Als Mitschöpfer mache ich das anders. Ich lasse den Augenzeugen auf mich wirken. Ich denke mir im Befehlston: ‚Wahrheit!‘ Und dann beobachte ich meine gefühlte Wahrnehmung und frage mich, wäre das ein Mensch, dem ich einen Gebrauchtwagen abkaufen würde? Würde er mich ehrlich informieren oder mich betrügen? Hat er Rückgrat oder ist er käuflich. Das lässt sich über die Energie wahrnehmen und über Sympathie und Antipathie. Jedes Kind kann das schon, wenn wir es ihm nicht aberziehen. Es sagt dann einfach, den mag ich nicht. Dann glaub ihm auch nichts. Oder es setzt sich begeistert auf seinen Schoß. Solange du deinen Reifeprozess noch nicht vollendet hast und dir noch keine weiteren Wahrnehmungssinne zur Verfügung stehen, kannst du einfach deine Kinder fragen, solange sie noch unschuldig sind und unverdorben. Magst du den Menschen da im Fernsehen?
Nicht dass du nun hingehst und durch dein Kind deine Realität bestimmen lässt, nein, ich lege dir nur nahe, mit deiner Verantwortung als Beobachter bewusst umzugehen, und zu entscheiden, von wem und wovon du mehr erfahren und was du verstärkt wahrnehmen willst und auch, was du dafür tun kannst, dass es mehr wird. Bleibe offen, und geh auch viel in die Natur. Experimentiere mit deinem Bewusstsein. Gibt es noch Mohnblumen? fragte ich mich diesen Sommer. Und während ich sie im letzten Sommer kaum noch sah, kamen sie mir diesen Sommer auf allen Wegen entgegen, klar, ich hatte den Ort gewechselt. Merkst du: Du sollst auch mir nicht glauben!
Mit deiner Wahrnehmung wird das Wahrgenommene dauerhaft weiter erschaffen. Das ist zumindest meine momentane provisorische Theorie dafür, dass wir unsere Welt um uns herum als so unveränderlich stabil erfahren. Vielleicht erschaffen wir uns unsere Realität in jedem Moment alle zusammen neu, also jetzt neu, jetzt neu, jetzt neu im Sekundentakt? Wenn wir den bewussten Gewohnheiten des Denkens folgen, haben alle diese Theorien z.B. über die Blackbox und die Rolle des Beobachters keine Konsequenzen. Wenn sich bei bestimmten Menschen kaum etwas in ihrem Leben ändert, haben sie einfach nur eine sehr stabile Struktur von Realität für sich gefunden, die genügt, mehr interessiert sie nicht. Doch ich behaupte, diese Stabilität kommt mehr aus dem sehr mächtigen kollektiven Unbewussten, das dafür sorgt, dass es in der Welt nie besser wird, nur immer wieder anders. Das behauptete schon meine Großmutter.
Kommen wir auf den Otto Normal zurück und seinen Bekannten, den Verschwörungstheoretiker. Wie könnte man diese sich immer weiter ausbreitende Verwerfung und Spaltung der Gesellschaft und der Realitätswahrnehmung aufheben? Ist diese Polarisierung, die wir überall beobachten, nicht eher eine Folge und gleichzeitige Verstärkung des Umstandes, dass wir keine Nähe mehr miteinander herstellen können? Sowohl Otto Normal als auch dem Verschwörungstheoretiker kann ich aus der Perspektive des Reifeprozesse eigentlich nur empfehlen: Bleibt in Kontakt. Vermeidet die Themen, die euch trennen, und erschafft mehr verbindende soziale Erfahrungen, sucht aktiv nach Gemeinsamkeiten und Menschlichkeit. Und wenn ihr diese menschliche Beziehungsbasis um euch herum hergestellt habt und euch als Freunde anseht und nicht mehr als Feinde, könnt ihr euch vorsichtig gegenseitig einladen, durch das jeweilige Loch des anderen in die Blackbox zu schauen. Aber erst dann, wenn ihr wisst, dass ihr euch vertrauen könnt.
Denn solange ihr euch als Mensch vom anderen nicht genauso angenommen fühlt, wie ihr seid, urteilslos und bedingungslos, ist eure Wahrnehmung und sind alle eure Sinne darauf ausgerichtet, erst einmal herauszufinden, ob der andere Freund oder Feind ist, und ihr steckt im Reptilienhirn der Kommunikation fest, das nur Flucht oder Kampf kennt. Erst wenn die Beziehung geklärt und auf Belastbarkeit überprüft wurde, sind wir überhaupt bereit, durch das Loch des anderen in diese Blackbox-Realität zu schauen. Es lohnt sich, ich empfehle es ausdrücklich. Alle Löcher in der Blackbox liegen nebeneinander, jeder hat eine andere Sicht auf die Dinge. Und da gibt es noch sehr viel zu entdecken und zu lernen. Mit diesem Buch lasse ich dich durch mein eigenes kleines Loch in die Blackbox schauen. Vielleicht sollten wir uns öfter gegenseitig einladen, die Löcher zu tauschen? Halten wir fest: Es gibt keine objektive, unabhängige Beobachtung und daher auch keine objektive äußere Realität, nur immer das, was wir in unserem Kopf daraus machen.
