation nur mit einem angedeuteten Nicken, obwohl der große dunkelhäutige Mann ihm die Hand zu Begrüßung entgegenstreckte. Der Sicherheitsmann war neu im Unternehmen und konnte deshalb Gabriels Gepflogenheiten noch nicht kennen. Doch spätestens in einer Woche würde er es kapiert haben. Gabriel gab grundsätzlich niemandem die Hand. Weder zur Begrüßung, noch sonst irgendwann und sein Umfeld musste diese Tatsache früher oder später akzeptieren. Er konnte Berührungen nicht ertragen. Das war schon immer so gewesen, zumindest solange er sich erinnern konnte. Falls es sich nicht vermeiden ließ jemanden anzufassen, wie bei der Maniküre oder beim Schneider, schrubbte er anschließend seine Hände so lange, bis sie rot und wund waren. Wenn dann noch Stress hinzukam, was in seinem Leben eigentlich täglich der Fall war, verfiel Gabriel geradezu in einen Wahn aus Schrubben und Seifen. Meist endete es erst, wenn ihn jemand bei der schmerzhaften Prozedur ertappte oder wenn er so viel rohes Fleisch sah, dass ihm sein Verstand genehmigte, die Pein zu unterbrechen.
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