Christiane Kriebel - Dita und die 70er

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Die 70er- ein ganz gewöhnliches Jahrzehnt?
Die goldenen 60er sind vergangen, einfach an uns vorbeigezogen. Und dennoch, besondere Ereignisse, wie Mauerbau und Prag 1968 gleiten in das nächste Jahrzehnt hinein. Mit viel Engagement lässt uns Christiane Kriebel am «Alltagsleben in Ostberlin» der 70er teilhaben. Nichts wird ausgespart. Sei es die Kulturszene der DDR, die Stasi oder aber auch nur der allgemeine «Wahnsinn» dieses Jahrzehnts, mit dem die Menschen zu kämpfen haben oder es einfach nur genießen. Ein Roman, der bei «Älteren» Erinnerungen hervorruft und «Jüngeren» zum Verständnis dient.

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Ende Oktober reiste ein junger Sudanese an. Der Empfangssekretär sah ihm unverhohlen interessiert in seine dunklen Augen. Der zierliche Sudanese schenkte ihm einen großen Bildband. Diesen Bildband schenkte der Empfangssekretär mir, dafür musste ich dem attraktiven Sudanesen am späten Abend einen Brief aufs Zimmer bringen. Mitten in der Nacht bat mich, der Empfangssekretär ihn zu vertreten, und verschwand im Zimmer des Sudanesen. Gegen Morgen kam er die Treppe heruntergeschlichen. Glücklich umarmte er mich. „Ich bin so verliebt“, schwärmte er. „Aber das bleibt unter uns.“ Sein Vertrauen ehrte mich und ich schwieg. Einer der Gäste, ein junger Schwede, hatte mich in der Spätschicht angesprochen. Dass er Nichtraucher war, gefiel mir und wir kamen ins Gespräch. Ich erzählte ihm von meinen Plänen und Absichten, er erzählte mir von seinem Studium in Ost-Berlin. Irgendwie kamen wir auf Godard zu sprechen. Meine Schwärmerei für Godard irritierte ihn. Er hatte Godards ersten Film „Außer Atem“ gesehen und schien nicht begeistert. „In der DDR gibt es doch so gute Regisseure und ihr macht tolle Filme“, bekundetet er lautstark seine Begeisterung. Ungläubig sah ich ihn an, seine blonden Haare hingen ihm ungekämmt über seine blauen Augen und beim Sprechen stieß er mit der Zungenspitze leicht gegen seine Schneidezähne. Wollte er mich für dumm verkaufen? fragte ich mich, doch gerade als ich gehen wollte, beugte er seinen Kopf zu mir und flüsterte: „Es stimmt, was ich sage, aber euer System muss sich öffnen, es ist alles zu dogmatisch. Er blickte mir in die Augen. „So schöne Mädchen haben die Deutschen“, sagte er, „aber die deutschen Mädchen müssen sich öffnen“. Er nestelte im dunklen Flur an meinem Blusenknopf. „Will mich nicht öffnen“, bekundete ich und klopfte auf seine Finger. „Musst du noch lernen“, erwiderte er mit einer Verbeugung und ging pfeifend davon.

Am nächsten Tag fuhr er nach West-Berlin und brachte mir ein Buch mit. Er drückte es mir in die Hand, als ich mit ein paar Glühbirnen auf dem Weg zum Hauselektriker war. Der Umschlag des Buches leuchtete in einem warmen Gelb, in roten Lettern stand auf dem Umschlag „Stimmen und Visionen“. Wessen Stimmen, wessen Visionen? fragte ich meinen Schweden, konnte aber seine Antwort nicht abwarten, da die Kaderleiterin aus ihrem Zimmer kam. Der junge Schwede grüßte sie freundlich. Sie blieb stehen und lächelte. Er umgarnte sie und tat, als schwärme er für reife Frauen. Ich versteckte das Buch hinter meinem Rücken und ging. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in die 5. Etage, dort wo die Putzfrauen ihr Lager hatten, setzte mich auf einen Stapel Wäsche und schnupperte an dem Taschenbuch aus dem fernen Westteil der Stadt. Es roch ganz anders als unsere Bücher aus dem Hause „Volk und Welt“. Ich blätterte, las Namen wie Carlos Castaneda, Herbert Marcuse und Norman O. Brown. Namen, die ich nie gehört hatte. Wen sollte ich fragen? Im Hotel gab es keinen, zu dem ich Vertrauen hatte. Ich stand auf und sah sehnsuchtsvoll aus dem Fenster. Vor mir lagen der Nordbahnhof und der Grenzstreifen. Ich fuhr nach unten und versteckte das Buch in meinem Büro zwischen den Akten, um es in einer ruhigen Minute zu lesen.

