Christian Kuhnke
Der Alte Krug
Warum wir uns in der Lobbykratie verlieren
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Christian Kuhnke Der Alte Krug Warum wir uns in der Lobbykratie verlieren Dieses ebook wurde erstellt bei
Der Aufreißer
ERSTER TAG
Zweiter Tag
Dritter Tag
Dritter Tag. Abends
Vierter Tag
Fünfter Tag
Sechstes Tag
Sechster Tag. Abends
Siebter Tag
Erste Szene
Zweite Szene
Achter Tag
Neunter Tag
Neunter Tag. Später
Zehnter Tag
Elfter Tag
Zwölfter Tag
Zwölfter Tag. Später
Dreizehnter Tag
Dreizehnter Tag. Nachts
Vierzehnter Tag
Nachschlag
Impressum neobooks
Christian Kuhnke
DER ALTE KRUG
oder
Warum wir uns in der Lobbykratie verlieren
Roman
Alle Personen und Handlungen in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsächlichen Geschehnissen wären rein zufällig und sind vom Autor auf keinen Fall beabsichtigt. Alle Rechte beim Autor.
PERSONEN
Tommy Krümel:Ich-Erzähler, abgebrochener Student und ehemaliger Taxizentralentelefondienstler, dazu zunächst erfolgloser Rockmusiker
Heinz Döhlke:Oberstudienrat und Zitatenhai, versteht etwas von Dramen
Giesbert Romanowski:Computerhacker und Webdesigner, der auf die passende Gelegenheit wartet
Joschi:Die verblichene Wirtin des Alten Kruges Anna Magdalena Josephine Beuteler trieb die Gäste systematisch in den Alkohol und hinterließ ein schweres Erbe.
Siegel:Joschis Hund, der seinen Namen nicht von ungefähr bekam
Heinrich Müller:Bürgermeister, geliebt auf Schützenfesten, misstrauisch beäugt im Alten Krug
Friedrich Hohl:Partei- und Fraktionsvorsitzender, glaubt immer alles in der Hand zu haben
Oskar von Schmollenberg:Notar und Rechtsanwalt, ist irgendwie immer im Geschäft
Theodor Klarmann:Molkereibesitzer, redet nicht viel, hat aber eine beredte Vergangenheit
Michaela Klarmann:mehr als nur die blonde Tochter von Theodor Klarmann
Lola:Leiterin eines Altenheimes, eigentlich Liselotte Braunschweiger, liebt Teddybären und kann kochen
Oskar Breiheim und Frau Mona: Wohnen in dem Altenheim. Er Hobbyschauspieler und Schnapsnase, sie relativ uninteressant
Jonny Buchart:ewiger Psychologiestudent, der kurz davor war, seine Diplomarbeit anzugehen
Samuel Trunkheim:übergewichtiger Arzt, der selbst Oberstudienrat Döhlke einen Gelben Schein ausstellt
Arnold Brandes:Fahrlehrer und Hinterbänkler, der irgendwann seinen politischen Frust im Alten Krug loswerden muss
Schimmelpfennig: Mann mit Mantel und gewissen Interessen
Wilhelm von Schliepstein:alternder Forstsekretär und Doppelkopfspieler, der über den Tod von Franz Josef Strauß nicht hinwegkommt
Kommissar Gundermann:unbeugsamer Profi, der von Vermutungen nichts hält
Litschkowski:braungebrannter Lokalredakteur der Tagespost, der sich in sein Handwerk pfuschen lässt
Benno Hohl:Rechtsanwalt, spezialisiert auf Lärmbelästigung durch Rasenmäher und Sohn des Fraktionsvorsitzenden
Die einzige Möglichkeit, seiner natürlichen Freiheit zu entraten und die Fesseln der bürgerlichen Gesellschaft anzulegen, besteht darin, dass er zusammen mit anderen Menschen sich freiwillig einem Gemeinwesen anschließt und eingliedert, damit alle behaglich, ruhig und friedlich miteinander leben, sich sorglos ihres Eigentums erfreuen und sich besser gegen jene schützen können, die ihrer Gemeinschaft nicht zugehören.
Locke, Bürgerliche Gesellschaft und Staatsgewalt
Ich habe diesen Roman geschrieben damit wir uns unterhalten können. Ich beim Schreiben, Sie hoffentlich beim Lesen. Hierzu müssen wir allerdings erst einmal durch eine größere Bierlache gehen, die im Alten Krug nach einem Begräbnis auf dem Fußboden schwimmt. Doch dann scheint irgendwann das helle Licht am Ende des Ganges.
