Martin Renold
Die Nacht des Weihnachtswunders
Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Martin Renold Die Nacht des Weihnachtswunders Weihnachtsgeschichten zum Vorlesen Dieses ebook wurde erstellt bei
Warum der Nikolaus weiß, was die Kinder tun
Was ein Reh in der Heiligen Nacht erlebte
Die Geschichte von der Eselin im Stall von Bethlehem
Der Stern von Bethlehem
Die Geschichte vom stolzen Weihnachtsbaum
Die Heiligen Drei Könige
Die lästigen Fliegen im Stall von Bethlehem
Wie Uschi Weihnachten feierte
Die Flucht nach Ägypten
Impressum neobooks
Warum der Nikolaus weiß, was die Kinder tun
In einem finsteren, tiefen Wald, niemand weiß genau wo, ist der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht und dem Eselein zu Hause. Seine Hütte ist aus dunklem Holz. Aus dem Kamin auf dem Dach steigt ein weißer Rauch zum Himmel
Neben der Hütte steht ein großer Schuppen. Auf der einen Seite ist ein kleiner Stall daran angebaut, in dem das Eselein steht. Im Schuppen hat es große Holzgestelle. Hier lagert Knecht Ruprecht die Harasse mit den Mandarinen ein .und die Säcke mit den Nüssen. Schon lange vor dem 6. Dezember backen der Nikolaus und Knecht Ruprecht in der Backstube die allerfeinsten Lebkuchen und Brezeln.
Jeden Abend sitzt der Nikolaus in der Stube an seinem Tisch. In der Schublade hat er ein großes Buch verschlossen. Das ist das Wichtigste von allem. Sicher habt auch ihr schon einmal dieses geheimnisvolle Buch in der Hand des Nikolaus gesehen, wenn er euch am Nikolaustag besucht hat. Das Buch holt er aus der Schublade, und bis in die Nacht hinein schreibt er auf, was ihr im Lauf des Jahres Gutes und Liebes getan oder auch Dummes angestellt habt.
Gewiss habt ihr euch schon einmal gefragt, woher der Nikolaus dies alles weiß. Er kann doch seine Augen nicht überall haben. Das stimmt. Aber ich kann euch verraten, woher der Nikolaus sein Wissen hat.
Der liebe Gott hat nämlich jedem Kind ein Schutzengelchen zugeteilt. Die müssen auf die Kinder aufpassen, damit ihnen nichts Schlimmes geschieht. Ihr habt natürlich noch nie eines gesehen. Aber deshalb dürft ihr nicht glauben, dass es sie nicht gibt. Sie sind nämlich unsichtbar. Weil sie aber nicht aus Fleisch und Blut sind wie wir Menschen, können sie die Kinder, die sie beschützen müssen, auch nicht einfach so am Ärmel packen und zurückhalten, wenn sie etwas Dummes anstellten oder unvorsichtig über die Straße laufen wollen. Sie können den Kindern nur ganz leise ins Ohr flüstern. Das hört man dann wie eine innere stimme. Aber manchmal sind die Kinder so wild und laut, dass sie diese Stimme nicht mehr hören. Und so passiert eben trotz allem doch einmal ein Unglück. Oder ein Kind macht einen Blödsinn, den es nachher bereut.
Manchmal, wenn die Kinder schlafen, fliegen die Schutzengelchen zum Nikolaus in den finsteren Wald. Eines nach dem anderen kommt dann angeflogen und erzählt dem Nikolaus alles über das Kind, das es bewachen muss. Mit einem dicken Bleistift schreibt der Nikolaus in sein Buch, damit er nachher den Kindern für das Gute, das sie getan haben, danken und ihnen etwas aus seinem großen Sack schenken kann. Aber auch das, was nicht gut war, schreibt er auf, damit er die Kinder mahnen kann, das Schlechte nicht mehr zu tun und in Zukunft besser auf die Stimme des Schutzengelchens zu hören.
Weil der Nikolaus so viele Kinder besuchen muss, holt er manchmal schon einen oder zwei Tage vor dem 6. Dezember sein Eselein aus dem stall. Dann lädt der Knecht Ruprecht die Säcke, die er bereitgemacht hat, dem Eselein auf den Rücken. Und zusammen ziehen die drei dann durch den Wald in die Dörfer und Städte zu den Kindern. Die brauchen aber keine Angst zu haben, wenn ihnen der Nikolaus all das vorhält, was ihm im Bericht der Schutzengelchen nicht gefallen hat. Er will ja nur den Kindern helfen, damit sie e sin Zukunft besser machen, und zwar nicht nur bis Weihnachten, sondern durchs ganze Jahr, und auf die innere Stimme hören, damit kein Unglück geschehen kann.
