Kleopatra
mein kleiner, bunter Elefant
Kiara Borini
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Wie ich den kleinen Elefanten kennen lernte? Das kam so:
Ich bin erst vor kurzem in diese Stadt gezogen. Eigentlich wollte ich gar nicht wegziehen! Aber vor wenigen Wochen hat mich mein Chef zu sich gerufen und gesagt, er habe keine Arbeit mehr für mich. Das hat mich sehr traurig gemacht, denn die Arbeit hat mir gefallen. Und außerdem konnte ich mir von dem Geld, das ich dafür bekam, morgens Brötchen kaufen und Kaffee und abends ein Brot, denn das mag ich abends lieber als Brötchen. Und manchmal auch Pasta, das sind Nudeln, wenn sie italienisch sprechen. Außerdem war es kurz vor Weihnachten und da bekommen die Leute doch eigentlich Geschenke und werden nicht entlassen. Zumindest war das früher einmal so.
Als er gesehen hat, dass ich so traurig war, hat er lange überlegt und mich dann erneut zu sich gerufen. Nein, er habe keine Arbeit – zumindest nicht hier, hat er gesagt. Aber in der großen Stadt, die jetzt die Hauptstadt ist, dort würde er jemanden kennen, der jemanden wie mich brauchen könne. Weil er mehr Arbeit als Leute hat, die sie erledigen.
Also habe ich meine Koffer gepackt und ins Auto geladen, dann habe ich die Möbel in einem großen Lastwagen verstaut. Da haben mir viele starke Männer bei geholfen. Und dann bin ich einmal durch das ganze Land gefahren und schließlich hierher gekommen. Alles auspacken musste ich natürlich auch noch.
Jetzt werdet Ihr fragen, wo das “Hier”, der Ort, an dem ich jetzt wohne, ist. Also wenn ihr zu der großen Hauptstadt kommt, dann geht das zunächst immer gerade aus. Kurz vorher muss man aber scharf links abbiegen. Dann kommt man schon bald zu einer alten Stadt, die ist viel kleiner als die Hauptstadt. Dort hat einmal ein König gewohnt, von dem stehen immer noch ganz viele schöne Häuser in der Stadt. Der König wohnt schon lange nicht mehr hier. Nach dem König haben viele andere Leute in den Häusern gewohnt. Es gab Kriege und Überschwemmungen, und auch Leute, denen waren die Häuser vom König egal. Das hat den Häusern aber nichts ausgemacht, sie sind immer noch da.
Wenn man durch diese Stadt durchfährt, wenige Kilometer noch, über eine lange Brücke, die über einen breiten Fluss führt, dann kommt wieder eine Stadt. Eine ganz kleine. Hier wohne ich. Im Frühjahr gibt es hier blühende Kirschbäume, sagen die Leute. Aber als ich hier eingezogen bin, hat gerade der Winter begonnen, da gibt es keine Kirschen.
In meinem Haus stehen noch ganz viele Kisten. Die sind noch vom Umzug, und ich müsste sie mal auspacken, aber dann kam Weihnachten dazwischen, und ich habe erst einmal alles stehengelassen und mich einfach nur erholt. Natürlich hatte ich keinen Weihnachtsbaum, denn dafür war zwischen all den Kisten gar kein Platz. Und außerdem fand ich, dass ein Weihnachtsbaum zwischen vielen Kisten gar nicht so richtig gemütlich wirkt.
Und kaum war Weihnachten vorbei, hat mich ein Elefant davon abgehalten, weiter auszupacken. Und davon will ich Euch erzählen.
“Hallo”, sagte der Elefant, an dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal traf. Daran ist eigentlich nichts besonderes, denn Hallo ist ein gebräuchliches Wort in einer solchen Situation.
“Eigentlich können Elefanten nicht sprechen!”, erwiderte ich, was in dieser Zeit eine nicht ganz übliche Antwort auf “Hallo” war. Nur, Elefanten können ja auch wirklich nicht sprechen.
“Ich schon”, sagte dieser Elefant, womit er eindeutig recht hatte.
Er sah aus wie ein Elefant. Er hatte diese Nase, die vom Gesicht bis auf den Boden reichte. Er hatte diese unverkennbar großen Ohren. Seine Beine waren kurz und stämmig. Kurzum, es war ein Elefant. Ein kleiner allerdings. Er war nur etwa so groß wie meine Lieblingskatzenart, die norwegische Waldkatze. Die sind etwas größer als gewöhnliche Katzen und haben ein ganz flauschiges Fell. Aber auch norwegische Waldkatzen haben keine Nasen, die bis auf den Boden reichen, und die Ohren sind viel kleiner.
Ob es ein Baby-Elefant war? Ich weiß es nicht, denn dieser Elefant konnte sprechen! Obwohl, wenn ich es recht bedenke, dann waren alle Unterhaltungen, die ich mit ihm hatte, immer auf einige wenige Sätze beschränkt. Aber ich bin sicher, er hätte noch viel mehr Sätze sagen können, wenn er gewollt hätte.
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So stand er nun vor mir, dieser viel zu kleine Elefant mit seiner bunt schillernden Elefantenhaut. Ach, habe ich schon gesagt, dass dieser Elefant nicht grau war, sondern wie ein Regenbogen ganz viele Farben hatte? Diese Farben konnte er seiner Stimmung entsprechend verändern. Das habe ich allerdings auch erst später erfahren.
Das mit den Regenbogenfarben hatte ich also noch nicht erwähnt? Aber ihr habt es Euch bestimmt schon gedacht, denn dieser Elefant war ja etwas ganz Besonderes. Er war viel, viel kleiner als die Elefanten, die man aus dem Zoo oder aus dem Zirkus kennt. Obwohl er durchaus in einen Zirkus gepasst hätte, denn er war bunt und konnte sprechen.
“Warum dürfen Elefanten nicht aufs Eis?” überraschte mich der kleine Elefant plötzlich.
Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht.
“Vermutlich, weil sie viel zu schwer sind”, antwortete ich nach einer Weile.
“Auch die ganz kleinen?”, fragte der Elefant sofort nach.
“Das kommt sicher auch auf die Dicke der Eisschicht an.”
Ich wollte mich nicht festlegen, denn ich hatte keine Erfahrung mit Elefanten auf zugefrorenen Seen und Flüssen.
“Wollen wir es morgen ausprobieren, ob das Eis dick genug ist?”, der Elefant ließ nicht locker.
“Der breite Fluss, über den die lange Brücke führt, ist einige Kilometer von hier entfernt, wir müssten das Auto nehmen.”
“Gut”, sagte der Elefant
“Elefanten sind zu groß und zu schwer für Autos”, war mein Einwand, denn ich hatte nur ein normales Auto, und keins, das extra für den Transport von Elefanten gebaut war.
Der Elefant wurde plötzlich überall lila, und ich vermutete, dass ihn meine Antwort traurig gemacht hatte. Das wollte ich nicht. Also sagte ich, “wir können es ja mal versuchen, vielleicht passt Du ja auf die Rücksitzbank.”
Die Rücksitzbank schien mir der geeignetste Ort für einen solchen Versuch zu sein, denn ich wusste nicht, ob es erlaubt war, Elefanten auf dem Beifahrersitz zu transportieren. Und in den Kofferraum wollte ich den Elefanten nicht sperren, obwohl ich ein Auto mit einer großen Heckklappe habe, durch die er sogar hätte gucken können.
“Das ist gut. Ich komme morgen wieder!”, er drehte sich um und ging.
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