Zunächst: Aus nehmen wird nimmst . Auch das machen Sie mit Sicherheit richtig.
Von dieser Form, der 2. Pers. Sing. Präsens, wird der Imperativ für die 2. Pers. gebildet!Und das fast immer. Es gibt nur drei Ausnahmen.
Also:
Regelmäßiges Verb: Du gehst -> Geh!
Unregelmäßiges Verb: Du nimmst –> Nimm!
Mann streicht einfach das „du“ und das „st“:
Immer. Bis auf zwei Ausnahmen:
Du wirst – > Werde!
Du bist -> Sei!
Weitere Beispiele:
Du gibst mir - > Gib mir!
Du stirbst nicht -> Stirb nicht!
Du bedienst mich-> Bedien mich!
Du kommst -> Komm!
Du sprichst -> Sprich!
Du trinkst -> Trink!
So, nun die erste Ausnahme:
Verben mit Umlautbildung[Fußnote 2] verlieren zusätzlich zum -st den Umlaut.
Du wäschst dir die Hände –> Wasch dir die Hände!
Weitere Beispiele:
Du trägst viel zu schwer – Trag nicht so schwer!
Vorsicht! Wenn ein Verb immer einen Umlaut hat, wie z.B. „Lächeln“; behält es diesen natürlich.
Du lächelst -> Lächle doch mal wieder!
Zweiten Ausnahme:
Verben auf -el vertauschen in -le
Du lächelst -> Lächle doch mal wieder!
Du sammelst -> Sammle
Dritte Ausnahme:
Nochmal die beiden Verben mit unregelmäßigen Imperativformen.
Du wirst dir bewusst -> Werdedir bewusst!
Du bist brav -> Seibrav!
Exkurs:
Wenn man einem Dritten etwas befiehlt, der Person also den Befehl ausrichten lässt, umschreibt man mit „Er soll …“. „Sagen Sie Herrn Mayer, er soll sofort in mein Büro kommen.“ Streng genommen wäre hier „Er komme sofort in mein Büro“ möglich – aber das würde Ihnen verwunderte Blicke und Lacher bescheren, so veraltet ist die Form. Vergessen Sie sie also ganz schnell wieder für Ihren täglichen Sprachgebrauch.
Im Grunde ist der Imperativ ganz einfach, oder?
Damit Sie sich die Formen besser einprägen, das heißt, die möglicherweise falsch gemerkten Formen in Ihrem Gehirn überschreiben können, lesen Sie bitte folgenden Sätze drei Mal laut.
Anschließend merken Sie sich die Sätze, die Sie sich ein paar Tage lang immer wieder aufsagen. Sie können sich diese auch abschreiben, wobei anzumerken ist, dass man sich Dinge, die man mit Hand geschrieben hat, besser merkt.
Tests und Lösungen
Test 1,
Vervollständigen Sie die folgenden Sätze mit den in Klammern angegebenen Wörtern. Wenn keine anderen Hinweise gegeben sind, sprechen Sie eine Person an, die Sie duzen. Also:
_______ zwei. (nehmen) -> Nimm zwei.
4. _____ dich bitte nicht mehr mit ihm! (treffen).
5. ______ dich bis 31. März! (bewerben)
6. Bitte _________ Sie sich so viel Sie wollen. (nehmen)
7. ______ mich nicht mehr an! (rufen)
8. ______ ein, _________ Platz und ___________ dich am Büffet! (treten, nehmen, bedienen)
9. _____ deinem Bruder auch ein Stück ab! (geben)
10. Karla und Luis, _______ das nächste Mal besser acht! (geben)
11. ________ dir bewusst, dass dein Körper und Geist eins sind. (werden)
12. ______ bitte brav, wenn wir im Laden sind. (sein)
13. ________ doch Ingenieur, die ________ gesucht! (2x werden)
14. Triff
15. Bewirb
16. Nehmen
17. Ruf
18. Tritt, nimm, bedien
19. Gib
20. Gebt
21. Werde
22. Sei
23. Werd, Werde – die werden gesucht.
Test 2
Bilden Sie vollständige Befehlssätze mit Du, Ihr, Sie.
