Nach einer Minute kommt er wieder raus und erzählt:
„Jetzt kann der Abend beginnen.“
Gregor und Hans zeigen mit dem Finger auf eine Leuchtreklame. Sie laufen weiter. Einen Augenblick später erreichen sie eine Bar.
„Die Stadtschenke“, steht in großer leuchtender Schrift, über altmodischen Holzfenstern. Sie treten ein und setzen sich auf die Hocker an der Theke. Der Barmann sagt:
„Willkommen ihr beiden, was darf es denn sein?“
Gregor erwidert:
„Zwei Pils bitte!“
Der Wirt macht sich an die Arbeit, während Hans und Gregor ausgelassen reden. Ein bisschen später kommt er an und stellt sie mit freundlichem Gesicht vor sie hin.
„Ja, danke!“
Sie quatschen und bestellen sich ein Pils nach dem anderen.
Eine Weile später geht Gregor den engen Kneipenraum entlang, bis hin zur Herrentoilette. Er öffnet die Tür. Man kann erkennen, dass die Urinale defekt sind. Einen Augenschwenk weiter ist eine Toilettenkabine. Gregor schreitet auf sie zu und drückt die Klinke nach unten. Es scheint jemand drinnen zu sein. Er fragt drängelnd:
„Brauchen sie noch lange?“
Eine tiefe Männerstimme erwidert:
„Du bist es! Ja, nur du alleine hast die Macht!“
Man sieht, dass die Tür langsam aufgeht und heraus kommt ein großer ungepflegter Mann mit fettigem Haar, der so schwarz wie die Nacht gekleidet ist. Der Riese, der mit ungefähr 2,10 Meter einen Kopf größer ist als Gregor, beugt sich zu ihm runter und sagt laut in sein Gesicht:
„Du bist es, nutze es richtig!“
Er verschwindet wieder. Gregor schüttelt den Kopf.
„Was für ein verrückter Typ.“
Er geht in die Kabine. Einen Moment später kommt er wieder raus, wäscht sich die Hände und geht zurück in den Kneipenraum. Man kann erkennen, dass Hans fleißig am Trinken ist.
„Kann der nicht warten, der Spinner?“
Er geht zum Wirt und erwähnt:
„Ein Pils hätte ich gerne noch!“.
Die beiden trinken und trinken, bis sie schließlich aufstehen und die Uhr über der Theke fast 01.00 Uhr nachts schlägt. Torkelnd verlassen beide die Kneipe. Hans lallt zu Gregor:
„Ich begleite dich noch.“
„Mach das.“
Als sie nach 20 Minuten am Hochhaus ankommen, bestellt sich Hans ein Taxi. Die beiden reden, bis Hans schließlich abgeholt wird.
Scheinbar sehr betrunken, geht Gregor in das Haus, geradewegs zum Aufzug.
„Das ist ja komisch, der ist ja wieder ganz.“
Gregor steigt ein. Sein wankenden Körper lehnt er an die Fahrstuhlwand. Die Türen schließen. Der Aufzug beginnt sich zu bewegen. Ein leises Schleifen ist wahrzunehmen. Es scheint alles in Ordnung zu sein.
Doch plötzlich hört man einen metallischen Knall und der Aufzug ruckelt. Das Licht beginnt zu flackern, dann erlischt es. Man hört Gregor ängstlich sprechen:
„Verdammt noch mal, das blöde Ding ist steckengeblieben!“
Er macht sein Feuerzeug an, da verweht die Flamme und man hört eine verzerrte dämonische Stimme:
„Mache nicht den Fehler und fahre in den Urlaub! Bleibe hier, oder die Menschheit ist in Gefahr, denn nur du hast die Macht, nutze sie richtig! Bringe dich um! Wenn du stirbst, ist alles wieder gut! Sobald du einschläfst, läuft die Zeit!“
Und wie aus dem Nichts fängt die Fahrstuhllampe an zu leuchten. Es gibt einen Ruck und der Aufzug setzt seine Fahrt fort. Gregor lacht:
„Das ist doch alles Einbildung. Entweder bin ich total besoffen, oder meine schizophrenen Anfälle fangen wieder an.“
Ein Klingeln ist zu hören. Bei der digitalen Stockwerksanzeige ist eine rote „25“ zu sehen. Gregor steigt aus. Er geht schlürfend den langen Flur entlang und man erkennt ein Graffiti an der Wand. Es zeigt ein riesiges Quadrat, alles in roter Farbe. Dazwischen ist ein Schriftzug in Schwarz zu erkennen:
„Du musst dich bei deinen Lebenswegen für den Richtigen entscheiden. Also bring dich jetzt um! Überlege noch mal bis zum Schlafengehen!“
Gregor fasst sich mit den Händen an den Kopf.
