Es wurde ein ganz ansehnlicher, magenta-farbener Drache und er grinste wie Mister Edd aus der Fernsehserie der 60er-Jahre. So wollte er aussehen, ich bekam innerlich sein OK, obwohl mir selbst das Gebiss zu sehr nach Pferd aussah. Mein Drachenbesucher, der mir buchstäblich bei dieser Arbeit im Nacken saß, bestand darauf, dass er genau so aussähe. Er war sowieso sehr eigen und kommandierte mich ziemlich herum. Ich beeilte mich. Trotzdem saß ich eine gefühlte Ewigkeit an den vielen kleinen Einzelheiten wie Ohren, Nüstern, Zacken und – Pardon: Pfoten. Da wollte er Klauen haben, so richtige mit langen Nägeln. Ich hörte mir sein Nörgeln an und sagte dann entschieden: „Wenn du bis zum nächsten Wochenende fertig werden willst, gibt es Pfoten oder Tatzen und die Krallen deute ich nur farblich durch Striche an. Wenn ich da noch drei bis vier einzelne Krallen ausarbeiten soll, an vier Füßen, dauert das noch einige Tage länger und ich will auch mal wieder was anderes machen. Außerdem wirst du dann nicht rechtzeitig fertig. Das Material ist zu schwierig, und als Kuscheltier brauchst du sowieso keine Krallen!“
Diesmal blieb ich fest entschlossen und da er unbedingt bis zum Seminar fertig werden und mitkommen wollte, fügte er sich, zumindest sagte er nichts mehr. Die Flügel machten mir dann auch noch große Probleme. Egal, was ich anstellte, die hingen lapprig und traurig von seinen Schultern. Aber besser ging es nicht.
Am Samstagmorgen packte ich ihn in meinen Korb – natürlich so, dass er raus schaute - und machte mich voller Vorfreude auf den Weg zum Einführungsseminar, denn ich hatte meine Bedingung zu diesem Geschenk ja erfüllt. Unten im Seminarzentrum gab es ein öffentliches Café mit großen Fenstern zur Straße. Dort sah ich Regina mit zwei anderen Teilnehmern beim Frühstück plaudern. Und da noch genügend Zeit blieb, entschied ich, mich auf einen Kaffee dazu zu setzen.
Regina hatte mich schon gesehen und stürmte mir ganz aufgeregt entgegen. „Was ist das denn?“ rief sie und war völlig aus dem Häuschen. Sie griff nach dem Drachen in meinem Korb. Es ging alles so schnell, dass ich nicht mehr sagen konnte, ob sie überhaupt fragte, ob mir das recht sei. In Erinnerung blieb nur, dass sie hin und weg war und mit großen Augen und tief berührt diesen Drachen in ihren Armen hielt, ihn immer wieder von allen Seiten betrachtete und für nichts anderes mehr Augen hatte.
Mir war ja schon klar gewesen, dass der Drache unbedingt zu ihr wollte, aber dass Regina nun umgekehrt genauso begeistert war vom Drachen und mein kleines Filzgeschöpf auch unbedingt haben wollte, wunderte mich dann doch. Und berührte mich tief. Einfach schön, wenn alles stimmte!
„Ist der für mich?“ fragte sie wieder und wieder und beantwortete sich nun gleich selbst die Frage: „Der will zu mir!“ Ihre Emotionen gingen hoch.
Ich erzählte nun auch noch, wie es mir mit dem Drachen ergangen war, und sagte: „Er will mit dir über meine Teilnahme an allen drei Seminaren verhandeln.“ Und das war nun überhaupt gar keine Frage mehr. „Natürlich kannst du teilnehmen!“ sagte Regina und herzte und küsste ihren Drachen. Der Drache hatte Wort gehalten.
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