Initiation - Erwachsenwerden in einer unreifen Gesellschaft
Band II: Heldenreisen
Peter Maier
Fachbuch
Initiation - Erwachsenwerden in einer unreifen Gesellschaft
Band II: Heldenreisen
© Copyright Peter Maier
3. erweiterte Auflage 2020
Buchcover und Skizzen: David Sedlbauer
Verlag: Peter Maier, Hochfellnweg 2, 8210 Olching
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Mein Dank gilt meiner „Compagna“ Valeria Groten, die mich von Anfang an bei meinem Vorhaben bestärkt und mich bei der Entstehung des Buches in vielfacher Hinsicht beraten und unterstützt hat.
Ich danke Erika und Ulrich Imrich. Sie waren meine engagierten Lehrer in der Ausbildung zum Initiations-Mentor und haben mir wichtige Grundkenntnisse und „altes“ Wissen zum Thema „Initiation“, „Visionssuche“ und „walkAway“ vermittelt.
Mein Dank geht an Malidoma Patrice Somé, der mich von der Bedeutung und der Notwendigkeit von Initiationsritualen auch in unserem westlichen Kulturkreis überzeugt hat.
Ich danke Ludwig Aeckerle, der mir bei der Durchsicht des Manuskripts sehr behilflich war.
Ich möchte mich bei Michael Grün für seine kompetente Beratung in physikalischen Fragen bedanken.
Dank gebührt Christina Brunner für ihre vielseitige organisatorische Arbeit beim Entstehen des Buches, sowie für das Layout.
Ich danke Florian Maier für seine Beratung bei Kapitel 1.
Mein Dank geht an David Sedlbauer für die Gestaltung des Buchcovers und der Skizzen.
Ich danke epubli Berlin für die Möglichkeit, dieses Buch zu veröffentlichen.
Jugendliche brauchen Rituale, um den wichtigen Übergang ins Erwachsensein meistern zu können. Bleiben adäquate Prüfungen zum Erwachsensein – sogenannte „Initiationsprüfungen“ - aus, dauert es mitunter Jahre und Jahrzehnte, bis der Schritt in diese neue Lebensphase bewältigt wird. Computer- und Drogensucht, sowie eine Orientierungslosigkeit bis hin zur Depression können die Folgen einer Nicht-Initiation und des Hängenbleibens in der Jugendphase sein.
Andere Heranwachsende suchen sich instinktiv auf eigene Faust Prüfungen, um die neu erwachte Stärke, ihren Mut und ihre Kraft zu zeigen, die in der Pubertät freigesetzt worden sind. Aber diese selbst gewählten Rituale gehen nicht selten schief, wie verrückte Mutproben, gefährliche Autofahrten, das berüchtigte „Koma-Saufen“ oder zunehmende Gewaltausbrüche, oft verbunden mit Alkohol, zeigen. Es fehlen sowohl ein entsprechendes Bewusstsein über die Notwendigkeit von Initiation, als auch geeignete, öffentlich anerkannte Initiationsrituale. Darüber wurde in meinem ersten Buch „Initiation - Erwachsenwerden in einer unreifen Gesellschaft. Band I: Übergangsrituale.“ {1}
ausführlich berichtet.
Dieser zweite Band geht nun unter anderem der Frage nach, welche konkreten Rituale für die Jugendlichen in unserer Gesellschaft heute entwickelt werden können, um den Übergang ins Erwachsensein zu erreichen. In diesem Zusammenhang spielt die seelische Dynamik der Heranwachsenden selbst eine große Rolle: Jugendliche wollen erwachsen und initiiert werden, sie wollen die Anerkennung von uns Erwachsenen bekommen und sie benötigen gleichzeitig Hilfe von Erwachsenen, besonders von dafür ausgebildeten Mentoren, um bei diesem so wichtigen Schritt von der Adoleszenz ins Erwachsensein hinübergeführt und begleitet zu werden.
An dieser Stelle ergeben sich einige grundsätzliche Fragen, von deren Beantwortung meiner Meinung nach langfristig das Wohl und das Funktionieren unserer ganzen Gesellschaft abhängt:
Um welche Art von Prüfungen könnte es sich dabei handeln und was soll damit in der Tiefe erreicht werden?
Mit welchen stimmigen und allgemein anerkannten Ritualen können Jugendliche in diesen neuen Lebensabschnitt hinübergeführt werden und wer soll dies „richten“, das heißt, wer hat die Erfahrung und das Wissen dazu, worauf es beim Erwachsensein ankommt?
Wohin, besser gesagt, „wohinein“ wollen wir als Gesellschaft überhaupt unsere Jungen, die nachdrängen, initiieren?
