Reinhold Zobel - Notaph
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Kapitel 4
Der Mann, dessen Notizen er hat, heißt Jakob Spinagel. Er ist Arzt, praktischer Arzt. Worauf Nicks Aufmerksamkeit sich anfangs voller Überraschung richtet, ist die Tatsache, dass der Verfasser, wie er selber, aus Hamburg stammt. Er hat die Stadt, das zeigt sich bei näherer Lektüre, Zeit seines Lebens offenbar kaum verlassen, im Alter, wie es scheint, gar nicht mehr.
Das lederne Fundstück stammt sozusagen aus der Unterwelt. Nick hat die Bände in einem leeren metallenen Einkaufswagen gefunden, wie man sie aus Supermärkten kennt. Das Rollgestell stand in einem lichtlosen Verschlag seitwärts des Eingangs zu einem Basement, das Spare zuletzt gelegentlich als Arbeitsklause gedient haben soll. Der Raum zeigte sich unverschlossen. Die Tür stand halb offen. Der Einkaufswagen lagerte dort in Gesellschaft einiger Müllsäcke. Den Haupteingang hatte man mit Holzlatten vernagelt. Ebenso eine Fensterluke nebenan. Das Basement war unbewohnt. Ein paar Straßen weiter, heißt es, habe der Maler gewohnt; allerdings - das Haus steht nicht mehr.
Das gesamte Gebäude machte auf Nick einen verlassenen Eindruck. Und eher zufällig warf er einen Blick in den benachbarten Müllraum. Die ledergebundenen Bände sprangen ihm, nachdem er die Eisentür ganz aufgestoßen hatte, sogleich ins Auge. Sie kauerten so nackt wie verloren auf dem Metallgitter, vom hereinfallenden Tageslicht chirurgisch ausgeleuchtet. Nick trat näher, nahm eines der Bücher von seinem Platz, schlug es auf. Was er sah, waren Worte, Sätze, sauber gesetzt, handgeschrieben, in Deutsch. Kurz entschlossen nahm er alles an sich.
Ein Tagebuch. Eine einzelne Stimme aus dem Off. Eine arme Kreatur? Ein einsamer Wolf? Die Stimme eines Verblichenen? Könnte sein… Aufzeichnungen, die das Tageslicht womöglich nie mehr erblickt hätten, wären sie nicht durch seine, Nicks Hände gegangen. Er hatte, so wollte es ihm vorkommen, einen Sarkophag geöffnet. Autopsie eines Schicksals. Es waren nicht so sehr die lebensgeschichtlichen Daten, an denen sich sein Interesse entzündete, es war etwas anderes. Das erschloss sich ihm aber erst nach und nach. Es war jedenfalls keine Lektüre zum Tagträumen. Eher ist es , dachte er, ein Fall für den Tierarzt.
Es berührt schon eigentümlich, überlegte Nick, auf diese Weise Zeugnisse einer fremden Existenz einzusehen, Ich-Protokolle eines unbekannten Geschicks... In der Folge begann sich, ganz ohne sein Zutun, ein Netz konspirativer Fäden zu spinnen, zwischen der Niederschrift und ihm, dem zufälligen Leser.
Nick nahm zunächst an, dass der Verfasser dieser Bände tot war. Die Eintragungen endeten vor gut drei Jahrzehnten, zu einem Zeitpunkt, als Spinagel knapp über Sechzig gewesen sein mochte. Doch wer weiß, vielleicht lebte der Mann ja noch. Denkbar war vieles.
Es muss jedenfalls ein zutiefst einsamer Mensch gewesen sein. Keine Familie, Frau, Freunde. Es hat, wie Nick unter anderem lesen kann, einen Halbbruder gegeben, den es aber früh in die Fremde zog. Ein Eigenbrötler also, dieser Arzt, ein Sonderling, ein Kauz. Einer, der über viele Jahre wie besessen aufzeichnete, was ihm widerfuhr, akribisch, minutiös, bis in die Einzelheiten hinein, bis zum täglichen Stuhlgang, zur täglichen Mundpflege.
Der Mann ist darüber hinaus ein getreuer Stenograph seiner Stimmungen gewesen, die er sezierte, kartografierte, in tausend Schattierungen auffächerte. Das Licht des Weltgeschehens fiel wohl nur selten durch den Vorhang seines Tuns, seiner persönlichen Befindlichkeiten. Und wenn, dann als Demiurg, der seine Kreise störte. Viel Raum nehmen in den Aufzeichnungen private Studien ein, denen der Verfasser nicht allein intensiv nachgegangen ist, sondern über die er sich wieder und wieder in lexikalischer Ausführlichkeit zu verbreiten pflegt. Wie er es selber einmal in einer Fußnote zum Ausdruck bringt, verstand er sich als ‘ geistiger Abenteurer ’.
