Merke:
Menschen mit einem Typ-1-Diabetes sind fast immer normal-gewichtig.
Typ-2-Diabetes
(früher „Altersdiabetes“ oder „Erwachsenendiabetes“ genannt)
Zugrunde liegt entweder eine
a) Insulin-Resistenz (IR)
d.i. die verringerte zelluläre Antwort, vorallem Insulin-abhängiger Organe, auf endogenes oder exogenes Insulin und bezeichnet eine Eigenschaft einzelner Individuen. Deren Körperzellen reagieren auf das Hormon Insulinweniger bis nahezu nicht mehr als die Körperzellen gesunder Individuen.
Oder ein
b) Hyperinsulinismus
d.i. der Zustand einer permanent erhöhten
Insulin-Konzentration im Blut, wodurch es nachfolgend zu einer Hypoglycämie (Unterzuckerung) kommt. Hypoglycämien verursachen vielmals bis zu schwersten gesundheitlichen Problemen – besonders betroffen ist davon das Gehirn –, die zum Koma oder gar zum Tod führen (können).
Sehr oft ist der Typ-2-DM vergesellschaftet mit Übergewicht bzw. Adipositas (Fettleibigkeit – bes. „bauchbezogene“ = viszerale Adipositas), Fett-Stoffwechsel-Störungen und dem Vollbild des Metabolisch-Vaskulären Syndroms [MVS] [s. später ein eigenes Kapitel ()].
Die weit überwiegende Anzahl der Diabetiker leidet am Typ-2-Diabetes – derzeit mehr als 90% aller Diabetiker –.
Im Unterschied zum Typ-1-Diabetes ist der
Typ-2-Diabetes eine erbliche Stoffwechsel-Erkrankung,
die über eine verminderte Insulin-Wirkung an den Körperzellen (sogen. Insulin-Resistenz) und über eine zusätzlich fehlerhaft verlaufende Insulin-Ausschüttung der Insel-Zellen der Pankreas (Beta-Zellen) zu erhöhten Zuckerwerten führt.
In vielen Fällen ist der Typ-2-Diabetes vergesellschaftet mit Hypertonie (Bluthochdruck), erhöhten Blutfettwerten, Übergewicht bzw. Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Gefäß-Erkrankungen.
Charakteristisch sind Insulin-Resistenz und Insulin-Mangel, die in Kombination in jeweils unterschiedlicher Ausprägung vorkommen.
Ca. 80 bis 90% der Europäer und US-Amerikaner mit einem Typ-2 Diabetes sind übergewichtig!
Bis vor einigen Jahren sprachen Mediziner vom sogen. „Alterszucker" , da sie die Krankheit überwiegend bei Menschen ab dem 60. Lebensjahr feststellten.
Aktuelle Zahlen aus Deutschland zeigen, dass in der Gruppe der über 70-Jährigen jeder Vierte betroffen ist.
Aber …
… auchKinder und Jugendliche erkranken zunehmend an einem DM-Typ-2 !
Typ-3-Diabetes
Darüber hinaus gibt es verschiedene weitere Diabetes-Typen, beispielsweise bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder in der Schwangerschaft. Sie sind aber weit weniger häufig als der Typ-1- und Typ-2- Diabetes. (s.o.)
Im Überblick die Einteilung von Typ-3 A bis 3 H:
A. Genetische Defekte der beta-Zellfunktion der Pankreas
a. Chromosom 12, HNF-1-alpha (MODY3)
b. Chromosom 7, Glucokinase (MODY2)
c. Chromosom 20, HNF-4-alpha (MODY1)
d. Mitochondriale DNS (MIDD, Maternally Inherited Diabetes and Deafness)
e. Andere Defekte
B. Genetische Defekte der Insulin-Wirkung
a. Insulinresistenz Typ A
b. Leprechaunismus
c. Rabson-Mendenhall-Syndrom
d. Lipatrophischer Diabetes
e. Andere Defekte
C. Erkrankungen des exokrinen Pankreas
a. Pankreatitis (bes. chronischer Verlauf)
b. Trauma/Pankreatektomie
c. Neoplasmen
d. Zystische Fibrose
e. Hämochromatose
f. Fibrokalzifizierende Pankreatitis
g. Andere Erkrankungen
D. Endokrinopathien (Erkrankungen im Hormonellen System)
a. Akromegalie
[d.i. eine endokrinologische Erkrankung, die durch eine Überproduktion des Wachstumshormons Somatotropin (STH/Somatotropes Hormon) im Hypophysen-Vorderlappen (HVL) gekennzeichnet ist]
b. Cushing-Syndrom (Hypercortisolismus)
