Christa Müller - Tango ohne Männer

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Erzählt wird, ausgehend von Elsas Tod ihr Leben, das vielfältig verknüpft ist mit den Leben und Schicksalen der älteren Generation und, über die Erzählerin, mit dem der Tochter und der Enkel.
Der Augenblick des Todes wird für Elsa identisch mit dem Moment der Befreiung und des Glücks. Die harte Arbeit des Erinnerns, die ihre Tochter geleistet hat, geht über das Beschreiben des Gewesenen hinaus. Sie schafft einen geschlossenen Raum, in dem sich innen und außen begegnen.
Tango ohne Männer ist ein bemerkenswertes Buch.
(Waltraud Lewin in
Berliner LeseZeichen, Ausgabe 4/99 (c) Edition Luisenstadt, 1999)

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Als der Bluterguss von ihrem Hockersturz abgeklungen war, bekam Elsa Unterwassermassagen. Im gekachelten Becken, geschlossenen Auges gab sie sich dem heißen Wasserstrahl hin, trieb in einem Strom ungerufener Bilder. Wenn sie bedrängend wurden, wich sie ihnen aus wie eben diesem: Maria, die das Haus verließ wie eine Diebin, auf dem Arm das Herzelein, im Rücken den Baum mit den niedergebrannten Kerzen. Seidenweiche Strähnen streiften Elsas Wangen. Es kam ihr vor, als atme sie den Milchgeruch Anettes und sie sah hinter geschlossenen Lidern ihr helles Haar.

Oder: Eine Nacht zog herauf. Verkleidet als Alte, vermummt in ein Tuch, das sie borgte, ging sie Hesse nach, ihrem zweiten Manne. Er traf sich mit einer anderen Frau.

Sie wich vor diesen Bildern aus in ein stilles, helles Wasser, war wieder ein Mädchen in schwarzem Trikot. Mit sonnengebräunter Haut und Pagenfrisur. Tauchte. Sonne fiel durch Entengrütze auf den Flusssand.

Das Mädchen im schwarzen Trikot schwamm wie ein Fisch. Jetzt kommt der Steg, wusste Elsa. Sie schwang sich hinauf im Vollbesitz ihrer Kraft und lief zum Sprungbrett, nasse Fußabdrücke auf trockenem Holz lassend. Sie roch die Frische, die ihr vom Fluss entgegenschlug, spürte die raue Kokosmatte unter den Sohlen und die Lust auf den Sprung, die Vorfreude, einzutauchen in das durchsonnte Wasser. Sie fühlte Blicke, die ihr galten. Sie stand wie aus einem Guss. Packte mit beiden Händen die Kante des Sprungbretts, spürte dessen Nachgeben und schätzte die Kraft ab, die sie einsetzen musste. Dann schwang sie die Beine überkopf, hielt den Handstand, balancierte den Körper aus und drückte sich ab. Gelungen! Im Flug zerteilte ihr Leib die Luft. Mit den Fingerspitzen öffnete sie die Wasserfläche, jagte hinab zu den Flusskieseln und trieb dann hinauf in das Grün am Rande der Strömung.

Während sie sich diesem Bild hingab, sagte eine unabweisliche Stimme in ihr: Es ist aus! Aus!! Aus!!! Dein Körper gehorcht dir nicht mehr. In die Asche mit deinem Stolz, deinem Hochmut, deiner Sucht, zu gefallen.

Ich fühlte mich wie ein Vogel, wie ein Fisch. Alles war ich zugleich, dachte Elsa. Mensch-Vogel-Fisch.

Die Männer sollten sich den Hals nach dir verdrehn! sagte die Stimme.

Nein! Ja. Auch. Trotzdem war es so.

Höhnisch sang der Widerpart im Hintergrunde: ... ach so bald, ach so bald / welken Schönheit und Gestalt! / Tust du stolz mit deinen Wangen / die wie Milch und Purpur prangen / ach die Rosen welken bald .... Die sentimentale Weise hatte ihr die Worte eingeprägt. Als Kind mit der Mutter im Waschhaus.

Im letzten Urlaub ließen ihre Hände das Sprungbrett fahren. Knie und Beine nahmen es im Fallen wuchtig mit. Grau war es hinter ihren Augen geworden, und sie glaubte, nie wieder aufzutauchen.

Sie hatte sich am Beckenrand erbrochen und das Empfinden gehabt, ihre Beine seien oberhalb der Knie abgeschlagen.

Sie dürfen sich nicht so verspannen, sagte die Badefrau, den Wasserstrahl auf Elsas Gelenke richtend. Ganz locker! Locker!!

Nach den Massagen fuhr Elsa zur Mutter. Bestimmt bist du Ostern zu Hause, sagte sie, ohne daran zu glauben, und Elisabeth stimmte zu und wusste, dass es anders sein würde. Wenn Maria mit meinem Herzelein kommt, besuchen wir dich schon in der Stadt, versprach Elsa.

Dein Herzelein, sagte die Mutter, kenne ich nicht.

Wieso?, sagte Elsa, Anette! Sie ist jetzt ein Jahr alt.

Ein Füchsken? fragte die Mutter.

Aber sie ist blond. Du hast sie doch gesehn!

Nie habe ich sie gesehn!

Elsa verstummte vor der Geste, mit der die Mutter ihren Einwand abtat.

