Was sagt er aus? Anstatt die Gefühle eines Protagonisten zu benennen, sollten wir dem Leser durch Aktionen besser zeigen, welche Handlungen durch die Gefühle ausgelöst werden, anstatt die Gefühle platt hinzuschreiben.
Beispiel: „Tell“
Torsten hing seinen Gedanken nach. Der Tod seiner Frau hatte ihn tief betroffen gemacht, er vermisste Sie so sehr, dass er es nicht in Worte fassen konnte. Dann ging die Tür auf und er wusste, es war soweit.
Beispiel: „Show“
Torsten ging auf- und ab. Immer wieder blieb er kurz stehen und wischte mit dem Zeigefinger seine Augenwinkel trocken. Warum nur, musste sie so früh gehen? Als die Tür aufging, blieb er abrupt stehen und schaute dem Pfarrer in die Augen.
Beide Sätze sind nicht für den Literaturnobelpreis geeignet, sie zeigen jedoch den Unterschied gut.
Nun zur Aufgabe. Wie sie vielleicht vermuten, hat Torsten seine Frau verloren und ist nun kurz davor an der Beerdigung teilzunehmen. Schreiben Sie eine halbe Seite Text und schauen Sie ihren Text im Anschluss daran auf mögliche „Tells“ durch. Also wo haben Sie Dinge platt beschrieben, anstatt sie durch Handlung zu zeigen. Das gilt übrigens nicht nur für Gefühle, sondern bezieht sich auf alle Aspekte des Textes.
Tipp:
Schreiben und Überarbeiten sind zwei unterschiedliche Dinge. Schreiben Sie erst, überarbeiten Sie dann!
Empfehlenswerte Literatur:
„Über das Schreiben“ von Sol Stein. http://tinyurl.com/y96q3kc
6. Ausgabe 4 – Namen sind was für Grabsteine…
Thema: Charakterentwicklung
Zeitbedarf: ca. 60 Minuten
“Namen sind was für Grabsteine“ hat James Bond einmal gesagt. Ist das wirklich so? Sind die Namen der Protagonisten ihrer Geschichte vollkommen gleichgültig? Kann man einfach einen Namen Generator ( http://tinyurl.com/ydkednp)nehmen und loslegen?
Natürlich können Sie als Autor tun und lassen, was Sie wollen. Es ist Ihre Entscheidung. Legt man etwas mehr Wert auf Namen, dann hat man jedoch mehrere Vorteile.
Wenn ein sechsjähriges Kind im Jahre 2010 plötzlich Else oder Helga heißt, so ist das zumindest ungewöhnlich. Schlagen Sie einmal die Zeitung auf und schauen Sie auf Geburts- und Todesanzeigen. Namen sind Mode. Um authentisch zu wirken, muss der Name in die Zeit passen. Sonst merkt der Leser, dass etwas nicht stimmt.
Namen können etwas über den Charakter aussagen. Vielleicht haben Sie auch davon gehört. Wenn Sie Ihr Kind „Kevin“ oder „Chantal“ nennen, dann hat es in der Schule schlechte Karten. Anders bei „Julia“ oder „Alexander“. Nutzen Sie diesen Effekt für Ihre Figuren und machen Sie sich Gedanken über die Namen. Fast alle Namen haben auch noch eine Bedeutung. Eine gute Seite zum Thema wann, welche Namen beliebt waren und was Sie bedeuten, finden Sie hier: ( http://tinyurl.com/yfx6rq2).
So und nun die Aufgabe für die nächste Woche. Finden Sie Vor- und Nachnamen für die folgenden Personen. Erstellen Sie jeweils mindestens fünf Vorschläge pro Person und wählen Sie dann Ihren Favoriten aus. Noch ein Gedanke zum Schluss: Glauben Sie, James Bond wäre so erfolgreich geworden, wenn er Hermann Petersen heißen würde?
- ein sechsjähriges Mädchen. Der Vater ist Banker, die Mutter Maklerin
- ein Kriegsveteran aus den USA. 85 Jahre alt
- ein Hund, Rottweiler
- ein Verkäufer an einem Marktstand auf Mallorca. Mitte vierzig.
