Mario Covi - VON KANADA NACH PANAMA - Teil 1

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VON KANADA NACH PANAMA - Teil 1: краткое содержание, описание и аннотация

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Es war die Zeit des deutschen Wirtschaftswunders. Trotzdem war der Alltag von einer gewissen Mittelmäßigkeit und einer oft spießigen Weltanschauung geprägt. Kein Wunder, dass die Jugend aus dieser farblosen Lebensweise ausbrechen wollte. Man war ein bisschen halbstark, entdeckte den Rebellen in sich und verhalf womöglich dem Rock'n'Roll zu seinem Siegeszug. Die weite Welt aber war immer noch groß und für neugierige junge Menschen schier unerreichbar. Die Ferne, das rätselhafte Fremde, die Exotik lockten. Man hätte auswandern, zur See fahren oder zur Fremdenlegion gehen können. Was also tun? Da halfen nur Abenteuerlust, ein alter VW-Bulli und die richtige Partnerin, um auf eine 30.000 Kilometer lange Individualreise durch Kanada, die USA, Mexiko und Mittelamerika aufzubrechen. Rückblickend, und mit allerlei selbstkritischen Erkenntnissen gespickt, möchte der Autor die unvergesslichen Momente und Abenteuer dieser ungewöhnlichen, fast ein Jahr dauernden Hochzeitsreise mit dem Leser teilen.

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Hinter der hinteren Querbank war eine Ablagefläche, darunter ein Stauraum in den unsere zwei Koffer, meine Gitarre, Campingtisch und Campingstühle und allerlei Kleinkram passten. Hinter dem Beifahrer, gleich bei der hinteren Doppeltür, befand sich ein kleines Schränkchen, in dem Küchenutensilien untergebracht waren. In eine selbstgebastelte Hockerkiste passte alles, was im weitesten Sinne Kochgeschirr war, und ein Dachgepäckträger vervollständigte das Fahrzeug, mit dem wir über 30.000 km durch den amerikanischen Kontinent fahren sollten.

Auf unseren langen Reisen merkten wir bald, dass so eine einfache Ausrüstung wirklich die beste Lösung ist, wenn man preiswert und unabhängig die Welt kennen lernen will. Eingebaute Wassertanks, Wasseranschlüsse, Gas für Küchenherd, Kühlschrank und Heizung, Toilette, eventuell sogar Dusche, das mag alles erwünscht sein - ist aber ehrlich gesagt auf langen Touren platzraubend und unpraktisch. Handliche Wasserkanister kann man überall auffüllen und überall hinstellen. Ein Campingkocher ist an jedem Ort einsetzbar - auch mal weit vom Auto auf einem Picknicktisch im Schatten. Eis für eine Eisbox findet man in jedem Supermarkt, an jeder Tankstelle, und oft reicht kluges Stauen, um das Verderben von Lebensmitteln zu vermeiden. Toiletten, oft auch Duschen, sind auf den meisten Campingplätzen vorhanden. Weil wir vor allem in Mexiko und Mittelamerika fast ausschließlich wild campten, war der Gang zur Toilette sowieso naturverbunden urig, allerdings mitunter eine Erfahrung für sich. Ausschlaggebend war letztendlich, dass wir uns all diesen Luxus einfach nicht leisten konnten.

Wir hatten vor, quer durch Kanada und die USA, durch Mexiko, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama zu reisen. Daher war es nötig, sich rechtzeitig über die Ein- und Ausreisebestimmungen all dieser Länder zu erkundigen. Heute ist das Internet eine große Hilfe. 1967 mussten wir per Brief die einzelnen Botschaften, Fremdenverkehrbüros und Automobilclubs anschreiben und um Unterlagen bitten. Und die Adressen dieser Institutionen mussten wir uns vorher aus den dicken Telefonbüchern im Postamt heraussuchen. Es gab dann einiges an Formularen und Erklärungen auszufüllen. Weil Hildrun Deutsche ist, ich aber Österreicher bin, damals also Angehöriger eines neutralen Staates war, benötigten wir nicht immer beide ein Visum. In manche Staaten durfte Hildrun ohne Visum einreisen, oder es war umgekehrt. Das alles war zeitraubend - aber wir hatten ja genügend Vorbereitungszeit einkalkuliert.

Zu den Vorbereitungen gehörten auch Informationen über notwendige Impfungen und gesundheitliche Fragen, zumal wir ja in die Tropen reisten. Ich befolgte den Tipp eines Onkels, der nach dem Krieg an einer der ersten Expeditionen nach Westafrika teilgenommen hatte: "Schreibe große Firmen an und bitte sie um Proben ihrer Produkte. Die kannst du gut auch als Gastgeschenke bei Begegnungen mit den Einheimischen verwenden. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, nicht wahr?"

Wir beschränkten uns auf Bittschreiben an die großen Pharmakonzerne und erklärten unsere Reise als tatkräftigen Beitrag im Sinne der Verständigung zwischen den Völkern, was damals noch als ein ernsthaftes Bestreben empfunden wurde. Das Ende des Zweiten Weltkriegs war gerade mal 22 Jahre her. Und wir erhielten erstaunlich viel Hilfe: Pakete voller Medikamente und medizinischer Bücher, beispielsweise über Tropenkrankheiten. Unsere Hausärztin, an deren Adresse die Pharmafirmen die Pakete schickten, schlug die Hände überm Kopf zusammen: "Und das alles in den Händen von Laien!" Denn da waren nicht nur Kopfschmerztabletten, sondern auch Antibiotika, Sulfonamide oder Einwegspritzen dabei. Eine Ausrüstung im dreistelligen DM-Wert!

