die Mamma zwickt ein Floh.
Der Stapf mit seinem Frack,
macht immer nur Schnick-Schnack.
Und Patsch, der arme Wicht,
ist dumm und merkt es nicht.
Kli-kla-klo, kli-kla-klo,
die Dicky sitzt am Klo.
Pinky macht nun Schluss,
hoffentlich war's ein Genuss."
"Das kann man wohl sagen!", meinte Watschel mit süß-saurem Lächeln. "Du hast uns ja alle in deine Verse einbezogen! Ich glaube aber, dass es nicht für alle ein Genuss sein wird."
"Ach, du denkst jetzt gewiss an die Großen!", sagte Pinky gleichmütig (und wie es schien, ein wenig von oben herab). "Die haben eben ihr Fett weggekriegt. Sonst werden sie ja geradezu größenwahnsinnig."
"Na, na, na!", brummte Watschel begütigend. "Sie sind eben schon ein bisschen älter als du und..." - "Älter schon, aber nicht gescheiter!", fiel ihm da Dicky ins Wort. "Pinky hat schon recht! Erst heute waren sie wieder unausstehlich! Wir wären auch gerne mit ihnen zum Rodeln gegangen, doch uns haben sie sitzen gelassen!"
"Weil sie uns nicht brauchen können!", sagte Pinky. "Wir sind ja noch soooooo klein!" - "Waaas?", fragte Watschel erstaunt zurück. "Wo sind sie hin?" Er legte die Stirn in Falten, wie er es immer tat, wenn er sich Sorgen machte, es aber nicht zugeben wollte. "Zum Rodeln? Ich hör' wohl nicht richtig?"
Mutter Pinguin winkte besänftigend ab. "Ja, genau! Da kann doch nichts passieren!"
"Hast du eine Ahnung!", sagte Watschel. "Das kommt drauf an, wo sie hin sind. An manchen Orten..."
"Du musst nicht immer gleich schwarz sehen!", sagte seine Frau. "Denk doch zurück an deine ersten Jahre! Du warst doch auch oft beim Rodeln!"
"Eben!", meinte Watschel. "Gerade darum weiß ich, was dabei passieren kann. Im übrigen war das bei mir etwas ganz Anderes. Wir lebten damals noch auf einer wirklich ungefährlichen Insel."
Er rückte ein paar Kieselsteinchen zurecht, betrachtete liebevoll das Nest und sagte dann: "Sollen sie also ihren Spaß haben. Nachmittags müssen sie ja sowieso in den Unterricht. Ich werde sie aber nachher suchen gehen."
In der Umgebung war inzwischen gleichfalls das Leben erwacht. Die Luft schien für Augenblicke von den Schreien der schwarz-weiß-befrackten Vögel zu erzittern. Manche schienen sich regelrecht zu unterhalten, denn es hatten sich kleine Gruppen gebildet, die sich anschnatterten, elegant voreinander verbeugten und mit den ruderartigen Flügeln schlugen, so als wollten sie dadurch ihr Gespräch untermalen. Man nickte mit dem Kopf, warf den Schnabel zurück und zog dann weiter, geradeso, als wollte eine Gruppe die andere an Schnelligkeit überbieten. Die meisten Männchen gingen, ähnlich wie Watschel, auf Nahrungssuche.
Die stattliche Brutkolonie der Adeliepinguine befand sich auf einer geschützten, kleinen Felseninsel und Watschel war der Meinung, dass es einer der besten Plätze war, auf denen er jemals gehaust hatte. Viele, viele Kilometer waren sie gewandert. Vom offenen Meer her kommend, mussten sie erst den breiten Gürtel des Packeises bezwingen, ehe sie überhaupt in der Lage waren, die hohe Barriere des Festlandes zu erreichen. Sie waren tagelang unterwegs und das Laufen war ihnen sehr schwer gefallen, weil sie ja mindestens sechs Monate beständig im Meer geschwommen waren, um den strengen Winter zu verbringen.
Es war Frühling in der Arktis, im Land des ewigen Eises! Und das im Monat Oktober.
2: Eine gefährliche Schlittenfahrt
"So, jetzt reicht es!", seufzte Watschel mit einem Mal. Er unterbrach seine Lieblingsbeschäftigung, nämlich, Dicky und Pinky zu necken. "Ich schau mal nach den Großen." Vielleicht konnte er sogar mitmachen, wenn es recht toll herging. Rodeln hatte ihm immer Spaß gemacht. Doch das brauchte er ja nicht zu sagen. Mutter Pinguin gab ihm einen liebevollen Klaps und sagte: "Kommt aber nicht zu spät. Heute mittags gibt es Krebse."
"Hm, hm!", machte Watschel, wobei ihm das Wasser im Munde zusammenlief. Krebse waren seien Lieblingsspeise! Da musste man pünktlich sein! "Wird gemacht, also bis bald!" Und schon war er unterwegs.