[d.i. eine Stoffwechsel-Erkrankung, die durch ein Überangeot von Glukokortikoiden (u.a. Cortisol) verursacht wird]
c. Glucagonom
[d.i. ein meist bösartiger/maligner neuro-endokriner Tumort (NET), der seinen Ausgang hat von den Alpha-Zellen des Pankreas]
d. Phäochromozytom
[d.i. ein aktiver Tumor des Nebennierenmarks (NNM) und/oder der parasympathischen Ganglien. Der Begriff ist entstanden aufgrund er ‘Braunfärbung der Tumorzellen’ bei Kontakt mit Chrom-Salzen]
e. Hyperthyreose
[d.i. der Sammelbegriff für Überfunktions-Erkrankungen der Schilddrüse]
f. Somatostatinom
[d.i. ein maligner Tumor, der sowohl im Bereich des endokrinen Pankreas als auch im Zwölffingerdarm auftreten kann. Er hat die Eigenschaft, unkontrolliert das Peptid-Hormon Somatostatin (STH) zu produzieren. Pathologisch ist das Somatostatinom den Inselzelltumoren zuzuordnen, wobei Letztere wiederum zur übergeordneten Gruppe der gastro-entero-pankreatischen neuroendokrinen Tumoren gehören]
g. Aldosteronom
[d.i. ein das Hormon Aldosteron produzierender Tumor, der zu primärem Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom) führt. Meist handelt es sich um ein gutartiges Nebennierenrindenadenom, in seltenen Fällen um ein Aldosteron-produzierendes Karzinom (Nebennierenrindenkarzinom oder Ovarialkarzinom)
h. Andere Erkrankungen
E. Medikamentös-toxisch induziert
a. Vacor (Rattengift)
b. Pentamidin (Anti-Protozoen-Mittel
c. Nikotinsäure (Vit. B 3
d. Glukokortikoide
e. Schilddrüsenhormone
f. Diazoxid (Benzothiadiazin-Derivat)
g. beta-adrenerge Agonisten (beta-2-Sympathomimetika)
h. Thiazid-Diuretika
i. Phenytoin (Anti-Epileptikum)
j. alpha-Interferon (IFN-alpha)
k. Andere Ursachen
F. Infektionen
a. Kongenitale Röteln (angeborene Röteln)
b. Zytomegalie-Virus (CMV)
c. Andere Infektionen
G. Seltene, immunologisch bedingte Formen
a. „Stiff-Man“- Syndrom (seltene neurologische Erkrankung)
b. Anti-Insulin-Rezeptor-Antikörper
c. Andere Formen
H. Andere, gelegentlich mit Diabetes assoziierte Syndrome
a. Down Syndrom (Trisomie 21)
b. Klinefelter Syndrom (angeborene Chromosomenanomalie bei Männern)
c. Turner Syndrom (Monosomie X bei Frauen)
d. Wolfram Syndrom (Neurodegenerative Erbkrankheit)
e. Friedreich´sche Ataxie (degenerative Erkrankung des ZNS)
f. Lawrence-Moon-Biedel Syndrom (degenerative Erkrankung des ZNS)
g. Chorea Huntington (“Veits-Tanz”)
h. Dystrophia myotonica (hereditäre Muskelkrankheit)
i. Porphyrie (meist angeborene Muskelkrankheit)
j. Prader-Willi-Labhart Syndrom (Folge eines angeborenen Defekts in der Erbsubstanz)
k. Andere Syndrome
Der sogen. MODY-DM (Maturity Onset Diabetes in the Young) beruht auf Mutationen von Genen des Glukose-Stoffwechsels.
Er wird monogen autosomal-dominant vererbt.
Er manifestiert sich bereits in der Kindheit oder Jugend und bedarf zumindest anfangs keiner Insulin-Therapie.
Circa zwei bis fünf Prozent aller Diabetiker haben einen MODY-Diabetes.
Heute wird der MODY dem DM-Typ-3 zugerechnet (meist 3A)
Eingeteilt – analog den Gen-Mutationen – in MODY-1 bis MODY-8.
Typ-4-Diabetes
Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes)
Darunter versteht man eine Störung der Glucosetoleranz [Fähigkeit des Organismus, auf eine definierte Zufuhr von Kohlenhydraten (Glucose) ohne gesteigerte (krankhafte) Blut- und Harnzuckerwerte zu reagieren], die während der Schwangerschaft festgestellt wird.
Beginnen will ich mit einem kurzen „geschichtlichen Rückblick“ und zwar einmal zur Krankheit „Diabetes mellitus“ und dann noch ganz kurz die hochinteressante Entwicklung des „Insulins“.
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