- eine schwedische Prinzessin Mitte zwanzig im Jahre 1770
7. Ausgabe 5 – Klumpige Soße oder Clustern
Thema: Strukturbildung
Zeitbedarf: ca. 20 Minuten
Mal angenommen, Sie wollen zu einem bestimmten Thema 500 Worte schreiben. Wenn Sie einfach drauflos schreiben, ist die Chance groß, dass Ihnen beim Schreiben Ideen kommen und das der Text am Schluss zwar 500 Worte hat, jedoch noch mehrfach überarbeitet werden muss, damit er in sich geschlossen ist. Damit Sie vielleicht im Vorwege schon einen Überblick über das bekommen, was sich in Ihrem Gehirn zu diesem Begriff so angesammelt hat, empfiehlt es sich einen Cluster zu erstellen. Cluster bedeutet Klumpen und so sieht es dann auch aus. Unten sehen Sie einen angefangenen Cluster zum Thema „Tasse“.
Ich habe mit dem Thema „Tasse“ begonnen und lande zum Beispiel bei Krankheit und Zukunft. Zwei Begriffe, die nicht unbedingt direkt mit Tasse zu tun haben. Man kommt also „vom Hölzchen auf Stöckchen“ und das ist gut so, denn Sie haben so die Chance Ihrem Text mehr Tiefe zu verleihen.
Cluster zu erstellen kann Ihnen auch abseits vom Schreiben bei der Lösungsfindung zu Problemen helfen. Man kann Sie prima beim Telefonieren erstellen oder in Besprechungen, um wichtige Gedanken fest zuhalten. Gut, kommen wir nun zur heutigen Aufgabe. Sie werden einen Cluster erstellen und im Anschluss daran einen Text schreiben.
Nehmen Sie sich genau fünf Minuten Zeit und erzeugen Sie einen Cluster zum Thema „Staub“ und schreiben Sie im Anschluss daran einen Text, der möglichst viele Worte aus ihrem Cluster enthält. Für die Erstellung des Clusters nehmen Sie ein möglichst großes Stück Papier und starten Sie in der Mitte.
Machen Sie die Übung nur auf dem PC, wenn Sie ein Grafiktablett haben. Nehmen Sie also einen Stift dazu in die Hand. Den anschließenden Text können Sie dann auch gern wieder am PC verfassen.
Mehr über Cluster in
„Garantier Schreiben Lernen“ von Gabriele Rico und
Im dazugehörigen Video: https://youtu.be/ttOlFuVppRU
8. Ausgabe 6 – Ich will aber!
Thema: Chrakterentwicklung
Zeitbedarf: ca. 120 Minuten
Damit eine Handlung spannend oder zumindest interessant wird, müssen Ihre Charaktere etwas wollen. Wenn alle das Gleiche wollen würden, wäre die Geschichte nicht sehr spannend. Es geht also auch immer um Konflikte. Diese können offen, aber auch versteckt sein. In Geschichten und Romanen gibt es also meist den Protagonisten, Ihre Hauptperson und mindestens einen Antagonisten. Wenn Sie den
Einen nur als strahlenden Helden darstellen und den anderen nur als abgrundtief böse, dann wird Ihre Geschichte niemanden mitreißen. Wenn Ihr Held aber ein paar Fehler hat und der Gegenspieler liebenswerte Eigenschaften oder Sie seine Gründe nachvollziehen können, dann sieht das schon anders aus.
Jetzt kommt die Schwierigkeit. Sagen Sie dem Leser direkt, was Ihre Charaktere wollen, ist es auch wieder langweilig. Aber Sie können es durch die Handlung verdeutlichen. Wenn Sie also eine Szene mit Ihrem Charakter erstellen, müssen die Taten zu den Motiven des Charakters passen. Das bedingt, dass Sie diese Motive kennen. Meistens haben Sie als Autor weit mehr Informationen über Ihre Charaktere,
als Sie dem Leser zur Verfügung stellen. Diese Informationen zu gewinnen, ist Thema der heutigen Aufgabe.
In Ausgabe 04 haben Sie zu einem ganz grob skizzierten Hintergrund Namen ermitteln sollen. Sie sollten also nun ein paar Namen zur Auswahl haben. Wir wollen jetzt einen neuen Charakter erschaffen - dazu wählen Sie sich bitte einen der Namen aus der Aufgabe 04 aus. Den damals geschilderten Charakterhintergrund, den vergessen Sie nun. Wir erstellen zu dem Namen einen Neuen.
Diese Aufgabe ist eine Premiere, als das nicht nur das Design verändert wurde, sondern auch Arbeitsblätter mit anhängen. Die Aufgabe insgesamt wird sich trotzdem über mehrere Wochen verteilen. Schließlich soll Sie in einer Woche zu schaffen sein.
Was gibt es also zu tun? Sie sollten zuerst grob entscheiden, ob der Charakter den Sie gleich generieren Ihr Protagonist oder der Antagonist wird. Unterstützende Charaktere behandeln wir später einmal. Diese benötigen auch nicht ganz so viel Tiefe wie die Hauptpersonen.
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