Gott: Du meinst sie sind ein Kamera-Auge oder eine Chromosomenverdoppelung.
Petrus: Heute können Transgender aller Couleur Arbeit bekommen und sich ohne Angst in der Gesellschaft bewegen. Sie müßen sich nicht prostituieren oder kriminell werden, um zu überleben. In den Vergnügungsvierteln Asiens sind opulente Shows von Transgendern an der Tagesordnung.
Gott: Aha.
Petrus: Viele entwickeln außerordentliches Talent zum Tanz, sie singen Playback und manche selbst. Ihr Geltungsbedürfnis brachte das hervor und kann sich dabei ausleben. Die Kostüme sind hochgradig kunstvoll geworden. Große Bühne mit Lichtanlage.
Gott: Von der Halbwelt der Nacht zu glitzernder Pracht.
Petrus: Du machst dir keine Vorstellung wie prächtig.
Gott: Solange nicht jede ein eigenes Flugzeug möchte.
Petrus: Nur die Schönste.
Gott: Diese Bugis-Geschlechter sollen die Vorbildfunktion haben?
Petrus: Sie zeigen nur, wie man der Wirklichkeit deiner Schöpfung ins Auge sehen kann und jedem Menschen urteilsfrei zugesteht, persönliche Erfüllung zu finden. Dabei stellten sie die Person über den Körper, wenn ein Bissu die seelischen Aspekte vereinen musste, egal wie er körperlich ausgestattet ist. Und sie erkannten die zusätzlichen Vorteile und Begabungen einer solchen doch immer noch in der Ausprägung variablen Kombination.
Gott: Dann sieht es danach aus, als hätte damals dieses kleine Volk einen gesunden Umgang mit den Geschlechtern gefunden.
Jesus: War das eines deiner Experimente?
Gott: Wieso kamen die in ihrer unwissenschaftlichen, überschaubaren Gemeinschaft dazu, aber die großen Zivilisationen tun sich schwer?
Petrus: Vielleicht liegt der Vorteil in einer übersichtlicheren, sozialen Gruppe?
Gott: Vielleicht hatten sie auch von allen Kandidaten so viele, dass sie keine Minderheiten darstellten.
Petrus: Weil sie nicht operieren konnten und gar nicht auf die Idee kamen, etwas an deinen Geschöpfen zu kritisieren oder zu ändern.
Gott: Warum dauert es so lange, bis die sich so modern fühlenden Zivilisationen überhaupt anfangen, das zu verstehen? Warum geht das so verschlungene Wege mit so viel Leid für diese Menschen und soviel Verlust an Freude für die Blinden?
Petrus: Satan?
Gott: Je nachdem, wie man ihn definiert.
Petrus: Sind deine Wege nicht oft so unergründlich, wie im Ergebnis überaschend kreativ und weltbewegend?
Gott: Diese Schmeichelei scheint einen Vorwurf zu implizieren.
Petrus: Du hast von Leid gesprochen.
Gott: Muss nicht sein.
Petrus: Was ist mit dem Blues?
Gott: Das ist kein Leid. Er ist Ausdruck von Leid. Man leidet doch nicht, wenn man Musik spielt.
Petrus: Woher kommt der Blues?
Gott: Wissen wir. Afrikanische Sklaven. Was willst du?
Petrus: Sklaverei ist nicht schön.
Gott: Ist ja nicht meine Idee.
Petrus: Aber deine Geschöpfe betreiben sie.
Gott: Immer wieder Schuldzuweisungen.
Petrus: Hätten die Amerikaner die Afrikaner nicht verschleppt und misshandelt, wären sie zuhause geblieben und hätten glücklich gelebt.
Gott: Eben. Was kann ich für die Verschleppung?
Petrus: Du hast gerade gesagt, die Musik wäre gut.
Gott: Sicher. Blues. Tolle Idee.
Petrus: Von versklavten Afrikanern.
Gott: Die sind doch von mir.
Petrus: Da sind wir fast am Punkt.
Gott: Fast am Punkt, fast am Punkt, freut sich Petrus, dass es funkt.
Petrus: Warum verhöhnst du mich?
Gott: Ich musste an den Ritter des Barden denken.
Petrus: Warum gerade jetzt?
Gott: Das kommt davon, wenn ich mich zu sehr an irgendetwas erinnere.
Petrus: Aha.
Gott: Komm endlich an den Punkt.
Petrus: Die weißen Kaukasier waren offenbar nicht von sich aus auf den Blues gekommen.
Gott: Bei den Chinesen sah es auch nicht danach aus.
