Andre Dominik Krämer
Mein Leben fährt Achterbahn
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Inhaltsverzeichnis
Titel Andre Dominik Krämer Mein Leben fährt Achterbahn Dieses eBook wurde erstellt bei
Der letzte Schultag
Verwirrung um einen Traum
Ferien, Urlaub und das Wiedersehen
Verantwortung ist ein schweres Laster
Die letzten Sommerferien 1998
Der Winter 1999
Das Dartturnier
Führerschein, ich komme
Ich lass die Katze aus dem Sack
Die Verkupplungsaktion
Meine erste große Liebe
Aus und vorbei
Höllenjahr 2004
Man muss erst durch die Hölle gehen um das Glück im Leben zu finden
Neues Spiel. Neues Glück
Umziehen mit Hindernisse
Ein Jahr vergeht und am Ende steht ein Knall
Die Wohngemeinschaft
Das große Glück muss man suchen
Der Abschied und der Neuanfang
Widmung
Impressum
Der letzte Schultag
Wie jeden Freitag haben wir in den ersten beiden Stunden Schwimmunterricht. Ich hasse Schwimmen. Nicht das Schwimmen an sich, aber die Tatsache, dass wir uns alle in einer Sammelkabine umziehen müssen. Ich ziehe meine Klamotten aus, denn ich habe die Badehose schon an. Anschließend verstaue ich meine Sachen im Rucksack und packe ihn in einen der Spinde. Nun gehe ich wie die anderen Klassenkammeraden auch zum Schwimmbecken hin.
Ich bin der einzige, der noch nicht richtig schwimmen kann. Als wir vor einem Jahr mit dem Schwimmunterricht begonnen haben, konnte ich noch gar nicht schwimmen. Mittlerweile kann ich es ein bisschen. Tauchen kann ich hingegen schon sehr lange. Nicht die Art von Tauchen, bei der man wild mit den Händen und Füßen um sein Leben paddelt und fast ertrinkt. Nein, ich konnte schon mit sechs Jahren die Luft anhalten und tauchen und unter Wasser komischerweise auch die typischen Schwimmbewegungen machen.
Ich stehe also im Schwimmerbereich alleine und übe, während die anderen schon super schwimmen können. Ich bin jetzt 13 Jahre alt und gehe in die siebte Klasse der Hauptschule. Eigentlich bin ich ein normaler Typ. 1,65 groß, etwas pummelig, habe braune Haare und blaue Augen. Alles ganz unauffällig.
Ich versuche mich gerade über Wasser zu halten, als unsere Schwimmlehrerin auf mich zukommt und mich fragt: „Dennis? Kommst du zurecht? Ich möchte mit den anderen ein paar Bahnen schwimmen. Könntest du auf der anderen Seite bleiben?“ „Ja, mache ich. So lange ich nicht in den Schwimmerbereich muss.“
Ich drehe mich um und tauche zur anderen Seite des Nichtschwimmerbereichs.
Wieso muss man eigentlich schwimmen? Reicht es nicht, dass ich tauchen kann? Ist ja nicht so, als würde ich jeden Moment absaufen…
Denke ich mir, während ich auf die andere Seite tauche.
Am Ende der Stunde gehen wir alle erst unter die Dusche, um uns das Chlorwasser abzuwaschen und für mich danach der Spießroutenlauf wieder los: Wie jede Woche müssen wir nach dem Duschen in die Sammelkabine, um uns umzuziehen.
Ich schnappe meinen Rucksack aus dem Spind und hole mein Handtuch heraus. Ich habe immer ein großes Badehandtuch, mit dem ich mich abtrockne. Andere sind schon dabei, ihre nasse Badehose auszuziehen. Einige trocknen sich noch ab. Marcel ist immer schnell damit. Wie üblich ärgern sich einige gegenseitig mit dem, was sie haben – oder eben noch nicht. Ich versuche, das einfach zu ignorieren und wickele mir mein Badehandtuch locker um die Hüfte.
Mist. Hoffentlich sieht das keiner.
Ich versuche, mit dem Handtuch das zu kaschieren, was jedes Mal passiert, wenn wir uns nach dem Schwimmunterricht umziehen. Immer der gleiche Mist! Bis jetzt hat das noch nie jemand gesehen. Ich ziehe mir schnell die Badehose aus, das Badetuch immer noch um die Hüften gewickelt, und hole schnell meine Unterhose und meine Jeans heraus, um möglichst schnell reinschlüpfen zu können. Marcel führt währenddessen schon wieder vor, was er zu bieten hat.
