„Malit schickt mich“, log Tjalf, „er will, dass zu deinen Eltern gehst und dort auf ihn wartest.“
„Aber ich muss ihn befreien“, entgegnete sie.
„Das werde ich übernehmen“, machte Tjalf ihr deutlich und hoffte, dass sie seine Lüge schlucken würde.
Hanna dachte kurz nach. Sie blickte zu dem Hexer und dann wieder zu Tjalf. Sie nickte und verschwand in der Menschenmenge. Das war nicht die Hanna, die du kennst, dachte sich Tjalf. Irgendwie gruselig. Eben wirkte sie noch so fröhlich und nun war sie voller Trist. So rasant ging eine Verwandlung.
Tjalf hatte im Kopf, dass der Hexer sich dennoch befreien würde, denn das hatte Kauko vermutet. Von daher war Hanna nur eine Option für Malit. Er würde also noch eine haben, aber welche es war, das konnte der junge Venator nicht ahnen.
Malit wurde festgebunden an einen Pfahl und das Feuer wurde entzündet. Da es Hanna nun nicht mehr als Rettung gab, musste der Hexer sich etwas einfallen lassen. Er fing Feuer und schaffte es, dieses von sich zu halten. Die Menschen sahen wie er Magie anwendete. Schließlich befand er sich im Kampf um sein Leben, da war es dem Hexer gleich, ob es alle mitkriegten.
Es brach Panik aus, denn das Feuer schlug auf einen Marktstand über und dann breitete es sich schnell aus. Die Menschen flohen. Der Hexer hatte erreicht, dass sich nun niemand mehr um ihn kümmerte, wenn gerade jeder um sein Leben rannte. Niemand? Außer Bartholomäus, der stand vor dem Hexer. Tjalf nutzte die Chance und lief zu dem Scheiterhaufen.
„Du wirst sterben, ob du willst oder nicht“, drohte er.
„Das glaube ich nicht“, entgegnete der Hexer und hatte sich befreit, „fliehe oder sterbe.“
Dann holte er aus und ließ eine Druckwelle entstehen, die den Diviator zurückdrückte. Er knallte mitten in einen Marktstand, der brannte. Tjalf sah dies und konnte nicht zulassen, dass sein Freund, auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt noch nicht war, sterben würde. Dann würde es ihm zu seiner Zeit gar nicht mehr geben!
Tjalf bewegte sich in den Markstand, der drohte zusammenzukrachen. Malit floh indes. Es war dem jungen Venator in diesem Moment ziemlich egal. Er fand den Diviator auf den Boden liegend und zog ihn mit aller Kraft aus dem Marktstand heraus, der im nächsten Moment zusammenbrach. Sein Freund war gerettet. Nun sah Tjalf sich um und konnte eher zufällig erkennen, dass Malit sich am anderen Ende befand.
Halt!“ rief Tjalf so laut er konnte.
Der Hexer wandte sich ihm zu und lachte, denn er sah nur einen jungen Mann, der vergeblich versuchte, den Helden zu spielen. Das würde ein leichtes Spiel werden, dachte sich Malit.
„Überlege es dir“, warnte Malit ihn und wollte eine Druckwelle erzeugen als Tjalf ebenfalls eine erzeugte und sie sich in der Mitte trafen und einen Knall auslösten.
„Was bist du?“ fragte der Hexer, denn nun war er alarmiert.
„Dein Ende“, antwortete Tjalf, denn wer er wirklich war, wollte er nicht verraten.
Dann schuf Tjalf eine große Druckwelle, die den Hexer umriss und gegen ein Haus prallen ließ Malit lag bewusstlos auf der Erde. Tjalf lief rasch zu ihm, denn er wollte ihm den Gar ausmachen.
„Halt“, rief eine Stimme, die sich als Kaukos entpuppte.
„Was?“ fragte Tjalf, „ich sollte ihn töten, oder nicht?“
„Nein, du solltest nur die Befreiung verhindern und zwar durch Hanna“, entgegnete der Matkus, „und nun komm, wir müssen verschwinden.“
„Aber wenn ich ihn ausschalte“, wollte Tjalf als Begründung seines Handelns erklären.
„… dann existiert Hanna nicht mehr“, beendete Kauko den Satz.
Dann hatte Tjalf es falsch verstanden. Er dachte, er solle den Hexer erledigen, dabei sollte er nur Hanna davon abhalten, ihn zu befreien. Wenn Malit sich selbst befreite, war es in Ordnung. Daher war der Weg für Hanna der Gleiche. Und Bartholomäus Weg schien ebenso derselbe zu bleiben, obwohl der Krieg verhindert wurde.
