Christiane Kriebel - Dita und die 70er

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Die 70er- ein ganz gewöhnliches Jahrzehnt?
Die goldenen 60er sind vergangen, einfach an uns vorbeigezogen. Und dennoch, besondere Ereignisse, wie Mauerbau und Prag 1968 gleiten in das nächste Jahrzehnt hinein. Mit viel Engagement lässt uns Christiane Kriebel am «Alltagsleben in Ostberlin» der 70er teilhaben. Nichts wird ausgespart. Sei es die Kulturszene der DDR, die Stasi oder aber auch nur der allgemeine «Wahnsinn» dieses Jahrzehnts, mit dem die Menschen zu kämpfen haben oder es einfach nur genießen. Ein Roman, der bei «Älteren» Erinnerungen hervorruft und «Jüngeren» zum Verständnis dient.

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Das nächste Wochenende blieb ich in Berlin. Ich wurde zur Party der so genannten Anarchisten eingeladen und nahm Klaus mit. Einer der Anarchisten, der mit den langen dunkelblonden Haaren und den lustigen Sommersprossen im Gesicht, forderte mich zum Tanzen auf. Eng umschlungen standen wir in seiner unaufgeräumten Küche. Auf der blau lackierten Anrichte stand ein nagelneues Tonband. Es dröhnten Songs der Stones durch die große Wohnküche. Unsere Körper bewegten sich zum Takt von „Sympathy for the devil“ und „Satisfaction“. Der Anarchist sprach von Trotzki und der kommenden Revolution. Klaus baggerte eine unscheinbare blonde Studentin an, die einsam auf einem dreibeinigen Stuhl kippelte. Er ließ sich vor ihren Füßen auf ein altes Bärenfell nieder und sprach unentwegt von Liebe und Kirschblüten. „Wer bist du?“, fragte Klaus, als ihm der Gesprächsstoff ausging. „Die Tochter des Ministerpräsidenten“, antwortete sie schlicht und legte die Hände in ihren Schoß. Mein Tanzpartner, der diese Worte ebenfalls vernommen hatte, bewegte sich nun wie in Trance auf das blonde Mädchen zu. Um Mitternacht, als wir auf dem morschen Dach des alten Mietshauses die Lichter der Großstadt bewunderten, verliebte sich die Tochter des Ministerpräsidenten in den dunkelblonden Anarchisten. Klaus blickte melancholisch in den Himmel und faselte was von unerfüllter Liebe. Die junge Frau, die bald im Zentrum des gesellschaftlichen Interesses stehen würde, verschwand mit dem jungen Anarchisten, um ihn zu zähmen.

In den darauffolgenden Wochen wuchsen mir die Menschen des Fernsehfunks immer mehr ans Herz. Ich liebte es, meinen Ausweis beim Pförtner vorzuzeigen, ich liebte es die heiligen Hallen, sprich Studios, zu betreten. Mir schmeckten die Bouletten in der Kantine, ich mochte die Gespräche der Kameraassistenten über die neuesten Filme und die Witze der Beleuchter über meine Bemühungen die Scheinwerfer zu unterscheiden. „Das ist ein 5 kw, nein, ein Zehner“, riet ich. „Nee, det sind gar keine Scheinwerfer, det sind Ditas Augen“, erwiderte Manne stotternd, der adrette Beleuchter mit dem Kaiser-Wilhelm-Bart. Ich bewunderte die Schauspielerinnen, die moderne Kleidung trugen, lässig über den letzten Dreh sprachen und mit den Regisseuren flirteten, als wäre das alles ganz normal und landläufig. Ganz anders unsere Dozenten. Sie schienen die Realität nicht zu kennen. Sie sprachen über Politik, sie sprachen über Volkswirtschaft, sie sprachen über den real existierenden Sozialismus, den wir in unseren zukünftigen Filmen, so schien es mir, erschaffen sollten. Meine Geschichten aus der Knochenmühle zweifelten sie an oder hielten sie für übertrieben. Klaus hielt sich bei Diskussionen mit den Seminarleitern zurück. Obwohl er sehr gute Argumente hatte und jeden aus dem Feld schlagen konnte, öffnete er während des Seminars seine blauen Augen nur so leicht, dass er seine Taschenuhr erkennen konnte. Wurde er zur Diskussion aufgefordert, blickte er den Dozenten müde an. An einem Wochenende im Oktober fuhren wir an den Müggelsee. Klaus rauchte Pfeife, blies den Rauch übers leicht gekräuselte Wasser, trank Rotwein und philosophierte. Er las mir aus einer Westzeitung vor, die Besucher aus West-Berlin liegen gelassen hatten. Einen Bericht über die Hippies verschlangen wir geradezu. Noch sind mir einige Sätze im Kopf, die so oder ähnlich lauteten: „An den Rändern der alten Gesellschaft begannen sie das ungebundene Dasein einer fröhlichen Boheme zu genießen. Der älteren Generation sind sie ein Dorn im Auge, ein Stachel im Fleisch.“ Klaus nickte bei jedem Wort. Ich dachte an meinen Vater. Er selbst hatte mich Gammlerin genannt, nur weil ich einige Tage freiwillig in der Schule gefehlt und seine Unterschrift kunstvoll nachempfunden hatte. Meine Versuche mich ihm zu erklären, schlugen fehl. Klaus verstand mich, sein Vater hatte ihn kurz vor Studienbeginn zum Friseur geschleift, damit er seine nackenlangen Haare stutzen ließ. Der neue Haarschnitt gefiel Klaus nicht und voller Wut rasierte er seinen Kopf kahl. Ich riss den Artikel sorgfältig aus der Zeitung, faltete ihn und steckte ihn in meine Lackledertasche, um ihn im Bett nochmals zu lesen. Klaus hatte andere Sorgen, in den folgenden Wochen wuchsen seine Haare nur einige Millimeter und schimmerten rötlich auf seinem Schädel. Seinen Haaren und seinem Vater gab er die Schuld, dass er bei der Tochter des Ministerpräsidenten nicht gelandet war. Im Spätherbst stießen neue Studenten zu uns. Sie hatten ihren dreijährigen Ehrendienst bei der Volksarmee absolviert und begannen erst jetzt mit ihrem Studium. Einer der neuen Studenten gefiel mir auf Anhieb, Peter. Er war das genaue Gegenteil von Klaus. Groß, schwarzhaarig, pünktlich. Mit seinem großen Fachwissen übertraf er manchen Dozenten. Von seiner Armeezeit erzählte er kaum etwas. „Ich musste dienen“, sagte er, „sonst hätte ich nicht studieren dürfen“. Sein Vater lebte im Westen und arbeitete als Kameramann bei der ARD. Nach dem ersten Kuss vertraute mir Peter an, dass er sich heimlich mit seinem Vater traf, wenn der nach Ost-Berlin kam. Einmal schenkte ihm sein Vater ein Buch über den französischen Regisseur Jean-Luc Godard. Ich lieh es mir aus und verschlang es in wenigen Tagen. In Gedanken zitierte ich Godard: „Filme machen heißt, in Platons Höhle dank Cezannes Licht klar zu sehen.“ Doch ich sah nicht mehr klar. Die DDR hatte Grenzen, für jedermann sichtbar. Nur für mich nicht, ich schwebte in anderen Sphären. Nach den Seminaren saßen Peter, Klaus und ich oft in einer Eckkneipe gegenüber der Rennbahn in Berlin-Karlshorst. Ich träumte mich nach dem zweiten Bier an die Seite Godards, obwohl ich nicht einen Film von ihm gesehen hatte. Peter dagegen verhielt sich weitaus realistischer, er nahm die Referate unserer Dozenten auseinander. Er schrieb während der Seminare mit, las uns Zitate aus ihren Referaten vor und ärgerte sich laut. Denken ist nicht gefragt, wir sollen auswendig lernen und ungefiltert Dogmen aufschreiben. Ich überlegte nicht lange und schrieb während der Seminare nicht mehr mit. Abends gingen wir in eine Adlershofer Eckkneipe, aßen, tranken ein wenig und sprachen laut von unserem Studium, so laut, dass es alle hören mussten. Wir gaben uns so, als würden wir schon zu den Absolventen gehören. Klaus nahm das Studium nicht allzu ernst, viel lieber flirtete er mit der vollbusigen Kellnerin. Jedes Mal, wenn sie sich über seine Schulter beugte, spähte er in ihren weiten Ausschnitt. Erst nach der 6. Boulette und dem 5. Bier mischte er sich in unser Gespräch ein.

