Markus Szaszka - Nirgendsmann

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Der Einzelgänger Jan beginnt als akademischer Ghostwriter zu arbeiten, um über die Runden zu kommen. Er hadert mit seinem Schattendasein, mit dem hedonistischen Berliner Lebensstil und der aufkommenden Neuen Rechten. Vergessen kann er seinen Weltschmerz nur, wenn er mit seinem schrulligen Nachbarn Olli oder seiner besten Freundin Anastasia unterwegs ist…

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An diesem Abend war der Tauberich allein, so wie schon am Abend zuvor. Vierundzwanzig Stunden lang hatte er auf seine Frau gewartet, die seit gestern nicht von ihrer täglichen Futtersuche zurückgekehrt war. Normalerweise waren die beiden tagsüber unterwegs, doch an diesem Donnerstag hatte der Tauberich keinen Rundflug unternommen, hatte nicht nach Futter Ausschau gehalten und war an Ort und Stelle sitzen geblieben, um verwirrt und unruhig herumzuschauen, es zu suchen, das Weibchen, mit dem er wer weiß wie viele Jahre gemeinsam verbracht hatte. Noch ahnte er es nicht, und auch ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch Hoffnung, aber sie kam nicht wieder. Vielleicht war die Vermisste Opfer einer Frontschürze oder eines gefräßigen Katers geworden, auch das wusste ich nicht, aber ich wusste, dass mich der Anblick des vereinsamten Tauberichs mitnahm.

Ich versuchte, mich möglichst tief in dieses bedrängende Gefühl hineinzuversetzen, es auszukosten, so intensiv und so lange es ging. Es machte mir Spaß, traurig zu sein. Zu selten waren solche Momente in meinem Leben geworden, also galt es, die Gunst der Stunde zu nutzen. Ich versuchte, von jeder kleinen Bewegung des Vogels auf dem gegenüberliegenden Fensterbrett Notiz zu nehmen. Die im kühler werdenden Wind hin und her wogenden Federn, die an der Hausmauer kauernde Sitzposition des Tieres und sein verlorener Blick blieben mir besonders gut im Gedächtnis. Als ein Pfarrer in einer der Nachbarstraßen die Kirchenglocke zur vollen Stunde zu läuten begann, verlieh ihr Klang dem traurigen Bild eine weitere melancholische Facette, und es wurde zunehmend schwer, traurig zu bleiben, weil die akustische Untermalung, die der liebe Zufall geschickt haben musste, derart passend geraten war. Die Schwermut schwand, doch das Glück, nach langer Zeit wieder eine profunde Empfindung gekostet zu haben, blieb.

Der Bann der Fensterbrett-Story ließ mich langsam los. Morgen würde ich noch einmal nach dem armen Kerl schauen, beschloss ich, richtete mich auf, drückte den seit mehreren Minuten bis auf den Filter abgebrannten Zigarettenstummel im Deckel eines Einmachglases aus, der mir auf meinem Fensterbrett gute Dienste leistete, und rieb mir die Ellbogen, die vom langen Abstützen wund geworden waren.

Ohne einen bestimmten Grund warf ich noch einen Blick auf die Straße, wo die eigentliche Show stattfand. Ich sah die Zukunft, wie sie in Science-Fiction-Filmen des späten zwanzigsten Jahrhunderts dargestellt worden war, allerdings weit weniger perfekt, als die Menschen sie sich vorgestellt hatten. Ich sah den abendlichen Berufsverkehr und ein paar Passanten, die mit hochleistungsfähigen Smartphones in ihren Händen und verstaubten Gesinnungen in ihren Köpfen herumliefen, unfähig, irgendetwas davon vernünftig zu nutzen. Ich sah, dass kaum einer etwas unternahm, um diese sterbende Welt besser zu machen, obwohl die meisten alle Möglichkeiten dazu gehabt hätten. Ich sah, dass sich diese lauten Winzlinge stattdessen lieber darstellten und versuchten, so gut es ging mit brillantem Einfallsreichtum der Wirklichkeit zu entfliehen. Bequemlichkeit ging vor, Tugenden waren fast vergessen, sich selbst zu belügen, war zum Volkssport geworden.

Ich sah mich selbst dort unten.

Alles war beim Alten, 2018, in Berlin, auf der Torstraße.

II

Das Fenster blieb geöffnet und die frisch aufgerissene Packung Lucky Strike, in der nunmehr siebzehn Stück lagen, wanderte zurück in meine Hosentasche. Die Geräusche von draußen, von Straßenbahnen, Autos und Menschen, begleiteten mich zurück an meinen Laptop, der auf dem Esstisch im Wohnzimmer stand.