Was musste noch alles bedacht werden? Wir suchten nach einer preiswerten Möglichkeit, unseren VW-Bulli über den Atlantik transportieren zu lassen und selber möglichst umsonst mitzufahren. Als Seemann hatte ich zum Glück eine gewisse Möglichkeit, an entsprechende Türen zu klopfen. Wir benötigten Kartenmaterial und Reiseführer. Über die Automobilclubs mussten wir diese bestellen - und bezahlen. Günstiger war das vorzügliche Kartenmaterial des Ölkonzerns Texaco, nämlich großzügig umsonst.

Schwieriger war es, eine preiswerte Krankenversicherung zu finden. Auch eine Autoversicherung für Kanada und die USA abzuschließen war ein Problem. Die Prämien waren so extrem hoch, dass wir unsere Reise hätten nicht durchführen können. Da in den USA, und seinerzeit wohl auch in Kanada, eine Autoversicherung nicht vorgeschrieben war, riskierten wir in blauäugiger Zuversicht die lange Reise zum großen Teil ohne Versicherung. Immer mit der gebetsmühlenartigen Formel im Kopf: Wenn etwas passiert, dürfen wir niemals die Schuldigen sein!

Wir versicherten unseren VW-Camper trotzdem für die ersten zwei Monate und bezahlten dafür 500,- DM an Prämie. Der durchschnittliche Monatslohn lag damals bei rund 640,- DM!

Und wie sollten wir unsere Finanzen regeln? Wir konnten ja schlecht Bargeld für einen Zeitraum von 6 bis 12 Monate mit uns schleppen. Einen gewissen Betrag nahmen wir in Form von Dollar-Traveller-Schecks mit. Über meine Hausbank, Deutsche Bank, konnte ich Geldbeträge an eine befreundete Bank z.B. in Vancouver und Mexiko-City vorausschicken, um sie dann dort abzuholen. Kreditkarten waren noch so gut wie unbekannt, ebenso Bankautomaten, wo man heutzutage ganz locker seine Bargeldreserven auffüllen kann.

Eigentlich wollten wir eine ökumenische Trauung zelebrieren. Leider waren auf kirchlicher, vor allem katholischer Seite, zu viele kleinkarierte Bedenken und pedantische Vorschriften im Wege. So entschlossen wir uns zu einer evangelischen Trauung in Gütersloh, und setzten den 31. Mai 1967 als Termin.

Wir ließen uns auch gegen Typhus impfen, was seinerzeit noch per Injektion gemacht wurde. Hildrun war als erste dran - und reagierte mit einer unerwartet heftigen und schmerzhaften Entzündung im Bereich Gallenblase und Leber. Sie musste rasch ins Krankenhaus, wo sie vom 29. Mai bis zum 2. Juni behandelt wurde. Unser Hochzeitstermin fiel ins Wasser. Hildruns Impfreaktion war natürlich ein Schock. Dank der medizinischen Pamphlete, die uns die Pharmafirmen hatten zukommen lassen, erfuhr ich, dass es eine ganz neue Schluckimpfung gegen Typhus gab. Das war unserer Hausärztin noch gar nicht bekannt. Aber sie bestellte die Schluckimpfung und ich konnte sicher gehen, nicht auch noch mit einem Impfschock zu reagieren.

Endlich, am 8. Juni 1967, fand im kleinsten Kreise und in einem nach heutigen Maßstäben sehr schlichten Festakt unsere kirchliche Trauung statt. Eine Nachfeier mit meinen katholischen Lieben in Süddeutschland, einschließlich eines von einem befreundeten Pfarrer vollzogenen Segens, besänftigte alle Gemüter, die vielleicht befürchtet hatten, ich sei in die Hände eines heidnischen Mädchens gefallen!

Es war schon ein unverständlicher Zeitgeist, der damals noch das Leben zwischen Evangelen und Katholen belastete. Man sollte sich aber daran erinnern, wenn wir wieder mal die Nase rümpfen über das Verhalten unserer Mitbürger mit, beispielsweise, islamischem Hintergrund!

Und dann ging alles sehr schnell endlich Am Donnerstag den 22 Juni 1967 - фото 8

Und dann ging alles sehr schnell - endlich!

Am Donnerstag, den 22. Juni 1967, brachten wir einen vollgepackten VW-Bulli nach Bremen.

5. ÜBERFAHRT NACH KANADA

Die Bemühungen um eine günstige Passage nach Kanada hatten sich gelohnt. Meine letzte Reederei, die Unterweser Reederei aus Bremen, gewährte uns die Chance, als sogenannte Überarbeiter von Bremen nach Toronto auf der M/S Ginnheim mitzureisen. Der Frachter, 9.717 BRT groß, brachte regelmäßig fabrikneue Volkswagen über den Atlantik. Die Deugro - Deutsche Großtransportgesellschaft m.b.H. - wickelte die Verschiffung unseres VW-Campers ab, und zwar zu einem Übernahmesatz von 145,- US-Dollar, was 580,- DM entsprach.

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