Ursula Reinhold - Erlesene Zeitgenossenschaft

Здесь есть возможность читать онлайн «Ursula Reinhold - Erlesene Zeitgenossenschaft» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Erlesene Zeitgenossenschaft: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Erlesene Zeitgenossenschaft»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

In Erinnerungen und Betrachtungen schlägt die Literaturkritikerin Ursula Reinhold ein Kapitel deutsch-deutscher Literaturbeziehungen auf. Sie führen in vergangene Zeiten bis 1970 zurück, lassen den damaligen Zeitgeist in Ost wie in West lebendig werden. In Gesprächen mit Hans Magnus Enzensberger, Peter Schütt, Martin Walser, Uwe Timm, Dieter Wellershoff und in Lektüreeindrücken spiegelt sich widerspruchsvolles historisches Zeitverständnis ebenso wie die Wandlungen der Sichten und Ansichten. In selbstkritischer Rückschau sucht die Autorin nach den gedanklichen Markierungen eigener literaturkritischer Bemühungen.

Erlesene Zeitgenossenschaft — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Erlesene Zeitgenossenschaft», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Im Zentrum meines damaligen Interesses standen neben dem „Verhör von Habana“ das poetische Werk, wie es in „Die Verteidigung der Wölfe“, „Landessprache“ und „Blindenschrift“ vorlag. Dennoch bildet nicht das Gedichte schreiben und die Lyrik den Gegenstand des Gesprächs, sondern die Fragen beziehen sich hauptsächlich auf politische Erfahrungen und Ansichten zur Situation in der Bundesrepublik. Begriff und Umgangsweise mit der Kulturindustrie und den Medien werden im Hinblick auf die Herausbildung eines alternativen Bewusstseins erörtert. Auch Nachfragen zur Funktion der Literatur bewegen sich innerhalb des Diskussionszusammenhangs, wie er damals in der BRD bestand. Dieser rein politische Zuschnitt des gedruckten Gesprächs ist es, der mich überrascht und erstaunt, weil ich es so nicht in Erinnerung habe.

Die Welt von 1970 war eine gänzlich andere als die heutige. Die Aufbruchsstimmung, die sich in unserem Gespräch spiegelt, gründete nicht nur in den Illusionen der Zeitgenossen. Sie hing auch damit zusammen, dass sich mit der Systemkonfrontation nicht nur beide Machtblöcke hochgerüstet gegenüberstanden, sondern sich auch gegenseitig herausforderten und in Schach hielten. Ob dem sozialistischen System zu diesem Zeitpunkt noch tatsächlich alternatives Potenzial zu eigen war, ist im Nachhinein kaum zu entscheiden. Auf jeden Fall erscheint es mir naheliegend, dass seine Existenz für die andere Seite noch als Herausforderung wirkte. Es bildete für die imperialistischen Staaten eine ständige Drohkulisse, vor der die herrschenden Sachwalter handeln mussten. Die DDR saß gewissermaßen mit am Verhandlungstisch der Tarifpartner, was nicht nur der Herausbildung des Sozialstaatssystems in der Bundesrepublik positive Impulse gab. Mit den Veränderungen des gesellschaftlichen Systems in den sechziger Jahren bekam die Sozialdemokratie ihre Chance. Sie eröffnete mit ihrer moderateren Anerkennungspolitik neue Wege, nahm aber auch Impulse der inneren Opposition auf und setzte sie in eine die innere Verfasstheit erneuernde Politik um. Willy Brandts Forderung „Mehr Demokratie wagen“ bringt das auf eine Formel, die nicht nur Veränderungen im öffentlichen Klima anzeigte, sondern auch eine veränderte Stellung der Bürger zum Staat. Sie fand Niederschlag in den Bürgerinitiativen, die sich in den siebziger und Achtzigerjahren in Aktionen gegen den Bau von Atomkraftwerken und neuen Landebahnen, bei Hausbesetzungen und anderen Formen konkreten Engagements formierten. Auch in den Protestformen der Frauenbewegung und später in der Friedensbewegung gegen die Raketennachrüstung zeigten sich solche Formen von realisiertem Einspruch. Hier wurde eine staatsbürgerschaftliche Aktionsform praktiziert, die manches durchsetzen half, die zum Teil bis heute nachwirkt und auch gegenwärtig noch nicht ganz verschwunden ist.

