Diese Inselzell-Antikörper (ICA) führen schließlich zu einer totalen Zerstörung der Insulin-bildenden Zellen.
Erst nachdem etwa 80% der Inselzellen verschwunden (zerstört) sind, tritt der Diabetes mit seinen typischen Beschwerden in Erscheinung.
Fazit:
Beim Typ-1-Diabetes liegt also von Anfang an ein absoluter Insulin-Mangel vor.
Daher ist die permanente Insulin-Gabe die einzige Therapie, die zu einer Besserung der Beschwerden führt.
Klassifikation
Es gibt nicht nur eine einzige Diabetes-Erkrankung, sondern eine Vielzahl verschiedener Diabetes-Erkrankungen.
Das ist Fakt und Wissensstand.
Die am häufigsten vorkommenden DM-Erkrankungen sind der Typ-1 Diabetes (ca. 5-7 % aller Erkrankten) und der Typ-2 Diabetes (ca. 90- 92 % aller Erkrankten).
Fachleute haben ebenso eine Vorstufe der Typ-2 Erkrankung – den sogen. Prä-Diabetes (früher: pathologische Glucose-Toleranz/Glucose-Verwertungsstörung) – im Visier.
Hinzu kommen dann noch – als Sonderformen – der sogen. Typ-3-Diabetes und (vielmals als Typ-4-D. bezeichnet) der Gestations-Diabetes („Schwangerschafts-Diabetes“) und als rare Sonderformen der „Doppel-Diabetes“ und der „Brittle-Diabetes“-.
Die Differenzierung zwischen insulin-pflichtigem (IDDM = Insulin-Dependand Diabetes Mellitus = Insulin-bedürftigem DM) und nicht-insulin-pflichtigem DM (NIDDM = Non-Insulin-Dependant Diabetes Mellitus= Nicht-Insulin-bedürftigem DM) wird lediglich für die Festlegung von Schulungs- und Therapie-Einheiten vorgenommen.
Die Neueinteilung des DM nach der American Diabetes Association [ADA] im Jahre 1997 richtet sich primär nach der Ursache der Erkrankung.
Die früher übliche Schreibweise mit lateinischen Ziffern wurde durch arabische abgelöst.
In der Übersicht:
Seit diesem o. gen. Datum teilt einerseits die Weltgesundheits-Organisation (WHO) und andererseits ab dem Jahr 2000 die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) die Erkrankung je nach Ursache in folgende Krankheitstypen auf:
Klassifikation des Diabetes mellitus
[nach ADA/WHO 1998 + DDG (Deutsche Diabetes-Gesellschaft) 2000]
I. Typ 1-Diabetes
[IDDM = Insulin Dependant Diabetes Mellitus]
a. Typ 1a
= immunologisch vermittelte Form
als Untergruppe:
b. Typ 1ab
LADA
[Latent insulinpflichtiger Diabetes mellitus im (Erwachsenen-)Alter / Latent
Insuline dependent Diabetes in Adult]
c. Typ 1b
= idiopathische Form
(ohne erkennbare/feststellbare Ursache)
II. Typ 2-Diabetes
[NIDDM = Non Insulin Dependant Diabetes Mellitus]
a. Typ 2a
= Form mit Normal- oder Untergewicht
b. Typ 2b
= Form mit Übergewicht
III.Typ 3-Diabetes
[= andere spezifische Typen]
a. Typ 3A
genetische Defekte der B-Zellen-Funktion
MODY
(= Maturity Onset Diabetes in the Young darunter Subtypen MODY 1-8)
b. Typ 3B
genetische Defekte der Insulinwirkung
= Insulin-Resistenz (IR)
c. Typ 3C
Krankheiten der exokrinen Pankreas
(pankreopriver Diabetes)
d. Typ 3D
Endokrinopathien
e. Typ 3E
Drogen- und Chemikalien-induziert
und/oder Medikamenten-induziert
f. Typ 3F
Infektionen
g. Typ 3G
Seltene Formen des immunvermittelten Diabetes
h. Typ 3H
Andere genetische Syndrome, die gelegentlich mit Diabetes
vergesellschaftet sind.
IV.Typ 4-Diabetes
[= Gestationsdiabetes – GDM – Schwangerschaftsdiabetes]
[im jugendl. Alter Diabetes-Typ-1 und darauf sattelt sich in späteren Jahren ein DM-Typ-2, meist Typ-2b]
In der Zusammenfassung:
Diabetes-Typen in Kurzbeschreibung
Das sind:
Typ-1-Diabetes
(früher „Jugendlichen-Diabetes“ genannt)
Typ-1-DM wird durch einen Verlust der Insulin-produzierenden Zellen der Pankreas verursacht. Charakteristisch ist die beta-Zell-Zerstörung, die zum absoluten Insulinmangel führt.
