Jetzt sah er auf die Datumsanzeige seiner Hi Tech Armwatsch.
9. Juni 2089, zeigte die Digitalanzeige an.
Also hatte er noch ein paar Tage Zeit, um seine Vorbereitungen zu treffen.
Nachdem er die kurze Nachricht gelesen hatte und die Geheim-Nummer in seine hoch technisch programmierte Armwatch gesprochen hatte, nahm er sein Feuerzeug und verbrannte die Nachricht mit dem Kuvert.
Auch wurde die Nachricht gleichzeitig in seinem Nano Chip im Gehirn gespeichert. Die Nachricht konnte er zu jeder Zeit über seine Gedanken oder auch Manuell abrufen.
Jetzt hatte er alle Spuren seines Auftraggebers beseitigt. Entspannt legte er sich mit geschlossenen Augen auf seiner Sitzbank in die Wärme der Sonnenstrahlen, die das Dickicht der Gartenwicken durchbrachen.
Seine zufriedenen Gesichtszüge und das Lächeln auf seinen Lippen ließen erkennen, dass er jetzt in eine Traumwelt der Todessehnsucht eingetreten war. Er glaubte fest daran, dass Arbeit, Reichtum, Sexualität und Macht der Menschheit, nur im Jenseits eine Fortsetzung fanden.
Der große Wunsch im Paradies der Sehnsucht seine sexuellen Wünsche und Träume auszuleben, bestimmten den für Ihn schönen Augenblick.
>>Hallo William! Hier bist du! Ich habe dich überall im Haus gesucht. <<, log seine Frau Jessi, die unbemerkt gekommen war, und schon eine Weile vor ihm stand. Auch die verbrannte Asche am Boden hatte sie längst gesehen.
>>Ach du bist es!? <<, antwortete er überrascht erschrocken und setzte sich umsehend nach der gelöschten Feuerstelle von der Gartenbank auf.
>>Hast du etwas zu verbergen? <<, fragte sie spontan, um seine Ehrlichkeit zu prüfen.
>>Nein, nein! Wieso, sollte ich dir etwas verheimlichen. <<, erwiderte er, stand auf und stellte sich mit dem Fuß auf die Asche des verbrannten Briefes.
Dann bat er sie, sich mit ihm eine Weile auf die Gartenbank zu setzen. Das seine Frau ihn schon seit er in den Garten kam, beobachtet hatte, ahnte er nicht.
Jessi Rulon ging zwei Schritte auf ihren Mann zu, griff ihm ohne Ankündigung in das aufgeknöpfte Hemd an seine Brust um nach dem geheimnisvollen Brief zu sehen.
Lass, dass! sagte er.
Jessi bemerkte zwar den gefährlichen Unterton, der in seiner Drohung lag, doch sie wollte wissen, was auf der Nachricht stand.
>>Geh sofort ins Haus und versorg die Kinder! <<, befahl er und schubste sie mit einem gewaltigen Stoß aus der Gartenlaube auf den Rasen. Weinend lief Jessi Rulon davon. So hatte sie ihren Mann noch nie erlebt.
Mit dieser unvorhersehbaren Situation hatte William Müller nicht gerechnet. Hilfesuchend sah er hoch in den blauen wolkenlosen Himmel. Es war das sichtliche Zeichen, das er mit seinem Gott Verbindung aufnahm. Seine Gedanken waren jetzt in die Finsternis des Bösen eingetaucht.
>>Sag mir, ob ich Sie töten soll? <<, flüsterte er leise kaum hörbar vor sich hin. Dabei dachte er an die letzten Worte eines Propheten der sagte; „Die Gottlosen werden vom Erdboden gefegt und die Frauen müssen alleine zurückbleiben."
William Müller hatte soeben in seinen Gedanken eine grausame Entscheidung getroffen.
Langsamen Schrittes ging er durch seinen wunderschönen Garten, den er erst im Frühjahr mit bunten Blumen und grünen Sträuchern in mühevoller Arbeit angelegt hatte.
Als er über die Terrasse in das Wohnzimmer seines Hauses kam, sah er, dass seine Frau weinend am Wohnzimmertisch saß.
>>Du wirst es niemand erzählen! Nicht wahr!? Kein Wort! Auch zu den Kindern nicht! <<, befahl er schroff.
Jessi Rulon sah auf, wischte mit dem Handrücken ihre Tränen aus den Augen und fragte: >>Was willst du! Was hast Du vor?
Sag es mir es?! Ich bin doch deine Frau <<, flehte sie ihn bittend, bestimmend, auffordernd an.
William Müller ging zu ihr, stellte sich hinter sie und streichelte ihr mit der Hand sanft über ihr hellblondes kurzes Haar.
Jetzt ging im Flur die Eingangstür auf.