Und nun zu unserem Gespräch: Bemerkenswert beim Wiederlesen ist für mich, dass Enzensberger ganz und gar unprovokativ auf Fragen eingeht, hinter denen sich andere Sichtweisen verbargen. Entgegen seiner sonstigen polemischen Haltung ist er gar nicht auf Konfrontation aus, erörtert eigene Illusionen, die er verabschiedet hat, und unterlässt es, zu widersprechen, obwohl ihn wahrscheinlich manches zum Widerspruch gereizt haben muss. Er ignoriert die siegesgewisse Überlegenheitsattitüde, die in manchen Fragen anklingt, lässt sie unerörtert unter den Tisch fallen. Es wird sich schon zeigen, wer sich vor der Wirklichkeit blamiert, wird er sich gedacht haben.

Beim Lesen steigt mir der Verdacht auf, dass wir vielleicht einiges von seinen Äußerungen aus der gedruckten Fassung getilgt haben, denn ich habe nur eine unbestimmte Erinnerung an das Prozedere der Herstellung. Aber da hätte er sicherlich widersprochen, denke ich. Und es passte auch eigentlich nicht zu unserem Stil. Dazu passte allerdings, dass wir polemische Beiträge organisierten, die wir im Heft neben das gedruckte Gespräch stellten. Diese Artikel folgten allesamt der Prämisse, dass die Wahrheit über gesellschaftliche Verhältnisse bei der Arbeiterklasse und natürlich ihrer führenden Partei zu suchen sei. Sie belegen ihrerseits, wie sehr Enzensbergers Vorstellungen von der Rolle herrschenden Bewusstseins auf die Verhältnisse in der DDR zutrafen. Diese Besserwisserei vom Standpunkt unbeirrbarer Gewissheiten, die sich in diesen Beiträgen findet, verursacht mir beim Wiederlesen peinliche Gefühle. Ich bemerke, dass ich an diesem Punkt meiner Beschreibungen jetzt lieber ins Wir ausweichen möchte. Es ist so gesellig, und man kann sich darin besser verbergen, aber es entlastet mich nicht. Denn ich habe die Sache organisiert, wenn auch im Auftrag, mit dem ich mich damals aber in Übereinstimmung wähnte. Da muss ich es aushalten, wie es ist.

