„Was machst du da?“ fragte eine Stimme und entpuppte sich al die von dem Matkus.
„Nichts“, antwortete der Venator verlegen.
„Hast du mich gesucht?“ wollte Kauko wissen und lag damit ja richtig.
„Ja, ich habe meinen Auftrag so weit wir nur möglich erledigt“, musste Tjalf zugeben, nachdem er ertappt wurde.
„Wollen wir hoffen, dass es funktioniert hat“, meinte der Matkus, „ich werde es erst herausfinden, wenn wir die anderen beiden Missionen ebenso erfüllt haben.“
„Ich bin guter Dinge“, zeigte sich Tjalf zuversichtlich.
„Dann wollen wir keine Zeit verlieren und uns auf den Rückweg machen“, sagte der Matkus und nahm die Hand des Venators.
Von einem auf den anderen Moment verschwanden sie. Sie reisten erneut durch den bunten Tunnel. Tjalf wusste nicht, ob es einer war, aber er benannte ihn so. Als er die Augen wieder öffnete, befanden sie sich wieder im Haus der Hexe Filum.
„Hey, alles okay mit dir?“ fragte Bartholomäus.
Verhindere die Rettung!
„Ein wenig schummrig ist mir schon“, antwortete Tjalf und rieb sich die Augen.
„Das kommt vom vielen Reisen“, erklärte Kauko, „viele Wesen bekommen Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindelgefühle und wollen wir ehrlich sein, auch Herzrasen. Man könnte auch sterben.“
„Was?“ fragte Hanna laut, „das sagst du erst jetzt?“
„Ihr hattet nicht direkt danach gefragt“, erwiderte Kauko, „hätte ich euch in der Unterwelt aufklären sollen? Und dabei riskieren, dass ihr alle sterbt? Dass wir alle sterben?“
Die Stimmung war plötzlich angespannt. Von einem auf den anderen Moment. Kauko hatte es gar nicht beabsichtigt, aber nun war so ein Moment da. Immerhin konnte er die Schuld nicht den anderen geben, sondern sich selbst. Er hätte vielleicht die anderen aufklären sollen. Aber hatte es nicht. Er hatte es vor lauter Hast vergessen. Wenn dieser Fehler dazu führte, dass die Gruppe sich weigerte, müsste er auf seinen Plan B zurückgreifen und der wäre viel anstrengender, da sie sich wehren würden.
„Es tut mir leid“, sagte er, während Hanna und der Professor miteinander diskutieren, ob man die Mission tatsächlich abbrechen sollte.
Bartholomäus schaute den Matkus auf eine bedrohliche Art an. Tjalf hatte noch immer dieses schwummrige Gefühl und setzte sich auf den Boden. Die Gemüter erhitzen sich. Selbst Corax schaltete sich ein, aber im Gegensatz zu den anderen war er für eine Fortsetzung des Auftrages, da das Ziel, Larvaster oder auch Luzifer aufzuhalten, ein weitaus höheres war. Filum hielt sich bedeckt.
Ohne Vorwarnung fiel Tjalf plötzlich um und wie durch einen Zauber beendeten alle ihre Diskussion und blickten auf den Venator. Bartholomäus und Hanna rannten sofort zu Tjalf, um nachzuschauen, was mit ihm war. Kauko stand dort wie erstarrt, denn er konnte nicht anders. Der Professor war langsamer als die anderen beiden, erreichte seinen Freund aber bald.
„Alles gut“, sagte Tjalf, der bei Bewusstsein war, „es geht mir schon etwas besser.“
„Nein, nichts ist gut“, regte sich Hanna auf, „am Ende stirbst du uns noch weg und alles nur, weil der komische Kerl seine Welt retten will. Dem ist das doch scheißegal.“
„Hanna, ich verstehe dich“, entgegnete Tjalf, „aber wir haben keine andere Wahl. Wenn du ehrlich bist, weißt du, wissen wir alles, dass Luzifer längst erwacht sein muss und uns nur noch ein Wunder hilft, ihn zu besiegen. Kauko ist unser Wunder.“
„Aber du darfst nicht sterben“, sagte die Seelenfresserin und fing an zu weinen.
Sie drückte ihren Kopf auf seine Brust. Die Tränen liefen alle von ihrem Gesicht herunter. Der Pullover wurde ganz nass, aber das störte den Venator nicht. Bartholomäus ging zu dem Matkus rüber und starrte ihn wie bei einem Duell die ganze Zeit an.
