Beth St. John
Lost Vampire
Das Ende der Welt
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Inhaltsverzeichnis
Titel Beth St. John Lost Vampire Das Ende der Welt Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Die Serie geht weiter…
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Zur Autorin
Impressum neobooks
23. März. Sunset Crater. Dämmerung.
Ever lag auf nacktem Stein und ihr Atem ging vollkommen ruhig. Es war einer der ersten warmen Sonntagnachmittage des Jahres. Der Fels war noch eisig vom Winter, doch die Kälte störte sie kaum. Wenn sie tief einatmete, stach die Luft mit einem befreienden Gefühl in ihren Lungen und aus den Augenwinkeln sah sie die weiß schimmernden Reste von Schnee. Wie es das launische Wetter am Sunset Crater an sich hatte, war noch am Morgen ein kurzes Schneegestöber über den Berg gepeitscht. Doch jetzt war selbst der Wind zu einem zarten Flüstern in ihren Ohren abgeklungen. Der Himmel war nun makellos blau und die Sonne wanderte langsam zum westlichen Horizont.
Umgeben von der starken Natur fühlte Ever ihre Gedanken aufklaren wie die Dämmerung eine lange Nacht erhellt. Die Landschaft um den erloschenen Vulkankrater hatte diese erstaunliche Wirkung auf sie und der strenge Winter hatte sie viel zu lange von diesem Ruhepol abgeschnitten. Dies, und der Stress in der Highschool. Sie lag nun bereits seit Stunden hier und glaubte, die Kraft der Natur durch jede Zelle und jeden Nerv fließen zu spüren. Eigentlich wollte sie ihre kurze Flucht aus dem Alltag nicht abbrechen, doch die Dämmerung legte sich langsam über das Land.
Sie drehte sich vom Rücken auf die Seite. Unter dem dichten Fell spürte Ever den steinigen Untergrund aus erkaltetem Vulkangestein. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit; sie sah genauso gut wie bei Tageslicht. Nach Osten erstreckte sich die Wüstenlandschaft wie ein schwarzes Meer ununterbrochen bis zum Horizont – wie es für das nördliche Arizona typisch war. Immerhin war es eine knappe Stunde bis nach Torch Creek und ihr ging durch den Kopf, dass sie nun wirklich zurück zum Auto gehen sollte. Zwar sah ihr Vater, obwohl er Bürgermeister war, ihre Ausgehzeiten eher locker, zumal er selbst zu selten zu Hause war, um sie tatsächlich zu kontrollieren, doch ab einem gewissen Punkt würde selbst er anfangen Fragen zu stellen.
Ehe Ever sich aufraffen konnte, traf ihr sensibles Gehör plötzlich ein Geräusch aus der nahen Waldgrenze. Sie war mittlerweile gut vertraut mit ihrer derzeitigen Gestalt, doch die schärferen Sinne überforderten bisweilen ihre durch und durch menschliche Wahrnehmung. Sie wusste, dass da etwas war und das machte ihr Angst. Es war schwer zu sagen, woher das Geräusch genau kam. Ohne einen weiteren Gedanken zu verlieren warf sie sich auf die Pfoten und zog sich vorsichtig in die andere Richtung zurück.
Das leichte Knistern von Schuhen auf dem Waldboden näherte sich, doch verschwand immer wieder zwischen zwei Fußschritten. Plötzlich stieß Ever mit dem Rücken gegen einen Widerstand, den sie nicht erwartet hatte. Verschreckt neigte sie den Kopf nach oben und sah am Bein eines Mannes hinauf, der dort eben noch nicht gestanden hatte. Ein Gesicht, dessen Züge zum vertieften Nachdenken geschaffen waren, blickte auf sie herab und verzeichnete ein verständnisvolles Lächeln.
„Mir ist über die Jahre schon so einiges begegnet, aber noch keine gemeine Hauskatze, die eine derartige Aura ausstrahlt“, sagte der dunkelhaarige Fremde und ging sachte in die Hocke. Seine Ellenbogen lagen auf die Knie gestützt und seine Hände waren ruhig gefaltet, anstatt sich nach Ever auszustrecken. Eine menschliche Eigenart, die sie bis heute zutiefst irritierte.
