Drei Achterbahnen – also zusammen 24 – befinden sich auf der Wiese. Du gehst hin – zahlst 50 Pfennig – und dafür fahrst du an dieselbe Stelle, wo du eingestiegen bist. Ist das nicht komisch? – Das ist dasselbe, als wenn du am Hauptbahnhof in die Zweier einsteigst und fahrst damit zum Hauptbahnhof – – – Drei Stück Riesenmädchen – der Name derselben ist nicht wichtig, nur das Gewicht – sitzen zusammen in einer kleinen Bude, alle drei auf einem kleinen massiven Podium. Wie sie in die Bude gekommen, ist mir ein jahrelanges Rätsel – durch den Eingang unmöglich. Um Wohnstätten für Menschen zu schaffen, baut man, normal gehandelt, zuerst das Haus, dann ziehen die Menschen ein. Diese drei dicken Mädchen setzte man auf die Wiese und baute ein Haus um sie herum. Wer diese dicken (armen) Menschen auslacht, verdient selbst – so dick zu werden, denn diese Riesenkinder haben von der ganzen schönen Welt nichts, als so dick zu sein.
Mungo, das Affenweib aus dem Negerstamme der Akka Akka, frißt Ratten und Mäuse. Das finde ich nicht gar so furchtbar. Die Pariser haben, als wir sie anno siebzig belagerten, auch Ratten und Mäuse auf der Speisekarte gehabt... Daß heuer ein Oktoberfest in dem andern drinsteckt, wissen die wenigsten, weil es so versteckt ist. Zwei Brüder, beide Mechaniker, haben in ihren freien Stunden, nach jahrelanger, mühevoller Arbeit, ein kleines vollständiges Münchner Oktoberfest zusammengebastelt, welches eher ins Deutsche Museum als auf die Wiese gehört. Jeder Münchner, der außer seiner Wiesenmaß sich auch noch für etwas anderes interessiert, muß sich dieses wahre Kunstwerk ansehen. Es ist leicht zu finden, denn die hochlöbliche Wiesenkommission hat den beiden armen Teufeln trotz halbjähriger Voranmeldung außerhalb der Wiese, unter der Bavaria, ein einsames Plätzchen eingeräumt. Daß ich heuer – auch voriges Jahr – schon Aussicht gehabt hätte, auf der Festwiese vor einem heißen Schweinswürstlrost Schweinswürstlausrufer zu werden, muß ich hier, weil die Sache auf Wahrheit beruht, erwähnen.
Daß auch das wehmütige Zitat: »Das Alte stürzt, es ändern sich die Zeiten« auf unser altes Oktoberfest Bezug hat, sei hier zum Schluß noch erzählt. ... Die alten üblichen Blechmusikanten, meistens drei oder vier an der Zahl, die bei keiner Schaubude fehlten und ihre Volksweisen und Gassenhauer über die Wiese erschallen ließen, sind am Aussterben. – Groß und Klein – Arm und Reich – hatten bei dem Oktoberfest die kindlichste Freude daran, diesen Tonkünstlern zuzuhören, und wenn sie auch noch so gräußlich mit vollen Backen in die mit Grünspan belegten Trompeten bliesen. Wer hat sie vergessen die berühmte Schichtlkapelle mit dem Zwergdirigenten? – Vorbei!! – Vorbeil! – Heuer ist schon zum ersten Male die amerikanische Jazzbandmusik auf der Wiese eingezogen – die gehört doch zum Tanzen, wo sie sehr schön ist – und wie lange wird es noch dauern, vielleicht? – – Einige Jahre noch – – und es werden auch unsere feschen Oberlandlerkapellen mit ihrer schneidigen Volksmusik verschwinden, und statt den schönen bayerischen Liadln: »Wo die Alpenrosen blühn« usw. singt und tanzt man – von einem amerikanischen Jazzorchester begleitet – »Was machst du mit dem Knie, lieber Hans, mit dem Knie, lieber Hans, beim Tanz.«
Alles gut und schön für ein modernes mondänes Etablissement, aber für unser altes, ehrwürdiges Oktoberfest paßt das nicht. – – – Oder baut den modernen Münchnern ein eigenes Oktoberfest ... aber laßts uns das alte. Dann ists uns wurscht.
Geschrieben 1926.
An eine Hundertjährige zum Geburtstag
Nehmen Sie bitte schön von mir die herzlichsten Glückwünsche zu Ihrem hohen Geburtsfeste entgegen. Ich bin dieses Jahr 50 Jahre alt geworden, also halb so alt als Sie heute sind. Aber in 50 Jahren habe ich Sie eingeholt, dann bin ich auch 100 und Sie schon 150. Zu diesem 150. Geburtstag verspreche ich Ihnen heute schon, daß ich Sie dann persönlich besuche und Ihnen zum 150. Geburtstag gratuliere, das heißt, wenn ich bis dahin noch lebe.
