Maryam Munk - Das Kamjuna
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Maryam Munk
Das Kamjuna
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Inhaltsverzeichnis
Titel Maryam Munk Das Kamjuna Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74
Kapitel 75
Kapitel 76
Kapitel 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Impressum neobooks
Kapitel 1
Zerk erwachte so plötzlich, als hätte ein Schlag mit einer Axt seinem Schlaf ein jähes Ende bereitet. Er starrte durch das Stroh und wusste, dass etwas nicht stimmte. Die Strahlen der Sonne, die durch die Ritzen in das Halbdunkel der Scheune drangen, fielen nicht mit schwachem Schein schräg ein, sondern stachen wie grelle Lanzen fast senkrecht nieder. Bald war es Mittag.
Zerk fluchte. Zur Streitaxt greifen und aufspringen waren eins, und Zerk fiel acht Fuß vom Heuboden hinab. Er landete krachend auf dem Boden der Scheune, wobei er beinahe sich selber mit der Axt erschlagen hätte. Einem muskelbepackten Ork machte ein solcher Sturz nichts aus, wohl aber die Erkenntnis, alleine zu sein, dazu noch in einem Teil der Welt, der für das Wohlbefinden eines Orks nicht sonderlich geeignet schien. Das war es ja, was Zerk am Abend zuvor auf den Heuboden und in das Stroh getrieben hatte: Dieses Land war zu kalt. Zerk befand sich im besten Alter von zwanzig Jahreszyklen. Vor fünf Zyklen war er durch das Ritual des Feuers zum Mann geworden. Trotzdem war es ihm außerhalb der Heimat zu kalt. Dazu kam, dass er mehr Schlaf als andere Orks benötigte. Grollend richtete Zerk sich auf. Er steckte die doppelklingige Axt in das Futteral auf dem Rücken und suchte seinen Rucksack. Er grunzte wütend, als ihm klar wurde, dass irgendein stinkender Orkkamerad ihn gestohlen hatte. Zerk stieß das Scheunentor auf. Er trat in den Sonnenschein hinaus. Ihm grauste davor, weiter nach Norden zu gehen, aber dort befand sich die Kampffront und dorthin war sein Trupp unterwegs.
Zerk hatte Durst. Er schaute auf das verlassene Gehöft zurück. Sollte er umkehren und aus dem Brunnen Wasser schöpfen? Es hatte abgestanden und dem heimatlichen Wasser ähnlich geschmeckt. Zerk entschied sich dafür, weiterzugehen. Im grünen Land gab es überall Flüsse, aus denen sich bis zur Erschöpfung trinken ließ. Jedenfalls hatte dies der Hauptmann behauptet, der schon Erfahrungen in der Fremde gemacht hatte. Und ein Ork mordete und stahl, aber er log nicht.
Vertrauensvoll marschierte Zerk weiter. Nach einer Stunde wunderte er sich darüber, noch keinen Fluss gefunden zu haben, auch wenn er keine klare Vorstellung darüber hatte, was ein Fluss war. Im südlichen Orkland gab es nur Wasserlöcher. Die waren von den Geistern gegraben worden, damit die Orks ihren Durst daran stillten. Das Wasser in diesen Löchern schmeckte angenehm nach Erde. Zerk hatte auch keine Erfahrung mit dem Gras in diesem Land. In der Heimat wuchsen nur braune Halme, die sich schwächlich aus dem harten Grund wagten und zitterten, wenn der heiße Wind über sie strich. Hier wuchs das Gras aufrecht und grün, und es bedeckte das gesamte Land. Zerk schaute zum Himmel. Auch der war hier anders. Er bildete keine eintönig blaue Kuppel, die von der gleißenden Sonne durchstochen wurde. Hier bewegten sich weiße Gebilde vor dem Blau, die sich unentwegt veränderten, als könnten sie sich für keine Form entscheiden. Und die Sonne hier erreichte nicht die heiße Kraft, mit der die Sonne in Zerks Heimat strahlte.
