Anlage-Turbo: So kommen Sie zu mehr
Wenn Sie mehr Vermögen brauchen bis zu Ihrem Renteneintritt, dann nutzen Sie die verbleibenden zwölf Jahre. Dabei helfen drei TIPPS:
EINS Sparen Sie statt Konsum monatlich einen festen Betrag an, der Sie wirklich weiter bringt – je nach Brieftasche 500, 1000 oder 1500 Euro.
ZWEI Nutzen Sie jede – aber auch wirklich jede – Möglichkeit, um Geld auf die hohe Kante zu legen: Gehaltserhöhungen, Gewinnausschüttungen, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld, Tantiemen, Sonderzahlungen – vielleicht nicht zu 100 aber mindestens zu 80 Prozent
DREI Machen Sie sich die Grundsätze von „Vermögen sichern“ zu eigen und räumen Sie auf. Trennen Sie sich von unrentablen Investments wie ungünstig vermieteten Immobilien oder Beteiligungen.
Risiko reduzieren
Wenn Sie bisher auch auf risikoreichere Geldanlageformen gesetzt haben, sollten Sie das Erreichte festhalten und Schritt für Schritt mit der Umschichtung des Vermögens auf weniger schwankungsanfällige Anlageformen beginnen. Wenn im Rentenalter das angelegte Geld sukzessive für die Aufbesserung der gesetzlichen Rente entnommen werden soll, ist es sinnvoll, diese Reserve nicht dem Auf und Ab der Kapitalmärkte auszusetzen, um dann im ungünstigsten Moment empfindliche Verluste hinnehmen zu müssen.
Das muss aber nicht heißen, dass Sie auf den Nervenkitzel der Börse verzichten müssen. Dies sollte aber dem Teil des Vermögens vorbehalten bleiben, der nach Berücksichtigung aller Liquiditäts- und Vorsorgereserven für eine langfristige Anlage übrig bleibt. Die Sicherung des Lebensstandards darf nicht von risikobehafteten Investments beeinträchtigt werden. Ein Mehr an Risiko sollte vielleicht eher als „Sahnehäubchen obenauf“ verstanden werden. Wer dieses Glück nicht hat – der muss konsequent in sichere Anlageformen umschichten, je näher der Rentenbeginn rückt. Empfehlung: Mindestens zehn Prozent des Portfoliowertes im Jahr. Hedgefonds, Private Equity, Wagniskapital, geschlossene Immobilienfonds oder andere Investments wie beispielsweise Floater – alles das sind „Spielwiesen“ für Vermögende, die sich auch den Verlust des eingesetzten Kapitals leisten können.
Bei Aktien sind defensive Aktien mit hoher Dividendenrendite als Investment auch direkt vor der Rentenphase geeignet. Hier ist die beste Empfehlung, sich an die Aktien im DAX oder Dow Jones Euro Stoxx 50 – das europäische Pendant zum DAX mit den 50 größten europäischen Unternehmen – zu halten. Für breite Streuung sind Indexfonds auf europäische und amerikanische Aktien empfehlenswert.
Von Nobelpreisträgern empfohlen: Indexprodukte
Auch Nobelpreisträger fangen klein an. 1952 veröffentlichte ein 25jähriger Student der Betriebswirtschaftslehre an der amerikanischen Universität Chicago in der Fachzeitschrift „Journal of Finance“ einen Aufsatz mit dem unscheinbaren Titel „Portfolio Selection“. Fast die Hälfte des 14 Seiten umfassenden Artikels bestand aus mathematischen Gleichungen. Er formulierte die vielleicht berühmteste Kapitalmarkttheorie des zwanzigsten Jahrhunderts. Denn Harry M. Markowitz, der 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften zusammen mit den amerikanischen Finanzökonomen William Sharpe und Merton Miller erhielt, war etwas Einzigartiges gelungen: Seine Erkenntnisse liefern eine clevere Investmentstrategie, die auch ganz normale Privatanleger umsetzen können. Der theoretische Hintergrund der modernen Portfoliotheorie (MPT) ist zwar komplex, die Praxis jedoch so einfach, dass sie unabhängig von Vorbildung und finanziellen Mitteln für jeden Anleger einfach anzuwenden ist. Denn die MPT ist die Basis der Idee der Indexprodukte. Die Hauptthese des Aufsatzes von ist heute den meisten Anlegern selbstverständlich: Markowitz geht davon aus, dass die Rendite und das Risiko eines Wertpapierinvestments untrennbar miteinander verbunden sind. Doch es gibt eine Möglichkeit, mit der das Risiko verringert werden kann, ohne dabei auf interessante Renditen verzichten zu müssen. Diese Methode heißt Diversifikation. Ein effizientes Portfolio ist nur durch Streuung zu erreichen, lautet die nobelpreisträchtige Idee: „Das Risiko eines Portfolios riskanter Anlagen ist in der Regel viel geringer als der Durchschnitt der Einzelrisiken der einzelnen im Portfolio enthaltenen Papiere.“ Das Geheimnis einer erfolgreichen Geldanlage besteht also darin, auf viele, mindestens 20 verschiedene Investments zu setzen, die sich durch eine zu erwartende unterschiedliche Kursentwicklung auszeichnen.
