„Sich durchsetzen, ohne zurückzudrängen!“
PS:
Ich habe mich entschieden, keine Unterscheidungen zwischen männlich und weiblich zu machen. Es schreibt sich leichter und wird sich auch leichter lesen lassen. Ich meine natürlich immer Frauen und Männer und Menschen, die sich nicht einem eindeutigen Geschlecht zuordnen möchten. Danke für Ihr Verständnis.
Kompetenzen in einer digitalen Welt
„Ein hoher IQ garantiert leider nicht zwingend zwischenmenschliche Kompetenz.“
Was liegt näher als sich zunächst mit den fundamentalen Fertigkeiten zu beschäftigen, die gerade in unseren digitalen Arbeits- und Lebenswelten besonders gefragt sein dürften.
Während ich mich mit der notwendigen Grundhaltung, die wir im Kontakt mit Menschen pflegen sollten, in einem späteren Kapitel (Die authentische Persönlichkeit) beschäftige, möchte ich sie an dieser Stelle an eine besonders bedeutsame Fähigkeit erinnern. Wir kennen sie auch unter den Namen „Soft-Skills“ oder wie ich es lieber mag: „Emotionale Kompetenz“.
Vordergründig erscheint sie uns schlicht und einfach. Gerade deshalb ist sie eine hochwirksame und auch sehr präzise Methode um auf allen Beziehungsebenen Transformationsprozesse in Gang bringen zu können. Die Schaffung emotionaler Nähe und die ehrliche Begegnung mit unserem Gegenüber erfordert nur etwas Mut sich auf eine Atmosphäre einzulassen, die von echter Nähe geprägt ist. Ein wesentliches Merkmal Emotionaler Kompetenz ist es, dass sie auf versteckte und manipulative Machtspiele verzichtet.
Auf welche dieser so genannten weichen Faktoren soll es nun besonders ankommen, um in unserer digitalen Arbeits- und Lebenswelt erfolgreich voranzukommen?
Ist es eine grundlegende Lebenszufriedenheit die sich aus der Ausgewogenheit zwischen Arbeitsfreude, Freizeitgenuss und familiäre Nähe speist?
Ich schätze es so ein, dass sich die erforderlichen Fachkompetenzen im relativen Bezug zu den persönlichen und sozialen Kompetenzen mit gerade mal einem Drittel repräsentieren.
Im Dienstleistungsbereich gilt es zwischenzeitlich als unstrittig, dass die persönlichen und sozialen Fähigkeiten mit mindesten zwei Drittel am langfristigen Erfolg des Unternehmens beteiligt sind. Damit soll keineswegs einer fachlichen Dummheit das Wort gesprochen werden. Wir reden hier von der Gewichtung des gesamten Rüstzeuges für gelungenes Tun und Handeln.
Nur am Rande sei das digitale Know-how erwähnt, das ich zur Vielfalt der fachlichen Kompetenzanforderungen zähle. Ohne diese Sachkunde wird heute kaum etwas gut funktionieren können. Auch in Geschäftsfeldern mit scheinbar sehr hohem Fachwissen sollten sich aber die menschlichen Komponenten nicht verstecken. Meine persönliche Erfahrung ist es, dass gerade in der Kreditwirtschaft der Umgang mit den Menschen, sei es mit Kunden oder Mitarbeitern, im Focus stehen sollte. Gerade deshalb, weil dort ein besonders hohes Maß an Fachwissen erforderlich ist. Alles andere halte ich für eine törichte Fehleinschätzung.
Die Fähigkeit zur sinnvollen Verknüpfung dieser Kompetenzvielfalt bezeichne ich als Handlungs- und Entscheidungs-Kompetenz.
Besonders Führungskräfte sollten es hinbekommen, was Computer und Maschinen nicht liefern können. Sie sollten in der Lage sein, ihre Ich- und Soziale-Kompetenz mit der Fach-Kompetenz kraftvoll zu verknüpfen. Eine besonders wirkungsvolle Handlungs- und Entscheidungs-Kompetenz wird damit sichtbar und für ihr Umfeld erlebbar. Diese persönliche Leistungsfähigkeit präsentiert sich somit in vierdimensionaler Weise. Persönlicher Erfolg vermählt sich dann mit einer angemessenen Ertragskraft für das Unternehmen und einer hohen Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit.