Anbei als Geschenk von Fräulein Lisl Karlstadt ein Jo-Jo und einige gute Zigarren.
Bei der Huberbauerin brennt's
Spielt in der Inflationszeit
Gewitterstimmung – Wetterleuchten – Wind – Regen – Donner – Blitz – es schlägt ein.
Huberbäuerin (von innen) : Herein, herein, wer ist denn da? Hat es denn jetzt net grad klopft? Ich hab gmoant, es hat wer pumpert. Bin neugierig, wie heute der Dollar steht. Entweder ist er droben oder herunten – oder er ist gleich gar wieder naufganga. (Liest Zeitung.)
Nachbar (kommt) : Grüß di Gott, Huberbäuerin.
Bäuerin: Ja, der Ferdinand, was willst denn du bei mir?
Nachbar:Huberbäuerin, ich hab dir ein Geheimnis zu sagen.
Bäuerin: Was, ein Geheimnis? Ja wennst mir's sagst, dann is ja kein Geheimnis mehr.
Nachbar:Dös muaß i dir sagn, das ist sehr wichtig für dich.
Bäuerin: Mein Gott, erschreck mi net. Ist am End gar der Butter billiger wor'n?
Nachbar:Naa, naa, so gfährlich is net, gib mir d'Hand, daß du niemand was sagst.
Bäuerin: Da hast mei Hand. Ich bin verschwiegen, wie a Millifrau.
Nachbar:Also, dei Häusl brennt.
Bäuerin: Jesaß Maria, ja was is dös, das hätt ich mir net denkt, dös is aber a traurig. Hat soviel Geld kost, das arme Häusl.
Nachbar:Ich hab's gsehn von mein Fenster aus, dann bin i glei rüber und hab dir's gsagt.
Bäuerin: I dank dir schön für die Mitteilung, und wegen der Kleinigkeit bist du extra 10 Meter weit bis zu mir herglaufen, da könnt i glei woana vor lauter Freud'.
Nachbar:I muß glei wieda gehn, nix für unguat, Pfui di Gott!
Bäuerin: Und soll amol dei Häusl brenna, dann sag i dir's a glei, also pfui di Gott! (Nachbar ab.)
Bäuerin: Mei Gott, mei Häusl brennt. I bin ganz resultatlos, oder sollt er mi anglogn hab'n? Naa, dös tuat er net, da Ferdinand. I kenn ihn ja scho über 14 Tag, dös is a aufrichtiga Mensch, aber ein falscher Kerl. No ja, i kann ja nachschaugn, ob's wirklich so ist, ich hab ja net weit. (Dreht sich um.) Ja, was is denn dös, hat er doch recht ghabt, da derf i glei meine Augnglasln aufsetz'n. Resi! Glang mir an brennenda Kerzenleuchta raus, o heiliger Florian, schau nur grad mei Häusl an, ja das wenn noch a Zeit lang so weiterbrennt, na werds imma größer. I bin ganz ratlos, i kauf mir doch no a Rad, da geh ich sofort zum Feuerwehr-Kommandant und sag, er soll glei zu mir kommen in einer dringenden Angelegenheit. Der gibt mir dann 'n Rat, was ma da machn kann. Resi! Glang mir mein Huat raus, ich muß schnell wohin gehen, und wenn wer nach mir fragt oder telefoniert, na sagst ganz einfach, mir ham koa Telefon.
(Kommandant tritt auf die Bühne.)
Bäuerin: Ja, da is er ja. Grüaß di Gott, Kommandant! Grad hätt i zu dir gehn wolln in einer dringenden Angelegenheit.
Kommandant: So? Wie geht's denn alleweil?
Bäuerin: Net guat, woaßt scho, den Verdruß und die Arbeit, de ma alleweil hat mit'm Geld, a paar Säck voll Tausender habn mir scho wieder die Mäus z'sammgfressn, jetzt hab i lauter Goldstückl abiglegt, dös wissn d'Mäus net, dann beiß'n sie sich die Zähn' aus. Ja und wia geht's denn dir alleweil?
Kommandant: Schlecht, ärgern muaß i mi halt soviel imma mit de Leut, weil, wenn wir Feuerwehrleut imma in Uniform auf der Straß genga, fragt imma glei a jeder: »Sie, bitt schön, wo brennts denn?« Dös is doch zu blöd, da müaßt ma doch an Gendarm auch fragn: »Sie, wo werd denn da was g'stohln?«
Читать дальше