Ist es wirklich das, was ich mit dieser Geste sagen will?
Du lächelst mich an, dein Blick ist weich.
Dann gleitet dein Finger von meinem Mund und du vergräbst dein Gesicht in meinen Haaren.
Ich spüre, wie ein stilles Seufzen deine Lippen verlässt.
„ Ich sollte das wirklich nicht tun."
Deine Stimme kitzelt erneut mein Ohr und ich vernehme das leise Bedauern darin.
Dann schlingen sich deine Arme um mich und du drückst mich beinahe verzweifelt an dich.
Einen langen Moment verweilen wir so, ehe du deinen Griff wieder lockerst.
Deine Hand beginnt mit meinen Haaren zu spielen, du lächelst leicht.
Ich verstehe dich, verurteile dich nicht für dein Handeln.
Du bist doch mein Freund.
Es darf nicht sein und ich bin froh, dass du das selbst erkannt hast, denn ich weiss nicht, ob ich dich davon hätte abhalten „wollen".
Was sind wir wirklich füreinander?
Was sind wir zwei eigentlich wirklich füreinander?
Sind wir das, was wir vorgeben zu sein?
Freunde?
Ist es nicht manchmal doch etwas mehr?
Hast du dir denn schon einmal überlegt, wie wir auf Aussenstehende wirken?
Ist dir bewusst, dass sie von uns als ein Liebespaar denken anstatt als Freunde?
Liegt dies daran, dass wir Mann und Frau sind?
Liegt es an der gelegentlichen Anziehung zwischen uns?
An den Momenten, in denen wir uns beide etwas verlegen anlächeln?
Ist es, weil wir Händchen halten?
Uns zärtlich streicheln?
Uns gegenseitig liebevoll necken?
Einander in unbeobachteten Momenten umarmen?
Ist es, weil wir die Nähe des anderen suchen?
Weil wir uns manchmal wie kleine Kinder verhalten?
Oder ist es, weil unsere Blicke mehr sagen, als die anderen verstehen?
Weil wir auch einmal wortlos kommunizieren können?
Aber wir sind beide immer sorgsam darauf bedacht, dass uns niemand beobachtet.
Und wenn dies dann einmal doch der Fall sein sollte, dann gehen wir auf Abstand.
Nicht selten gerade noch in letzter Sekunde und reichlich verlegen.
Doch kaum ist diese Gefahr gebannt, setzen wir unser heimliches Treffen fort.
Diese sind mit viel Risiko verbunden, dass wissen wir beide nur zu gut und doch können wir es einfach nicht sein lassen.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass wir fast nicht mehr ohne einander sein können?
Lässt es die Zeit nicht zu, dass wir uns sehen, dann kann ich mit grosser Sicherheit sagen, dass sich einer von uns beim anderen meldet.
Es lässt uns beide einfach nicht anders handeln.
Aber ich will es auch gar nicht!
Ich will auf nichts dergleichen verzichten müssen...
Weder auf dich, noch auf unsere Treffen.
Lächelnd lese ich eine eingetroffene Nachricht und bin inzwischen nicht mehr erstaunt, wenn ich deinen Absender vermute und sich dieser dann bestätigt.
Wir haben uns gefunden und wollen diese schöne Feststellung geniessen, auch wenn wir das alles versteckt halten müssen.
Aber es ist das Risiko allemal wert.
Zu schön ist die Zeit mit dir!
Und doch... sind dir auch schon diese Momente aufgefallen, in denen wir beide innehalten und uns nur verlegen anlächeln?
Hast du auch schon einmal mit dem Gedanken gespielt, dass ein Kuss in diesem Augenblick das einzig Richtige wäre?
Und bist du dann auch schweren Herzens zu dem Entschluss gekommen, dass es einfach nicht sein darf?
Es darf einfach nicht mehr zwischen uns sein, als das, was wir sind.
Auch wenn es manchmal nicht leicht ist.
Aber diese kleinen Momente, Augenblicke und Begebenheiten verleihen dieser besonderen Freundschaft ihre einzigartige Würze.
Sie lassen mich fühlen, dass ich in dir jemanden gefunden habe, den ich gar nicht mehr hergeben möchte.
Einen Menschen, dem ich aus vollstem Herzen vertrauen kann.
Einen Menschen, den ich sehr zu schätzen weiss.
