Glücklicherweise wusste der Vernehmer nicht alles. Der Kurierdienst der Kirche, an dem Pfarrer Werner Arnold aktiv beteiligt war, schmuggelte vor allen Dingen Medikamente, die in der DDR nicht zu beschaffen waren. So brauchte beispielsweise ein junger Mann ein Präparat, das ihn vor geistiger Umnachtung bewahrte. Nach dem Mauerbau konnte es ihm nicht mehr zugestellt werden. Die legale Einfuhr scheiterte, weil die Regierung verlangte, sie über die Zusammensetzung des Präparats zu unterrichten. Die Auskunft wurde verweigert. Über den kirchlichen Kurierdienst wurde das Medikament binnen 24 Stunden, nun allerdings illegal, eingeführt. Ein andermal brauchte die Charité dringend Insulin und konnte es in der DDR nicht erhalten. Einige Patienten befanden sich in einer akuten Notlage. Über Arnold wurde das Insulin beschafft. Er übergab es dem behandelnden Arzt.
Nun befand sich Arnold schon 18 Monate im Gefängnis. Ich drängte auf eine schnelle Entlassung. Vogel meinte, es sei ein besonders schwerer Fall. Ihm werde vor allem vorgeworfen, dass er den schwedischen Pfarrer mit Diplomatenstatus zur Fluchthilfe verführt habe. Ich müsste schon ein besonderes Angebot machen. Er deutete an, dass es sich um Bargeld handele. Außerdem wollte man, dass Arnold in den Westen abgeschoben werde. Das schienen die Sowjets zu verlangen, die ihn als gefährlich ansahen.

Scharf an Arnold
Ich besprach die Sache mit Scharf. Dieser war bereit, auch Bargeld zu zahlen und Arnold zu raten, sich auf eine Entlassung in den Westen einzulassen. Er gab mir auch einen Brief für Arnold mit. Ich berichtete Vogel, beschrieb ihm die Situation und übergab ihm Scharfs Vorschlag. Wolfgang Vogel griff gleich zum Telefon und konnte mir fast sofort einen Gesprächstermin vermitteln. Im Gefängnis dann beschrieb ich Arnold die Situation. Innerhalb von Minuten sollte er sich jetzt entscheiden. Sollte er das Gefängnis verlassen und als freier Mann in die Bundesrepublik übersiedeln? Sollte er dabei aber mit seiner Familie ein völlig neues Leben beginnen und seine Gemeinde bzw. alles Vertraute verlassen? Er entschied sich für Freiheit und Neubeginn. Natürlich sollte seine Frau mitkommen. Wir holten sie ab und fuhren dann direkt über die Grenze zum Konsistorium, das war ja nur einige S-Bahnstationen entfernt. Dort erwartete uns Scharf. Es war ein großer Moment und alle Beteiligten waren glücklich.
Pfarrer Arnold wurde dann Pfarrer in Norddeutschland und hielt noch lange herzlichen Kontakt zu mir.
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