Die sogen. Insel-Zellen (Beta-Zellen der Pankreas) werden durch eine in der Frühkindheit beginnende Autoimmunerkrankung nach und nach zerstört.
Erst wenn 80 bis 90 % der Beta-Zellen zerstört sind, entwickelt sich der dann dramatisch verlaufende Typ-1-Diabetes. Zum Ausbruch des Diabetes kommt es in der Regel in der Kindheit oder im Jugendalter, meist vor dem 30. Lebensjahr.
Typ-1-Diabetes kann aber auch erst später, prinzipiell in jedem Lebensalter, auftreten.
Hierzulande (u.a. Deutschland, Österreich, Schweiz) und in Europa ganz allgemein ist der Typ-1 fast ausschließlich immunologisch bedingt; ganz selten idiopathisch.
Da es sich beim Typ-1-Diabetes um einen Insulinmangel-Diabetes handelt, muss er generell + grundsätzlich mit Insulin behandelt werden und zwar für alle Zeiten
Zum Diabetes mellitus Typ 1a gehört auch der LADA.
Es handelt sich hier um einen in höherem Lebensalter auftretenden Typ-1-Diabetes, der häufig durch extreme Insulin-Empfindlichkeit mit stark schwankenden Blutzuckerwerten auffällt.
Der Latent Insulin-pflichtige Diabetes mellitus im Erwachsenen-Alter [LADA] ist eine relativ neu erkannte Kategorie der DM, die dem Komplex des Typ-1 zuzuordnen ist.
Wie erkennt man einen LADA-Diabetes?
Diese Patienten haben im Serum zytoplasmatische Inselzell-Anti-Körper (ICA) und/oder Antikörper gegen das Enzym Glutamat-Decarboxylase (GAD).
Je jünger ein Patient mit einem zunächst nicht insulinpflichtigen Diabetes ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um einen LADA handelt.
In der Altersgruppe zwischen 25 und 34 Jahren liegen bis zu ein Drittel der Fälle von klinisch neu diagnostiziertem „Typ 2-Diabetes“ in dieser Kategorie.
Mit zunehmendem Alter bei Beginn des Diabetes wird der Anteil der LADA-Formen geringer; im Alter zwischen 54 und 65 Jahren sind es nur noch 8% der Neuerkrankungen.
Insbesondere jüngere Patienten mit LADA sind meist nicht übergewichtig, wie wir dies von den typischen Typ- 2-Diabetikern kennen.
Insulin-Sekretionsstörung beim LADA
Wenn man beim Patienten mit LADA versucht, die Insulin-Ausschüttung, z.B. durch eine Spritze mit Glucagon (d.i. der hormonelle Gegenspieler zum Insulin), zu stimulieren, so ist festzustellen, dass schon der Ausgangsspiegel von Insulin sehr niedrig ist und dass sich die Hormon-Konzentration im Blut auch nach Stimulation mit Glucagon kaum anheben lässt.
Dies ist im deutlichen Gegensatz zum typischen Typ 2-DM, bei dem ja zu Beginn der Erkrankung immer hohe Insulinspiegel vorliegen.
In Deutschland leben – bekannt bzw. diagnostiziert – z.z. ca. 300-375.000 Typ-1-Diabetiker.
50 % der Patienten sind bei Erkrankungs-Beginn sogar älter als 35 Jahre. In unserem Land sind rund 28-30.000 Kinder und Jugendliche von dieser Krankheit betroffen. Bei ihnen kommt es besonders häufig zu starken Schwankungen des Blutzuckers mit einem erhöhten Risiko für eine Stoffwechsel-Entgleisung mit teilweise lebens-bedrohlichen Symptomen wie der diabetischen Ketoazidose ().
Die Entwicklung eines Typ-1 Diabetes im höheren Lebensalter – Experten sprechen von einer Spät-Manifestation – ist nicht unproblematisch für die richtige Diagnose und die sich daraus ableitende korrekte Behandlung.
Häufig kommt es zu einer Fehldiagnose und der Betroffene wird als Typ-2 Diabetiker mit einer Diät oder Tabletten behandelt!
Diese Patienten benötigen jedoch sofort eine Insulintherapie.
Um hier keine Zeit zu verlieren, empfehlen viele Fachleute, bei Menschen in der Altersgruppe über 35 Jahren zusätzliche Labor-Untersuchungen durchzuführen.
Handelt es sich um einen Typ-1-Diabetes, sind fast immer Antikörper gegen die Inselzellen der Pankreas im Blut nachweisbar (z.B. GAD-Autoantikörper).
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