Am nächsten Abend, es war ein nasskalter Novembertag, musste ich den Nachtportier vertreten, der grippegeschwächt im Bett lag. Als die letzten Gäste angereist und die Aschenbecher geleert waren, begab ich mich in meine Kemenate. Nun war es endlich so weit. Ich nahm das Buch aus meinem Versteck und las. Für mich öffnete sich eine neue Welt, Namen, die ich nie gehört hatte, Denkweisen und Ansichten über das Leben drangen in mein Bewusstsein. Je weiter ich las, umso verwirrter wurde ich und eine mächtige Wut kroch mir den Hals hinauf. Zum ersten Mal fühlte ich, dass die Luft in diesem engen Raum knapp wurde. Ich rannte raus, um vor der Eingangshalle Luft zu schnappen. Wenige Meter weiter wusste ich die Mauer. Scheinwerfer kreisten über dem totenstillen Grenzstreifen. Es sah gespenstisch aus. Der junge Schwede tauchte plötzlich auf, er kam aus der „Kleinen Melodie“, einer Nachtbar in der Friedrichstraße. In der Hand hielt er eine Flasche Schnaps. Wir gingen gemeinsam in die Halle zurück. Der rotblonde Schwede gab dem Empfangssekretär die Flasche zum Öffnen. Dieser öffnete sie, sah mich an und zischte: „Meine Süße, Du weißt doch, dass es verboten ist, sich mit den Gästen zu treffen“. Mir verschlug es die Sprache. Nachdenklich ging ich zurück in mein „Büro“ und las weiter. Gegen Morgen legte ich meinen Kopf müde auf eine der Akten und träumte von einem offenen sozialistischen System und dem jungen Schweden. Zum Schichtwechsel weckte mich der Empfangs- sekretär, er hielt sich an meinem wackligen Stuhl fest, da er kaum stehen konnte. „Dieser Schwede …“, lallte er und fiel um. Am Abend kam er nicht zum Dienst, von der hübschen Empfangssekretärin hörte ich, dass er krank sei.