>>Wo seid ihr? Anita kommt etwas später aus der Schule! <<, rief Ron, sein achtjähriger Sohn froh gelaunt.
>>Hier mein Liebling, im Wohnzimmer. Komm und erzähl wie dein Schultag war. <<, erwiderte seine Mutter und nahm ihre Kraft zusammen, die sie besaß, um das furchtbar Geschehene zu vertuschen.
Als Ron ins Wohnzimmer kam, saß William Müller, wie des Öfteren, wenn er seinen freien Arbeitstag hatte, auf der Eckbank und las die Tageszeitung. Jessi Rulon nahm ihren kleinen schwarzhaarigen Jungen auf den Schoß und streichelte ihm liebevoll über die Wange.
>>Wir fahren am Sonntag nach Salt Lake City in die Kirche. <<, verkündete William als sei nichts geschehen und sah dabei seinen geliebten Sohn an.
>>Oh ja! Ich freue mich riesig darauf. Und danach machen wir auf dem grünen Rasen vor unserer Kirche Picknick.
Vielleicht ist Onkel Bernard und Tante Erika mit Christine auch im Gottesdienst! <<, erwiderte der Junge freudig.
Für die Familie war es ein besonderer Tag, wenn sie einmal im Monat in die über siebzig Kilometer entfernte Hauptstadt Utahs fuhren. Es war etwas Besonderes für sie, den Gottesdienst in dem Haupttempel der Mormonenkirche beizuwohnen.
Die gewaltigen Türme des Tempels ragten weit in den Himmel und zeigten die Macht der Religion, die sie vertrat.
Von weit her kamen die Gläubigen gereist, um zusammen zu sein und ihren Glauben zu bekunden.
Das gemeinsame Picknick der Gläubigen bei schönem Wetter vor dem Tempel auf der großen Rasenfläche war ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergaß.
Jetzt kam auch Anita, die Tochter über die Gartenterrasse herein. Sie stellte ihre Schultasche ab, ging zu ihrem Vater an die Eckbank und setzte sich ganz nah neben ihn.
William Müller kannte seine Tochter. Wenn sie zu ihm kam und sich an ihn heran kuschelte, kam kurz darauf eine wichtige Frage von ihr.
>>Na, was bedrückt dich, frag schon! <<, fragte ihr Vater liebevoll und nahm sie schützend in seine kräftigen muskulösen gebräunten Arme.
>>Sie möchte für 14 Tage mit ihrer Schulklasse nach Miami Beach fliegen, und das Holocaust Memorial besichtigen! <<, kam ihr Bruder Ron ihr zuvor.
>>Oh Mann, bist du Grass! <<, erwiderte Anita verärgert darüber, dass ihr Ron zuvorgekommen war.
>>Na, sag schon! Was hat die Schule für eine Reise geplant? <<, mischte sich Jessi Rulon in das Gespräch ein, um mehr über die Schulreise zu erfahren.
>>Es soll eine Flugreise zum Abschluss des Schuljahres sein. Nächstes Jahr trennt sich unsere Schulklasse und ein Teil meiner Mitschüler geht auf das College. Wir wären sicher untergebracht in einem Landschulheim in Fort Lauderdale.
Und ein Besuch im Everglades-Nationalpark ist auch geplant.
Oh, wäre das schön, wenn ich auch an der Reise teilnehmen dürfte! <<, schwärmte Anita Hoffnungsvoll.
>>Und was kostet die Reise? <<, fragte ihre Mutter und sah dabei ihren Mann an.
>>836 $. Aber es wäre schon alles mit inbegriffen. Auch die Anreise mit dem Flugzeug, zu den Everglades. <<, merkte Anita hoffnungsvoll an und sah bittend ihren Vater an.
William Müller wusste, dass es der letzte Wunsch war, den er seiner Tochter erfüllen konnte.
>>Ja, selbstverständlich darfst du an der Reise teilnehmen. <<, antwortete er bestimmend mit ernstem Blick, ohne auf die Entscheidung seiner Frau zu warten.
In überschwänglicher Freude gab sie ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und sprang auf von der Eckbank auf.
Dann schaute sie hinüber zu ihrer Mutter, die mit bedenklicher Mine an ihrer Freude nicht teilnahm.
Anita war ein sehr weltoffenes attraktives heranwachsendes Mädchen. Doch der mormonischen Religion war sie nicht so angetan. Sie hielt nicht viel von den religiösen Erlässen, wie zum Beispiel, dass Frauen und Mädchen lange Kleider tragen sollten, auch bei heißen Tagen. Heimlich ließ sie sich von ihren Freunden, wenn es in der Schule zum Schwimmunterricht ging einen Badeanzug ausleihen. Ihre Mutter wusste um ihre Heimlichkeiten und verschwieg es vor ihrem Mann.
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