Henris Aufmerksamkeit war durch eigene Gedanken abgelenkt. Endlich war der Tag nach jahrelangem Studium da, den er so herbeigesehnt hatte. Er durfte unterrichten und jungen Menschen Dinge vermitteln, die es ihnen möglich machten, später im Leben zu bestehen. Der Wunsch Lehrer zu werden, war er spät in Henri entstanden. Er hatte jahrelang ein luxuriöses Leben in seinem Elternhaus geführt. Sein Vater ist ein erfolgreicher Architekt in München. Die Mutter hatte von ihren Eltern viel Geld geerbt. So hatte Henri nie den Sinn in Arbeit gesehen. Er genoss sein faules Studentenleben in ausschweifenden Partys.
Dann war seine Mutter gestorben. Durch diesen Einschnitt hatte er begonnen, sein Leben ernsthafter zu gestalten. Er schloss sein Studium an der LMU München ab und begann eine Referendarzeit.
Mittlerweile war er Anfang Dreißig, als er seine erste feste Anstellung als Lehrer erhielt. Er hatte sich für eine Berufsschule entschieden, da hier die Schüler bereits älter und reifer waren.
„Unsere jungen Schüler bedürfen einer energischen Hand, nachdem die Kollegin, die sie bisher unterrichtet hat, ihnen keine Grenzen aufgezeigt hat. Ich bin daher froh, mit Ihnen einen durchsetzungsfähigen jungen Kollegen gefunden zu haben, der dieses Defizit beseitigen wird."
Die Worte des Direktors brachten Henri wieder in die Gegenwart zurück.
Zu gleicher Zeit sammelte sich die Klasse C3 im Klassenraum zur ersten Stunde. Es war neugierige Unruhe in den Schülern, da sie am Tage zuvor erfahren hatten, dass sie in den Fächern Deutsch und Geschichte einen neuen Lehrer bekommen sollten.
„Ich habe gehört, er soll jung sein" piepste Carmen, die mit achtzehn Jahren die Jüngste in der Klasse war.
Melanie, die Klassensprecherin, lachte.
„Du wirst dich schön zurückhalten. Es bleibt dabei, was wir besprochen haben. Wir studieren den Neuen erst einmal, suchen seine Schwachstellen und dann machen wir ihn fertig, wie die Brunner zuvor."
Die Schülerinnen kicherten im Chor.
Im Schlepptau von Herrn Niederbrunner betrat Henri seine neue Wirkungsstätte. Er fühlte sich unter den Blicken der Schüler ungemütlich, zumal ihn in diesem Klassenraum der typische Geruch empfing, der sich bildet, wenn weibliche Körper viel Parfüm trugen. Während der Direktor einige einleitende Worte sprach, spürte Henri zu seiner Verblüffung, dass bei ihm dieser Geruch erregend wirkte. Seine Männlichkeit füllte sich mit Blut und seine Hose bekam eine kleine Beule. Melanie flüsterte Carmen zu: „Du liebe Zeit, schau dir die Hose an. Der wird ja geil. Das verspricht interessant zu werden. Sag es den anderen Mädchen, wir starren alle auf seinen Hosenladen."
Es entstand Unruhe, weil das Kommando in Windeseile auch die Letzte der Schülerinnen erreicht hatte.
Während der Direktor sprach, blickte sich Henri neugierig um. Die Klasse bestand aus zwanzig Schülern, hiervon vier junge Männer und sechszehn Mädchen.
„Meine lieben Schülerinnen und Schüler, ich wünsche viel Erfolg und lasse Sie jetzt mit Ihrem neuen Lehrer allein", beendete der Direktor seine kleine Ansprache und verschwand.
Henri räusperte sich und begann dann mit seinen Begrüßungsworten, die er sich schon seit Tagen zu Recht gelegt hatte. Er sprach davon, dass er sich als Teamleiter verstehe, der ihnen helfen wolle, ein gesetztes Ziel zu erreichen. Daher schlage er vor, sich mit Vornamen und „Sie" anzusprechen.
„Ich heiße Henri und denke, es wäre am besten, wenn sich jede von ihnen kurz vorstellt, damit ich Sie kennenlerne."
Melanie machte als Klassensprecherin den Anfang, während die Augenpaare der versammelten Frauen unverwandt auf seine Hose starrten. Henri fühlte die Blicke auf sich brennen und fragte sich unruhig, ob seine Kleidung nicht in Ordnung wäre. Verschämt irrte sein Blick nach unten, konnte aber nichts entdecken. Der Gedanke allerdings, es müsse irgendetwas nicht in Ordnung sein, wenn die Blicke der Schülerinnen so offensichtlich auf die kritische männliche Stelle stierten, ließ sein Glied hart werden. Die Beule wuchs.
„Er zeigt Wirkung", flüsterte Carmen begeistert und beschloss, bei ihrer Vorstellung zu seiner Erregung beizutragen. Als sie an der Reihe war, stand sie auf und strich sich mit beiden Händen, als wolle sie ihr Kleid glatt streichen, lasziv über den Körper.