Die Vielfalt der Skills umfasst also eine Vielzahl von Eigenschaften. Von den fachlichen Anforderungen zu den Charakterstärken. Über Selbstdisziplin bis zur Fähigkeit, Widerstände in konstruktive Energie umzuleiten. Die Bandbreite reicht von Durchsetzungsfähigkeit über Resilienz bis zur Umsetzung sozialer Gerechtigkeit. Es würde zu weit führen, den großen Topf der weichen Erfolgsfaktoren hier auszuleeren. Wir sollten aber Klarheit darüber haben, dass es sich dabei nicht (nur) um erforderliche Talente handelt, sondern es auf die regelmäßige Anwendung und die erforderliche innere Haltung ankommt und diese auch erlernbar sind.
Emotionale Kompetenz stellt die Zugewandtheit in das Zentrum unseres emotionalen Lebens. Eine herzensorientierte, emotionale Intelligenz stärkt jeden, den sie berührt. Wir sollten also weder direkt oder indirekt lügen. Eine einzige Ausnahme kann denkbar sein: nämlich dann, wenn unsere eigene Sicherheit oder anderer Personen bedroht sein könnten.
Sagen Sie klar, was Sie möchten und was Sie fühlen. Verzichten Sie auf erdrückende Machtspiele und lassen Sie es auch nicht zu, dass man mit Ihnen in dieser Weise umgeht. Sagen Sie Stopp!
Gleichzeitig dürfen Sie aber auch andere Ideen, Gefühle und Wünsche zulassen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Sie auch zustimmen müssen. Stehen Sie zu Ihren Fehlern, lernen Sie daraus und wenn möglich machen Sie diese wieder gut. Entschuldigen können Sie nur die Anderen. Sie selbst können aber um Verzeihung bitten. Emotionale Kompetenzen sollten wir nicht betonen müssen, aber sie sollten stets spürbar sein.
„Bei der ungeheuren Beschleunigung des Lebens wird Geist und Auge an ein halbes oder falsches Sehen und Urteilen gewöhnt!“
Friedrich Nietzsche
Das Grundlegende unserer Kompetenzvielfalt erkennen wir, wenn wir unsere eigene, von unserem Umfeld erlebbare Ausstrahlung betrachten und darüber reflektieren.
Wie wir selbst das Leben in uns und im Kontext unserer Beziehungen gestalten, hat viel damit zu tun, was wir glauben zu sehen, zu hören und zu fühlen. Wir dürfen es als verbindlich ansehen, dass unsere tägliche Wahrnehmung vom Limbischen System gelenkt wird. Als Limbisches System wird ein entwicklungsgeschichtlich alter Bereich unseres Gehirns bezeichnet, der sich zwischen dem Neocortex (Teil der Großhirnrinde) und dem Hirnstamm befindet.
Vor etwa 5,5 Millionen Jahren war die Geburtsstunde der Menschheit, wahrscheinlich damals noch mehr Affe als Mensch. Und seit etwa 100.000 Jahren begann die Entwicklung der menschlichen Sprache. Schon damals dürften sich unsere limbischen Präferenzen entwickelt haben und seit dieser Zeit übernehmen sie einen bedeutsamen Anteil an der Welt wie wir sie sehen, bzw. wie wir sie gerne sehen würden. Sie steuern damit unsere Gefühlswelt und unsere Erwartungen.
Unsere Limbisches Programm – ein unbewusstes Programm - besteht neben dem Programm zur Erfüllung unserer Vitalbedürfnisse aus drei großen Komplexen:
dem Streben nach Sicherheit und Gleichgewicht (Balance)
dem Streben nach Einfluss und Macht (Dominanz)
dem Streben nach Anregungen und Reizen (Stimulanz)
Das Zusammenwirken dieser Disziplinen steuert unser Leben auf vier Ebenen:
der physisch-körperlichen Ebene
der sozialen Ebene (menschliches Zusammenleben)
der kognitiven Ebene (Denken und Wahrnehmung)
der gnostischen Ebene (Glauben und Sinn)
Die Balanceinstruktiongibt uns vor, nach Sicherheit und Ruhe zu streben, jede Gefahr und jede Unsicherheit zu meiden. Sie lässt uns nach Harmonie streben und macht uns glücklich, wenn alles im Leben am gewohnten Platz ist und seine Ordnung hat.
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