"Denkt nur an A____, der ständig alle um ihn herum dazu aufgestachelt hat, zu den Soldaten zu gehen und Stein und Bein geschworen hat, beim nächsten Freiwilligenaufruf werde er selbst sich melden!"
"Den möchte ich hier in voller Uniform sehen!"
"Ja! Und dann ist da noch der stinkreiche B____. Wenn der einberufen wird, wird er einfach einen Ersatzmann stellen. Die Regierung sollte nicht zulassen, dass sich ein tauglicher Mann freikaufen kann, ganz egal wie viel Geld er auch haben mag!"
"Da fällt mir C____ ein, der verkündet hat, er würde sich eher das Leben nehmen als sich in den Heeresdienst zwingen zu lassen. Hoffentlich erhält er jetzt die Gelegenheit, seine Charakterfestigkeit unter Beweis zu stellen!"
Es sind dies einige repräsentative Beispiele für die Spötteleien, mit denen sich die Kameraden abends die Zeit vertrieben.
Etliche Männer hatten nicht das Glück, mit Bekannten in derselben Einheit zu dienen oder dasselbe Lager mit ihnen zu teilen. Sie lagen für gewöhnlich auf ihren Decken herum und nahmen an den allgemeinen Gesprächen teil oder erzählten Geschichten aus ihrem Zivilleben, wobei sich häufig Gemeinsamkeiten mit ihren Gesprächspartnern fanden. Doch womit auch immer man sich die Abende vertreiben mochte, es waren zweifelsohne die Heimat und die Familie, über die in jenen Stunden häufiger nachgedacht und gesprochen wurde als zu anderen Tageszeiten.
In einigen Zelten gehörten Instrumentalmusik und Gesang zum allabendlichen Programm. Es gab wohl im gesamten Heere kein einziges Regiment, das nicht mindestens einen Fiedler, einen Banjospieler und einen Virtuosen an der Knochenklapper aufzubieten hatte, von all den anderen volkstümlichen Instrumenten ganz zu schweigen. Einen oder mehrere dieser Musiker konnte man bei angenehmem Wetter an nahezu jedem Abend in ihren Zelten oder auf den Lagerstraßen spielen hören. Mochte ein Musikant noch so untalentiert sein, er konnte sich eines dankbaren Publikums absolut sicher sein. Das übliche Repertoire bestehend aus komischen Liedern und Musik der Neger stellte den Großteil des Unterhaltungsprogrammes dar und falls die Platzverhältnisse es zuließen, wurde auf einer Hartkekskiste oder einer anderen harten Unterlage ein kleiner Stepptanz in Form eines Jig oder einer Hornpipe aufgeführt. Manchmal trat ein waschechter Neger auf, welcher der Veranstaltung den rechten Pfiff verlieh, indem er klatschte, Juba tanzte oder eine der ausgezeichneten Negermelodien sang.
Musikalische Unterhaltung
In der Nähe jedes Lagers hielten sich genügend Neger auf, um den Bedarf an ihren Vorstellungen zu decken und sie verlangten nicht einmal Bezahlung, da es ihnen Lohn genug war, eine unterhaltsame Zeit mit "Massa Lincolns Soldaten" zu verbringen. Die Männer machten sich einen Spaß daraus, den Negern allerlei Streiche zu spielen und manchmal ließen sie sich dabei zu so schändlichen Taten herab, dass ein anständiger Bursche einschreiten musste, um ihnen ein Ende zu bereiten. Manch ein Kerl konnte sich mit einem harmlosen Späßchen nicht zufrieden geben und versuchte, die gutmütigen Söhne Afrikas bloßzustellen und vorzuführen. Da man diesen erzählt hatte, alle Unionssoldaten seien ihre Freunde, ließen die armen Burschen so einiges klaglos über sich ergehen, was man guten Gewissens keinem Menschen zumuten sollte. Nach ihrer ersten negativen Erfahrung waren sie natürlich ein wenig vorsichtiger.