Er spazierte durch die riesige Kolonie, hielt hier ein Schwätzchen, da einen Plausch und machte sich dann auf den Weg zum Felsplateau. Dort vermutete er seine beiden Racker am ehesten. Vom Meer her vernahm man die gewaltige Brandung.
In der Tiefe gab es einige hohe, kegelförmige Klippen, gegen die die Brandung schlug, die die Felsen mit Gischt und feinem Sprühregen überschüttete. Watschel konnte mehrere Robben dort ausmachen und dachte bei sich: "Gewiss wird Wendy auch dabei sein. Ich schau mal bei ihr vorbei und entschuldige mich wegen heute Morgen."
Gemächlich kletterte der kleine, dicke Pinguin in die Tiefe. Er begegnete einem Pelikan, der ihn mit einem dumpfen Basston begrüßte. "Tag, Watschel! Was hast du denn vor?"
"Grüß dich, Blanco!", rief Watschel. "Ich will zum Steilhang hinab, vielleicht finde ich Wendy dort unten. Hast du die Post heute schon verteilt?"
Blanco war nämlich einer der wichtigsten Briefträger der Felseninsel, er beförderte die Luftpost. Der andere Postler war Willy, das Walross. Er war der 'Schiffskurier'.
"Aber sicher!", bejahte Blanco und es klang ziemlich stolz. "Du weißt ja: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Übrigens, für dich war nichts dabei."
"Kann ich mir schon denken!", brummte Watschel. "Wer schreibt uns schon! Und wenn es was neues gibt, erfahre ich es auch aus der Zeitung. Unsere 'Pinguin-Presse' ist ja weltberühmt."
"Eben, eben!", meinte Blanco. "Ich habe die heutige Ausgabe bei deiner Frau abgeliefert. Sie ist ziemlich umfangreich. Da wirst du eine Weile beschäftigt sein, bis du die gelesen hast!"
Er flog davon und Watschel blickte ihm sehnsüchtig nach. "Fliegen müsste man können!", dachte er. "Das ist halt noch mehr wert, als schwimmen. Ob es stimmt, was der Lehrer mal gesagt hat? Dass wir Pinguine früher einmal, vor vielen, vielen Jahren, auch fliegen konnten? Aber - warum haben wir es dann verlernt?"
Als er die Hälfte des beschwerlichen Abstiegs hinter sich gebracht hatte, konnte er Wendy deutlich sehen. Sie befand sich tatsächlich unter den Robben, die dort schliefen. Einige hatten sich hundeartig zusammengerollt und ihre Schnauze dicht an den Bauch gelegt; andere schienen miteinander zu spielen.
Schließlich hatte er es geschafft, er war ganz unten angekommen. Mühsam keuchend baute er sich vor der schlafenden Wendy auf und blies ihr sanft ins Ohr. "Tut mir leid, Wendy!", sagte er, als er sie aufgeweckt hatte. "Hab's nicht so gemeint heute Morgen! Diese Hundekälte ist aber auch wirklich kaum zu ertragen."
"Ach, du pist es!", knurrte Wendy. "Der Pinkelin!" Sie bleckte die Zähne. "Ich war kerade so sön beim Slafen. Da gommst du und wöckst mich auf." Insgeheim aber fühlte sie sich geschmeichelt. immerhin hatte sich der eingebildete Pinguin entschlossen, sie um Entschuldigung zu bitten. Und er hatte sogar einen weiten, beschwerlichen Weg machen müssen, um das zu tun. Da konnte man sich schon versöhnlich zeigen.
Wendy war nun mal nicht nachtragend, das war ein schöner Zug von ihr. Watschel lächelte sie kurz an, obgleich er sich schon wieder über das Wort 'Pinkelin' geärgert hatte, und fragte dann unvermittelt: "Sag mal, Wendy, meine Großen hast du nicht zufällig gesehen, was?"
"Nein, keine Ahnunk, wo die schteggen!", brummte Wendy. "Die musst du son selber suchen. Vielleich sind sie weiter oben, denn hier an den Glibben ist es nicht kanz unkefährlich. Die Schteilgüste ist nun mal nichts für euch Pinkeline. Son gar nichts für die Gleinen."
"Na schön!", sagte Watschel. "Dann also bis zum nächsten Mal. Und nimm dich in Acht vor dem Walross. Du weißt ja, dass mit dem nicht gut Kirschen essen ist." Er drehte sich um und mache sich erneut an den Aufstieg.
Als er sich nach einiger Zeit wieder umschaute, bemerkte er, dass Wendy schon wieder eingeschlafen war. "Potz Blitz, die ist aber faul heute!", brummte er vor sich hin. "So schön möchte ich es auch einmal haben."
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