Ich glaube, die Feuer-Reinigung kommt aus der yogischen Tradition. Man sitzt am offenen Feuer, damit die Energiekörper oder Energieräder in der Aura – auch Chakras/Chakren genannt – sich von unguten oder unerwünschten Energien befreien können. Man nimmt an, dass dieses auch einen wohltuenden Einfluss auf die Psyche und den Körper hat.
Diese Erfahrung ist natürlich individuell sehr verschieden. Jeder sollte daher seine eigenen Erfahrungen mit der Feuerreinigung seiner Aura machen. Ich war vor vielen Jahren mehrere Wochen in einem Meditationscamp, wo wir sehr viel Zeit gemeinsam und allein in Meditation am Lagerfeuer verbracht haben. Ich kann nur sagen, dass es auf mich einen sehr wohltuenden Einfluss hatte. Ich fühlte mich nach einem so genannten Feuerritual immer sehr gestärkt. Es fühlte sich an, als sei der Energiekörper wieder aufgetankt oder auch regeneriert. 10 Tage schlief ich nachts unter sternenklaren, kalifornischen Himmel beim Lagerfeuer und dachte über mich und mein Leben nach. Belastende Dinge schrieb ich auf und übergab diesen alten Ballast dann dem Feuer, damit es seine transformatorischen Kräfte frei entfalten konnte. Was es für mich auch tat.
In der Yoga-Tradition wird gelehrt, dass durch vielerlei Übungen, zu denen auch Erd-, Wasser- und Feuerrituale gehören, Verjüngung, Revitalisierung und Heilung geschehen können. Angeblich soll man sogar den Alterungsprozess umkehren können. Nun, Yogis und Yoginis sehen oft jünger aus als die wahre Anzahl ihrer Jahre, die im Personalausweis notiert stehen. Vielleicht ist zumindest etwas Wahres daran.
Dieses Buch macht den Versuch, Ihnen ein kleines bisschen von diesem Lagerfeuer-Flair nach Hause zu bringen, auch wenn Sie es vielleicht gerade ganz unromantisch auf dem Klo lesen und dort etwas Nachsinnen. Auch das ist legitim, sich auf diese Weise eine kleine Verschnaufpause oder kurze Auszeit zu gönnen, wenn es anders nicht machbar ist. Hauptsache, man nimmt sich diese kurzen Pausen für sich selbst, um mit sich selbst in Kontakt zu bleiben – oder (wieder) zu kommen.
Die hier enthaltenen Geschichten sind ursprünglich nicht von mir erdacht. Sie wurden mir sozusagen im Internet – ganz unromantisch ohne Lagerfeuer – überliefert oder noch unromantischer einfach per Email übermittelt. Dennoch sind es nicht die ursprünglichen Geschichten, die ich hier wiedergebe.
Teils habe ich etwas weggelassen, Kleinigkeiten hinzugefügt oder andere inhaltliche Veränderungen vorgenommen, manchmal habe ich einfach die Sprache etwas moderner gemacht. Immer aber wurden sie verändert.
Die meisten oder fast alle der ursprünglichen Autoren der hier vorliegenden Geschichten, sind nicht bekannt. Ich liebe diese Geschichten und habe sie über viele Jahre in meinem Computer gespeichert, um sie gelegentlich wieder einmal nachlesen zu können. Meine Lieblingsgeschichten finden Sie nacherzählt in diesem Buch.
Warum ich die Geschichten nacherzählt habe? Nun, zum einen hat das mit den Copyrights zu tun, denn ich dürfte nicht einfach Gedankengut von anderen veröffentlichen, ohne vorher gefragt zu haben. Aber: Wie fragt man einen unbekannten Autor?
Das Nacherzählen hat aber auch für mich einen angenehmen Nebeneffekt, denn durch das Nacherzählen und die Auseinandersetzung mit den Inhalten blieben mir die Legenden und Geschichten besser im Gedächtnis. Etwas, mit dem man sich intensiv auseinander setzt, bleibt im Gedächtnis besser haften.
Ich bin aber auch seit Jahrzehnten eine Märchenschreiberin. Das Schreiben von Märchen zwingt dazu, ein positives Ende für so manche Auseinandersetzung zu finden, es fördert die Kreativität und macht Mut, wenn es vielleicht einmal triste und trübe Tage im Leben gibt. Häufiges Schreiben verändert zum Positiven.
Und es gibt natürlich in unserer modernen Gesellschaft einen weiteren Vorteil des Nacherzählens: Ich konnte und kann sie, weil es von mir verfasste Texte sind, besser mit anderen Menschen – zum Beispiel in sozialen Netzwerken – teilen. Gerade dort findet man oft dankbare Leser – Menschen, die vielleicht gerade eine Aufmunterung gut gebrauchen können.