Einfach einen Menschen, der mein Leben auf so wunderbare Art und Weise bereichert, in dem er daran teilnimmt.
Aber trotzdem stellt sich immer wieder diese kleine Frage:
Was sind wir zwei eigentlich wirklich füreinander?
Es ist ein seltsames Gefühl.
Es ist ein seltsames Gefühl, dein Lächeln zu sehen und tief im Innern zu spüren, dass man sich gerade auf einer Gefühlsebene befindet, die nicht sein darf.
Es ist ein seltsames Gefühl, dir nahe zu sein und zu wissen, dich nicht haben zu dürfen.
Es ist ein seltsames Gefühl, deinen Atem zu spüren und die Erkenntnis zu haben, sich bereits viel zu weit vorgewagt zu haben.
Es ist ein seltsames Gefühl, deine Worte zu vernehmen und zu erfahren, wie diese Worte die Seele sanft berühren.
Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man weiss, dass genau diese Worte eigentlich nicht für mich bestimmt sein dürfen.
Es ist ein seltsames Gefühl, dich zu berühren und zu erfahren, wie es ist, etwas Verbotenes zu tun.
Es ist ein seltsames Gefühl, dich zu umarmen und genau zu wissen, dir viel zu nahe gekommen zu sein.
Es ist ein seltsames Gefühl, deine Hände an Stellen meines Körpers zu spüren, die nicht jedem erlaubt sind.
Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man weiss, dass die Zärtlichkeiten mit dir viel weiter gehen, als unter Freunden erlaubt ist.
All dies sind Momente, die den Glauben an unsere Freundschaft in Frage stellen.
Ist es nicht bereits mehr?
Mehr als wir bereit sind zuzugeben?
Doch dann meldet sich der Verstand.
Zerstört unbarmherzig die kleine, sanfte Hoffnung des Herzens...
Es darf einfach nicht sein!
Du fehlst mir so sehr, mein Freund
Grillen zirpen ihr nächtliches Lied.
Wassermassen rauschen den mächtigen Felsen hinunter.
Leise Stimmen erreichen meine Ohren.
Menschen gehen an mir vorbei
Manch einer schenkt mir einen Blick, andere schreiten einfach weiter.
Die Sterne leuchten am Himmel, hell und klar.
Und ich sitze am Ufer auf einer Bank und lasse dies alles auf mich wirken.
Du fehlst mir!
Hier, jetzt, in diesem Augenblick.
Deine Anwesenheit, deine Nähe, deine Stimme, einfach du selbst.
Still sitze ich hier und lasse meine Gedanken bei dir verweilen.
Ich denke an dich.
Intensiv.
Lächelnd.
Ich sehne dich herbei, aus unerklärlichen Gründen fehlst du mir jetzt einfach.
So sehr.
Ich will diesen Moment mit dir teilen.
Ich will dich an meiner Seite wissen.
Ich will meinen Kopf an deine Schulter lehnen.
Ich will deine Hand in meiner fühlen.
Ich will meine Augen vertrauensvoll schliessen und einfach die Zeit mit dir geniessen.
Aber du bist so weit weg.
Ich vermisse dich!
Die Tage verstreichen viel zu langsam.
Mir fehlen die Gespräche mit dir.
Mir fehlt dein Lachen.
Mir fehlen die Momente, in denen wir wortlos kommunizieren.
Mir fehlt deine Nähe, deine Umarmungen.
Mir fehlt dein ganzes Selbst.
Und in solch einsamen, ruhigen Momenten wird mir diese Tatsache wieder einmal bewusst.
Es ist erschreckend, wie sehr du mir in dieser Zeit ans Herz gewachsen bist, was für ein grosser Teil meines Lebens du inzwischen geworden bist.
Ich brauche dich, du gibst mir so viel!
Ich lächle, ignoriere die leicht fragenden Blicke der Umstehenden.
Meine Gedanken weilen bei dir.
Meine Ohren nehmen das leise Rauschen des Wassers wahr, vernehmen das Zirpen der Grillen und meine Augen sind zum Himmel gerichtet.
Du hast mir eine Sternennacht versprochen.
Nur du und ich, erinnerst du dich?
Und wieder strahlen die Sterne am Himmel, doch du bist nicht an meiner Seite.
Was du wohl in genau diesem Moment machst?
Denkst du auch gerade an mich?
Dort, am anderen Ende der Welt?
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