Petrus: Inder und Indianer standen nicht in der ersten Reihe.
Gott: Es war diese besondere rhythmische Begabung der Afrikaner. Von urwüchsiger Kraft und dabei fein nuanciert. Sehr dynamisch.
Petrus: Die Inder und Balinesen haben auch urwüchsige Rhythmen mit feinen Nuancen.
Gott: Sagt doch keiner, das es keinen Inder-Blues hätte geben können.
Petrus: Wäre wohl nicht dasselbe.
Gott: Hilft uns das beim Erreichen des Punktes?
Petrus: Du hast den Afrikanern diese Gabe geschenkt.
Gott: Man bedenke, was daraus geworden ist. Aus dem Blues gingen der Rhythm and Blues, der Soul, der Rock´n´Roll und damit der Hard Rock, Metal, Funk, Pop, Punk und letztliche diese vielen Genres der Jugendkultur und modernen Musik hervor.
Petrus: Du lobst die Gabe?
Gott: Es gab unzählige Kleinode von Liedern und viel Lustiges. Wenn ich einen Hammer hätte, hämmerte ich am Morgen, hämmerte ich am Abend. Ob da nicht die Freimauer ihre Finger im Spiel hatten. Ein Handwerker ohne Werkzeug hat sicher den Blues.
Petrus: Sehr berühmt.
Gott: Wildes Ding, du machst alles groovy. Ich glaube, ich liebe dich. Man schätzt die schlichte Eleganz.
Petrus: Was wäre, wenn es das nicht gegeben hätte?
Gott: Hat es aber und die Afrikaner gehörten immer zu den Besten.
Petrus: Wurden aber eigentlich um ihre Musik betrogen, als die Weißen das kommerzielle Potential erkannten.
Gott: Die gierige Verlogenheit der Menschen ist nicht meine Sache. Faktisch hat das zur Verbreitung und der eminenten historischen Bedeutung geführt.
Petrus: Noch lange nach dem unbestreitbar weltweiten Erfolg dieser Musik, wurden sie in Amerika vielfach als Menschen niedriger Abstammung betrachtet und behandelt.
Gott: Sie stammen von mir ab.
Petrus: Der Punkt ...
Gott: Sehr erfreut.
Petrus: ... ist, ob das alles notwendig ist? Die Sklaverei, die Verachtung, das Leid, der Betrug, die Diskriminierung.
Gott: Wozu notwendig?
Petrus: Hätten die Afrikaner den Blues auch zu Hause in Afrika erfunden?
Gott: Könnte sein.
Petrus: Dort waren sie nicht leidend. Wozu Blues haben?
Gott: Es hätte anders laufen können. Ist das nicht hinfällig?
Petrus: Ohne den Kontakt zu den Instrumenten und der Kultur der westlichen Welt, hätte sich das auch nicht so entwickeln können.
Gott: Dann ist es doch gut, das sie dorthin gebracht wurden. Von sich aus wären sie da nicht hingefahren.
Petrus: Von sich aus, hätten sie sich auch nicht versklaven, vergewaltigen und töten lassen.
Gott: Verständlich.
Petrus: Heißt das, wenn du Blues und Rock´n´Roll willst, muss erst ein empfindsames Naturvolk leiden. Sonst wird das nichts.
Gott: Findest du nicht, es hat sich gelohnt?
Petrus: Findest du nicht, das ist grausam?
Gott: Hatten wir schon besprochen, dass die Auskleidung der Schöpfungswege durch die Menschen wegen der Freiheit nicht meinem Einfluss unterstehen. Wenn sie das so machen, kann ich sie nicht abhalten.
Petrus: Und die Afrikaner?
Gott: Vielleicht haben sie ihr Schicksal gesehen und geglaubt sich meinem Willen fügen zu müssen. Sie haben das Leid zu tragen, sind dafür aber ohne Schuld daran. Sie schaffen es sogar durch ihre schöpferische Seele daraus Musik zu erschaffen, die es vorher nicht gab. Etwas ganz Neues. Egal was ihre Peiniger und Betrüger versucht haben, gehen ihre Musik und sie als ihre Erfinder in die Schöpfung ein. Die anderen bleiben die Sklaventreiber. Wer ist da besser dran?
Petrus: Das ist doch die Märtyrer-Nummer.
Gott: Nein, aber man darf nicht zimperlich sein. Evolutionär liegt dieser Erfolg bei den Afrikanern.
Petrus: Machen wir unseren Frieden damit. Leicht durchschaubar ist es nicht.
Gott: Unergründlich. Wie dein eigentliches Gesprächsziel.
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