„Naja, zunächst mal zu meiner Arbeit, die war ganz okay und meine Kollegin war auch total nett und hilfsbereit. Doch ab meiner Mittagspause ging mein Tag bergab, da ich von dem Chef vom Autohaus einen Anruf bekam und sie mir die freie Stelle absagten“, erzählte sie Hope, die neugierig zuhörte und dann ein bedrücktes Gesicht machte.
Hope streckte eine Hand nach Abi aus und strich ihr eine Haarsträhne zur Seite.
„Ich bin ebenfalls traurig darüber, dass du die Stelle nicht bekommen hast, aber lass dich deswegen nicht unterkriegen, es kommt sicher bald etwas Besseres“, sagte sie und die drei setzten sich an den Esstisch.
„Kommt, jetzt lasst uns Essen, bevor die Lasagne kalt wird, denn dann schmeckt sie sicher nicht mehr so köstlich“, meinte Penelope und es herrschte für einen kurzen Augenblick Stille.
Von den Geschwistern hörte man nur „mmh …“, „ahh …“, „lecker …“ .
Doch als der größte Hunger gestillt war, meldete sich Hope wieder zu Wort.
„Hört zu, dieses Wochenende ist ja Ostern. Das erste Mal ohne unsere Mutter, lasst uns alle nach Clearwater Beach fahren und wir machen uns einen schönen Tag am Meer. Was haltet ihr davon?“, fragte sie in die Runde und Penelope gab ihr sofort eine Antwort.
„Tut mir leid, ich bin am Wochenende leider nicht hier, da ich eine Freundin in Orlando besuche. Aber versprecht mir bitte, das ihr zwei euch einen schönen Tag am Clearwater Beach macht.“
Hope sah ihre Schwester mit einem verspielt bittenden Blick an und Abigail konnte dazu nicht nein sagen.
„Ja, von mir aus. Wir können schon fahren, wenn du unbedingt möchtest, doch bei mir geht es nur am Sonntag, da ich samstags arbeiten muss, ist das für dich ein Problem?“
„Ganz und gar nicht, da ich am Samstagnachmittag noch eine zweistündige Prüfung vor mir habe und vormittags sowieso noch dafür büffeln muss“, antwortete sie und somit war das Thema erledigt.
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Ungeschickter geht’s nicht
Abigail stürmte an diesem Morgen in den Supermarkt, da sie etwas spät dran war, und natürlich lief ihr sofort die Chefin über den Weg.
„Na, Frau Bennett, gerade noch rechtzeitig zur Arbeit erschienen und das in Ihrer ersten Arbeitswoche.“
„Guten Morgen, tut mir leid, das kommt nicht wieder vor“, sagte sie und ging in den Pausenraum, wo sich ihr Kleiderspind befand. Abi zog sich ihr Supermarkt-Jäckchen an und ging danach gleich nach hinten, um das Regal mit den Knabbereien einzuräumen. Ihre Laune war am Boden, sie war müde und hatte tausend Gedanken in ihrem Kopf. Abi hörte nicht mal, dass ihre Kollegin Nina mit ihr sprach.
„Hallo, ist da jemand?“ Abigail sah sie verwirrt an.
„Wie bitte? Was meinst du?“
„Du bist heute wohl noch ganz weit weg, hm? Ich habe dich gefragt, wie es dir geht und ob alles in Ordnung sei“, meinte sie und Abi nickte.
„Ach so, oje, sorry, das habe ich nicht mitbekommen. Alles in Ordnung, danke, ansonsten komme ich sofort zu dir, wenn ich irgendwelche Fragen habe. Hatte etwas Glück im Unglück heute“, erklärte sie Nina, die natürlich gleich nachfragen musste, was denn passiert war.
„Habe im Leben noch nie verschlafen. Aber heute Morgen war irgendetwas anders, denn ich habe meinen Wecker nicht klingeln gehört. Zum Glück weckte mich meine Tante, denn sonst wäre ich zu spät zur Arbeit gekommen. Und ja, ich gehe hier zur Tür herein, gerade noch pünktlich, und wer läuft mir entgegen? Die Chefin, die sowieso was gegen mich hat“, erzählte sie Nina, die ihr beim Einräumen zuhörte.
„Quatsch, so schlimm ist es auch nicht, Abi, nimm dir nicht immer alles so zu Herzen. So, ich werde mich dann an meinen Regalen zu schaffen machen, wenn was ist, ruf einfach nach mir.“
„Ja, Dankeschön.“
Nina ging ein paar Gänge weiter zu den Regalen mit den Süßigkeiten und Abi war froh, so eine tolle Kollegin wie sie zu haben. Ebenfalls gefiel ihr, dass im Supermarkt immer eine leise Musik lief, so summte sie gerade zu einem Song von Anastacia mit und vertiefte sich in ihre Arbeit.
