Weil einem „gutaussehenden“ Kerl gegenüber, das absolute Gegenteil folgte, musste man sich als Frau entscheiden. Das gelang mit einem kurzen Klick, indem man die interessanten Profile unter >Favoriten< speicherte.
Fazit jedoch war, ich wollte nutzen was sich hier so großzügig anbot. >Es wird ein Fest. Ein orgastisches Fest. Endlich<
Zwar wollte ich sicher keinen „fetten Sack“ obwohl ich schon gerne einen „strammen Kerl“ im Bett hätte, aber das „Stramme“ bezog ich mehr auf sein „Sahneteil“.
Während ich mir die Fotos ansah, alle Angaben, wie Alter und Texte durchlas, sortierte ich mir schon einige „Kandidaten“ auf meine Seite. Ich hatte mich recht schnell mit der einfachen Handhabung dieses Portals vertraut gemacht.
Dennoch erschrak ich als ein Pips-Geräusch mir ankündigte, dass ich eine Nachricht erhalten hatte.
Im ersten Moment war ich wie gelähmt, wusste nicht wie ich reagieren solle, aber dann entschloss ich mich, mir den Kerl mal anzusehen.
Der Mann auf einem Portrait-Foto, mit einer Schirmmütze und Sonnenbrille, war sehr undeutlich zu sehen, was ich schon etwas ärgerlich fand.
Nun ja, einen Schönling konnte ich wohl nicht direkt erwarten, aber ich hätte schon gerne etwas mehr gesehen, als den Kopf eines Mannes, noch dazu derart undeutlich.
Allerdings war er mit 54 Jahren im akzeptablen Alter, was mich wiederum geneigt stimmte.
Er schrieb, dass er mich „geil“ fände und mich treffen wolle. Das freute mich sehr, zumal ich ein ganz normales Foto eingestellt hatte.
„Ich suche eine Squirtfreudige Dame, gerne mit einer griffigen Figur für gelegentliche Treffs, zwischen 28 und 68 Jahre. Wenn du auch die Kombination versaut und gleichzeitig Niveau magst, bist du bei mir richtig. Gerne darfst du eine griffige Figur und auch gerne devote Züge haben.“
Unglaublich, ich hatte mein erstes Angebot. Das machte mich direkt nervös, denn ich hatte sofort ein leichtes Ziehen in meinem unteren Körperbereich.
Bei näherer Betrachtung fand ich dann einen Satz, den er besser nicht in seinen Text aufgenommen hätte:
>My Favorits: Blowjob- Deep Thorat- Squirting- Cunninglismus- Natursekt- Dehnungsspiele- Dirty Talk<
Obwohl mir die Bedeutung einiger Bezeichnungen nicht geläufig waren, war mir klar, dass der Kerl ziemlich anspruchsvoll und versaut sein musste.
Aus seinen Angaben verstand ich nur Natursekt, Dehnungsspiele und Dirty-Talk. Wie meinte er das?
Soll ich ihm in den Mund pinkeln, oder trinkt er meine Pippi sogar aus einem Glas? Und dann anschließend vielleicht sogar küssen?
Oder will der gar mir? Nein- ihh, pfui, wie abartig. Nein, das ist nichts für mich.
Und was heißt denn Dehnungsspiele? Vermutlich will der meine Muschi ausdehnen? Nein, Hilfe, spinnt der? Warum und womit? Nein, der Kerl ist pervers. Das ist kein Mann für mich.
Ich habe zwar nichts dagegen, wenn ein Kerl beim Sex geiles Zeug redet, das ist mir egal, aber seine anderen Ideen finde ich einfach widerlich. Nee.
Als ich mich dann trotzdem mal, aus reiner Neugierde, näher über den Herrn informieren wollte, fand ich in seinem Steckbrief die Angabe: kein Single.
Was? Frechheit! Auch das noch. Kein Wunder das seine Frau seine perversen Spielchen vermutlich nicht mitmacht? Was denkt sich so ein Kerl?
Was soll ich mit einem gebundenen Mann? Was glaubt der denn? Habe ich das nötig, zu teilen? Nee, mein Lieber, da findet sich sicher noch Einer, der keine Frau zu Hause hat.
Was soll ich jetzt machen?
Muss ich ihm antworten? Freundlich, höflich, nein danke? Oder einfach ignorieren?
Ja, ignorieren, er kennt mich doch nicht. Hab ihn ja auch nicht gezwungen mich anzuschreiben. Also abhaken.
Der Kerl hatte mir meine ganze schöne Laune verdorben. Für den Tag war mir die Lust vergangen. Enttäuscht schloss ich den Rechner und ging frustriert zu Bett.
