Die meisten Älteren von uns wurden noch getrennt von ihrer Seele und ihrer vorgeburtlichen Erinnerung geboren. Sie sind es auch, die nun die größten Schwierigkeiten haben, sich auf diese Entwicklung einzulassen. Bei mir war das auch so. Ich kam ohne Erinnerung an andere Leben zur Welt und ohne jegliches mediale Talent, doch ich konnte mich immer schon in das Gesamtbewusstsein eines natürlichen Kraftplatzes einklinken, mein Herz weit öffnen und mich eins fühlen. Es gibt auch Menschen, die in jeder Situation weiter verbunden bleiben. Sie haben den Reifeprozess, von dem hier die Rede ist, nie gebraucht. Diese wunderbaren Menschen fühlten sich nie als besonders und das haben sie auch alle so gesagt. Sie sind uns nur vorausgegangen. Jesus war einer davon.
Viele der Jüngeren unter uns wurden schon mit der Seele vereint gleich in die zweite Phase des Findens hineingeboren, sie nennen sich 'die Sternensaat' oder ‚Kristallkinder‘. Oft sind sie seelisch reifer als ihre Eltern und haben größte Mühe, ihre Gesundheit aufrechtzuhalten und sich in Schule, Job und Wohnsituationen zurechtzufinden, vor allem, wenn ihre Eltern sie zu Lösungen drängen, die ihre spirituelle Entwicklung stören. Wenn sie mit einem bereits gestarteten Reifeprozess geboren wurden, müssen sie unbedingt in diesem Leben noch den Weg zu Ende gehen. Einmal angestoßen, muss der Prozess zu Ende ablaufen. Und je länger sie trödeln, umso gefährlicher wird es für ihren Körper.
Die Mehrheit der heutigen Weltbevölkerung befindet sich nicht einmal auf der Suche. Getrennt von der eigenen Seele haben diese Menschen ihre Fähigkeit verloren, sich eins zu fühlen mit der ganzen Schöpfung. Sie leben völlig getrennt von ihrem Ursprung und finden das ganz normal. Sie kennen es nicht anders. Und dann müssen sie spekulieren und sich an äußeren Konzepten und heiligen Büchern festhalten und allen möglichen Experten Autorität geben, um auf diesem Umweg doch noch eine Nähe zur Quelle (oder zu Gott, wie sie es meistens nennen) herzustellen. Oder sie werden Atheist und verdrängen ihre Angst vor dem Tod zusammen mit den anderen existentiellen Fragen ins Unbewusste und rühren möglichst nicht mehr daran.
Ob schon auf der spirituellen Suche oder noch nicht, bis zur Verschmelzung mit der Seele wird ihre Persönlichkeit mit jeder Ich-Stärkung auch den Schatten weiter füllen, so wie in Kapitel 1b erklärt. Wer sich nicht einmal auf der Suche befindet, wird außerdem gerade durch das aktuelle politische Klima ‚gargekocht‘ und gerät in eine Abwärtsspirale, wo in einem Zustand der Angst und durch den Druck der Veränderung vermehrt ungemütliche Erfahrungen und Krankheiten angezogen werden. Das geht so lange, bis der Mensch irgendwann sagt: „Ich gebe auf, ich komme allein nicht mehr weiter. Ich kann nur hoffen, dass es etwas gibt, was größer ist als ich und mir helfen wird.“ Mit Erreichen dieses Tiefpunkts wird ihre Persönlichkeit in ihrem Größenwahn entmachtet, die Welt zu verstehen und alles besser zu wissen. Erst dann sind sie offen für Spiritualität und ihre Suche beginnt. Ihr Höchstes Selbst erhält das Signal, die erste Phase einzuleiten, wobei ihr Drache aber noch ganz lange weiterschläft. Nun folgen Zufälle, Impulse und Rätsel, mit denen das Höchste Selbst ihre Suche indirekt steuert, und die sie wie beim Geocaching (früher: Schnitzeljagd) immer weiter Richtung Mitschöpfer locken.
Vielleicht erwachst auch du erst einmal nur aus der gesellschaftlichen Trance und merkst, da wird etwas ganz anderes gespielt, da läuft gerade keine gute Entwicklung für uns Menschen. Und dann engagierst du dich fürs Klima oder für die Freiheit. Die Spirale abwärts hast du damit erst einmal gestoppt und die Bewegung umgedreht, es geht nun aufwärts, deine Schwingung wird sich dabei langsam erhöhen und das Geocaching setzt ein. Du bist in der Phase des selbstlosen Dienens angekommen, das steht immer am Beginn deiner Entwicklung. Du willst gut sein und engagierst dich für einen guten Zweck. Der Unterschied zur vorwiegend unbewusst gesteuerten Persönlichkeit und deren Einsatz für bestimmte politische Ziele liegt darin, dass du nun echt altruistisch wirst, was man leicht von Wohltätigkeitsorganisationen unterscheiden kann: Die sind das genaue Gegenteil. Da feiern sich die Reichen selbst und lassen als die ‚Guten‘ ein paar Krümel publikumswirksam unter den Tisch fallen.
