S. N. Stone
Menschenseelen Teil 4 - Ker -
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Inhaltsverzeichnis
Titel S. N. Stone Menschenseelen Teil 4 - Ker - Dieses ebook wurde erstellt bei
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Epilog
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Impressum neobooks
Danjal trat durch das Tor, ging die wenigen Schritte des gepflasterten Weges entlang und stieg die Stufen zum Eingangsbereich hinauf. Er hatte die Hand ausgestreckt, zögerte dann doch zu klingeln. Er atmete tief durch und wusste, es würde aussehen, als käme er zurückgekrochen, aber so erbärmlich war er nicht.
Minuten vergingen, bis auf sein Läuten geöffnet wurde. In der Tür erschien das Gesicht einer älteren Frau, deren Lächeln erstarb, als sie ihn erblickte.
„Die Dämonenbrut“, sagte sie.
„Die Hexe“, gab er zurück und verdrehte die Augen.
Hinter Ellen tauchte ein junges Mädchen auf, das er vor etwa einem drei viertel Jahr hier zurückgelassen hatte. Louisa hatte ihn gebeten zu bleiben, nachdem Jenna fluchtartig zu ihren Eltern gefahren war, um nie wieder zurückzukommen. Bis heute konnte er nicht verstehen, weshalb das Mädchen das getan hatte, sie waren keine Freunde.
Hatte er denn überhaupt jemals Freunde gehabt? Vielleicht war Elias einer gewesen, aber der war tot.
„Willst du Louisa anstarren oder hat dein Auftauchen andere Gründe?“, fragte die Alte.
„Ich würde gerne reinkommen“, antwortete er und lächelte überaus freundlich.
Ellen ging zur Seite „Aber die Schuhe abtreten, ich habe gerade gewischt!“
Na wenn das ihr einziger Wunsch war.
„Hattest du Sehnsucht nach uns?“, fragte Pfarrer Johannes Mehner, ohne dabei von seinen Büchern aufzuschauen.
„Irgendwie schon.“
„Setz dich!“ Er bot ihm einen Stuhl vor dem Schreibtisch an und schob seine Lektüre zur Seite.
Danjal stellte seine Reisetasche ab und nahm Platz.
„Und was führt dich wirklich hier her?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete Danjal, obwohl er es natürlich sehr wohl wusste. „Vielleicht bin ich mir nicht mehr sicher, wo ich hingehöre, vielleicht ...“
Johannes nickte verständnisvoll. „Ist schon gut, welche Gründe du auch hast, du wirst mir eh nicht die Wahrheit sagen. Komm“, forderte er ihn auf, „wir gehen hinunter in die Küche und trinken einen Kaffee.“
„Was von dem, was gerade auf der Welt geschieht, hast du zu verantworten?“ Johannes schaute Danjal über den Rand seiner Tasse an und trank einen Schluck.
„Gar nichts, es ist gar nicht nötig, ihr sorgt ganz alleine für Chaos.“
Johannes stellte die Tasse ab und lehnte sich zurück. „Die Zeiten sind schlimm.“
„Sie sind immer schlimm, ihr seid immer schlimm. Es gibt eben jene Phasen, in denen unser Zutun vollkommen überflüssig ist. Ihr wart schon immer für eine ganze Menge selbst verantwortlich.“
„Gut lassen wir das. Willst du hier bleiben oder in ein Hotel?“
„Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bleibe ich.“
„Ich hätte nicht gefragt. Das Haus ist noch fast so, wie ihr es verlassen habt. Ellen hat ab und zu nach dem Rechten geschaut. Ich werde den Schlüssel holen.“
Als der Pfarrer ihm den Schlüssel übergab, sagte er: „Du hast dich gar nicht nach Jenna erkundigt.“
„Nein, habe ich nicht.“
„Es geht ihr gut. Sie hat einen Job, wohnt noch im Haus ihrer Eltern, sucht aber etwas Eigenes. Noch hat sie nicht das Passende gefunden.“
Danjal nickte und wollte gehen, Johannes hielt ihn zurück.