Natürlich schleichen sich da auch Marketingaspekte mit ein. Aber heute werden die Legenden auch im Internet von Mensch zu Mensch weitergetragen, und ich bin sicher, dass ich mit meinen „ Legenden am Lagerfeuer“ einige Menschen erreiche und erreicht habe, die diese alten Weisheiten weitertragen.
Dafür danke ich Ihnen sehr, denn ich weiß, Sie tragen die Sehnsucht nach einem weisen, liebenden Leben im Einklang mit den ewigen Gesetzen des Lebens weiter. Denn egal, ob Sie diese Geschichten auf dem Klo lesen, Ihr Lagerfeuer nur für sich selbst im Kopf herum tragen oder im Internet verbreiten – wir leisten damit unseren Part Lebensweisheit zu verbreiten und Menschen an ihr wahres Sein zu erinnern.
Dieses wahre Sein, das „Einfach-da-sein“ kommt meiner Ansicht nach heute etwas zu kurz. Vielen Menschen ist Oberflächlichkeit und Konsum lieber als das Eintauchen in sich selbst. So freue ich mich, wenn Sie hier Momente des Eintauchens und Erkennens finden und vielleicht eine kleine Quelle der Inspiration.
Am tollsten wäre es natürlich, wenn Sie Gelegenheit für ein echtes Lagerfeuer haben, sich dort mit Ihren Lieben versammeln, ein paar Kartoffeln in die Glut legen, ein Würstchen an einem Ast grillen und wenn die Bäuche wieder voll sind, eine Legende aus diesem Buch vorlesen, der andächtig von Mitmenschen gelauscht wird. Genießen Sie bitte diesen wunderbaren Moment und wenn Sie mögen, schicken Sie mir doch ein Bild davon!
Aber ob Sie das machen oder einfach für sich selbst irgendwo in diesem Buch lesen: Ich wünsche Ihnen viel Freude mit diesen „ Legenden am Lagerfeuer“.
Ihre
Gudrun Anders
Aachen, im Februar 2014
P.S.
Wenn Sie in diesem Buch noch ein paar Rechtschreibfehler oder auch Satzfehler entdecken sollten … - Ich wollte mal schauen, wie weise Sie am Lagerfeuer geworden sind! Toll, dass es Ihnen aufgefallen ist! …
Ich bin ein Nordlicht, wie man so schön sagt und hatte das Glück an der Ostsee aufzuwachsen. Wasser hatte für mich immer eine ganz besondere Faszination. Hier erzähle ich eine kurze Geschichte nach, die ich einmal auf einem Seminar hörte und in Stichworten mitschrieb. Sie beschreibt wunderschön, was ich beim Anblick von Wasser empfinde.
Ein Weiser saß einmal viele Stunden und Tag nahe am Wasser und schaute und schaute.
Sein Schüler kam am Nachmittag zu ihm und fragte den Meister: „Du schaust schon so lange stur ins Wasser. Was, bitte, siehst du denn da, Meister?“
Der Weise antwortete nicht, er schaute einfach weiter ins Wasser. Einige Zeit verging. Schließlich sprach er ohne seinen Blick vom Wasser abzuwenden.
„Wasser ist ein großer Lehrmeister. Es lehrt uns das Leben und zeigt uns, wie wir leben sollen.
Dort, wo es fließt, bringt es neues Leben mit sich und lässt die Natur erblühen. Wasser teilt freigiebig aus und gibt jedem, der es bedarf.
Für das Wasser gibt es keine Unebenheiten in der Erde, geschickt versteht es sie auszugleichen. So ist es flexibel und gerecht.
Das Wasser ist auch mutig, denn ohne zu zögern stürzt es sich in neue Abenteuer und lässt sich vom Leben leiten.
Aber das Wasser kann noch mehr, denn es ist auch sehr weise. Stellen sich ihm Felsen in den Weg, so fließt es ganz einfach um sie herum.
Wasser ist auch sehr umgänglich. Und obwohl es so anschmiegsam ist, ist es voller Kraft und Tatendrang, permanent in Bewegung, so dass Neues entstehen kann.
Wasser ist auch extrem ausdauernd und zielstrebig. Es muss um so viele Landzungen fließen, aber es verliert nie sein Ziel aus dem Auge: Das Meer, das große Ganze.
Wasser hat auch die Kraft, sich selbst zu regenerieren. Die Menschen verunreinigen es oft. Aber das Wasser ist immer bemüht wieder klar zu werden. So hat es die unglaubliche Kraft, sich immer wieder zu erneuern. Deshalb schaue ich unablässig auf das Wasser. Es lehrt mich richtig zu leben!“
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