Das ist es, dachte Margarethe. Wenn ich in diesem Sinne tätig werde, dann ist das Kind von Anna Breitschneider nicht umsonst gestorben, dann kann ich an seiner Stelle unzählige andere retten. Doch wie das erreichen? Ich habe kein eigenes Geld. Und bin nicht die Gattin eines Fabrikanten mit Neigung zur Wohltätigkeit. Was für ein Glück diese Frau Höhl hat, dass ihr Mann sie so uneigennützig unterstützt! Das ist fast ein Wunder.
Gespannt hörte sie dem Bericht von Frau Höhl zu, wie diese ihr Sozialwerk immer weiter für die Arbeiterfamilien der Fabrik ihres Gatten ausgebaut hatte: der Kindergarten, der Hort für Schulkinder bis zu zehn Jahren, das Wohnheim für alleinstehende Arbeiterinnen, das im Bau befindliche Wohnheim für junge Männer, der fabrikeigene Krämerladen, der bequem alle täglichen Bedürfnisse der Arbeiterfamilien deckte, und schließlich die Pläne für Arbeiterwohnungen: Jede sollte mit Küche, Stube, Kammer und einer kleinen Parzelle Land zur Selbstversorgung ausgestattet werden, das passende Grundstück dazu wurde noch gesucht.
Was für ein Werk! Etwas anderes als die Almosen, die der Wohltätigkeitsverein ihrer Mutter aufbringen konnte.
Die Mutter schien dies auch so zu empfinden, sie sah etwas mitgenommen aus, als sie am Ende des Referates mit einer kleinen Rede der Vortragenden für ihre beeindruckenden Ausführungen dankte und ihre Hochachtung sowie persönliche Ergriffenheit zum Ausdruck brachte.
Die Versammlung löste sich auf, zum zwanglosen Plaudern und Teetrinken wechselten die Damen vom im reinen Renaissancestil möblierten Musiksaal durch das Speisezimmer mit seiner dunklen barocken Pracht in den hellen Salon. Ganz im Stil des Rokoko war er gehalten und brachte durch seine in Rosenmustern bemalten Seidentapeten, die zierlichen Sessel mit den vergoldeten Armlehnen und die Anordnung exquisiter Porzellanfiguren eine betont weibliche Note zum Ausdruck. Wie deplatziert, ja geradezu abstoßend erschien Margarethe auf einmal dieser in jedem Detail der Einrichtung ihres Elternhauses zum Ausdruck kommende Reichtum! Nach einem solchen Vortrag …
Mit der Teetasse in der Hand suchte Margarethe Frau Höhl. Sie musste mit ihr ins Gespräch kommen. Vielleicht gab es ja die Möglichkeit, sich die sozialen Institutionen von Frau Höhl anzusehen, um eines Tages selbst Ähnliches aufbauen zu können? Sie atmete tief. Ihre Schwäche war wie weggeblasen.
Wenn sie einen zu solcher Selbstlosigkeit fähigen und bereiten Fabrikanten zum Gatten fände wie Siegfried Höhl …
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