Meine vorfreudige Hitze war nicht mehr da. Ich war so abgekühlt, dass ich nicht einmal Lust hatte, selbst Hand anzulegen.
Schweißnass erwachte ich aus wilden Träumen. Ein Mann hatte mich verfolgt, der mich unbedingt anpinkeln wollte. Ich war gelaufen, ohne ihn loszuwerden. Er war nicht davon abzubringen, dass ich seinen Natursekt dringend benötigte um zum Orgasmus zu kommen.
Welch schrecklicher Traum, dessen Auswirkung ich unter einer ausgiebigen Dusche abwaschen musste.
Aber sofort danach zog es mich zu meinem Rechner. Mit einem großen Pott starken Kaffee bewaffnet rief ich die Sex-Seite wieder auf.
Als ich meine Profil-Seite öffnete glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen, sage und schreibe elf Männer hatten sich eingeloggt, und mir ihre Vorstellungen mitgeteilt.
Gespannt öffnete ich das erste Profil, und musste gleich laut lachen.
Er nannte sich Shrek, war 52 Jahre 1,86 m und wog 130 kg. OH Schreck! Im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein Foto hatte er sich gespart, weil es vermutlich die Seite gesprengt hätte.
Sein Profil-Text war kurz und schmucklos: >Bin ein ganz lieber und ausdauernder Mann der gerne küsst. Finde doch den Rest einfach mal raus!
Wetter super, also endlich wieder Motorrad fahren<
Fantasien: >Eine Frau finden die nicht genug Sex bekommen kann<
Sollte ich ihm antworten? Nein, denn was sollte ich schreiben? Bei mir wäre er vielleicht an der richtigen Adresse, was das >nicht Genug bekommen< betraf, aber sein Gewicht war mir einfach zu mächtig.
Von den ganzen Interessenten gab es nur einen Mann der für mich vielleicht in Frage käme, denn alle anderen waren gebunden.
So was Blödes, gibt es denn keine Singles mehr? Das enttäuschte mich sehr. Schließlich suche ich doch keinen verheirateten Kerl.
Aber nur dieser Eine schien ungebunden zu sein. Zumindest hatte er Humor. Denn anstatt irgendeiner Anrede oder gar Erklärung schickte er mir ein Foto von einer dampfenden Kaffeetasse.
Was meinte der Kerl? Wollte er mich zum Kaffee einladen? Seltsam, ich zögerte zu antworten.
Als ich kurz darauf zum zweiten Mal die gleiche Kaffeetassen-Mail bekam sah ich mir das Profil des Schreibers mal etwas genauer an.
Dieser komische Vogel führte den Nicknamen >hamiltonmercedes< und hatte einen dämlich unverständlichen Text in sein Profil geschrieben.
>Marius- Mietboy- der Gratis-Mann für Haus, Hof und Garten. Rasen schneiden, Blumen mähen? Schrauben- sägen, dübeln. Fenster putzen mit einer Tasse Kaffee? Marius der kostenlose Hausboy für die Dame. Massage gefällig? Anschreiben genügt, komme sofort. Aber in einen Porsche Turbo passt kein Rasenmäher<
Was sollte bitte dieser Unfug? Der Kerl war ein Komiker. Unter Fantasien stand:
>Tempo 360 auf Autobahnen damit der Turbo frei laufen kann- und die Kleinen gehören auf den Standstreifen<
Wie bitte? Was war das für ein Blödsinn? Das sollte irgendein Mensch verstehen? Wichtig? Nein! Also doch ignorieren, fertig.
Am Tag darauf fiel er mir erneut auf. Diese blöde Kaffeetasse und sonst nichts wurde für mich immer rätselhafter. Was wollte der Kerl mir damit sagen?
Wie hieß er noch? Marius! Mietboy Marius. Wie Mietboy? Wollte der eventuell auch noch Geld haben? Für was? Ach nein, da stand ja in seinem Profiltext, kostenlos. Sehr widersprüchlich. Der Kerl bereitete mir Kopfzerbrechen. Warum? Was wollte der bloß von mir?
>Bevor ich länger darüber nachdenke, schreib ich ihm einfach mal<, dachte ich. Jawohl.
Also beantwortete ich die Mail: >Wie soll ich das verstehen? Willst du mich zum Kaffee einladen<
Gespannt wartete ich auf die Antwort. War er überhaupt online? Ja, in der linken Rubrik der grüne Punkt war die Sichtbarkeitsanzeige. Er leuchtete, das hieß, dieser Marius war online.
Nur wenige Minuten vergingen und ich bekam vom System die Meldung: >Sie haben 1 neue Nachricht<
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