Diese Fragen sollen Gegenstand des vorliegenden Bandes II sein. Wo aber sind die (Kraft)Quellen, aus denen wir heute schöpfen können, um die obigen Fragen sinnvoll und fundiert beantworten zu können? Mythen und Märchen können uns hier weiterhelfen. Denn sie enthalten schon immer im Grunde das Material, das zur Klärung dieser Fragen nötig ist. Sie erzählen in verschiedenen Variationen und trotz äußerlicher Unterschiedlichkeit alle das Gleiche: Ein Held muss von seiner Gemeinschaft aufbrechen und in eine unbekannte Welt ziehen. Dort erlebt er völlig Neues, gelangt von einem Abenteuer in das nächste, muss nicht selten vielfältige Gefahren überwinden und große Ängste durchleben. Schließlich muss er mit dunklen Mächten - etwa mit einem Drachen, einer bösen Hexe oder einem üblen Zauberer - kämpfen, um einen wichtigen Schatz zu erwerben oder um eine gefangene Prinzessin zu befreien. Mit diesem Schatz, der in einem wertvollen äußeren Symbol, in einer wichtigen Erkenntnis oder eben in der befreiten Person bestehen kann, kehrt er dann wieder in seine Gemeinschaft zurück, um diese mit der erworbenen Gabe zu befruchten, positiv zu verändern und zu erneuern.
Damit beschreibt jede dieser Geschichten in ausdrucksstarken Bildern und Szenen den Entwicklungsprozess, den der jeweilige Held durchmachen muss. Märchen und Mythen enthalten somit genau das (Ur)Wissen, das wir für unsere Thematik brauchen: Sie können zu einer Hauptquelle an Information für die Persönlichkeitsentwicklung und Initiation von Jugendlichen auch in unserer heutigen Gesellschaft werden. Denn unabhängig von allem technischen Fortschritt und von den vielen rasanten Entwicklungen in unserer heutigen Informations- und Technologiegesellschaft enthalten die alten Geschichten zeitlose Wahrheiten; es sind wichtige Botschaften, vor allem wenn es sich um so grundlegende Fragen wie der nach der Initiation unserer jungen Leute, nach dem Sinn überhaupt oder nach dem Überleben unseres Planeten handelt.
Gerade wenn es heute um das verloren gegangene Wissen über Lebenszyklen, Jahreskreise, Lebensphasen und Lebensübergänge mit entsprechenden Ritualen geht, sind Märchen und Mythen eine nahezu unerschöpfliche Quelle dafür. Daher soll in diesem zweiten Band zunächst ein Hauptaugenmerk auf diese alten und zugleich höchst aktuellen Geschichten gelegt werden. (Kapitel 2 und 3). Was geben sie her an Material und Erkenntnissen, die für den Entwicklungsprozess eines Jugendlichen von Nöten sind?
Eingeleitet werden diese Überlegungen jedoch mit einem sehr konkreten Fallbeispiel: Es geht um die Geschichte eines typischen Jugendlichen aus der Großstadt München, der nach seinem Abitur alleine zu einer einjährigen Tour nach Kanada aufbricht mit der Absicht, dabei sich selbst zu finden und erwachsen zu werden. Im Grunde zieht er zu (s)einer „Heldenreise“ aus, die ihn zwar nicht das Fürchten lehrt{2}, ihn wohl aber ein Gefühl für das eigene Leben bekommen lässt (Kapitel 1).
Danach soll der Frage nachgegangen werden, wohin oder besser gesagt, „wohinein“ wir heute unsere Heranwachsenden initiieren wollen. Welchen „Welt-Mythos“ haben wir denn heute, nachdem Aufklärung und rasante naturwissenschaftlich-technische Entwicklung das jahrtausendealte herkömmliche „Weltbild des Augenscheins“ zum Einsturz gebracht haben (Kapitel 4)? Diese Überlegungen bilden den Mittelteil des Buches.
Schließlich soll in einem ausführlichen dritten Teil das Ritual der „Visionssuche“ beschrieben werden, das nordamerikanische Ethnologen von Indianern übernommen und für die Bedürfnisse unserer westlichen Kultur weiterentwickelt haben. Mit Hilfe dieses Rituals kann auch für Jugendliche im dritten Jahrtausend der Übergang ins Erwachsensein sehr bewusst und kraftvoll vollzogen werden (Kapitel 7). Zum besseren Verständnis der Visionssuche sind zwei Kapitel vorgeschaltet: In Kapitel 5 werden einige Überlegungen über die sogenannte „Anderswelt“ angestellt, mit der eine wichtige menschliche Erfahrungsebene angesprochen wird; Kapitel 6 will einen Überblick über das „Medizinrad“ geben, damit die psychischen Vorgänge während einer Visionssuche eher eingeordnet werden können.
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