Weiterführendes Werkzeug:Bezweifle Bilder und Filme grundsätzlich, wenn sie dazu verwendet werden, Stimmung gegen ein Land oder einen Menschen zu machen oder dich zu einer bestimmten Reaktion zu verführen. Wenn sie dich stimulieren, bleib misstrauisch. Du bist doch keine Maus, die sich durch einen Reiz zu einer Reaktion stimulieren lässt. Entscheide und handele bewusst aus dir selbst heraus, statt zu reagieren. Und bleibe misstrauisch bei allem, worüber sich andere aufregen. Was hoch emotional geladen daherkommt ist selten objektiv.
3c. Die innere Realität ist viel mächtiger
In diesem Kapitel betrachten wir den Einfluss unseres Unbewussten auf unser Leben und auf unsere Gesellschaft. Ich werde ausführen, dass sich unser Unbewusstes zumindest in der Cosmic Cloud alles merkt, alles weiß und mächtiger ist als unser Bewusstsein. Wir untersuchen die Traumwelt und lernen luzides Träumen sowie eine Vielfalt anderer Möglichkeiten kennen, mit diesem Unbewussten zu kommunizieren. Wir sprechen auch über Kunst und Kultur, über die Demokratie, den Gefangenenplaneten Erde und die Auslöschung unserer Erinnerung. Eine kleine Konversation zwischen einem Homo Sapiens Sapiens und einem Homo Creativus Pax wird aufzeigen, wie sich mittlerweile die beiden Varianten des menschlichen Bewusstseins kaum noch begegnen können. Womit ich für eine gegenseitige Achtung der Andersartigkeit werbe. Alle Menschen haben zu diesem geschichtlichen Zeitpunkt die einmalige und nicht wiederkehrende Chance, sich dem Mitschöpfer in sich öffnen. Damit kämen wir gemeinsam dem Himmel auf Erden ein gutes Stück näher, weshalb auch davon die Rede sein wird.
Die australischen Ureinwohner behaupten, dass ihre Traumwelt die einzig wirkliche Welt sei. Sie sei die machtvolle Vorstufe unserer erfahrbaren und scheinbar so objektiven Welt, wo unsere Erfahrungen erzeugt werden, bevor sie in 3D erscheinen. Aus der Traumwelt, so glauben sie, wird die gesamte objektive Welt erschaffen und gesteuert und nur dort können Menschen auf den schöpferischen Prozess auch selbst aktiv zugreifen. Sie nennen das Unbewusste ihre Traumzeit, weil dieser Teil unseres Bewusstseins eher durch Symbole, Zufälle, Visionen, Inspirationen und natürlich in Träumen mit den Menschen kommuniziert. Es ist eine Welt, die voller mysteriöser Geschehnisse zu sein scheint. Als der magische Teil unseres Bewusstseins, der uns über das Herz auch kollektiv untereinander und mit der Schöpfung verbindet, wird die Traumzeit indirekt über Rituale, Wiederholungen, Anrufungen und Gebete angesprochen. Die Traumzeit ist kollektiv und individuell bedeutsam, sie meldet sich also auch mit Warnungen für eine ganze Gruppe oder mit einem künstlerischen Ausdruck, der für die gesamte Menschheit von Bedeutung und jetzt ‚dran‘ ist.
Unbemerkt von den Mainstream Menschen gibt es allerdings immer mehr Träumer, die aktiv in ihre Träume eingreifen können und sie bewusst verändern und damit bewusst Veränderung erschaffen. Sie stecken entweder mitten im Reifeprozess oder stehen schon in der meisterlichen Übungsphase nach der Vollendung zum Mitschöpfer. Auf luzides Träumen kommen wir später noch einmal zurück. Die Macher des Films ‚Inception‘ müssen von dieser Idee inspiriert gewesen sein. Und ähnlich vielschichtig wie in diesem Film darf man sich unser Unbewusstes auch vorstellen, und auch ähnlich fluide und symbolisch-magisch. Aber da wir alle vor dem Okkulten und Paranormalen gewarnt wurden durch die Experten unserer rationalen Wissenschaften, lassen die meisten Menschen lieber die Finger davon und verzichten auf eine Kartierung ihres Unterbewusstseins. Und bringen ihre beiden Hirnhälften auch nie aktiv in einen besseren Kontakt zueinander.
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