Henris Schwanz machte einen Satz.
Jetzt war seine Erregung überdeutlich zu sehen.
Melanie meldete sich zu Wort, denn der Augenblick, den Lehrer in Verlegenheit zu stürzen, war schneller gekommen, als sie sich in ihren kühnsten Träumen ausgemalt hatte.
„Henri, wir sind es nicht gewohnt, dass ein Lehrer mit lüsternen Gedanken und einer Erektion in der Hose vor uns steht. Als Klassensprecherin muss ich Sie bitten, sich zusammen zu nehmen!"
Blut schoss in Kopf und Schwanz von Henri. Er holte verzweifelt Luft und stammelte: „Ich habe keine lüsternen Gedanken. Mit Ihnen geht Ihre Phantasie durch."
Melanie war gnadenlos und schob mit lauerndem Blick auf seine Beule in der Hose nach: „Wenn bei einem Mann der Penis so obszön steht, hat er lüsterne Gedanken. Wir sind keine Kinder mehr, die an den Klapperstorch glauben."
Jetzt wurde er doch leicht panisch.
In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, wie er pädagogisch sinnvoll auf diesen Affront reagieren sollte. Denn, wie man einem solchen Angriff zu begegnen hatte, war nicht Gegenstand seiner Ausbildung gewesen. Henri erfasste ganz tiefe Erleichterung, dass die Pausenklingel ertönte und ihn einer sofortigen Antwort enthob. Hastig raffte er seine Notizblätter zusammen, auf die er einige Gedankenstützen geschrieben hatte und stürzte wortlos aus dem Klassenzimmer, begleitet vom erregten Kichern und Lachen der Schülerinnen.
Die Jungs in der Klasse verhielten sich still und völlig desinteressiert. Die Mädchen schienen das Sagen zu haben.
Seine Gedanken drehten sich wie ein Mühlrad. Er hatte sich den Start in sein Lehrerdasein völlig anders vorgestellt. Diese Melanie legte es offensichtlich darauf an, ihn zu provozieren und fand völlige Unterstützung bei den anderen. Nur langsam gewann er seine Fassung wieder und stellte auch erleichtert fest, dass die Härte seiner Erektion nachgelassen hatte. Empört und streng der Geschichte zu begegnen, hielt er für verfehlt, weil er damit sofort den Nimbus des Teamleiters verlieren und in die Rolle eines allgewaltigen Erziehers rutschen würde.
Um seine Linie beizubehalten, beschloss er, die nächste Stunde dazu zu verwenden, offen über dieses Thema mit den jungen Frauen zu sprechen. Zum einen gab er ihnen so zu verstehen, dass er sich jedem Thema stellte, und zum anderen, war dies eine wundervolle Gelegenheit, das Denken seiner Schülerinnen kennen zu lernen.
Die Pause war zu Ende und Henri kam in die Klasse zurück, wo ihn die jungen Frauen erwartungsfroh anblickten, wie er nun reagieren werde. Die vier Schüler saßen ganz hinten im Raum und beschäftigten sich mit Unterrichtsbüchern.
„Melanie, Sie haben wohl große Erfahrung mit Männern, weil Sie genau zu wissen glauben, ein Mann habe lüsterne Gedanken, wenn sich sein Glied versteift?", fragte er kampflustig.
Diese zuckte entsetzt zusammen, denn einen derartigen Frontalangriff hatte sie nicht erwartet. Sie murmelte: „Ist es nicht so? Männer sind nur auf das Eine aus und wenn wir Frauen sie nicht bremsen, gebärden sie sich wie ein Karnickelbock im Stall."
Henri bemerkte mit innerem Triumph, dass sie auf dem Rückzug war.
„Melanie, Sie übersehen dabei zwei wesentliche Dinge. Erstens ist der Mensch mit Vernunft ausgestattet, die ihn vom Tier unterscheidet. Es liegt also allein an ihm, ob er sich animalisch gebärdet oder weiß, wie man sich kultiviert benimmt. Zweitens kommt ein Karnickelbock nur zum Zuge, wenn die Kaninchen brünstig sind. Und ich nehme doch nicht an, dass sie diese Regung in ihrem Unterleib spüren. Es mag sein, dass eine Frau oder ein Mann beim Anblick des anderen Geschlechts zu Körperreaktionen veranlasst wird, das heißt aber noch lange nicht, dass sie wie Kaninchen kopulieren wollen. Ich werde mich auf jeden Fall an vorgegebene Regeln halten und sehe sie alle als Tabu an, auch wenn das eine oder andere Mal der Augenschein auf meine Hose anderes vermuten lässt. Ich denke, damit haben wir geklärt, dass es durchaus vorkommen kann in der Zeit, in der wir gemeinsam unser Ziel erreichen wollen, dass ich einen erigierten Penis bekommen kann und sie ein feuchtes Höschen haben können. Wir sollten dies gegenseitig ohne weitere Hintergedanken akzeptieren."
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