Ende November wurde ich zur Kaderleiterin bestellt. Sie sah im kalten Herbstlicht ganz anders aus als sonst. Tiefe Falten durchzogen ihr Gesicht, ihre blauen Augen blickten streng. Ihre Stimme klang schrill: „Sie haben gegen mehrere Gebote verstoßen, Geschenke aus dem westlichen Ausland angenommen und selbige nicht gemeldet. Sie zeigte mir einen Bildband und fragte mich: „Kennen Sie den?“ So fangen eigentlich immer Witze an , dachte ich und zuckte gespannt die Schultern. Dann wurde aus einem Brief zitiert, den man im Zimmer des Sudanesen gefunden hatte. „Haben Sie den geschrieben?“ Ich verneinte. Der Empfangssekretär hat Sie aber mit diesem rosaroten Brief in der Hand gesehen. Ich schluckte. Er tat mir leid, der kleine Sudanese, der in sein Land zurückmusste, aber gern beim Empfangssekretär geblieben wäre. „Das ist nicht meine Schrift“, sagte ich leise. „Das kann ja jeder sagen“, konterte sie. Triumphierend holte die Kaderleiterin ein Buch mit einem gelben Umschlag aus ihrer Schublade. „Und was ist das?“, fragte sie. „Ein Buch“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ein Buch über freie Liebe“, sagte sie, „das lässt ja tief blicken. Liest man das in Schweden?“ Langsam wurde ich unruhig und fragte mich, Was will die Alte von mir? In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Jetzt verstand ich, warum mein Buch verschwunden war. Trotzdem wollte ich mir keine Blöße geben und antwortete freundlich: „Kann sein, die Schweden sind ja ziemlich offen für alles. Einige Schweden studieren sogar in der DDR.“ „Ach, Sie kennen sich ja aus.“ Dann sah sie mich an und schwieg. Ich grübelte. Hatte der Empfangssekretär das Buch mitgenommen? Und wenn ja, was war denn los mit ihm? Warum log er? „Ihr Herbert Marcuse ist ein Schwein“, begann sie voller Empörung das Gespräch von neuem. „Wenn alle Menschen ihren Trieben freien Lauf ließen, wo kämen wir da hin?“ Ich sah zu ihrem ringlosen Finger, musterte ihre strenge Duttfrisur und den Seidenschal um ihren dünnen Hals. Sie starrte auf meinen Maximantel. „Und das soll schön sein und das gefällt wohl ihrem Marcuse?“ „Nun gehen Sie aber zu weit, sagte ich. Marcuse ist ein marxistischer Philosoph. Der interessiert sich nicht für Mäntel.“ „Und Sie wollen Regie studieren in unserem Staat?“, begann sie ihr Fragespiel von neuem. Sie übersah mein wiederholtes Nicken und blickte zu dem Bild des Genossen Walter Ulbricht. „Ein Regisseur muss parteilich sein, fuhr sie fort, muss zu unserem Staat, zum Arbeiter- und Bauernstaat stehen, und nicht von Schweden träumen.“ Nun sah ich zu dem Bild des Genossen Vorsitzenden. Mir schien, als würde er abschätzig zu mir herabblicken. „Marcuse wendet sich gegen die leistungsorientierte Kultur, und er weigert sich, seine ehemalige Schülerin Angela Davis im Stich zu lassen.“ „Ja und? Was heißt das schon.“ Sie sah mich durchdringend an. In ihren blauen Augen erschienen Eissplitter. Doch ich wollte dem Frühling, dem Sommer und jedem Menschen gegenüber aufgeschlossen sein und die Welt lieben, so wie es Marcuse proklamierte. „Sie kennen doch Angela Davis?“ fragte ich freundlich, denn jeder Mann und jede Frau in der DDR, einfach Jeder, vom Krippenkind bis zum Veteran der Kommunistischen Partei, kannte unsere Angela. „Von wem haben Sie dieses Buch?“ „Warum fragen Sie, Sie wissen doch schon alles“, sagte ich. Daraufhin schlug sie mir vor zu kündigen. Sie legte mir ein vorgefertigtes Schreiben vor die Nase, dass ich augenblicklich unterschrieb. Zum Abschied hielt sie mein Buch triumphierend in ihren knochigen Fingern umklammert. Ich ärgerte mich fürchterlich, dass sie mein Buch behalten hatte und stieg schimpfend die Treppen hinunter. Unten in der Empfangshalle lächelte mich der neue Hotelgehilfe an. „Allet Jute“, sagte er freundlich und schleppte die schweren Koffer am Empfangssekretär vorbei. Der kramte, als er mich sah, in seinen Akten. Die alte Garderobiere reichte mir zum Abschied die Hand. „Wir wissen, wer dich angeschissen hat.“ Sie wies mit ihrem Kopf zum Empfangssekretär. „Aber der hat`s auch nicht einfach mit seiner kranken Frau und den drei Kindern“, enthüllte sie sein Geheimnis. „Nun verstehe ich gar nichts mehr“, sagte ich, umarmte sie und ging lächelnd, obwohl mir zum Heulen zumute war, am bemitleidenswürdigen Empfangssekretär vorbei.

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