Die einzelnen Kapitelsind so aufgebaut, dass Sie sofort erkennen können, ob Sie in diesem Gebiet Fehler machen.
Anschließend finden Sie in den Fällen, bei denen es sich um ein komplexes Problem (wie das der Vorvergangenheit, also des Plusquamperfekts) handelt, eine ausführliche Erklärung mit Beispielen. Bei Themen, auf die sie einfach „Ach so! Das habe ich nicht gewusst“ (wie seit und seitdem) antworten werden, finden Sie gleich die Regel und anschließend Drillübungen. Dabei werden Sie explizit angehalten, sich jeden Tag ein paar Minuten Zeit zu nehmen, um konzentriert Sätze zu bilden, zu sprechen zu hören.
Zusätzlich können sie die Sätze, die Sie im Buch finden, selbstständig variieren.
Ein Satz aus dem Buch lautet beispielsweise: „Ich rede mit dem Praktikanten.“
Sie nehmen sich also ein paar Minuten Zeit (das kann beim Duschen oder Kochen sein) und variieren: „Ich spreche mit dem Experten“, „Ich unterhalte mich mit dem Organisten“, „Du diskutierst mit dem Biologen“, etc.
Wer die technische Möglichkeit hat (z.B. am Handy), kann sich die Sätze aufnehmen und immer wieder aufmerksam anhören.
Wenn Sie mit der Hand schreiben, fördert diese Tätigkeit die Erinnerungsleistung übrigens um ein Vielfaches im Vergleich zum Schreiben mit der Tastatur.
Zuletzt noch der alte Trick mit den Zetteln. Wer will, kann sich einen Zettel an den Kühlschrank oder Spiegel hängen, der Sie bspw. solange an Aus vollem Herz en erinnert, bis Sie es automatisch richtig verwenden.
Lernen Sie also zunächst die Regel, machen Sie die Übungen im Buch, nehmen Sie sich Beispielssätze, die Sie sich immer wieder aufsagen und achten Sie beim Sprechen und Schreiben gezielt auf diesen einen Punkt, bis er „sitzt“. Erst dann gehen Sie zum nächsten Punkt über. Sie werden sehen: Schon bald fühlen Sie sich sprachlich sicherer und vermeiden die häufigsten Fehler unserer Muttersprache.
Und noch etwas ganz Wichtiges:
Vertrauen Sie darauf, dass sie nicht alles falsch machen, und überspringen Sie die Lektionen, bei denen Sie keine Fehler machen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, machen Sie die kleinen Eingangstests, die einige Kapitel enthalten.
Vertrauen Sie aber nicht blind und testen Sie lieber, anstatt davon auszugehen, dass Sie alles sicher beherrschen. In diesem Fall hätten Sie dieses Buch aber erst gar nicht gekauft, nicht wahr?
Und zuletzt das Wichtigste: Vertrauen Sie Word und anderen Autokorrektur-Programmen nicht blind!
Word markiert Wörter als Fehler, die keine Fehler sind.
Word kennt viele Rechtschreibregeln nicht.
Word erkennt keine Zusammenhänge.
Word beherrscht die deutsche Sprache nur begrenzt.
Vieles, was Word als falsch markiert, ist richtig!
1, Nimm zwei: Der Imperativ, aka die Befehlsform
Die Bonbons kennen Sie bestimmt. „Nimm“ ist eine Aufforderung, es kann auch ein Wunsch oder ein Befehl sein. Die grammatikalische Form heißt Befehlsform oder lateinisch Imperativ.
Die Bildung ist kinderleicht, dennoch wird sie immer häufiger, besonders in schriftlichen Texten, falsch gemacht.
Vor ein paar Tagen bekam ich eine E-Mail von dem wohl größten US-amerikanischen Online-Kaufhaus der Welt. Darin stand, „Lese dir den Text …“ Ich las aus diversen Gründen nicht weiter, sondern fing an, darüber nachzudenken, warum sich Fehler so rasend ausbreiten und nicht mehr korrigiert werden.
Neulich warb ein anderes Unternehmen mit den Worten „Bewerbe dich bis …“
Meine Yoga-Lehrerin beschwört uns jeden Dienstag mit „Nehme dir Zeit.“
All das ist falsch. Ich bin niemand, der sich aufregt, aber ich finde es schade, und die vielen Fehler stören mich ein wenig, weil sie falsch klingen.