Die Roman 'Alter Krug' handelt vom und im gewöhnlichen Alltag. In diesem kleinstädtischen Alltagswahnsinn werden wir gemeinsam dem heute immer seltener anzutreffenden Gleichgewicht von Klarheit und Verneblung – manche Kritiker sprechen vielleicht vereinfacht auch von Cappuccino und Bier - auf der Spur sein. Hinter der Fassade der Trunkenbolde im Alten Krug werden wir schon bald verbissene Anstrengungen um eine klare Linie erkennen, eingebettet in die Wechselspiele von Ruhe und Verwirrung, Entspannung und Verdruss, Beharrung und Weiterentwicklung. Momente und Vermutungen werden uns kriminalistisch eine ziemliche Strecke begleiten, bis wir den Weg in die klare Einfachheit des Neuen dank der Möglichkeiten und Ideen Anderer gefunden haben.
Auf diesem Weg in der Zeit von gut vierzehn Tagen werden wir vornehmlich von drei Personen begleitet. Es ist dies einmal Tommy Krümel, ein Student ohne Abschluss, der mit über dreißig Jahren immer noch von einer Karriere als Rockmusiker träumt. Dann haben wir den frischgebackenen Oberstudienrat Heinz Döhlke, dessen analytischer Geist uns einige überraschende Entdeckungen bescheren wird und schließlich Giesbert Romanowski, Computerfachmann und Webdesigner, der auf seine Gelegenheit wartet und sie schließlich auch bekommt. Aber nicht nur er. Bis dahin ist es allerdings ein verzwickter Weg.
Oder was würden Sie denn sagen, wenn Sie plötzlich aus ihrem wohlsortierten Alltagsleben herausgerissen würden? Dem morgendlichen Weckerklingeln, der ergebnislosen Suche nach den Puschen, dem ersten trüben Kaffee und der ekligen Zahnpasta. Schlimmer noch wenn sie auf ihrem Smartphone die neusten Meldungen über den Weltuntergang, die wenig erfreuende Entwicklung ihrer Aktienwerte oder schlimmer noch ihrer Zinsen auf dem Tagesgeldkonto oder den Stand ihres Girokontos abrufen? Und dann noch ihr Partner schon seit drei Tagen unterwegs ist um Brötchen zu holen? Wenn nach einem erwarteten, aber dennoch plötzlichen Tod der alte und ungeliebte Beruf während des Grabbesäufnisses auf dem Müll der Individualgeschichte landet und man in ein zunächst verwirrendes und undurchschaubares Machtgezerre hineingerissen wird? Vermutlich Einbruch, Erpressung, ominöse Liebeswallungen und Ehebruch, typische Politiker und Verwaltungsbeamte oder zumindest so was Ähnliches in`s Spiel kommen? Und das in unserer beschaulichen deutschen Provinz und nicht nur in vergleichbaren Bananenrepubliken? Alles schon erlebt? Gut, dann sind Sie in der Realität angekommen. Ich auch.
Somit können wir ja gemeinsam in den ersten Plot zischen. Denn dieses Begräbnis war ja nun wirklich reineweg zum Heulen.
Trunken müssen wir alle sein! Jugend ist Trunkenheit ohne Wein; Trinkt sich das Alter wieder zu Jugend, so ist es wundervolle Tugend.
Goethe,Westöstlicher Divan
Das bierselige Begräbnis von Joschi. Ein nicht vermutetes Testament sorgt für Aufsehen
Alle Kampftrinker, wehmütige Versicherungsagenten, leidenschaftslose Lastwagenfahrer, verhärmte Ehemänner, der Bürgermeister Müller mit seinem Fraktionsvorsitzenden Hohl und die leichte Lola standen ganz benommen vor dem klaffenden Erdloch. Der Pastor mit seiner rosigen Nase stammelte pathetisch vom ewigen Leben und den reichlichen Verfehlungen der Toten im hiesigen – nur weil sie einige Jahre lang mit einer anderen kultischen Gottesanbetung geliebäugelt hatte. Dieser Infame! Es war wirklich reineweg zum Heulen. Ich wusste allerdings nicht genau warum.
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