Enzensberger war offensichtlich an einem einvernehmlichen Gespräch interessiert. Er war in guter, dankbarer Stimmung über die Aufführung seines Dokumentarstückes „Das Verhör von Habana“. Er verglich sie mit denen, die es in Westdeutschland gegeben hatte und war angetan von der den gesellschaftlichen Kern freilegenden Inszenierung, die als eine wirkliche Ensembleleistung im Deutschen Theater zu sehen war. Er sah sich mit dem Szenarium dieses Stückes in der Rolle des Geburtshelfers. „Das Verhör von Habana“ stand am Beginn einer Reihe von Arbeiten, bei denen er auf unterschiedliche Weise mit dokumentarischem Material arbeitete. Im Umgang mit Zeugnissen geschichtlicher Ereignisse eröffnete er sich eine Möglichkeit, historisch-politische Vorgänge literarisch zu verarbeiten, sie für den Gebrauch in der Gegenwart anschaubar werden zu lassen. Gegenüber den lyrischen und essayistischen Formen, in denen Subjektivität den Zugriff bestimmt, bot das szenische Geschehen die Möglichkeit, die sozialen Grundlagen individueller Handlungs- und Denkmuster im geschichtlichen Geschehnis darzustellen. Für sein Dokumentarstück nutzte Enzensberger das Protokoll eines öffentlichen Tribunals, auf dem 1962 die kubanischen Revolutionäre die geschlagenen Invasoren über ihre Motive befragten. Die von den USA ausgehaltenen Konterrevolutionäre waren ein Jahr zuvor in der Schweinebucht gelandet, um die Insel militärisch aufzurollen. Sie waren von den USA ausgerüstet worden und gaben vor, den Kubanern die Freiheit zu bringen. Das öffentliche Tribunal wurde zu einer Veranstaltung, die für das Selbstbewusstsein der kubanischen Revolution eine große Bedeutung bekam, es wurde ein Vorgang von geschichtlicher Tragweite, ein historischer Glücksfall, den Enzensberger mit dem Material des Protokolls aufgriff. Er hat aus dem Material Verhöre ausgewählt, übersetzt und sie so angeordnet, dass sich im Fortgang der Verhöre nach und nach die wirklichen Motive der Invasoren enthüllten. Es wird deutlich, was sich hinter den Formeln über freie Wahlen, über Meinungsfreiheit und Marktwirtschaft an tatsächlichen ökonomischen und sozialen Interessen verbirgt. So enthüllt der Autor die wirklichen Interessen, die hinter den euphemistischen Formeln stecken, es kommen die wahren Motive für Interessen zum Vorschein, die sich hinter einem Wust von Ideologismen und Idealismen verbergen. Ihr Gebrauch ist interessegeleitet, entspringt mehr oder weniger bewusster Täuschung bzw. Selbsttäuschung. Im szenischen Vorgang, im Hin und Her des Befragens werden Strukturen falschen Bewusstseins offengelegt, die ihre Wirkungskraft zur Durchsetzung von Herrschaftsinteressen bis heute behalten haben.

Im Gespräch hält der Autor an der Einsicht fest, dass sich jeder Herrschaftsanspruch mit falschem Bewusstsein zu legitimieren sucht. Auf die von mir bemühte Formel von den Arbeiterinteressen in den Gesellschaften des realen Sozialismus geht er nicht ein, lässt das Gesagte einfach stehen, ignoriert es. Er muss sich gedacht haben, dass auch mir irgendwann einmal die Strukturen eigenen falschen Bewusstseins auffallen werden. Aber das dauerte noch eine Zeit lang, damals brachte ich die Vorstellung von falschem Bewusstsein nur mit der imperialistischen Klassengesellschaft in Verbindung. Eine solche Kategorie auf das eigene Denken anzuwenden, lag mir ganz fern, erst spät wurde mir bewusst, dass ideologische Floskeln vor allem Ordnung auf Kosten von Weiterdenken erzeugen, um eine Formel aufzugreifen, die von Friedrich Dürrenmatt stammt.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Erlesene Zeitgenossenschaft»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Erlesene Zeitgenossenschaft» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Friedrich Reinhold Kreutzwald - Õnne-rublatükk
Friedrich Reinhold Kreutzwald
Friedrich Reinhold Kreutzwald - Näkineitsi
Friedrich Reinhold Kreutzwald
Friedrich Reinhold Kreutzwald - Paiklikud ennemuistsed jutud
Friedrich Reinhold Kreutzwald
Friedrich Reinhold Kreutzwald - Paristaja-poeg
Friedrich Reinhold Kreutzwald
Ursula Reinhold - Verblassende Spuren
Ursula Reinhold
Ursula Reinhold - Gemütlichkeit
Ursula Reinhold
Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten
Ursula Reinhold
Ursula Reinhold - Erzähltes Leben
Ursula Reinhold
Отзывы о книге «Erlesene Zeitgenossenschaft»

Обсуждение, отзывы о книге «Erlesene Zeitgenossenschaft» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x