Wie sollten die drei monierten Sätze richtig lauten, fragen Sie sich vielleicht. Nun, fehlerfrei würde man sagen und schreiben: „Lies“, „Bewirb“, „Nimm“. Ich bin mir sicher, dass Ihnen diese Formen bekannt vorkommen. Verwenden Sie sie, denn sie sind richtig.
Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als immer mehr Menschen einen PC hatten und zu jedem Programm ein meist sehr umfangreiches elektronisches Handbuch mitgeliefert wurde. Es hieß: „Lies mich!“. Diese Dateien sind veraltet, das Wort ist es keinesfalls: Lies , nicht lese.
Kennen Sie die Bonbons: Nimm 2 ?
Bestimmt haben Sie sie schon einmal wo gesehen. Sie heißen: „Nimm 2“ und nicht „Nehme zwei.“
Ein Lied von Helen Fischer heißt „Gib mir deine Hand“, nicht „gebe mir deine Hand“, ein anderes Lied „Gib uns Frieden jeden Tag“, nicht „gebe uns.“
Nehme, gebe, lese, treffe – all das liest man in letzter Zeit jedoch immer häufiger.
Nochmal ein Wort zu Word.
Das Programm markiert vieles als falsch, obwohl es richtig ist. Vertrauen Sie ihm nicht blind!
Es markiert z.B. „lies“ als falsch. Entweder können die Programmierer nicht gut Deutsch, oder man kann nur eine Form programmieren und als richtig markieren, nämlich „ließ“ als Präteritum von „lassen“.
Noch eine Randbemerkung:Es gibt den Slogan „Man nehme Dr. Oetker“. Hier ist jedoch von „man“ die Rede und zudem ist diese grammatikalische Form, abgesehen von Rezepten, veraltet. „Man nehme hundert Gramm Mehl …“
Ansonsten ist die Form falsch.
Dabei ist die Regel ganz einfach. Wie Sie die Befehlsform / den Imperativ künftig richtig bilden, erfahren Sie hier:
Bildung und Regel
Grundlegend sagt man, dass es den Imperativ nur in folgenden Personen[Fußnote 1] gibt:
2. Person Singular: du
1. Person Plural: wir
2. Person Plural: ihr, Ihr
3. Person Plural: Sie.
Dazu ein Beispiel, denn damit wird es sofort verständlich.
Imperativ von nehmen
Singular |
Plural |
ich |
---- |
wir |
nehmen wir |
du |
nimm |
ihr |
nehmt |
er, sie, es |
--- |
Sie, sie |
nehmen |
Warum ist das so?
Um zu verstehen, wie die Formen gebildet werden, sehen wir uns die Bildung der Gegenwartsform an, des Präsens.
Präsens von nehmen
Singular |
Plural |
ich |
nehme |
wir |
nehmen |
du |
nimmst |
ihr |
nehmt |
er, sie, es |
nimmt |
Sie, sie |
nehmen |
Was fällt uns dabei auf?
Richtig!
1, Nochmal: „ich“ sowie „er, sie, es“ bilden keinen Imperativ.
2, Die Formen im Plural bleiben gleich. Sie ändern sich nicht! Ist das nicht einfach?
„Ihr nehmt euch ein Stück Kuchen“, lautete die Aussage, also die Feststellung, in der Gegenwart. Für den Imperativ streichen wir einfach das „Ihr“: „Nehmt euch (doch) ein Stück Kuchen“
Bei „Wir nehmen Kuchen“ und „Sie nehmen Kuchen“ verändert sich nur die Wortstellung, oft mit dem Einschub der Partikel (was die genau sind, ist hier nicht wichtig) „doch“ oder „doch noch“.
„Nehmen wir doch noch ein Stück Kuchen!“ bzw. „Nehmen Sie doch noch ein Stück Kuchen!“ – das ist geläufig, richtig? Genau, das machen Sie automatisch richtig.
Nun die Du-Form, 2. Person Singular.
Wie wir sehen, wird die Form des Präsens Indikativs (also „nimmst“) nicht regelmäßig gebildet (regelmäßig wäre nehmest). Aber das ist uns hier egal. Denn die Befehlsform wird trotzdem immer nach dem gleichen Muster gebildet wie die regelmäßigen Verben.
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