Sie macht sich kostbar, deine Tochter, sagte Elisabeth. Sie braucht uns wohl nicht.

In der Karwoche saß die Mutter schwer atmend, von Kissen gestützt, im Bett und schwor, Maria bekäme ein Geschenk von ihr, sei sie nur erst entlassen.

Maria kam Ostern nicht nach Leipzig. Über das Kinderheim war Keuchhustenquarantäne verhängt. Deshalb musste Maria vor dem geschlossenen Fenster stehen und Anette den Osterhasen zeigen, den sie am Ende ihres Besuchs auf dem Fenstersims zurücklassen würde.

Ida Teubler hatte in der Nacht zum Ostersonntag einen Schlaganfall erlitten. Elisabeth saß bei ihr, als Elsa das Zimmer betrat. Das rechte Augenlid der Mutter hing schlaff herab. Vom linken Auge glaubte sich Elsa angeblickt. Dem verzerrten Munde entquollen gurgelnde Laute. Ihre Hand fühlte sich an wie ein Glied jener Lederbalgpuppe, mit der sie als Kinder gespielt hatten: schlapp.

Hörst du mich?, fragte Elsa und vernahm über dem Pochen ihres Herzens kaum die eigene Stimme.

Ja. Elisabeth antwortete an ihrer Stelle: Ja, Mutter hört uns.

Elsa hatte Eier gefärbt. Grasgrün. Grün ist die Hoffnung. Als sie die Eier in die Farbe legte, hatte die Mutter so noch nicht ausgesehen. Die Eier waren mit Speckschwarte poliert, wie Elsa es der Mutter abgesehen hatte.

Elisabeth nahm sie ihr aus den Händen und sagte: Elsa hat den Osterhasen getroffen. Drei Eier. Für jeden eins. Stimmts? Sie nickte Elsa zu. Morgen spachteln wir sie.

Dieser Ton! Und nie hatte Elisabeth "spachteln" statt essen gesagt. Und dieses Lächeln, das ihre Zähne bloß legte wie an einem Totenschädel. Elsa spähte nach der Mutter und erschrak über den Ausdruck in deren einem, aufgerissenen Auge. Rasch beugte sie sich zu ihr und berührte mit den Lippen die Wange unter diesem Auge. Ihr schwindelte.

Sie konnte sich nicht erinnern, jemals die Mutter geküsst zu haben oder von ihr geküsst worden zu sein. Als sie sich aufrichtete, blickte das Auge sie unverwandt an.

An dem Tag, als die Mutter wieder zu sprechen versuchte, wiederholte sie mehrmals unter Anstrengung: Elsken! Für deine Maria tue ich was. Verlass dich drauf!

Maria wird sich sehr freuen, sagte Elsa und dachte, ich lüge wie Elisabeth. Ich werde mich freuen. Ich! Du hast Maria gehasst, nicht wahr? Jetzt kommt die Zeit, wo du sie liebst. Mich liebst. Nicht wahr? Sie sagte es hastig und leise. Das Auge der Mutter starrte sie an.

Mutter, sagte Elsa, bald blüht der Flieder, du rappelst dich wieder hoch. Wir stellen den Liegestuhl unter'n Fliederbaum.

Unter seinem schiefen Stamm hatte die Mutter nach Karls Tod die Tage verbracht. Einen ganzen Sommer. Niemals hatte sie sich so viel Zeit gegönnt. Niemandem gab sie preis, was sie dachte. Elsa hatte verlangt: Denk mal an uns! Wir sind auch noch da! Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass diese Frau gegen Verluste so wenig gefeit war, wie sie selbst.

Die Kraft der Mutter hatte nie von Jahreszeiten abgehangen. Nur von der Last, die das Leben ihr aufbürdete. Große Last - große Kraft. Es schien, als habe sich mit Karls Tod ihr Leben erschöpft. Wie konnte es sonst sein, fragte sich Elsa, dass die Mutter schweigend dem Scheitern ihrer Ehe mit Hesse und später der mit Euchler zusah und ganz und gar teilnahmslos blieb? Warum, dachte Elsa, hast du mich nicht beschützt? Tatenlos zugesehen hast du. Nein, du hast nicht einmal hingesehen!

Die Unterwassermassagen hatten Elsa nicht wieder hergestellt. Trotzdem schrillte für sie wieder morgens der Wecker. Sie rührte keinen Finger, ihn zum Schweigen zu bringen. Die Strickmütze, mit der sie schlief, in die Stirn gezogen, duckte sie sich tiefer in die Wärme ihres Federbettes. Die Nächte im April Sechzig waren wie Winternächte.

Eine Minute noch liegen. Noch eine. Sie spürte, wie diese Augenblicke das Zögern nährten, aufzustehen. Wie Minute und Minute zum Netz wurden, das sich über sie legte. Laut sagte sie zu sich: Erhebe dich du schwache Frau, in der Röhre steht Kakao!

Was ist Kau-Kau?, hatte sie als Kind die Mutter gefragt.

Schokolade.

Was ist Schollo-Kade?

Scho-ko-la-de! Was Gutes, Elsken.

Aber die Ofenröhre in Hörde ist immer leer gewesen.

Elsa schummelte sich unter der Bettdecke hervor, darauf bedacht, keine Wärme zu verlieren. Fest in den Bademantel gewickelt, stellte sie in der Küche den Wasserkessel aufs Gas und kroch ins Nest zurück.

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