Wir diskutierten über Godard, die nouvelle vague und die sterbenden Blumenkinder in den unerreichbaren USA. Wir ereiferten uns über den Slogan unserer Dozenten: ein Regisseur in unserem Staat muss parteilich sein. Wenn Peter sprach, hing ich an seinen Lippen. Er wusste so viel. Oft kritisierte er meine Naivität und ich konterte: „Dir fehlt dafür jegliche Spur von Romantik“. Klaus nickte bejahend in meine Richtung.

Eines Morgens im Mai kamen wir aus der Betriebsakademie, die Sonne schien über den heiligen Hallen des Fernsehfunks. Wir hatten gerade einen Film über den Vietnamkrieg gesehen. Klaus grummelte etwas in seinen Bart. Sein Magen knurrte. Da kamen Panzer aus dem gegenüberliegenden Regiment. Und LKWs mit bewaffneten Soldaten der NVA. Ich blieb stehen und blickte wütend auf die jungen Soldaten. „Hört denn das nie auf, diese Kriege, diese Demonstration von Macht. Ich gebe den Hippies vollkommen Recht, Liebe und Harmonie gegen Gewalt und Machtgier“. Den letzten Satz rief ich laut, doch er ging im Motorenlärm unter. Peter sah mich kurz an, dann sagte er in belehrendem Ton: „Wie willst du mit der Kraft der Blumen eine Gesellschaft verändern. Ost und West stehen sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber“. Ich blickte Peter böse an. Klaus kramte in seiner Tasche nach seinem Ausweis. „Und Mahatma Gandhi, was ist mit ihm und seiner Methode des gewaltlosen Widerstands?“, fragte ich Peter. Wir hatten den gestrengen Pförtner passiert und gingen Richtung Hauptgebäude. „Das musst du die Leute da draußen fragen“, Peter zeigte in Richtung Stadt. „Wer kennt schon Gandhi?“ „Das musst du den Regisseuren, Redakteuren und Politologen sagen, damit sie hier Filme über Gandhi senden“, forderte ich ihn auf. „Setz endlich deine rosarote Brille ab“, schrie mich Peter ungehalten an. Erschrocken blieb ich stehen. Klaus kam auf mich zu, ich zupfte an seinem Walrossbart. Klaus umarmte mich sanft, grinste Peter breit an und ließ seine Zähne blitzen. „Na, Peter, jetzt wird es ernst“, sagte Klaus. „Jetzt ist Handeln angesagt und nicht große Worte, hast doch gehört, was Dita dir vorgeschlagen hat“. „Ihr seid solche Idioten“, sagte Peter und lud uns ins Casino ein.

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