Seine Gedankengänge wirken so faltenreich wie induktiv. Befasste er sich in den Notizen seiner frühen Jahre noch mit allen erdenklichen Phänomen unter der Sonne, die den Eindruck aufkommen lassen, sein Trachten zielte darauf ab, den Wellensalat der Schöpfung in eine musikalische Gleichung zwingen zu wollen, so grenzte Spinagel seinen Entdeckerdrang späterhin zunehmend auf ein einzelnes Gebiet historischer Bedeutung ein, auf das China des 14. Jahrhunderts.
Nick ist an diesem letzten Abend seines London -Aufenthalts rechtschaffen müde. Er liegt auf der Matratze, lang ausgestreckt, unbekleidet, hat die Decke zurückgeschlagen. Es ist warm und stickig im Raum. Trotz Müdigkeit vermag er nicht einzuschlafen. Seine Gedanken flattern wie Motten um die Glühbirne herum. Und die Glühbirne besteht aus verspiegeltem Glas. Er wird Hauke von dieser Geschichte erzählen. Der hat ein Faible für alles Sonderbare.
Vor dem Einschlafen liest er rasch noch ein paar Seiten, dann und wann einzelne, die ihm unergiebig erscheinen, überschlagend. Oder er gleitet dort, wo er auf nichts stößt, was ihn fesselt, auf Rollschuhen über das Geschriebene hinweg... Katakomben eines Lebens! Ja, er fühlt sich unwillkürlich als Grabräuber. Und muss an seine eigene Geschichte denken. Er erinnert sich. Wie hat alles begonnen? Und wann eigentlich und durch welche Tür oder Pforte ist er in die bestehende hinein gestolpert? Er nimmt sich, nicht nur weil er sie hat, Zeit für einen Rückblick.
Kapitel 5
Im Osten kein Rot. Nicht an diesem Morgen. Nicht einmal für Frühaufsteher. Nur Wind bläst stoßweise von dort herüber, von den Bergen herab, herbstrau, fasst ihm kräftig hinter beide Ohren, die, so scheint es, noch weiter von seinem Schädel abstehen als für gewöhnlich. Und kalt könnten sie in Kürze werden, kalt wie ein ausgekühltes Verlangen. Immerhin, sie blättern nicht ab. Und wehen nicht fort.
Nikolaus Mangold steht auf dem Balkon. Sein Blick beschreibt einen Halbkreis. Dunst liegt im Tal. Schade, man erkennt die Berghöhen kaum.
Er hat Zeit. Er wird in aller Ruhe frühstücken können. Ja, er könnte gar - die Stundenuhr erlaubt es - einen kleinen Rundgang machen, hinaus in einen kühlen, spröden Spätoktober. Und genau das wird er jetzt tun.
Der Weg vom Hotel zur Ortsmitte hin ist steil. Er geht raschen Schrittes. Ziemlich bald schon spürt er die eigene Herz-Lungenmaschine - schlecht austrainiert. Die Luft, die er in kurzen hastigen Stößen einsaugt, sticht wie mit Eisnadeln in seinen Atemwegen. Da wäre, überlegt er, noch etwas, was ihn begleitet: Eine Mattigkeit, umlagert ihn seit Tagen, verhangen, diffus, steril. Gibt es Grund zu Befürchtungen? Gibt sein Allgemeinbefinden Anlass, sich Sorgen zu machen? Nein, im Grunde nicht.
Und sonst? Irgendwelche chronischen Beschwerden? Keine. Fantomschmerz? Erbkrankheiten? Mitesser? Ebenfalls keine. Er hat vor kurzem erst einen Check-up machen lassen. Blutdruck unverdächtig. Nichts Auffälliges unter den Laborwerten. Der Lebensabdruck eines Mittvierzigers... es könnte also normalverteilt weitergehen.
Nick hat den Aufstieg vollendet. Er hechelt. Er ist Höhenunterschiede nicht gewöhnt. Er ist Flachländer. Der jüngere Teil des Ortes liegt vor ihm ausgebreitet. Bad Gastein . Es ist hier ziemlich anders als Zuhause. Kaum Leute in den Gassen, zu dieser Stunde, zu jeder anderen vielleicht auch. Er kauft eine Packung Zigaretten in einem kleinen Tabak- und Zeitschriftenladen. Gegenüber findet sich die Bahnstation, dahinter eine Seilbahn.
Er wendet sich zurück, begibt sich wieder abwärts, hinab in den historischen Ortskern, der sich, in luftiger Höhe oberhalb des Tals, seidenmatt in sprödes Berggestein einschmiegt. Er geht auf der Hauptstraße. Der Lärm, der ihm voraus das Pflaster überbraust, zwischen den Belle-Epoque-Fassaden, rührt von diesem berühmten Wasserfall her. Berühmt? Na ja, sagen wir, weithin bekannt... Ein bündiger Lärm, und das einzig wirkliche physische Lebenszeichen einer, wie es ihm vorkommen will, betagten, nahezu erloschenen Stadt. So sein erster Eindruck. Mag sein, dass in naher Zukunft, etwa wenn Schnee fällt, der Schauplatz verändert erscheint, wintersportlich. Ein Spitzenkoch soll hier gelernt haben. Goethe soll einst hier gewesen sein, ebenso Mendelssohn und einst der Kaiser.
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