Abigail beklebte alle Artikel mit den Preisaktionen, als nach kurzer Zeit das Klebeband leer war.
„Verdammt, nun muss ich Nina fragen, wo ich ein neues Preisband bekomme, da noch einige Artikel zu bekleben sind“, sagte Abi zu sich und just in dem Moment ging alles so schnell.
Sie drehte sich um, um in den anderen Gang, wo Nina sich befand, zu gehen, als auf einmal jemand aus genau demselben Gang in den ihren abbiegen wollte. Und schon passierte es, dass sie zusammenstießen und das kleine Nebenregal umwarfen.
„Aua!“
„Au …! Oh verdammt, nicht schon wieder“, fluchte Abigail wild darauf los und hat noch gar nicht bemerkt, in wen sie da reingerannt war.
„Auweia, Abigail, es tut mir leid, ich wollte Ihnen nicht in den Weg laufen. Hab ich Sie verletzt?“, fragte er und Abis Herz rutschte ihr fast in die Hose.
„Sie?“, meinte sie verblüfft und bückte sich, um das Chaos zu beseitigen, bevor ihre Chefin es bemerkte.
„Ähm … ja, ich“, sagte er kurz angebunden und wusste nicht so recht, was er tun sollte.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen beim Aufräumen.“ Er bückte sich ebenfalls und hob die Knabbereien auf, um sie in den Einkaufswagen zu legen. Abi hoffte nur, dass ihre Chefin nicht kam und machte sich nebenbei Gedanken, wie sie sich bei diesem wirklich attraktiven Kerl entschuldigen sollte. Es herrschte Stille, denn niemand von den beiden wusste ein Gespräch zu beginnen. Aber wie sollte es auch anders sein, kam auf einmal Abis Chefin in den Gang und schimpfte gleich los.
„Ach du heiliger Bimbam, was haben Sie denn jetzt schon wieder angestellt? Sagte ich Ihnen nicht, Sie müssen besser aufpassen und sollten nicht ständig irgendwelche Regale umschmeißen?“, meckerte sie. Mason sah die Damen an, wollte das so nicht durchgehen lassen und meldete sich zu Wort.
„Entschuldigen Sie vielmals, doch Ihre Mitarbeiterin kann hierfür gar nichts, denn ich habe dieses Regal umgeworfen und nicht sie.“ Die Chefin war perplex, da sie nicht damit gerechnet hat, von dem jungen Mann zurechtgewiesen zu werden. Sie sah zu Abigail und dann wieder zu dem Mann und meinte nur kurz angebunden:
„Frau Bennett, wir werden das nachher unter vier Augen klären, doch jetzt machen Sie sich an die Arbeit, dass der Saustall hier beseitigt wird.“
„Werde ich sofort machen“, sagte Abi und stand nun alleine mit Herrn Baker vor dem Chaos. Er drückte sie am Arm und Abigail schoss die Röte ins Gesicht.
„Ach herrje, das ist ja aber ein Drache. Das tut mir total leid, dass Sie wegen mir jetzt so ein Problem mit der Chefin haben“, meinte er entschuldigend und Abi zuckte mit den Schultern.
„Nicht schlimm, doch viel Zeit zum Plaudern hab ich jetzt nicht. Tut mir leid“, erklärte sie brüsk und bückte sich.
Mason tat es ihr gleich und half ihr, die Knabbereien rasch wegzuräumen. Er sah, wie ihr ihre langen blonden Haare ins Gesicht hingen und überlegte die ganze Zeit, ob und wie er ihr diese eine Strähne aus dem Gesicht streichen konnte. Mason wollte ein Gespräch mit ihr beginnen und außerdem hatte er auch ein schlechtes Gewissen. Wem hatte er das alles zu verdanken? Seinem Vater.
Abigail bemerkte seine Blicke, was für ihre Nervosität nicht gerade von Vorteil war. Sie brach das Schweigen.
„Irgendwie kommt es mir so vor, als ob Sie mich verfolgen. Ihr Vater hat mir eine Abfuhr erteilt, klar, das machte mich total traurig, da ich gerne wieder im Büro gearbeitete hätte. Naja, und Sie machen es mir nun nicht einfacher, das zu vergessen, wenn ich Sie immer wieder sehe“, versuchte sie ihm zu erklären. Als die Worte über ihre Lippen kamen, bereute sie es auch schon wieder. Mason stand wie angewurzelt da, nahm seinen Mut zusammen und strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sagte:
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