„Diese Orte ziehen kuriose Gestalten wie dich und mich magisch an, nicht?“
Ihre Gedanken rasten. Es gab keine Chance vor dem Fremden davonzulaufen, das hatte er bereits unter Beweis gestellt. Außerdem war da das Gefühl, es gar nicht zu müssen. Er wirkte alles andere als bedrohlich. Doch vielleicht war das nur die Ruhe vor dem Sturm? Sie spürte, wie sich die Gedankengänge in ihrem Kopf verkomplizierten und vermenschlichten. Schneller als es Ever lieb war überkam sie die Verwandlung.
Das Gestaltwandeln spielte sich für sie nur am Rande auf körperlicher Ebene ab. Es zog und zerrte, aber die Veränderung tat nicht weh. Es kam dem morgendlichen Strecken gleich. Selbst der Größenunterschied zwischen einer durchschnittlichen Hauskatze und einem zierlichen menschlichen Mädchen fiel dabei nicht ins Gewicht. Deutlich schwerwiegender und zeitweise verstörender empfand Ever den Wandel von Körpergefühl und Selbstwahrnehmung.
Statt Fell spürte sie nun Kleidung auf ihrer Haut. Ihre Sicht verschwamm zur menschlichen Perspektive, der so viele Details und Facetten entgingen. Sie sah nun so schlecht wie jeder normale Mensch bei Dunkelheit. Es war Neumond und so schimmerten nur die fahlen Sterne am Firmament. Unmittelbar neben ihr hob sich die Silhouette des Fremden kaum von der Nacht ab. Die furchtlose Jägerin war verschwunden und ein panisches Mädchen blieb zurück. Aufgeregter Atem drückte gegen ihren Brustkorb und sie spürte ein Zittern in den Händen. Unbeholfen kroch sie rückwärts, während die Gestalt regungslos verharrte.
„Ich will dir nichts tun. Wenn du Angst vor mir hast, dann gehe ich und lasse dich in Ruhe“, sagte die tiefe Stimme ruhig. „Ich würde es allerdings vorziehen dich kennenzulernen.“
Ever war unsicher, ob darauf überhaupt eine richtige Antwort existierte. Ihr Körper hörte auf, ziellos zu kriechen; nur das Zittern ihrer Hände auf dem steinigen Boden blieb. Langsam erhob sie sich und versuchte sich zu erinnern, wo sie ihren Rucksack abgestellt hatte. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihn in der Dunkelheit völlig aus den Augen verloren hatte.
„Wie bist du auf mich aufmerksam geworden?“ Ihr fiel in diesem Moment keine bessere Frage ein. Sie wollte wenigstens seine Stimme hören, wenn sie ihn schon nicht richtig sehen konnte.
„Offen gestanden wäre es schwer gewesen, dich zu übersehen. Für mich zumindest. Ich habe dich schon aus einiger Entfernung wahrgenommen“, antwortete er und sie glaubte eine Bewegung in ihre Richtung wahrzunehmen. Ihre menschlichen Augen gewöhnten sich immer mehr an die Nacht, doch es war zu dunkel, um viel zu erkennen. Sie seufzte innerlich. Es wäre vieles leichter, wenn sie sich auf Anhieb verwandeln könnte.
„Wahrgenommen? Du weißt, was man einem Mädchen sagen muss, um es zu beruhigen“, fragte Ever mit ironischem Unterton nach. Mit der Spitze ihres Schuhs streifte sie ihren Rucksack neben einem großen Gesteinsbrocken. Sie hob ihn sachte auf und kramte geschickt nach ihrer Taschenlampe ohne den Blick von dem Fremden abzuwenden.
„Bist du sowas wie ein übernatürliches Trüffelschwein?“
Leider schaffte sie es nicht rechtzeitig, die Taschenlampe aus der Tasche zu holen und auf die Gestalt zu richten, um noch sein Gesicht sehen zu können. Innerlich behielt sie sich die Vorstellung, dass er ziemlich verdutzt ausgehen haben musste. Blitzschnell schirmte er seine Augen mit dem Arm gegen das grelle Licht ab, bis sie den Strahl kurz darauf hinab senkte. Sie spürte, wie das Gewicht der großen Taschenlampe in ihrer Hand sie beruhigte.
„Ehrlich gesagt die einzige Bezeichnung, die ich bisher noch nicht gehört habe“, gab er amüsiert zurück und blinzelte einige Mal, bevor er wieder den Blick auf sie richtete.
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