Torsten Kelsch - Sand in den Wasseruhren

der Sand lässt sich zu Kunstwerken verarbeiten:

Ich habe mich ausgesöhnt mit allem,

was mir als Feind erschien.

Ich habe mich ausgesöhnt mit der Welt.

Ich will die Welt nicht mehr verändern,

wodurch jedoch ich mich verändere

und dadurch die Welt und die wieder mich.

»Wasser lassen unter Wasser unterlassen!«

Als das Hochwasser kam,

verstand ich nicht,

warum ich nie einen

Damm gebaut hatte.

Mag sein, der Damm

hätte dem Wasser

nicht standgehalten.

Vermutlich aber doch.

Die Wahrscheinlichkeit,

alles zu verlieren,

wäre wesentlich

geringer gewesen.

Wandel der Zeiten

Wandel der Gezeiten

Wandel der Geschlechter

Wandel der Schlächter

Wandel der Opfer

Wann denn,

wann wandelt sich etwas,

und was wandelt sich,

und woran ist der Wandel erkennbar,

und wo liegen die Ursachen des Wandels?

Der Wandel erscheint ganz schön verworren,

das macht uns verwirrt.

Und ist er überhaupt Entwicklung

oder Rückentwicklung?

Ist der Wandel ein Rückschritt?

Ein Rückschritt zur

Windel ist der Wandel,

Wandel zur Windel,

bildlich gesprochen,

also beschissen.

Ich

als Ratte

bewundere die Menschen.

Sie sind so klug

und so schöpferisch.

Zum Beispiel erschaffen sie

große musikalische Werke.

Gerade läuft mein Lieblingsstück im Radio.

Sie spielen Musik

in der Tierversuchsanstalt.

Zu glauben, man sei klug

als so ein Menschenwesen:

ist das nicht Selbstbetrug,

und sei man auch belesen?

Zu glauben, ich sei schlau,

das will ich gar nicht wagen,

da wird mir ziemlich flau,

ganz schwummerig im Magen.

Zu glauben, man sei toll,

der Schöpfung Sahnehaube,

das ist nicht würdevoll.

Ein arroganter Glaube!

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