Damit ist die Moderne Portfoliotheorie die wissenschaftliche Grundlage für Indexing, also das Setzen auf breit gestreute Märkte, wie sie sich in Indizes wiederspiegeln, und die Finanzprodukte Indexfonds, -aktien und -zertifikate.
Entscheidend dabei: das passive Management, bei dem sich die Zusammensetzung von Investmentfonds und Zertifikaten ausschließlich an bestimmten Indizes orientiert. Das Verfahren wird deswegen passiv genannt, da hierbei kein aktives Auswählen der Wertpapiere durch einen Fondsmanager vonnöten ist.
Indexfonds: Albtraum für Fondsmanager
Das dritte Finanzmarktförderungsgesetz ließ im April 1998 Indexfonds als eigene Fondsgattung zu. Sie bilden den jeweiligen Börsenbarometer möglichst genau ab, samt aktueller Marktveränderungen. Der Anleger hält so den Gesamtmarkt im Depot und die Wertentwicklung entspricht diesem. So ist der Verlauf zudem leicht börsentäglich zu verfolgen. Da Indexfonds das Wertpapier-Portfolio, an das sie sich anlehnen, nach Art und Gewichtung nachbilden, nehmen die Fonds die gleiche Entwicklung wie der ihnen zugrunde liegende Index. Die Fonds folgen also positiv wie negativ ihren Maßstäben. Deswegen steigen und fallen Indexfonds so wie der zugrundeliegende Index. Und auch der Fondspreis steigt und fällt mit dem Index. Dies ist durch einen Vergleich der Wertentwicklung des Indexfonds mit der des entsprechenden Index leicht auszumachen.
Indexfonds bilden ihren Index, die Benchmark, 1:1 ab. Wer beispielsweise auf deutsche Blue Chips setzt, greift zum Indexfonds des DAX 30, wer Europas Große bevorzugt, nimmt einen Fonds zum Euro Stoxx 50, wer sich für Mid-Caps interessiert, wird bei einem MDAX-lndexfonds fündig.
Wie bei den üblichen Investmentfonds ist die Laufzeit passiver Fonds unbegrenzt. Zu haben sind sie bei der ausgebenden Fondsgesellschaft. Indexfonds sind außerdem ebenso sparplantauglich – ab 50 Euro. Prinzipiell ergibt sich bei Indexfonds eine breite Risikostreuung. Durch die breite Ausrichtung der Aktien erzielt man hiermit eine kaum zu übertreffende Risikoreduktion.
Schulden tilgen
Schulden können sinnvoll sein. Doch neben Liquiditäts- und Steueraspekten sind auch „weiche“ Faktoren beim Thema Schulden zu berücksichtigen. Wenn die Verschuldung zur emotionalen Belastung wird, sollten die Darlehen in jedem Fall zurück geführt werden. Das gilt vor allem für Hypothekenkredite der eigenen vier Wände. Das hat gute Gründe: Eine Wohnimmobilie sollte zum Start in die Rentenphase unbelastet sein. Viele wollen auch das Haus schuldenfrei an die Kinder übergeben. Dies muss jetzt geschehen und nicht dann, wenn man von der Substanz leben will. Oder die Immobilie soll verrentet werden. Und das geht nur, wenn die Schulden abgezahlt sind.
Wenn Sie in den letzten Jahren vor Rentenbeginn größere Investitionen planen, sollten diese möglichst komplett aus Eigenmitteln finanziert werden.
Ab 55 Jahren sollten also bei längerfristigen Verbindlichkeiten der Abbau der Darlehen beschleunigt werden. Zudem: Je schneller ein Kredit zurückgezahlt wird, desto niedriger ist unter dem Strich die Zinsbelastung. Organisieren Sie also den Schuldenabbau vor dem Rentenalter nach Möglichkeit von langer Hand.
Wenn Sie die Tilgung bis zum Rentenbeginn über zehn Jahre forcieren, kommen Sie nicht in Zeitdruck und vermeiden Engpässe in Ihrer Liquidität. Dabei kann man auch im Hinterkopf haben, dass manches anders kommen kann, wie geplant. Vielleicht müssen Sie, aus welchen Gründen auch immer, früher in Rente oder Pension gehen. Den Darlehensvertrag könnten Sie auf Sondertilgungsoptionen prüfen. Oder Sie sparen gezielt auf Tilgungstermine hin. Das kann beispielsweise auch der Ablauf einer Zinsbindung sein. Dann darf man ohne „Strafzahlungen“ in Form von teuren Bankentschädigungen - Vorfälligkeitsentschädigung bei außerplanmäßiger Tilgung - fürchten zu müssen, teilweise oder ganz Hypothekendarlehen tilgen. Damit verringert sich der Finanzierungsaufwand erheblich und das frei gewordene Kapital kann anders eingesetzt werden. Für diese Schuldentilgung kommen verschiedene Finanzquellen in Frage: Gewinnausschüttung, ein Immobilienverkauf, Verkauf von Wertpapieren, Erbschaft, wenn eine größere Summe es möglich macht oder einfaches Ansparen wie in diesem Kapitel schon kennen gelernt.
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