Bevor ich mich setzte, blieb ich für wenige Augenblicke neben dem Stuhl stehen und betrachtete ihn wie ein Debiler. Die Welt war anders, als wir alle zu wissen glaubten, mit unseren Nasen über den Endgeräten, hin und her wischend, tippend, Seite um Seite ladend, um die vorherige wieder zu vergessen. Die Welt war anders, das Leben war anders. Es war langsamer. Und wir bekamen nichts davon mit.

Ich setzte mich, klappte die alte Kiste auf, tippte ein viel zu leicht zu knackendes Passwort ein, öffnete den Browser, um später schneller an Informationen gelangen zu können, griff nebenbei auf meinen Cloudspeicher zu und öffnete die Textdatei mit dem Titel CRM .

Zehn bis zwanzig Minuten musste ich noch an der Arbeit schreiben, die ich an diesem Morgen angefangen hatte. Es war eine wissenschaftliche Hausarbeit über Kundenbeziehungsmanagement, ein vergleichsweise einfaches, dafür maßlos langweiliges Thema. Eine Lebensmittelvergiftung wäre lustiger gewesen, als sich mit diesem Stumpfsinn zu beschäftigen.

Zwölf Seiten waren es, also fast nichts. Um kurz nach zehn hatte ich mit der Themenfindung und der Gliederung begonnen, bis dreizehn Uhr hatte ich geschrieben, Teile zumindest, andere wiederum aus früher verfassten Arbeiten über ähnliche Themen kopiert. Dann ging es in die Badewanne und danach raus, einen Cheeseburger zu Mittag essen. Von vierzehn bis siebzehn Uhr hatte ich weitergeschrieben. Nur noch die Seitenzahlen waren einzufügen, das Literaturverzeichnis fertigzustellen sowie der Text in verschiedenen Formaten zu speichern. Fertig.

Ich gab meine über dem Laptop gebückte Haltung auf und merkte, während ich mich zurücklehnte, dass mir der Nacken wehtat. Meine Halswirbel litten zusehends und ich unternahm nicht genug dagegen. Einfache Übungen zur Stabilisierung meiner Nackenmuskulatur halfen zumindest ein bisschen gegen die Verspannung. Wie lange hatte ich schon geplant eine Maus und eine externe Tastatur zu kaufen, um sie an den Laptop anzuschließen, diesen wiederum auf einem Bücherstapel zu platzieren und so wenigstens etwas ergonomischer sitzen zu können? Doch es hatte sich nie ergeben. Wenn ich daran dachte, war nie ein Elektronikladen in der Nähe, und wenn ich an einem vorbeiging, dachte ich an andere Dinge. Jedes Mal. Online zu bestellen, darauf kam ich dummerweise nicht. Es war verflixt und meine Halswirbel verloren.

Das war's .

Für diesen Tag war ich fertig, konnte aufatmen und musste keine weitere Sekunde mehr mit dieser Tätigkeit verbringen, die mir über die Jahre so verhasst geworden war. Früher, als ich mit ihr begonnen hatte, war es noch interessant für mich gewesen, alle paar Tage in ein neues Thema einzutauchen, zu lernen, anderen einen Dienst zu erweisen und Geld mit der Hilfestellung für angehende Wissenschaftler zu verdienen.

Mittlerweile dachte ich anders über meinen Job, den ich ausübte, weil ich schließlich irgendwo schlafen und etwas essen musste. Was genau mich daran störte, vergaß ich aber jedes Mal, wenn ich auf Senden klickte und die vorgefertigte E-Mail mit der Arbeit im Anhang in Richtung Kunde davonflog.

Drauf geschissen dachte ich und klappte den Laptop unsanft zu III 2011 - фото 1

Drauf geschissen , dachte ich, und klappte den Laptop unsanft zu.

III

2011, ich war jung, unreif, abenteuerlustig und noch nicht so abgezockt und schlitzohrig wie später, hatte ich begonnen, mit akademischen Arbeiten mein Geld zu verdienen. Damals waren hoffnungsvolle Tagediebe aus der ganzen Welt in das vermeintliche Mekka Berlin gezogen, um Erfahrungen zu sammeln, sich zu finden oder durchzustarten. Aus späterer Sicht war es eine relativ ruhige Zeit. Das Wort Hipster wurde noch nicht derart einfallslos durch alle Münder gezerrt, ebenso wenig wie der Flüchtling . Die AfD gab es noch nicht und der Bürgermeister der Bundeshauptstadt war schwul; und all das war gut so. Obgleich sich schon zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des dritten Jahrtausends sowohl der gemeine Hipster als auch das antiquierte Denken der 1930er Jahre in gleichem Maße unangenehm abzeichnete.

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