24. Lesen das Buch.
25. Ihm doch nicht immer Recht geben
26. Lauter sprechen
27. Nicht so viel trinken
28. Mir bald wieder schreiben
29. Schnell loslaufen, der Bus kommt gleich.
30. Das Buch mitnehmen.
31. Tee bringen.
32. Den Termin nicht vergessen
33. Mal probieren.
34. Lies das Buch! / Lesen Sie …,/ Lest.
35. Gib ihm doch nicht immer Recht! / Geben Sie/ Gebt
36. Sprich lauter! / Sprechen Sie/ Sprecht
37. Trink nicht so viel! /Trinken Sie/ Trinkt
38. Schreib mir bald wieder! /Schreiben Sie/ Schreibt
39. Lauf schnell los, der Bus kommt gleich! /Laufen Sie/ Lauft
40. Nimm das Buch mit! / Nehmen Sie/ Nehmt
41. Bring mir bitte Tee! / Bringen Sie / bringt
42. Vergiss den Termin nicht! / Vergessen Sie/ Vergesst
43. Probier mal!/ Probieren Sie/ Probiert
44.
Aufgabe
Wenn Ihnen diese Formen nicht mehr geläufig waren, legen Sie eine Pause ein, bevor Sie im Buch weiterarbeiten. Achten Sie in den folgenden Tagen bewusst auf Texte. Bestimmt fallen Ihnen zahlreiche Fehler auf. Verbessern Sie sie im Kopf und sprechen Sie die richtigen Formen laut oder leise vor sich hin.
2, Die Eltern * waren tot gewesen . Das Plusquamperfekt oder: die Vorvergangenheit
Wenn Ihnen an diesem Satz nichts Besonderes auffällt, lade ich Sie zu folgendem kleinem Testein. Ergänzen Sie dabei die Verben in der richtigen Zeit.
Achtung! Sie müssen selbst entscheiden, ob in jeden Platzhalter ein Wort gehört oder nicht.
1, Die Straße ________ noch nass, denn es _______ heftig ________, (, Vergangenheit, sein, regnen).
2, Während wir vorgestern auf die Fähre _________, _________ er sich zu uns. (warten, gesellen).
Lösung 1: Die Straße war noch nass, denn es hatte heftig geregnet.
Erklärung 1:Zu dem Zeitpunkt, an dem der Sprecher feststellt, dass die Straße nass ist, regnet es nicht mehr.
Lösung 2:Während wir auf die Fähre warteten, gesellte er sich zu uns.
Erklärung 2:Hier kann keine Vorvergangenheit stehen, weil während auf Gleichzeitigkeit verweist.
Richtig: „Wir hatten exakt zehn Minuten gewartet, als er sich zu uns gesellte.“
Falsch: „Während wir gewartet hatten, gesellte er sich zu uns.“
Grund hierfür ist der Gebrauch von „während“ bzw. „als“. Dazu gleich mehr.
Erklärung zum Verständnis
Vorab möchte ich Ihnen die Regelanhand einer Skizze anschaulich darstellen. Der Strahl ist der Zeitstrahl, der von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft reicht. Von Ihnen kennen ihn vielleicht aus der Schule.
1,
Vorvergangenheit | Vergangenheit | Sprechzeit
20:00 | 20:12 | 23:20
Filmstart | Ankunft am Kino |Erzählzeitpunkt
____________________________________________________________________
W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D W Ä H R E N D
| |
Warten beginnt Wir warteten Warten endet
= = =
Er kommt nicht er kommt nicht er kommt nicht
Das Plusquamperfekt heißt im Deutschen „ Vorvergangenheit“, was einen wertvollen Hinweis auf die korrekte Verwendung liefert. Das Ereignis, von dem man in dieser Zeitform berichtet, muss nämlich vor einem anderen, von dem man ebenfalls in der Vergangenheit erzählt , nicht nur geschehen, sondern auch abgeschlossensein.
Jetzt verstehen wir, warum „Er war tot gewesen“ falsch ist, denn das „tot sein“ kann nie abgeschlossen und vorbei sein (außer wir sprechen von Auferstehung, Reinkarnation oder Zombies.) Im Normalfall bleibt tot aber leider tot.
Daraus folgt auch, dass jeweils nur ein Satzteil im Plusquamperfekt stehen kann, niemals beide, weil ja nicht beide vor dem jeweils anderen passiert sein können. Streichen Sie also Sätze wie „Er hatte sich zuerst ein Glas geholt und hatte sich dann hingesetzt.“
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