Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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Neue Rechtschreibung
© 2021 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien
Lektorat: Regina Zwerger
Coverentwurf: Angelika Ullmann
Alle Rechte vorbehalten
Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien
ISBN 978-3-99128-003-3
eISBN 978-3-99128-039-2
www.obelisk-verlag.at
Saskia Hula
Illustrationen
von Angelika Ullmann
ist Kinderbuchautorin und Volksschuldirektorin.
Sie wurde 1966 geboren und lebt in Wien.
Mit besonders viel Witz und Einfühlungsvermögen schreibt sie Geschichten zu Themen, die Kinder wirklich berühren.
Ihr erstes Buch „Romeo und Juliane“ erschien im Jahr 2003.
Inzwischen gibt es schon eine ganze Menge von Büchern, die aus ihrer Feder stammen.
Weitere Informationen gibt es auf www.saskia-hula.at
DIE ILLUSTRATORIN
Angelika Ullmann,
geboren 1969, hat an der Fachhochschule Darmstadt Design studiert, Fachbereich Kommunikationsdesign. Seit 2004 ist sie als freiberufliche Illustratorin tätig. Arbeitsschwerpunkte: Info-Illustration, digitales Graphic Recording, Sketchnotes und Illustration.
www.angelika-ullmann.de
1. Kapitel 1. Namik, dem Geschichtenerzähler, waren die Geschichten ausgegangen. Nun saß er auf der alten Bank vor seinem Haus und dachte nach. Aber keine einzige Geschichte fiel ihm ein. Keine lange, keine kurze. Nicht einmal ein winzigkleiner Geschichtenanfang. Die Sonne ging hinter den Rosenbüschen unter, die Rosen dufteten. Vor Namik lag sein Hund und schlief. Hinter ihm saß die weißgraue Katze auf dem Fensterbrett und putzte sich. Im Apfelbaum zwitscherte ein Vogel. So sollte es bleiben, dachte Namik. So schön, so still, so friedlich. Ich kann nur hoffen, dass heute niemand kommt, um eine Geschichte zu hören. Aber natürlich kam doch jemand. Es war Prinz Wohlgemut , der um die Ecke kam, und zwar so schnell und ungestüm, dass er beinahe über Namiks Hund gestolpert wäre. In letzter Sekunde konnte er stehen bleiben.
2. Kapitel 2. „Ich fürchte, ich muss mir einen anderen Beruf suchen“, sagte Namik beim Frühstück zu seinem Hund. „Mit den Geschichten ist es anscheinend vorbei.“ Der Hund öffnete ein Auge und stellte ein Ohr auf. „Was willst du denn machen?“, brummte er. „Du kannst doch nichts anderes.“ „Das glaubst du vielleicht“, sagte Namik und löffelte sein Ei leer. „Aber ich kann eine ganze Menge. Apfelkuchen backen zum Beispiel.“ Der Hund gähnte. „Dein Apfelkuchen ist aber nicht so besonders“, sagte er. „Der letzte war völlig verbrannt. Und bei dem davor hast du den Zucker vergessen. Und vor dem ohne Zucker hast du …“ „Ja, ja“, sagte Namik. „Ist schon gut. Es muss ja nicht der Apfelkuchen sein. Ich kann auch noch andere Sachen. Zum Beispiel pfeifen.“ „Pfeifen?“, fragte der Hund. „Wozu soll das gut sein?“ „Es klingt schön“, sagte Namik. „Und es macht Spaß.“ „Vom Spaß kann man aber nicht leben“, sagte der Hund. Namik runzelte die Stirn und dachte nach. „Ich kann eine Kette aus Büroklammern basteln“, sagte er. „Jedenfalls wenn ich genug Büroklammern habe.“ „Und?“, fragte der Hund. „Hast du genug?“ Da musste Namik leider den Kopf schütteln. Büroklammern waren selten im königlichen Reich. „Ich bin sehr gut im Spucken von Kirschkernen“, sagte er schließlich. „Vom Fenster aus spucke ich fast bis zur Straße.“ „Das kann jedes Kind“, sagte der Hund. Namik verdrehte die Augen. „Ich kann quaken wie ein Frosch. Oder Fliegen fangen. Und ich kann mit den Ohren wackeln.“
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
Namik, dem Geschichtenerzähler, waren die Geschichten ausgegangen.
Nun saß er auf der alten Bank vor seinem Haus und dachte nach. Aber keine einzige Geschichte fiel ihm ein. Keine lange, keine kurze. Nicht einmal ein winzigkleiner Geschichtenanfang.
Die Sonne ging hinter den Rosenbüschen unter, die Rosen dufteten.
Vor Namik lag sein Hund und schlief. Hinter ihm saß die weißgraue Katze auf dem Fensterbrett und putzte sich. Im Apfelbaum zwitscherte ein Vogel.
So sollte es bleiben, dachte Namik. So schön, so still, so friedlich. Ich kann nur hoffen, dass heute niemand kommt, um eine Geschichte zu hören.
Aber natürlich kam doch jemand. Es war Prinz Wohlgemut , der um die Ecke kam, und zwar so schnell und ungestüm, dass er beinahe über Namiks Hund gestolpert wäre. In letzter Sekunde konnte er stehen bleiben.
„Namik!“, rief Prinz Wohlgemut, „Ich brauche eine Geschichte! Und zwar schnell!“
„Aha“, sagte Namik langsam, um möglichst viel Zeit zu gewinnen. „Was für eine Geschichte soll es denn sein?“
Wohlgemut wurde rot.
„Wenn du schon so fragst“, sagte er, „dann soll es eine Liebesgeschichte sein. Eine wunderschöne, romantische, leidenschaftliche Liebesgeschichte, die ich Prinzessin Rambazamba erzählen kann, damit sie endlich merkt, dass sie mich liebt! Oder noch besser: Damit sie endlich merkt, dass sie ohne mich nicht mehr leben kann!“
„Eine Liebesgeschichte“, wiederholte Namik und dachte nach.
Aber in seinem Kopf war nichts. Keine Liebesgeschichte, keine andere Geschichte. Nur ein kleiner, lästiger Gedanke, der in seinem Kopf herumsprang und meckerte.
Der Vogel zwitscherte im Apfelbaum, der Hund schnarchte, die Katze gähnte.
Prinz Wohlgemut stieg ungeduldig von einem Bein auf das andere.
„Also?“, fragte er schließlich.
Namik seufzte. „Ich fürchte, ich kann dir nicht helfen!“
„Was soll das heißen?“, rief Prinz Wohlgemut. „Ich brauche diese Geschichte unbedingt! Koste es, was es wolle!“
„Es geht nicht ums Geld“, sagte Namik. „Mir fällt nur im Moment keine Liebesgeschichte ein, die sich für eine Prinzessin eignet.“
„Dann nehme ich eine andere Liebesgeschichte!“, rief Prinz Wohlgemut. „Irgendeine!“
„Es tut mir leid“, sagte Namik. „Ich habe auch keine andere.“
Prinz Wohlgemut biss sich auf die Unterlippe.
„Sonst fällt dir aber immer etwas ein“, sagte er.
Namik nickte. „Komm morgen wieder“, schlug er vor. „Vielleicht ist mir bis dahin etwas eingefallen!“
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