„Dann lasse ich ihn laufen“, sprach Tjalf, denn somit war auch der zweite Auftrag erfüllt und sie konnten sich auf den Rückweg machen.
„Dann nimm meine Hand und wir reisen zurück in die Zukunft zu deinen Freunden“, sagte Kauko, als Tjalf umgerissen wurde.
Es handelte sich um eine Druckwelle, die von Malit ausging, nachdem Kauko ihn erspäht hatte. Der Hexer stand dort und war in Hörweite. Die Frage war, wie viel er mitbekommen hatte.
„Wenn du leben willst, nehme mich mit“, drohte der Hexer dem Matkus.
Tjalf war durch den überraschenden Angriff nicht nur in hohen Bogen geflogen, sondern auch übel aufgekommen, sodass er bewusstlos wurde. Kauko sah dies und wollte ihm helfen, denn er brauchte den Venator noch.
„Wohin soll ich dich mitnehmen?“ fragte der Matkus, um den Hexer zu beschäftigen.
„In die Zukunft“, antwortete Malit, „ich habe es gehört.“
„Vielleicht hast du das so verstanden“, entgegnete Kauko, „aber wir meinten in die Unterkunft.“
„Verarsch mich nicht“, machte der Hexer deutlich, „sonst töte ich ihn.“
Kauko hätte ihn allein bewältigen können, aber er konnte nicht Tjalf schützen und den Hexer besiegen. Der Matkus musste sich etwas einfallen lassen, denn wenn Malit gelang, in die Zukunft zu gelangen, könnte das ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen. Doch plötzlich schoss der Hexer einen Blitz und traf den in Gedanken versunkenen Matkus. Dann lief er zu Kauko und sprang auf ihn. Als der Matkus erwachte, hielt er ein Messer an dessen Hals.
„Es gibt die Zukunft, da bin ich sicher“, sprach der Hexer, „ihr habt von Hanna gesprochen, Irgendwie kennt ihr sie. Ich will jetzt los, sonst bringe ich dich um. Und keine Tricks.“
Kauko konnte nicht anders, als zu tun, was der Hexer verlangte. Gerade in dem Moment als Tjalf erwachte und zum Matkus herübersah, verschwand er mit Malit. Der Venator sprang auf und rannte zur Stelle, an der sich die beiden zuvor befanden.
„So ein Mist!“ fluchte er, denn dies hieß nicht nur, dass irgendwas passieren würde in seiner Zeit- es bedeutete auch, dass er nicht zurückkommen sollte.
Tjalf hoffte, dass der Matkus gegen den Hexer gewinnen würde und ihn zurückbrachte, denn sonst gebe es Hanna nicht mehr und Tjalf würde in dieser Zeit festsitzen. Bei allen Superkräften, unsterblich war der junge Venator nämlich nicht.
Plötzlich tauchte der Matkus wieder auf und landete inmitten der Wiese, auf der sich Tjalf befand. Er rollte einige Meter weiter und knallte gegen einen Baum. Tjalf begab sich so zügig wie möglich zu Kauko. Dieser lag kopfüber am Baumstamm und wirkte bewusstlos.
„Hey, Kauko“, rief Tjalf und rüttelte kräftig an ihm.
Der Matkus öffnete tatsächlich seine Augen und guckte sich um. Dann sah er dem Venator an.
„Ist Malit hier?“ fragte er.
„Nein“, antwortete Tjalf, „nicht, dass ich wüsste. Aber wo ist er? In der Zukunft?“
„Nein, ich habe ihn in die Vergangenheit mitgenommen und dort liegenlassen“, erklärte der Matkus, „das hilft uns ein wenig, aber ich denke, er weiß, dass wir jetzt hier sein müssten.“
„Ich verstehe nicht“, sagte Tjalf, der ein wenig durcheinander war wegen dieser ganzen Zeitreisegeschichten.
„Als ich ihn dort gelassen habe, was das Jahr 533 n Chr.“, erläuterte Kauko, „und nun, etwa 600 Jahre später wird er auf uns warten, denn er weiß doch, dass wir an dieser Stelle sind.“
„Achso“, verstand der Venator, „dann sollte wir rasch gehen.“
Kaum hatte Tjalf es ausgesprochen, tauchte Malit mit einer Armee auf. Kauko blickte zu Tjalf. Er sandte ihm ein „genau das meinte ich“- Blick zu. Tjalf verstand und nickte.
„Nimm meine Hand- jetzt!“ rief Kauko und Tjalf machte, was der Matkus ihm sagte.
Bevor der Hexer mit der Armee angreifen konnte, waren die beiden weg und befanden sich in dem bunten Reisetunnel. Tjalf war froh, dass dies nun vorbei war. Allerdings machte er sich Sorgen, ob Hanna noch leben würde.
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