Ein politisch erwachter Mensch ist nicht automatisch auch spirituell erwacht, doch bei den meisten Menschen ist es von da nur noch ein kleiner Schritt zur spirituellen Suche. In dieser Phase will der Mensch vor allem im Außen Gutes tun. Er neigt dabei leider auch zum Missionieren, denn er erfährt nun einen Zufluss an Energie und guten Zufällen und möchte auch seine Umgebung damit beglücken. Er fühlt sich gestärkt in der Gemeinschaft anderer, die sein Bewusstsein teilen. Er kann seine Erfahrungen noch lange politisch deuten, dann will er seine Umgebung aufklären und überzeugen. Wenn er seine Erfahrung spirituell deutet, will er in dieser Phase seine Mitmenschen an dem großartigen, neuen Gefühl teilhaben lassen, und versucht sie dazu zu bewegen, zu Veranstaltungen des spirituellen oder religiösen Gemeinschaftskuschelns mitzukommen. Er wird zu einem spirituellen Missionar. Er weiß noch nicht, dass Gemeinschaftskuscheln erst einmal nichts mit Spiritualität, Gott oder einer bestimmten Religion zu tun hat. Als spirituell Erwachter bleibt er nun entweder noch lange in bestimmten Konzepten von Gott und Engelchen stecken und betreibt eine ritualisierte Religiösität oder er lässt sich wohlig-weich in eine oberflächliche Wohlfühl-Spiritualität sinken. Einige wenige begeben sich sogleich auf die Suche und lassen sich durch nichts und niemanden mehr davon abbringen, so als ginge es um ihr Leben. Und das tut es auch. Nimm dir die Letzteren als Beispiel. Darum geht es jetzt.
Der Suchende setzt sich vielleicht für Frieden ein, für die Tiere, für die Armen, für die Kinder. Er besitzt das ideale Bewusstsein für Ehrenämter. Er beginnt, über sein persönliches, kleines Leben hinauszuwachsen und engagiert sich für die Rettung der Welt und steckt dort auch sein ganzes Herzblut hinein. Dabei kann er sich wie Mutter Theresa in der Aufgabe verlieren und sein Ego vergessen. Das erlebt er als sehr befriedigend und sinnstiftend. Weil er aber die Welt retten will, gerät er in Erfahrungen, wo er unweigerlich zum Täter wird, oder er macht sich selbst zum Opfer. Das ist nicht zu vermeiden. Wer gut sein will, will auch mehr über das Böse-Sein erfahren, siehe Kapitel 1a. Wer retten will, wird auch erfahren wollen, wie es ist, die eigene Rettung zu benötigen. In der Konflikttheorie beschreibt das TOR (Täter-Opfer-Retter-Dreieck) den Zusammenhang ganz gut: Wer auf eine dieser Rollen einsteigt, wird unvermeidlich auch alle anderen erfahren. Nur ein Tor steigt ein auf das TOR. Mehr will ich dazu hier nicht sagen, aber ich spreche aus Erfahrung.
Je größer das Engagement im Außen für das Gute war, umso enttäuschter ist dieser Mensch am Ende und es kommt der nächste Tiefpunkt, ein weiteres Erwachen. Und die Einschmelzung der Seele beginnt. Nun gibt er auch auf, für das Gute im Außen zu kämpfen, denn er hat gemerkt, dass nur das Bewusstseins eines Menschen entscheidet, welche Erfahrungen er anzieht. Sein ganzer Einsatz war vergeblich: Er hat nur diejenigen, die er retten wollte, mit seiner Kraft genährt und sie damit stabil unbewusst gehalten! Er hat ihre Entwicklung eigentlich sogar verhindert. Sobald seine Persönlichkeit diese nächste Kränkung erfährt, gibt der Mensch auf noch viel tieferen Ebenen auf. Das erst ist das Signal für die Seele, dass sie mit der Verschmelzung (mit dem Ich des Tagesbewusstseins) beginnen kann.
Der Mensch versteht lange nicht, was da gerade mit ihm passiert. Keiner hat ihn auf diese Verschmelzung vorbereitet. Er hat nun immer größere Schwierigkeiten und erlebt sie als Überforderung, verbunden mit starken Stimmungsschwankungen, eine Befindlichkeit, die im Volksmund ‚Burn-Out‘ genannt wird. Das alte Ich, die alte Persönlichkeit, befindet sich in einem depressiven Sterbeprozess, während die in den Körper gepurzelte Seelenebene ihn als Ich zu steuern beginnt. Dabei kommt die Seele immer öfter durch ins Tagesbewusstsein und erzeugt dort gute Laune. Im Gegensatz dazu macht sich die alte Persönlichkeit als schlechte Laune und gedrückte Stimmung bemerkbar, klar, denn ihre Tage sind gezählt. Der Mensch erfährt sich in maximal positiven und in maximal negativen Gemütszuständen. Doch vor allem wird es für ihn immer schwieriger, in seinem alten Leben zu funktionieren. Das gewohnte Leben lässt sich fast nicht mehr aufrechthalten, vor allem, wenn es noch nie zur eigenen Seele gepasst hat.
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