Es gab da ein Lied, das die Jungs vom III. Corps im Herbst des Jahres 1863 gerne sangen. Es folgte der Melodie von "When Johnny comes marching home" und griff auf unterhaltsame Weise einige historische Begebenheiten auf. Ich habe dieses Lied später nie wieder gehört, aber der Text lautete im Wesentlichen folgendermaßen:
"Oh, wir sind die Potomac-Yanks
Hurra! Hurra!
Oh, wir sind die Potomac-Yanks,
Wir flohen mit McDowell und rannten mit Banks
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Mit McClellan bekämpften wir den Feind und das Fieber
Hurra! Hurra!
Mit McClellan bekämpften wir den Feind und das Fieber,
Doch Mac schloss der Marine sich an am James River
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Dann gab man uns John Pope, unseren Kampfgeist zu testen
Hurra! Hurra!
Dann gab man uns John Pope, unseren Kampfgeist zu testen,
Er prahlte mit all seinen Siegen im Westen
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Laut Pope war im Sattel sein Hauptquartier
Hurra! Hurra!
Laut Pope war im Sattel sein Hauptquartier,
Stonewall Jackson jagte ihn aus seinem Revier
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Mac kam zurück, doch am Antietam dann
Hurra! Hurra!
Mac kam zurück, doch am Antietam dann,
Bewies er, dass die Rebs er nicht schlagen kann
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Als nächster versuchte dann Burnside sein Glück
Hurra! Hurra!
Als nächster versuchte dann Burnside sein Glück,
Doch Virginias Schlamm ließ ihn hilflos zurück
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Dann sprang Joseph Hooker kühn in die Bresche
Hurra! Hurra!
Dann sprang Joseph Hooker kühn in die Bresche,
Doch bei Chancellorsville, da bezog er nur Dresche
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand.
Nun kam General Meade, der erwies sich als lahm
Hurra! Hurra!
Nun kam General Meade, der erwies sich als lahm,
Weswegen ihm Lee bei Gettysburg entkam
Und jetzt hoch die Tassen,
Johnny, füll' auf bis zum Rand."
Ich bin mir recht sicher, dass noch weitere Strophen existierten und nach all diesen Jahren ist nicht auszuschließen, dass ich einige der obigen ein wenig verfremdet habe. Sie sollten jedoch im Wesentlichen originalgetreu wiedergegeben sein.
Hier ist ein umgedichtetes Nachtgebet eines Soldaten, der an Burnsides berüchtigtem "Marsch durch den Matsch" teilnahm:
"Nun leg' ich mich zum Schlafen hin,
Der Schlamm ist tief, ich liege drin,
Bin morgen früh ich nicht mehr hier,
Dann stochert nur im Matsch nach mir."
Es war faszinierend, am Abend über eine Lagerstraße zu schlendern und im Vorbeigehen Fetzen der Unterhaltungen in den Zelten aufzuschnappen. Die Zeltbahnen leuchteten im Kerzenschein, bis die Bewohner sich entschlossen, ihre Kerzen zu sparen oder bis diese gänzlich niedergebrannt waren. Würde man all die erlauschten Gesprächsfragmente aufschreiben, so läsen sie sich wie das Protokoll eines Gespräches an einem Fernsprechapparat, bei dem man nur eine Seite der Unterhaltung gehört hat. Hin und wieder spähte man auf einem solchen Spaziergang in ein offenes Zelt hinein, gerade lange genug, um zu schauen, was darin vorging und bis seine Bewohner auf den neugierigen Eindringling aufmerksam wurden.
Auch wenn sich die obigen Ausführungen speziell auf das Leben in Sibley-Zelten beziehen, so treffen sie doch größtenteils auf den Alltag des einfachen Soldaten in generell allen Zelttypen zu. Es soll jedoch nochmals erwähnt werden, dass das Schutzzelt, die "Hundehütte", das Zelt der Armee war. Das Leben in Holzhütten unter Zeltdächern hat in vielerlei Hinsicht gesonderte Ausführungen verdient und erhält deswegen sein eigenes Kapitel.
Kapitel 05: Das Leben in Holzhütten
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