Bernd Michael Grosch - Ich, Mosra...

Am interessantesten jedoch war für die technische Besatzung ein Datenträger, der im Detail anhand audivisueller Aufzeichnungen die Bedienung der Prithvi 2 erläuterte. Die Aufzeichnungen konnten über die Monitore in jedem beliebigen Raum abgerufen werden, sodass auch Nicht-Techniker und Nicht-Navigatoren die Möglichkeit hatten, etwas Neues zu erfahren und sich weiterzubilden.

10. Tag des 3. Monats 762:Wieder waren Faram, Ferah und Semli auf Tellus 2 gelandet, hatten jedoch diesmal zudem Navigator Pelo und Techniker Alub mitgebracht, die sich für die Abbaustätte der Kristalle interessierten und diese eingehend zu besichtigen wünschten. Grund dafür war das mittlerweile erworbene Wissen über die Funktionsweise der Kristalle als Antriebsmittel für die Prithvi 2. Diese Kristalle hatten die Eigenheit, dass ihre Moleküle in einer untypischen aperiodischen Struktur angeordnet waren und eine unübliche zwölfzählige Symmetrie aufwiesen. Trotz dieser Tatsache ließ sich mithilfe eines Hyper-Lasers eine parallele Verschiebung des Musters ermöglichen, wenn auch oberhalb beziehungsweise außerhalb der dritten Dimension. Dieser Hyper-Laser hatte die in ihrem Ring ruhenden Kristalle zu bestrahlen, wobei die Strahlen einen pyramidenförmigen Umriss bildeten. Was sich im Inneren dieser Pyramide abspielte, konnten die Techniker noch einigermaßen nachvollziehen, doch über das Warum konnten sie zu keiner Lösung kommen, da die Auswirkungen selbst mit einem sogenannten erweitertem ‚Piezo-Effekt‘ nicht zu erklären waren, so dass die vorherrschende Grundhaltung zum jetzigen Zeitpunkt nur die sein konnte, dass der Gestalter eben die Dinge auf diese Art programmiert hatte, auch wenn die programmierten Wesen dieser Welt sie nicht begreifen konnten. Mit solchem Denken näherte man sich wohl doch schon wieder den ‚Religionen‘ der Vorfahren an, doch in Ermangelung weitergehenden Wissens konnte dieser Umstand zum jetzigen Zeitpunkt eben nicht geändert werden.

Tatsache war, dass durch die Laser-Bestrahlung, welche die Parallel-Verschiebung des Kristall-Musters auslöste, eine Vibration entstehen sollte, welche dem Schiff seinen Antrieb verlieh. Weiteres war der Mannschaft des neuen Raumschiffs noch nicht mitgeteilt worden, doch stand fest, dass der Gestalter sie wohl zur rechten Zeit weiterhin belehren würde.

Pelo und Alub ließen sich also durch zwei Führer zu einer der Abbaustätten der Kristalle bringen, während sich die anderen drei Besucher mit dem Rest der Dorfgemeinschaft – einschließlich des Sehers – treffen wollten.

Der Seher:Den Seher der Gemeinschaft nannte man Ammos, da er die Gewohnheit hatte, zur Konzentration eine Schale Sand vor sich zu stellen, in welche er blickte, während er seine Inspirationen erhielt. Darüber befragt, gab er an, nicht zu wissen, wer oder was ihm Dinge zur Kenntnis brachte, die sich einer sonst ‚normalen‘ Wahrnehmung entzogen. Auch ändere sich die Art und Weise, wie er zu seinem Wissen käme. So höre er einmal eine Stimme, ein anderes mal sehe er in Form von Bildern vor sich, was er erfahren solle, doch immer helfe ihm die Schale mit Sand bei der Konzentration. Er wisse, dass erneut eine Belehrung anstehe, wenn er in seinem ‚inneren Ohr‘ ein leises Klingen vernahm. Dies sei alles, was er diesbezüglich mitteilen könne.

„Doch kann ich etwas anderes noch sagen. In der letzten Nacht verspürte ich wieder diesen Klang, von welchem ich gerade sprach, in meinem inneren Ohr. Also nahm ich meine Schale mit dem Sand und versuchte mich zu konzentrieren, was mir auch nach kurzer Zeit schon gelang. Es wurde mir bedeutet, dass ihr schon bald wieder kommen werdet, um eine von mir ausgebildete Person abzuholen. Um wen es sich bei dieser Person handelt und auf welche Weise sie ausgebildet werden soll, solle mir später erst bedeutet werden.“

Der noch rüstige und im mittleren menschlichen Alter stehende Ammos strich sich durch das lange, schwarze Haar und bat darum, sich verabschieden zu dürfen.

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