In der Ferne entdeckte der Ork ein langes, schimmerndes, sich windendes Band. Ohne Zögern schritt er darauf zu. Als er dem Band näher kam, erkannte er so etwas wie eine gigantische Schlange, deren Körper aus Wasser bestand. Dies musste ein Fluss sein. Zerk staunte, denn er verstand nicht, weshalb das Wasser sich bewegte, noch dazu von der einen in die andere Richtung. Er riss ein Büschel Gras samt Wurzeln aus und warf es auf das Wasser. Das Büschel entfernte sich rasch. Verwundert kniete Zerk sich auf ein Bein und streckte vorsichtig eine Pranke in den Fluss. In diesem Land war auch das Wasser kalt. Er schöpfte mit den Pranken, trank und wunderte sich abermals. Dieses Wasser schmeckte nach ... nach nichts! Der Ork verstand nicht, dass Wasser keinen Geschmack haben konnte.
Nachdem Zerk den Durst gestillt hatte, empfand er Hunger. Er blickte umher, doch weit und breit zeigte sich nichts, was er hätte erschlagen und essen können. Unter den Orks wurde behauptet, die Menschen würden nicht nur Fleisch, sondern auch Gras essen. Zerk konnte sich nicht vorstellen, dass jemand Geschmack an braunen Halmen fand. Aber vielleicht schmeckten diese grünen Halme. Er rupfte einen Halm, steckte ihn in die Schnauze und kaute darauf herum. Angewidert spuckte er ihn aus. Die Grasesserei mochte Menschen gefallen, aber keinem Ork. Selbst die Gnome bewiesen mehr Geschmack als Menschen. Auch sie ernährten sich ausschließlich von Fleisch.
Im Wasser bewegte sich etwas. Es war ein Tier, wie Zerk noch keines gesehen hatte. Sein Körper hatte Auswüchse, an den Seiten, auf dem Rücken und am Ende des Leibs, die wie Flügel aussahen. Aber das Seltsamste an diesem Tier war: Es bewegte sich im Wasser, statt darauf. Zerk entdeckte mehr dieser Tiere. Sie alle bewegten sich im Wasser, ohne zu ertrinken. Der Ork nahm die Axt vom Rücken und hob sie, um eines der Tiere zu töten. Es dämmerte ihm, dass diese Tiere vielleicht nicht so einfach zu töten waren, zumal er noch nie mit der Axt in Wasser geschlagen hatte und daher nicht wusste, ob das Wasser den Hieb abfing oder gar die Klingen beschädigte.
Zerk überlegte, wie er eines der Tiere fangen konnte, ohne die Waffe zu gebrauchen. Ihm fiel eine Möglichkeit ein. Er warf die Axt in das Gras und legte sich bäuchlings nieder. Die Arme hielt er über das Wasser. Mit gespreizten Klauen wartete er, bis eines der Tiere sich unter seine Arme bewegte. Er musste lange warten. Er spürte den Sonnenschein über die schwarzgraue Haut seines Schädels und der nackten Arme und Beine wandern. Schließlich bewegte sich ein Tier in den Schatten, den seine Arme in das Wasser warfen. Er stieß die Pranken in den Fluss und riss das Tier heraus.
Wasser spritzte. Das Tier zappelte zwischen den Klauen. Zerk setzte sich und betrachtete es. Die runden Augen erinnerten ihn an die Augen der Sumpfgnome. Das Maul bewegte sich auf und zu. Der zuckende Leib fühlte sich glatt wie der einer Schlange an. Mit einer Pranke griff Zerk nach dem Kopf des Tieres. Es biss ihn nicht. Er riss dem Tier den Kopf ab. Nachdem er den Kopf gegessen hatte, schlitzte er mit einer Klaue den Leib auf. Daraus quollen Innereien, wie bei anderen Tieren auch. Der Ork verschlang sie. Die Knochen des Tieres waren dünn und biegsam. Als Zerk in den Leib biss, fand er es angenehm, sie nicht zermalmen zu müssen. Die Mahlzeit abschließend, leckte er sich das Blut von den Pranken.
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