„Wenn Tjalf etwas geschieht, dann Gnade dir Gott“, warnte der Diviator ihn, „dann werde ich dich töten.“
„Das respektiere ich“, sprach Kauko, „aber ich brauche euch.“
„Du brauchst nur ihn“, stellte Professor Lux richtig, „auf uns kannst du doch auch verzichten.“
„Nein, kann ich nicht“, erwiderte Kauko, „ihr helft ihm, daher brauche ich euch ebenfalls.“
„Hey, jetzt kommt mal wieder runter“, rief Tjalf und stand mit Mühe auf, „ich will ihm helfen, okay? Und Streitereien bringen niemanden etwas, außer Larvaster oder eben Luzifer.“
Hanna, Professor Lux, Bartholomäus und Corax schauten sich gegenseitig an, denn sie wussten, dass der Konflikt keinen weiterbringen konnte. Er kostete unnötig Energie und Zeit. Beides waren sehr wertvolle Güter für die Geisterbande. Kauko unternahm nichts, denn der Venator willigte ein, weiterzumachen.
„Kauko, reisen wir in die nächste Zeit“, machte Tjalf klar, „wo geht es hin?“
„Danke, junger Venator“, sagte der Matkus, „ich weiß das zu schätzen. Dieses Mal geht es in die Zeit von Hanna.“
„In meine?“ fragte Hanna, als hätte sie es nicht verstanden, aber das hat sie.
„Ja“, bestätigte Kauko.
Sofort musste Hanna an ihre Zeit denken und somit auch an ihre Eltern, die sich verloren hatte, weil sie Malit verfallen war. Wie sehr wollte das, was von ihrem Herzen übriggeblieben war, sie wiedersehen. Sie spürte ein tiefes Verlangen, denn es gab eine Gelegenheit. Sie starrte den Matkus an, ohne ein weiteres Wort von sich zu geben.
„Alles in Ordnung?“ fragte der Matkus, denn dieser Blick machte ihn unsicher, weil er nicht wusste, was in ihr vorging.
„Ja“, antwortete die Seelenfresserin, den ihr fiel wieder ein, weshalb Tjalf in ihre Zeit musste und wofür er es tat.
Es diente einem höheren Ziel. Das wusste Hanna natürlich, auch wenn sie am liebsten wieder zurück zu ihren Eltern wollte. Larvaster und Luzifer aufzuhalten war wichtiger. Daher steckte sie zurück. Was hätte sie auch tun sollen?
„Was muss ich in dieser Zeit machen?“ wollte Tjalf wissen.
„Der Hexer Malit darf nicht befreit werden, wenn er verbrannt werden soll“, erklärte Kauko.
„Aber wenn er nicht befreit wird, verbrennt er und mich gibt es in dieser Form gar nicht“, brachte Hanna als Einwand.
„Ich betone, dass all meine Eingriffe in eure Zeit laut meinen Berechnungen keinen Einfluss auf das haben, was jetzt ist“, teilte der Matkus mit.
„Aber wie kann das sein?“ wollte die Seelenfresserin wissen, „ich kann unmöglich hier landen, wenn Malit nicht von mir befreit wird.“
„Vielleicht war das gar nicht wichtig“, antwortete Kauko, „und er hätte sich sowieso befreit.“
„Aber warum hatte er es dennoch verlangt?“
„Möglicherweise handelte es sich um eine Prüfung“, vermutete der Matkus, „eine Loyalitätsprüfung?“
Damit traf Kauko den Nagel auf den Kopf. Für Hanna ergaben die Thesen des Matkus einen Sinn. Jetzt konnte sie erst feststellen, dass der Hexer so herausfinden konnte, ob sie loyal war und für ihn alles tun würde- was sie auch tat.
„Ich verstehe“, sprach Hanna, „dann fangt mal an.“
„Gibt es etwas, was ich zu bedenken habe?“ wollte der Venator wissen, um nicht überrascht zu werden.
„Es kann sein, dass du auf mich triffst“, gab Bartholomäus an, „ich und Johannes hatten ihn damalig festgemacht.“
„Daher kenne ich Bartholomäus“, erinnerte Hanna, „er war bei der Inquisition.“
„Es wäre besser, du begegnest ihm nicht“, erklärte Kauko, „ich weiß nicht, was für Auswirkungen das hat.“
„Na toll, das macht es aber nicht leichter“, entgegnete Tjalf, „aber ich werde mich natürlich daran halten.“
„Ich weiß das zu schätzen“, sprach Kauko, „sollen wir nun?“
„Ja, lass‘ uns“, bestätigte Tjalf, „bis bald!“
„Auf Wiedersehen“, sagten sie oder „Komm‘ wieder.“
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