„Weißt du, solange man kein eigenes Heim hat, ist es einfacher einen Ort zu verlassen.“
Er hatte sich des Öfteren gefragt, ob er Jenna würde bewegen können zu ihm zurückzukehren. Was aber hätte Mehner davon? Hatte da der Pfarrer aus ihm gesprochen, oder der Jäger, der hoffte, wieder eine Auserwählte an seiner Seite zu haben?
Danjal ging langsam durch die einzelnen Zimmer des alten Bauernwohnhauses. Ellen hatte die Betten abgezogen, Handtücher und Kleidung, die sie nicht mitgenommen hatten, gewaschen und den Kühl- und Vorratsschrank ausgeräumt. Es war ein wenig staubig, ansonsten ordentlich.
Er schmiss die Reisetasche in sein Zimmer. Beim Hinausgehen fiel sein Blick auf den gegenüberliegenden Raum. Er zögerte, dann biss er die Zähne zusammen: Zum Teufel, ja, es war Elias Zimmer, aber was juckte es ihn, dass der Jäger nicht mehr lebte?!
Im Wohnbereich setzte er sich auf die Couch und starrte in den trostlos anmutenden Garten. Der beginnende Frühling hatte es noch nicht geschafft bis hier vorzudringen. Es klopfte und Danjal stand auf, um zur Tür zu gehen.
Die babyblauen Augen von Louisa waren das, was er als Erstes registrierte. Dann bemerkte er den Koffer und die Tüten. Er runzelte die Stirn.
„Was willst du?“
„Auch hier wohnen.“
„Warum?“
Sie drängelte sich an ihm vorbei. „Damit du nicht so alleine bist.“
Wohl eher, weil der Pfarrer sie geschickt hatte, um ein Auge auf ihn zu werfen. Danjal schloss die Tür. Das Mädchen stellte den Koffer an die Seite und hielt ihm die Tüten entgegen.
„Die schickt Ellen mit. Es sind ein paar Lebensmittel, fürs Erste.“
Er nahm sie ihr aus der Hand und ging in die Küche, Louisa kam hinterher, blieb aber im Türrahmen stehen. Schweigend räumte er die Sachen weg.
Als er fertig war, griff er sich eine Dose Cola.
„Willst du auch was?“
Sie schüttelte den Kopf.
Er ging an ihr vorbei und setzte sich wieder auf das Sofa.
„Komm schon näher, ich werde dich nicht fressen“, sagte er.
Zögernd machte sie einen Schritt.
„Ich habe keine Angst vor dir“, antwortete sie. „Sie sagen nur, dass ich trotzdem ein bisschen vorsichtig sein soll.“
„Wer ….“, er brach ab, ja, ihre Stimmen, schon klar.
Auch er fühlte sich in ihrer Gegenwart nicht sonderlich wohl. Sie war jemand, den er nicht einschätzen konnte. Sie war verrückt und konnte irgendwie in die Köpfe von anderen gelangen, auch in seinen. Sie war nicht in der Lage Gedanken zu lesen, das behauptete sie zumindest, aber sie konnte sich im Bewusstsein umsehen. Karl Brent hatte sie eingesetzt, damit sie seine Fähigkeiten blockierte, es hatte nicht funktioniert, glaubte er. Wissen tat er es nicht, denn er war geschwächt gewesen, durch das Zeichen, Drogen und dem Tod. Unweigerlich fuhr er sich mit der Hand an die Brust. Auf jeden Fall hatte er sie aus seinem Kopf rausschmeißen können.
Es kotzte ihn an, dass die Arsaten immer wieder einen Weg fanden, seine Schwächen auszunutzen, um ihm dann zu schaden.
„Wirst du in Jennas Zimmer schlafen?“ Er wollte die Gedanken vertreiben.
„Das wäre wohl die beste Lösung.“
„Dann los, ich trage dir deinen Koffer.“
Er beobachtete, wie sie sich das Bett bezog und ein paar Sachen auspackte.
„Warum wolltest du nicht, dass ich gehe?“
Louisa hielt in ihrer Bewegung inne und schaute ihn an. „Du warst der Einzige, der mir vertraut war. Ich sehe genau, was du bist. Ich weiß, wer du bist. Ich habe auch in Aidan etwas gesehen. Vielleicht sind wir uns ähnlicher, als ich es den normalen Menschen bin. Wir sind anders.“
„Wärst du mit Aidan mitgegangen?“
„Das wäre ich.“
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