Besonders deutlich zeigt sich Mills methodologische Vorgehensweise in der Ausgestaltung der ökonomischen Lehre.
In der Preislehre unterscheidet Mill nach der Beschränkung des Angebots drei Kategorien von Gütern: 1. Güter, bei denen es physisch unmöglich ist, die Quantität über eine bestimmte Grenze hinaus zu vermehren, 2. Güter, die man in beliebiger Menge produzieren kann und 3. Güter, die zwar in beliebiger Menge vermehrbar sind, deren Hervorbringung jedoch über eine bestimmte Quantität hinaus Kosten verursacht. Die ersteren, die Seltenheitsgüter,sind durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Das gleiche trifft bei allen Waren zu, sobald das Angebot sich einer stetigen Nachfrage nicht anpassen kann. Bei den Gütern, die mit gleichbleibendem Aufwand in beliebiger Menge erzeugt werden können, entspricht der Preis dem „notwendigen Preis“, der wiederum den Produktionskosteneinschließlich dem Kapitalzins gleich ist.
Auch in der Verteilungslehreführt Mill verschiedene Modifikationen an. Hinsichtlich der Bestimmungsgründe des Lohnes hat Mill die von seinem Vater entwickelte Lohnfondtheorieübernommen, wobei Mill alle Versuche, die soziale Lage der Arbeiter zu verbessern, pessimistisch beurteilt.
Nicht einheitlich sind seine Anschauungen über den Kapitalzins. Mill spricht einerseits dem Kapital als Produktionsfaktor eine besondere Produktivitätzu, er ist aber auch der Ansicht, dass der Zins als Vergütung für die Enthaltsamkeitdes Kapitalisten, der darauf verzichtet hat, das Kapital für seine eigene Person zu vermehren gezahlt werden müsse.
Schließlich tritt in Mills Darstellung auch die Meinung auf, dass der Arbeiter mehr produziert, als er zu seinem Lebensunterhalt benötigt, und dass der auf diese Weise sich ergebende Überschuss dem Kapitalisten als Mehrwertzufalle. Diese Auffassung berührt sich bereits auf das Engste mit der sozialistischen Ausbeutungstheorie.
Es gab eine ganze Reihe von Sozialreformern, die im Gegensatz zu den bestehenden Verhältnissen standen. Ausschlaggebend war die Erfahrung der allgemeinen Proletarisierungund Verelendungweiter Teile der Bevölkerung während der zunehmenden Industrialisierung. Diese Sozialreformer wollten den natürlichen Zustand der Ordnung der Gesellschaft wieder herstellen und die Lage der Arbeiter verbessern. Dies war das Ziel aller sozialistischen Lehren.
Die älteste Richtung war der utopische Sozialismus.Diese Richtung wollte ihre Ziele mittels der Vernunft entwickeln und unmittelbar umsetzen. Ihre bedeutendsten Vertreter waren Sismondis (1773 – 1842), Saint-Simon (1760 – 1825), Fourier, Owen und Blancmit ihren Genossenschaftsmodellen und der Mehrwertlehre, die später von Karl Marx übernommen werden sollte, und schließlich Proudhon (1809 – 1865)mit seiner anarchistischen Lehre.
Die realistische Strömungvertrat demgegenüber die Auffassung, dass der Zusammenbruch der bestehenden Gesellschaftsordnung und ihre Ablösung durch eine sozialistische Gesellschaft ein notwendiges Ereignis der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung sein würde und dass die Determiniertheit dieses Entwicklungsprozesses sich auf wissenschaftlichem Wege erweisen lasse. Dieser wissenschaftliche oder entwicklungsgeschichtliche Sozialismus war vorwiegend deutsches Gedankengut, ihre herausragenden Vertreter waren Johann Karl Robertus (1805 – 1875), Ferdinand Lassalle (1825 – 1864)und nicht zuletzt Karl Marx (1818 – 1883).Lassalle, der auch gute philosophische Gedanken hatte, formulierte das „eherne“ Lohngesetz, nach dem in der kapitalistischen Wirtschaft der Durchschnittslohn niemals über den für die eigene Reproduktion notwendigen Lebensunterhalt ansteigen könne und damit das Existenzminimum niemals überschritten werden könne. Auf Karl Marx wollen wir nun noch etwas ausführlicher eingehen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.