„Ich bin geschockt! Wahrscheinlich bin ich verrückt.“
Er läuft schnellen Schrittes zu seiner Wohnungstür und schließt hektisch auf. Gregor geht rein, zieht die Schuhe aus und legt sich auf sein Sofa.
„Alter, wenn ich getrunken habe und besoffen bin, schlafe ich doch normalerweise sofort ein, aber diesmal bin ich ja fast schon wieder nüchtern!“
Mit einem Mal hört man die verzerrte dämonische Stimme wieder:
„Letzte Chance, Gregor! Nimm dein Küchenmesser und schlitze dir die Pulsadern auf, oder springe aus dem Fenster!“
Gregor erwidert:
„Was hat das alles zu bedeuten? Soll ich morgen nicht in den Urlaub fahren, weil irgendetwas Schlimmes passiert, oder soll ich mich gar umbringen? … Blödsinn! Es ist schon zwei Uhr nachts, ich muss morgen um neun fertig dastehen! Keine Zeit für irgendwelche unsinnigen Gedanken. Ich will einfach nur schlafen!“
Er macht seine Augen zu. Man hört noch mal die verzerrte dämonische Stimme:
„Die Zeit läuft ab... jetzt!“
4
Kapitel 4
„ Gute Reise!“
Er schläft bis um 08:00 Uhr durch und wird vom lauten Klingeln seines Weckers wach. Gregor sieht munter und belebt aus. Er steht auf, geht unter die Dusche und singt ein bisschen.
Kurze Zeit später verlässt er das Bad. Er läuft in die Küche und macht seine Kaffeemaschine an.
Nachdem sie fertig ist, gießt er ein und fängt an zu schlürfen. Nebenbei macht er sich eine Kippe an. Er schaltet das Radio ein. Es läuft Musik und er wackelt dazu ein bisschen mit.
Eine Weile später steht er auf und stellt seine Tasse in den Geschirrspüler. Es ist 08:30 Uhr auf der Küchenuhr. Im Radio kommen Kurznachrichten.
Nebenbei beginnt er seine Schuhe anzuziehen und auf einmal klingelt das Telefon. Das Wort „Mama“, mit einem Foto, erscheint auf dem Display. Gregor drückt drauf. Es öffnet sich eine SMS. Er ließt sie laut vor:
„Wir stehen unten und warten... Gruß Mama!“
Er packt das Handy in die Tasche.
„Was, schon so früh, ist doch erst 08:40 Uhr... egal.“
Er nimmt eine gepackte Reisetasche, geht in Richtung Wohnungstür, läuft raus und schließt ab. Sein Weg führt zum Aufzug.
Als er ihn erreicht, drückt er den Knopf. Nach ein paar Sekunden öffnen sich die Türen und Gregor steigt ein.
Der Fahrstuhl beginnt sich zu bewegen. Kurz darauf zeigt die digitale Stockwerksanzeige eine „2“ an.
„Erst zweiter Stock? Das vermasselt mir ja schon wieder den Tag! Kann das blöde Ding nicht einfach gerade durch, ohne Zwischenhalte, zum Erdgeschoss fahren?“
Die Fahrstuhltür öffnet sich und die unheimliche ältere Dame steigt ein. Gregor zieht ein grimmiges Gesicht. Die Türen des Lifts schließen und man sieht, wie die Dame sich zu Gregor dreht. Sie lacht und sagt:
„Ich hoffe, du hast deinen Verstand mitgenommen! Viel Glück auf deiner 'Reise'.“
„Ja, das werde ich haben.“
Man hört ein Klingeln und bemerkt den digitalen roten Schriftzug: „EG“. Die Tür geht auf und Gregor verlässt den Aufzug. Schnell dreht er sich um. Man sieht, dass die ältere Dame nicht mehr im Aufzug ist.
„Wo ist sie?! Egal, bloß weg hier!“
Gregor geht auf die Eingangstür zu. Im Hintergrund steht ein Mann mit lockigen braunen Haaren. Daneben eine kleine Frau im roten Kleid. Sie lehnen Arm in Arm, an einem weißen T5. Gregor läuft ihnen mit euphorischem Lächeln entgegen. Freudig nimmt er zuerst die Frau in den Arm, kurz darauf den Mann.
Nach der Begrüßung steigen sie ein. Der Mann setzt sich ans Lenkrad, die Frau daneben und Gregor nimmt auf der zweiten Bankreihe platz.
Читать дальше