Was ein Reh in der Heiligen Nacht erlebte
Es war im Dezember. Schon am Nikolaustag fing es zu schneien an. Den ganzen Tag schwebten die Schneeflocken wie kleine silbrige Sterne vom Himmel herab. Im Wald waren die Tannen zuerst ganz fein überzuckert. Als es aber nicht aufhören wollte und auch am nächsten Tag immer mehr Schnee vom Himmel fiel, sah es aus, wie wenn dicke Flaumkissen auf den Ästen lägen. Und auf dem Boden war der Schnee schon knietief. Die kleinen Tiere wie die Hasen und die Eichhörnchen konnten nicht mehr herumspringen und verkrochen sich in Wurzelhöhlen.
Aber auch für die großen Tiere wie die Rehe und Hirche wurde es mühsam. Sie fanden fast keine Nahrung mehr. Auch ein Reh, das erst im Sommer zur Welt gekommen war, konnte sich nur noch von ein paar dürren Ästchen ernähren. Aber davon wurde es nicht satt. Doch einmal kam es zu einer kleinen Waldlichtung. Dort stand eine hölzerne Krippe. Und darin lag viel Heu. Über der Krippe war ein weit ausladendes Dach angebracht, damit es nicht hineinschneien konnte. Das Reh ging ganz nah heran und äugte auf alle Seiten, ob nicht irgendwo eine Gefahr drohe. Aber eigentlich musste es gar keine Angst haben, denn die Krippe war extra für die Tiere im Wald aufgestellt worden, damit sie im Winter nicht verhungerten. Vorsichtig zupfte es ein Maul voll heraus. Und weil es so gut schmeckte, hörte es nicht mehr auf, bis es satt war. Von da an kam das Reh jeden Tag zur Futterkrippe.
Aber einmal, es ging schon auf Weihnachten zu, musste es auf seinem Gang zur Krippe einen kleinen Waldweg überqueren. Auf dem Weg kam ein Mann daher, der seinen Hund spazieren führte. Eigentlich führte er ihn gar nicht, ich meine an der Leine, wie es sich im Wald gehörte. Er ließ ihn frei laufen. Er dachte: „Mein Hund ist ja folgsam und gehorcht mir aufs Wort. Wenn jemand kommt, rufe ich ihn, und dann ist es noch früh genug, ihn an die Leine zu nehmen. Doch bis dann soll er nur noch ein wenig im Schnee herumtollen, das macht er ja so gerne.“
Als der Hund aber das Reh sah, sprang er plötzlich auf es zu. Ich weiß nicht, wollte er einfach nur mit dem Reh spielen. Er war ja kein Jagdhund. Als aber das Reh davonsprang, erwachte in ihm doch ein Jagdtrieb, und er verfolgte das Reh in den tiefen Wald hinein. Weil aber der Schnee so hoch war, konnte das Reh nicht schnell genug fliehen. Der Hund holte es schon bald ein und biss sich an einem Hinterlauf des Rehs fest. Dem Hundebesitzer war dies natürlich gar nicht recht. Er lief dem Hund sofort nach und rief ihn zurück. Doch es war schon zu spät. Als der Hund aber sah, dass sein Herr ein böses Gesicht machte und zu schimpfen anfing, ließ er das Reh los. Der Meister nahm seinen Hund an die Leine, und das Reh humpelte davon und verschwand im tiefen Wald.
Die Wunde tat dem Reh fürchterlich weh. Sie blutete, und am nächsten Tag fing sie sogar zu eitern an. Sie wollte und wollte nicht mehr heilen. Am schlimmsten aber war, dass das arme Reh seiner Schmerzen wegen nicht mehr zu der großen Futterkrippe gehen konnte.
Schließlich wurde es Heiligabend, und weil das kleine Reh nur noch von ein paar Ästchen leben konnte, wurde sein Hungers immer heftiger. Als es Nacht wurde, sah es im Dunkeln auf einmal einen Lichtschimmer zwischen den Bäumen. Es ging vorsichtig auf das Licht zu. Als es näher kam, sah es, dass das Licht in den Fenstern einer Kapelle leuchtete, und es vernahm einen wunderschönen Gesang. „Stille Nacht, heilige Nacht“, hörte es singen. Der Gesang war so schön, dass es alle Angst vergaß. Als die Tür aufging, versteckte es sich rasch im Dunkeln hinter einem Baumstamm. Es waren Männer und Frauen, die herauskamen und sich auf den Heimweg begaben. Alle hatten glückliche Gesichter. Und das Reh dachte, hier drin müsse es ganz besonders schön sein.
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