Klar. Er ist ja jetzt schon ein Meter achtzig groß. Eigentlich sieht er auch ganz süß aus. Hat blonde Haare, blaue Augen und ist groß, schlank und muskulös gebaut. Er kann sich mit allem glücklich schätzen. Ich hingegen bin nicht groß, nicht schlank und muskulös – und ich verstehe mich selbst nicht mehr. Seit einem Jahr versuche ich nun herauszufinden, was mit mir nicht stimmt. Statt dass es besser wird, wird alles immer schlimmer und komplizierter. Vor zwei Jahren habe ich nicht mal ansatzweise an so etwas gedacht. Jetzt weiß ich nicht mehr, was ich überhaupt denken soll.
Nachdem ich mich angezogen habe, setze ich mir meinen Rucksack auf die Schultern und gehe mit einem knallroten Gesicht aus der Sammelkabine.
Ich sehe schon wieder alles verschwommen. Ich glaube, ich habe zu viel Chlorwasser in die Augen bekommen. Schlecht ich mir auch.
Mit diesen Gedanken gehe ich auf den Schulhof, wo ich Andreas treffe. Andreas ist ein halbes Jahr älter als ich und geht in eine der Parallelklassen. Er ist einer meiner besten Freunde und wir unternehmen in unserer Freizeit sehr viel zusammen. Zudem wohnt er in der gleichen Straße.
„Hallo Andy. Alles klar?“ „ Hallo Dennis. Ja, geht so. Was machst du denn heute Nachmittag?“ „Weiß noch nicht“, antworte ich. „ Hausaufgaben und dann raus, denke ich.“ Immerhin ist es Sommer und jetzt schon fast 28 °C. Bei so einem super Wetter muss man ja wohl raus gehen.“ Hey, Dennis. Was würdest du sagen, wenn wir uns im Wald treffen? Heute Nachmittag um vier Uhr?“ „Super. Wir könnten uns einen Platz für eine neue Bude suchen.“ „Gut. Treffen wir uns im Wald oder auf dem Wendeplatz?“
Ich zucke kurz mit den Schultern und mache ein verdutztes Gesicht: „Auf dem Wendeplatz natürlich. Im Wald ist zu kompliziert. Da laufen wir wie die Irren aneinander vorbei und merken es nicht mal.“
Wir lachen beide und stellen uns wahrscheinlich beide das gleiche vor: Wir irren stundenlang durch den Wald und suchen nacheinander.
Plötzlich macht Andreas ein nachdenkliches Gesicht und schaut mich fragend an: „Du, sag mal, was willst du eigentlich mit Hausaufgaben? Heut ist doch der letzte Schultag vor den Ferien. Gleich gibt es Zeugnisse und das war´s dann. Also können wir uns doch auch schon um zwei Uhr treffen.“ „Stimmt! Das hab ich ja ganz vergessen. Wir bekommen ja heute keine Hausaufgaben auf. Wie cool! Dann treffen wir uns schon um zwei am Wendeplatz. Mit den Fahrrädern.“ „Okay. Also bis nachher.“ Ich grinse ihn an und erwidere: „Bis nachher dann. Ciao.“
Die Schulglocke läutet und wir gehen in unsere Klassen. Ich setze mich an meinen Tisch und packe meinen Ringblock und das Mäppchen aus. Unsere Klassenlehrerin kommt in die Klasse und begrüßt uns: „Guten Morgen.“ Wir antworten im Chor: „Guten Morgen Frau Steffens.“ „Nun beginnen wir mit etwas Unterricht. Ich weiß, ihr habt keinen Bock mehr auf Unterricht und Lernen. Also habe ich mir etwas anderes ausgedacht. Wir schauen uns jetzt einen Film an und anschließend sprechen wir darüber. Der Film geht handelt von unserer Umwelt und wie wir Menschen diese beeinflussen.“ Jetzt erst fällt mir auf, dass am anderen Ende des Raumes an der Fensterfront neben der Tafel der Fernsehschrank steht. Ich habe ihn nicht bemerkt, so sehr war ich in Gedanken vertieft. Frau Steffens holt aus ihrer Ledertasche eine Videokassette heraus und geht zum Fernsehschrank. Sie zieht ihn vor die Tafel und legt die Kassette ein. Nach dem Film und der hitzigen Diskussion werden die Zeugnisse verteilt. Anschließend wünschen wir uns noch gegenseitig schöne Ferien und nachdem die Schulglocke läutet, rennen wir alle aus dem Schulgebäude, als würde es in Flammen stehen. Ich kann gar nicht anders als mit zu rennen.
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